FGSV-Nr. FGSV 002/137
Ort Bergisch-Gladbach
Datum 19.04.2023
Titel Poster - Stickoxide: Sind die Möglichkeiten ausgereizt?
Autoren Dr. Carsten Ackerhans, Dr. Franz Menzel, Anne Thüsