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1 Einleitung
Der Landesbetrieb Straßenbau NRW, kurz Straßen.NRW, ist ein rechtlich unselbstständiger Teil der Landesverwaltung NRW, dessen Tätigkeit erwerbswirtschaftlich – zumindest kostendeckend – ausgerichtet ist. Straßen.NRW wurde mit Wirkung zum 01.01.2001 gegründet. Die bis zu diesem Zeitpunkt vorhandenen zwei Straßenbauverwaltungen in kommunaler Trägerschaft – für die Region Rheinland und für die Region Westfalen-Lippe – wurden in staatlicher Trägerschaft zu einem Landesbetrieb überführt.
Straßen.NRW plant, baut und betreibt Bundesautobahnen, Bundes- und Landesstraßen im bevölkerungsreichsten Bundesland und ist in Nordrhein-Westfalen mit einer Fläche von ca. 34.000 km² und ca. 18 Mio. Einwohnern für 2.178 km Bundesautobahnen, 4.416 km Bundesstraßen, 11.234 km Landesstraßen und im Auftrag einiger Kreisverwaltungen für 1.019 km Kreisstraßen zuständig. Zu diesen rd. 18.800 km Straßen kommen noch die Streckenlängen der Verknüpfungspunkte und die 9.642 Brückenbauwerke hinzu.
Straßen.NRW versteht sich als modernes Dienstleistungsunternehmen, das seine Leistun gen kundenorientiert, bedarfsgerecht und wirtschaftlich erbringt.
Verfolgt werden diese Ziele durch die Anwendung betriebswirtschaftlicher Methoden.
Im Bereich des Straßenbetriebsdienstes wurde im Rahmen der Einführung des Leistungsheftes die Kosten- und Leistungsrechnung verbunden mit der produktbezogenen Budgetierung der einzelnen Meistereien umgesetzt. Zentrale Parameter sind dabei die Planung der pro Jahr zu erbringenden Leistungsmenge (Output), die Planung der dafür erforderlichen Ressourcen (Input) und die anschließende Beauftragung und Ist-Leistungserfassung.
Dabei werden Effektivitäts- und Effizienzsteigerungen durch konsequente Ergebnisbetrachtungen in Form von meistereiübergreifenden Qualitätszirkeln erreicht. Unterschiedliche Arbeitsverfahren werden so analysiert und optimiert sowie signifikante Abweichungen vom Jahresarbeitssoll sichtbar gemacht. Der Vergleich und die offene Diskussion über interne Preise mit den Meistereien führen zu kontinuierlichen Verbesserungen und damit zu einer deutlichen Stärkung der Konkurrenzfähigkeit gegenüber privaten Anbietern.
2 Grunddaten
Auf der Grundlage von mehrjährigen Aufwands- und Leistungserfassungen liegen bei Straßen.NRW mittlerweile umfassende und belastbare Betriebsergebnisse aus der Kosten- und Leistungsrechnung vor. Die Gesamtkostenanalyse der Betriebsdienstleistungen aller Meistereien von Straßen.NRW aus dem Jahre 2004 zeigt (Bild 1), dass die Leistungen der baulichen Unterhaltung, der Straßenausstattung, der Straßenreinigung, des Winterdienstes und der weiteren Leistungen, die im Wesentlichen die Beseitigung von Unfallschäden und die Streckenwartung beinhalten, für die jeweiligen Leistungsbereiche Kostenanteile zwischen 11 und 18 % der Gesamtkosten umfassen. Dem gegenüber binden die Leistungen der Grünpflege alleine 28 % der Gesamtkosten. Diese hohen Kostenbindungen im Bereich der Grünpflege, die beim Autobahnbetriebsdienst sogar ein Drittel der Gesamtkosten übersteigen, weisen auf den sehr arbeitsintensiven Aufgabenbereich hin.
Bild 1: Gesamtkostenanalyse des Straßenbetriebsdienstes aus dem Jahre 2004
Für alle Meistereien von Straßen.NRW wurde die Aufnahme des Anlagebestandes nach den Kriterien des bundesweit vereinbarten „Leitfadens für die Bestandsdatenerhebung an Straßen“ vollständig durchgeführt. Die Analysen bestätigen, dass die betrieblich zu unterhaltenden Anlageteile im Meistereivergleich erhebliche Unterschiede im „Bestand pro Kilometer Fahrbahn“ aufweisen. Die vorliegenden bestandsdatenbezogenen Kostenauswertungen des Betriebsdienstes zeigen dabei, dass lediglich 30 % der Gesamtkosten des Straßenbetriebsdienstes für die Wartung und Pflege der Fahrbahnen aufgewendet werden. Der deutlich größere Kostenanteil (70 %) wird durch die Wartung und Pflege der Straßenbestandteile seitlich der Fahrbahnen benötigt. Dieses Ergebnis mag überraschen, macht aber deutlich, dass das im Allgemeinen praktizierte Schlüsseln der Ressourcen des Betriebsdienstes (z. B. Finanzmittel, Personal) über Netzlängen die Höhe des erforderlichen Bedarfs verfehlt.
Eine wichtige Rolle kommt der Qualitätssicherung der Bestandsdaten zu. Hierzu sind noch Regeln zu vereinbaren, die eine einfache Plausibilitätsprüfung im Rahmen der Datenaufnahme und Datenerfassung ermöglicht.
Die Kostenanalysen nach Leistungsarten ergeben, dass viele Betriebsdienstleistungen unter einem Prozent der Gesamtkosten liegen. Allerdings ist auch festzustellen, dass die 20 kostenintensivsten Leistungsarten bereits 70 % der Gesamtkosten verursachen.
3 Kosten- und Erlösplanung
Mit der Gründung des Landesbetriebes wurde bei Straßen.NRW das Kaufmännische Rechnungswesen eingerichtet und ein Controlling aufgebaut, das die ergebnisorientierte Steuerung des Straßenbetriebsdienstes ermöglicht. Die hierzu notwendigen Steuerungsinstrumente wurden in mehreren Stufen ausgebaut. Nachdem in 2001 die Voraussetzung zur Steuerung der Einnahmen und Ausgaben des Landesbetriebes realisiert war, wurde in den Jahren 2002 und 2003 das Konzept zur Kosten- und Erlösplanung im Straßenbetriebsdienst umgesetzt.
Struktur der Kostenrechnung
Die Kosten- und Erlösplanung deckt die klassischen Bedürfnisse einer Kostenrechnung ab. Sie umfasst daher die Planung der Einsatzfaktoren für die wertschöpfenden bzw. unterstützenden Prozesse nach Wert und Menge unter Berücksichtigung der Aufbauorganisation. Des Weiteren werden die Outputmengen und -preise geplant. Die Outputplanung wird im klassischen Umfeld auch Absatzplanung genannt und stellt Marktsegmente in den Vordergrund.
Bild 2 Darstellung des Planungsprozesses im Straßenbetriebsdienst
Grundlage des Planungsprozesses ist das im Bild 2 dargestellte 3-Säulen-Modell.
Die linke Säule repräsentiert die Ressourcen einer Meisterei, die durch die klassischen Kostenstellen bereitgestellt werden (Straßenwärter, Fahrzeuge, Lager etc.). Diese Ressourcen verursachen Kosten auf der Kostenstelle und fließen als „Input-Leistungen“, also verfügbare Ressourcen, sowohl in den Wertschöpfungsprozess (Erbringung von Betriebsdienstleistungen) wie auch in interne Unterstützungsprozesse (z. B. Erbringung von Leistungen in der Werkstatt) ein.
Die mittlere Säule repräsentiert den Kostenträger Straße der Meisterei. Dieser Kostenträger wird durch die Kombination aus meistereispezifischer Straße und der dort zu erbringenden Leistung definiert. Der Kostenträger nimmt die Input-Leistungsarten (Arbeitskapazitäten) auf und reflektiert den Wertschöpfungsprozess.
Die dritte Säule stellt den Kunden dar. Der Kunde ist die übergeordnete Straße, welche die Leistung zu ihrem Betrieb und Instandhaltung anfordert. Die Straße repräsentiert somit den Baulastträger Bund, Land oder Kreis und zahlt für die jeweilige Leistung einen Tarif, der als derivativer (abgeleiteter) Preis für das Produkt „Leistungsart“ verstanden werden kann. Dieser derivativer Preis bildet sich nicht durch die Marktmechanismen von Angebot und Nachfrage, sondern wird auf der Grundlage nachkalkulierter Stückkosten für die jeweilige Laufzeit eines Jahres festgelegt. Der derivative Preis spielt weiterhin eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit dem Abstimmungsprozess der finanzwirtschaftlichen Planung.
Im Rahmen der Kosten- und Erlösplanung werden bei Straßen.NRW folgende Teilprozesse unterschieden:
- Die Outputplanung stellt die Planung des Produktabsatzes, also die Planung der straßenspezifisch zu erbringenden Leistungsmengen je Leistungsart nach den vorgegebenen Anforderungen gemäß Leistungsheft unter Berücksichtigung der jeweiligen Produktpreise (derivativer Preis), dar. Über die Outputplanung wird die Objektverantwortung im Sinne des Kontraktmanagements definiert.
- Die Inputplanung ist die Planung aller Kosten und Mengen für Einsatzfaktoren (Personal, Fahrzeuge etc.) unter Berücksichtigung der aufbauorganisatorischen Rahmenbedingungen sowie der vorhandenen Strukturen des Rechnungswesens. Über die Inputplanung kann dann die Ergebnisverantwortung im Sinne des Kontraktmanagements definiert werden.
Ermittlung der Jahresarbeitsmenge
Bei Straßen.NRW wird die Leistungsmenge (Output) für jede Meisterei auf der Grundlage des Leistungsheftes für den gesamten betriebsdienstrelevanten Anlagebestand der Meisterei über den Zeitraum einer Planperiode (ein Jahr) geplant. Wenn die Meisterei mit weiteren Leistungen beauftragt werden soll, wie z. B. Bauüberwachung oder die Durchführung substanzerhaltende Maßnahmen, werden diese im Planungsprozess berücksichtigt, da sie Ressourcen binden und zusätzliche Erlöse bringen. Zur Planung des meistereispezifischen Leistungskataloges werden die Turnusse der Leistungserstellung berücksichtigt. Die bei Straßen.NRW verwandten Turnusse stellen das Ergebnis umfangreicher Expertenbefragungen und Rückrechnungen aus Langzeit-Ist-Erfassungen dar. Der Auszug eines meistereispezifischen Leistungskataloges ist im Bild 3 dargestellt.
Bild 3: Auszug des meistereispezifischen Leistungskataloges der SM Legden
Dieser Leistungskatalog sagt z. B. zur Leistungsart 1.1 aus, dass die Straßenmeisterei Legden für das Jahr 2005 die Beseitigung von 1203 Schadstellen an Fahrbahnen eingeplant hat. Diese Leistungsmenge resultiert aus dem Produkt von Turnus (3 Stück Schadstellen je Kilometer Fahrbahn und Jahr beseitigen) und der zu berücksichtigenden Fahrbahnlänge der SM Legden (401 Kilometer).
Ermittlung der Meistereibudgets
Das Planen der Ressourcen (Input) steht in direkter Abhängigkeit zur Planung der Leistungsmenge (Output bestimmt Input). Das bedeutet, dass je Produkteinheit (z. B. Stück Schadstelle an Fahrbahnen beseitigen) die zur Erstellung dieses Produktes notwendigen Ressourcen auch mengenmäßig zu planen sind. Im Rahmen der Inputplanung werden die Kostenstellen der Meisterei sowie die Kostenträger (Straßen) – sofern fremdbezogene Leistungen direkt zugeordnet werden können – beplant. Aus Gründen der eindeutigen Zuordnung der Kostenarten sind die Meistereien von Straßen.NRW in fünf Kostenstellen gegliedert. Zwei davon sind personalführende Kostenstellen und zwar die Betriebskostenstelle, auf der die Straßenwärter einschließlich der Handwerker geführt werden und die Verwaltungskostenstelle, der das Leitungs- und Verwaltungspersonal der Meisterei zugeordnet ist. Die Fuhrparkkostenstelle umfasst die jährlichen Kosten der Fahrzeuge und Geräte der Meisterei, die Gehöftkostenstelle, die jährlichen Kosten der bebauten Grundstücke der Meisterei und die Lagerkostenstelle die Kosten der Materialien, die im Rahmen von Eigenleistungen für das Planjahr vorgesehen werden.
Die Planung der Kostenstellen setzt die Kenntnis von Leistungsdaten voraus. Für die Meistereien von Straßen.NRW wurden die Leistungsdaten aus Nachkalkulationen von Langzeit-Ist-Erfassungen ermittelt. Diese enthalten zu allen Leistungsarten folgende Angaben:
- die Betriebszeit, die zur Ausführung an der Arbeitsstelle benötigt wird, differenziert nach Personal, Fahrzeuge und Geräte
- die Rüstzeit, die notwendig ist, um das Arbeitssystem für einen bzw. mehrere Arbeitseinsätze vorzubereiten und Zeit, die notwendig ist, um das Arbeitssystem in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, differenziert nach Personal, Fahrzeuge und Geräte
- die mittleren Hin- und Rückfahrzeiten zur/von der Arbeitsstelle unter Berücksichtigung der Lage der Meisterei im Versorgungsgebiet
- den durchschnittlichen Material- Stoffverbrauch
- den mittleren Absicherungsaufwand differenziert nach Personal, Fahrzeuge und Geräte.
Die Bewertung des zeitanteiligen Ressourcenbedarfs an Personal und Fahrzeugen/Geräten erfolgt über den Ansatz von kalkulierten Stundentarifen (Stundenlöhne, durchschnittliche Kosten eines Geräteträgers pro Std.).
Bei der Bewertung des Materialverbrauchs werden durchschnittliche Verrechnungspreise der Kalkulation zugrunde gelegt. Unter Berücksichtigung von anteiligen Gemeinkosten ergeben sich so die Kosten pro Produkteinheit (Stückkosten). Nach dieser Verfahrensweise wurden für alle Produkte der Meistereien Stückkosten berechnet. Diese Stückkosten stellen dann die Preise des internen Marktes dar; das heißt es handelt sich um die Erlöse der Meistereien für die Produkterstellung, denen dann im Rahmen der Ergebnisrechnung die Kosten des tatsächlichen Aufwands gegenübergestellt werden.
Auf der Grundlage der meistereispezifischen Leistungskataloge werden unter Berücksichtigung der vereinbarten Stückkosten die Meistereibudgets ermittelt. Bestandsunabhängige bzw. nicht planbare Leistungen, werden unter Berücksichtigung regionaler Besonderheiten (z. B. Winterdienst) separat budgetiert.
Im Bild 4 ist ein Auszug des Planes zur meistereispezifischen Budgetermittlung dargestellt.
Bild 4: Auszug des Planes zur meistereispezifischen Budgetermittlung der SM Legden
Berichtswesen
Für die praktische Umsetzung der Steuerung des Betriebsdienstes wurde bei Straßen.NRW ein aussagekräftiges SAP-Berichtswesen eingeführt. Dieses Berichtswesen ermöglicht monatlich folgende Informationen für die verschiedenen Ebenen (Meisterei, Niederlassung und Betriebssitz):
- Berichte über den bewerteten Ressourcenverzehr zur Erstellung einer Katalogleistung
- Berichte über den mengenmäßigen Ressourcenverbrauch zur Erstellung einer Katalogleistung
- Differenzierung zwischen Betriebs-, Rüst-, Fahrt- und Absicherungszeiten
- Tatsächlich erbrachte Menge pro Katalogleistung und Periode
- Abweichungsanalysen Soll/Ist
- Berichte über erbrachte Leistungen und Kosten bezogen auf einzelne Straßen
- Straßenklassen- und Meistereiberichte
- Deckungsbeitragsberichte.
Bild 5: SAP-Bericht zur Leistungsverrechnung der SM Halle
Das Bild 5 zeigt beispielhaft den Auszug eines SAP-Berichtes zur Leistungsverrechnung. Dieser Bericht dokumentiert die Verrechnung der Leistungsart 1.1 „Schäden an Fahrbahnen beseitigen“ an der Bundesstraße B68 der Straßenmeisterei Halle für das Jahr 2004. Der Bericht weist alle zur Erstellung der Leistung erforderlichen Mengen sowie die verrechneten Erlöse aus. Im Bezugszeitraum (Jahr 2004) wurden von der SM Halle 131 Schadstellen an der B 68 beseitigt. Dafür erhielt die SM Halle Erlöse in Höhe von 6151 Euro. Der Verrechnung liegen die im Rahmen der Nachkalkulation ermittelten und einheitlich festgelegten Stückkostensätze zugrunde. Darüber hinaus weist der Bericht weitere Details zu einzelnen Kostenarten aus. Für insgesamt 1482 Euro wurden Straßenbaumaterialien wie Kaltmischgut, Splitt usw. bezogen und eingebaut. Der Materialbezug wird als primäre Kostenart direkt auf den Kostenträger B 68 der SM Halle gebucht. Die Lagerkostenstelle wird entsprechend entlastet. Die aufgewendeten Personalleistungen werden über die tatsächlich gebuchten Stunden, differenziert nach Betriebszeiten (59 h), Rüstzeiten (7,5 h) und Fahrzeiten (15,6 h) berücksichtigt. Über den hinterlegten Personaltarif (33,4 Euro pro Stunde) errechnet sich die Höhe der Personalkosten, um die sich die Betriebskostenstelle der SM Halle entlastet und den Kostenträger B68 der SM Halle belastet. Die Verrechnung der bezogenen Fuhrparkleistungen erfolgt in gleicher Weise. Im Ergebnis ist festzustellen, dass den verrechneten Erlösen in Höhe von 6151 Euro Belastungen in Höhe von 4787 Euro gegenüberstehen. Damit fällt das Ergebnis des Leistungserstellungsprozesses der SM Halle für die Beseitigung von 131 Schadstellen an der B68 im Jahre 2004 mit 1364 Euro positiv aus.
Neben dieser Leistungsverrechnung können von den einzelnen Ebenen (Meisterei, Niederlassung, Betriebssitz) weitere Berichtsarten abgerufen werden.
4 Ergebnisanalysen
Im Rahmen von Effektivitäts- und Effizienzüberprüfungen werden bei Straßen.NRW umfassende meistereiübergreifende Ergebnisanalysen durchgeführt. Die Analyseergebnisse werden regelmäßig in einzelnen Qualitätszirkeln mit allen Meistereileitern diskutiert. Damit sollen vor allem
- das Kostenbewusstsein gestärkt werden,
- effizientere Arbeitsverfahren herausgestellt werden,
- signifikante Abweichungen vom Jahresarbeitssoll sichtbar gemacht werden und
- belastbare Kalkulationswerte ermittelt werden.
Bild 6: Produktivitäten der Leistung 3.1 Verkehrszeichen instandhalten
Im Bild 6 sind die im Rahmen einer Divisionskalkulation errechneten Produktivitäten der Leistung 3.1 „Verkehrszeichen instandhalten“ für alle 85 Meistereien von Straßen.NRW dargestellt. Dabei sind die durchschnittlichen Produktivitäten der Meistereien, nach Größe sortiert, auf der Abszisse abgebildet. Die Höhe der Balken gibt Auskunft über die durchschnittliche Produktivität der Meisterei im Betrachtungszeitraum (Jahr 2004). Unter Produktivität ist dabei das mengenmäßige Verhältnis zwischen der Ausbringmenge (Output, hier „Stück Verkehrszeichen instandhalten“) und der eingesetzten Menge (Input, hier „Personalminute“) zu verstehen. Die dargestellten Produktivitäten beinhalten ausschließlich die zur Erbringung der Leistung erfassten Betriebszeiten des eingesetzten Personals. Damit werden Produktivitäten, bereinigt um „nicht produktive Zeitanteile“ vergleichbar. Rüst-, Fahr- und Absicherungszeitanteile sind also nicht enthalten. Im Jahre 2004 haben die 85 Meistereien von Straßen.NRW die Instandhaltung von insgesamt 97.090 Verkehrszeichen verbucht. Aus statistischer Sicht hat jede Meisterei im Jahresdurchschnitt mehr als 1140 Verkehrszeichen im eigenen Straßennetz instandgehalten. Die Nachkalkulation der Produktivitäten bezieht sich somit auf eine umfassende Datenbasis, die allerdings noch fehlerhafte Daten enthalten kann. Im Allgemeinen beeinflussen aber einzelne Eingabefehler nicht das Gesamtergebnis. Gravierende Mängel können dagegen z. B. durch das Verwechseln von Dimensionen der Abrechnungseinheiten bei der Datenerfassung (statt Kilometer werden Meter eingegeben) eintreten. Um systematische Fehler zu vermeiden ist besonders wichtig, dass die an die Leistungsarten gestellten Anforderungen einheitlich verstanden und umgesetzt werden.
Die im Bild 6 dargestellten durchschnittlichen Produktivitäten der Meistereien weisen eine Variationsbreite von 10 bis 450 Personalminuten pro Stück Verkehrszeichen instand halten auf. Gemäß den Anforderungen des Leistungsheftes sind Verkehrszeichen instand zu halten, um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. So sind Schäden an Fundament, Aufstellvorrichtung (Rohrpfosten, Rohrrahmen, Rohrschellen, Klemmschellen) an Verkehrszeichen sowie mangelhafte Befestigungen einzelner Teile, durch die die Sicherheit gefährdet ist, zu beheben. Darüber hinaus sind falsch ausgerichtete Verkehrszeichen zu richten. Die Erfahrungen zeigen, dass im Rahmen der Instandhaltung von Verkehrszeichen häufig die Verkehrszeichen neu ausgerichtet werden. Größere Instandhaltungsarbeiten, wie beispielsweise Arbeiten am Fundament, treten selten auf. Ein Instandhaltungsaufwand von weniger als 10 und mehr als 100 Personalminuten pro Stück Verkehrszeichen stellt daher eher die Ausnahme dar.
Im Rahmen der Bewertung der nachkalkulierten Produktivitäten wird der Median verwendet. Der Median beschreibt als statistische Größe die Grenze zwischen zwei Hälften. Bei einer nach Größe sortierten Folge von Messwerten, (Produktivitäten der Meistereien) ist der Median der Wert, der in der Mitte liegt. Im Gegensatz zum arithmetischen Mittelwert verhält sich der Median besonders stabil gegenüber einzelnen Ausreißern. Diese Verfahrensweise stellt sicher, dass die Wahrscheinlichkeit fehlerhafte Daten zu verwenden sehr gering ist.
Als maßgebende Produktivität wird für die Leistung 3.10 „Verkehrszeichen instandhalten“ der 43. Wert mit 47 Personenminuten pro Stück Verkehrszeichen instand halten bestimmt. Die Nachkalkulation der Produktivitäten wurde für alle Leistungsarten des Leistungsheftes durchgeführt. Sie sind Grundlage für das Aufstellen der Jahresarbeitspläne und die Personalbemessung der Meistereien.
In gleicher Verfahrensweise werden auch die Stückkosten für alle Leistungsarten errechnet. Die Stückkosten stellen die auf die Mengeneinheit bezogenen Selbstkosten dar. Sie dienen bei Straßen.NRW sowohl als Verrechnungspreise für die interne Leistungsverrechnung wie auch zur Festlegung der Preisuntergrenze im Rahmen von Kostenkalkulationen.
Die nachkalkulierten Stückkosten beinhalten dabei die:
- Personalkosten pro Abrechnungseinheit,
- Fahrzeug- und Gerätekosten pro Abrechnungseinheit,
- anteiligen Kosten der Arbeitsvorbereitung (Rüstzeiten),
- anteiligen Kosten der Fahrtzeiten,
- anteiligen Kosten der Absicherung und
- die anteiligen Materialkosten (Reinigungsmittel, Salz Bitumen).
Das Bild 7 zeigt das Ergebnis der im Rahmen der Divisionskalkulation errechneten Stückkosten der Leistung 3.1 „Verkehrszeichen instandhalten“ für alle 56 Straßenmeistereien von Straßen.NRW.
Bild 7: Stückkosten der Leistung 3.1 Verkehrszeichen instandhalten
Die durchschnittlichen Stückkosten der Meistereien sind wie bei den Produktivitäten nach Größe sortiert, auf der Abszisse abgebildet. Die Höhe der Balken gibt Auskunft über die durchschnittlichen Herstellungskosten des Produktes „Verkehrszeichen instandhalten“ der
Meisterei im Betrachtungszeitraum (Jahr 2004). Im Unterschied zu den Produktivitäten beinhalten die Stückkosten:
- die Personalkosten unter Berücksichtigung
- des Personalgrundtarif auf Basis der produktiver Stunden
- der Sachkostenzuschläge (beispielsweise Wärterschutzkleidung)
- der Gebäudekosten (kalkulatorisch)
- die Fahrzeug- und Gerätekosten unter Berücksichtigung
- von Abschreibungen in Anlehnung an die Bau-Geräteliste
- der produktiven Stunden nach Fahrzeug- und Geräteklassen
- der Versicherungskosten
- der Gebäudekosten (kalkulatorisch)
- der Zinsen (kalkulatorisch)
- der Verbrauchsstoffe (Kraftstoff, Öl, etc.)
- der Wartungs- und Reparaturkosten.
In die Berechnung der Stückkosten gehen zudem weitere Zeitanteile wie Rüstzeiten, Absicherungszeiten und Fahrzeiten ein. Darüber hinaus werden die Kosten der verwendeten Materialien wie z. B. Reinigungsmittel verrechnet. Die im Bild 7 dargestellten durchschnittlichen Stückkosten der Meistereien weisen eine Variationsbreite von 25 bis 275 Euro pro Stück „Verkehrzeichen instandhalten“ auf. Im Rahmen der Bewertung der nachkalkulierten Stückosten wird auch hier aus den zuvor beschriebenen Gründen der Median verwendet. Die für alle Leistungsarten nachkalkulierten Stückkosten stellen die Grundlage für die Verrechnung der Erlöse dar. Zudem werden diese Stückkosten unter Anpassung der Tarife (Vollkostenrechnung) für die Kostenkalkulation im Straßenbetriebsdienst herangezogen.
5 Kostenkalkulation im Straßenbetriebsdienst
Die Kostenkalkulation im Straßenbetriebsdienst ist sowohl für die interne Preisgestaltung, die Folgekostenabschätzung im Rahmen von kapazitätserweiternden Baumaßnahmen wie auch für die Erstellung und Fortschreibung von Kostenangeboten für den externen Markt ein unverzichtbares Instrumentarium.
Unter den Kunden des externen Marktes werden bei Straßen.NRW z. B. die Kreisverwaltungen, die gemäß dem Straßen- und Wegegesetz Nordrhein-Westfalen für das Planen, Bauen und Betreiben der Kreisstraßen selbst zuständig sind, verstanden. Hier sieht sich Straßen.NRW als der kompetente und leistungsfähige Infrastrukturanbieter, der bereits durch die Wahrnehmung der Aufgaben an Bundes- und Landestraßen in der Fläche vertreten ist. Die Kostenangebote an die Kreisverwaltungen reichen vom „Rund-um-sorglos-Paket“ der vollständigen Erledigung von Kreisstraßen-Aufgaben über die Beauftragung für einzelne Leistungspakete bis zum zentralen Streusalzeinkauf durch Straßen.NRW. Die Synergieeffekte sind groß, wobei Kosteneinsparungen auf der Seite der Kreisverwaltungen bis zu 25 % zu erwarten sind. Hier zeigt sich der Größenvorteil von Straßen.NRW zum Beispiel in der wirtschaftlicheren Nutzung von Investitionen und den relativ geringeren Overheadkosten, in der effizienteren Anwendung von Kosten- und Leistungsrechnungssystemen mit einem internen Benchmarking und in der einfachen und sehr wirtschaftlichen Netzverdichtung. Aufgrund der unterschiedlichen Netzstrukturen ergeben sich für den Kreisstraßenbetriebsdienst in der Regel höhere Aufwände bei der Gesamtbilanz der Arbeitserledigung als für den kombinierten Straßenbetriebsdienst an Bundes- und Landesstraßen. Dieses liegt darin begründet, dass die Bundes- und Landesstraßen ein in sich geschlossenes Straßennetz bilden, während die Kreisstraßen im Allgemeinen nur in Verbindung mit den Bundes- und Landesstraßen in geschlossenen Routen befahrbar sind. Der damit verbundene höhere Anteil an so genannten „Leerfahrten“ belastet das wirtschaftliche Gesamtergebnis des isolierten Kreisstraßenbetriebsdienstes erheblich. Die Kosten für den Straßenbetriebsdienst von Kreisstraßen in NRW liegen bei einer Beauftragung von Straßen.NRW gemäß § 56 Straßen- und Wegegesetz NRW in einer Bandbreite zwischen 3.900 und 5.400 Euro.
Grundlage der Preisermittlung ist zum einen das im Jahr 2005 offiziell durch den Bund eingeführte „Leistungsheft für den Straßenbetriebsdienst auf Bundesfernstraßen“, das die im Betriebsdienst zu erbringenden Leistungen detailliert beschreibt. Zum andern beruht die Kalkulation auf einer Aufnahme des im jeweiligen Kreisgebiet zu bearbeitenden Anlagebestandes und des Straßenzustandes, die gemeinsam die Art und die Menge der im konkreten Straßennetz zu erbringenden Leistungen bestimmen, und den kreisspezifischen Besonderheiten bzw. individuellen Kundenwünschen.
Die genaue Kalkulation der Betriebsdienstkosten des Kreisstraßennetzes setzt die exakte und gewissenhafte Aufnahme des betriebsdienstrelevanten Anlagebestandes an den Kreisstraßen voraus. Da diese Daten nicht immer vorliegen kalkuliert Straßen NRW für „neue Kunden“ auf der Grundlage eines Referenz-Anlagebestandes für Kreisstraßen, der aus dem erfassten Anlagebestand eines ca. 1000 Kilometer umfassenden Kreisstraßennetzes in NRW ermittelt wurde. Die Kalkulation geht vereinfachend von einem durchschnittlichen Straßeninventar pro Kilometer zu betreibender Streckenlänge unter Ansatz durchschnittlicher Turnusse und Häufigkeiten der Leistungserstellung aus. Der Preis deckt den zur Erbringung der Leistung erforderlichen Ressourceneinsatz (Personal, Fahrzeuge/Geräte, Material etc.) ab. Bestandsunabhängige Größen wurden auf Basis von Erfahrungswerten und kreisspezifischen topografischen Besonderheiten – insbesondere bezogen auf den Winterdienst – angesetzt. Die Kostenangebote beinhalten im Rahmen der Tarifgestaltung sämtliche Anteile, die im Rahmen einer Vollkostenrechnung zu berücksichtigen sind. Die Gestaltung des Personalkostentarifes erfolgt im Rahmen einer Zuschlagskalkulation unter Berücksichtigung folgender Faktoren:
- Zuschlag Sachkosten „Betriebsdienst“ (persönliche Schutzausrüstung )
- Zuschlag Gebäudekosten „Betriebsdienst“ (kalkulatorische Miete für Gebäudeteil Betriebsdienst)
- Zuschlag Verwaltungsanteil (betriebliche Verwaltungsleistungen der Meisterei wie z. B. Personalaufwand zur Organisation des Betriebsdienstes)
- Zuschlag Verwaltungsanteil (Overheadanteil der Niederlassung)
- Zuschlag Verwaltungsanteil (Overheadanteil des Betriebssitzes).
Bild 8: Auszug einer Kostenkalkulation für den Betriebsdienst an einem Kreisstraßennetz
Das Bild 8 zeigt den aktuellen Auszug einer Kostenkalkulation der Straßenbetriebsdienstleistungen an einem Kreisstraßennetz. Auf der Grundlage örtlicher Erfahrungen sind dabei die Turnusse der Leistungserstellung den regionalen Verhältnissen angepasst worden. Dadurch wird eine hohe Effektivität in der Leistungserbringung garantiert.
Mit der Kostenkalkulation ist Straßen.NRW in der Lage, kundenorientierte Betriebsdienstkalkulationen durchzuführen und die individuellen Bedürfnisse der Kunden flexibel zu erfüllen.
6 Zusammenfassung
Der Landesbetrieb Straßenbau NRW (Straßen.NRW) sieht in der ergebnisorientierten Steuerung des Straßenbetriebsdienstes die Antwort auf die sich stellenden Herausforderungen eines sich öffnenden Marktes. Dabei versteht sich Straßen.NRW als modernes Dienstleistungsunternehmen, das seine Leistungen kundenorientiert, bedarfsgerecht und wirtschaftlich erbringt.
Mit dem Leistungsheft für den Straßenbetriebsdienst auf Bundesfernstraßen, der Kosten- und Leistungsrechnung, sowie der Anwendung von Methoden zur Planung und Kalkulation des erforderlichen Ressourceneinsatzes stehen die dazu notwendigen Instrumente zur Verfügung.
Die bisherigen Erkenntnisse zeigen deutlich, dass es die Straßen- und Autobahnmeistereien von Straßen.NRW durch die Anwendung betriebswirtschaftlicher Methoden geschafft haben, effektiver, qualitativ besser und schneller und damit kostenbewusster zu arbeiten. |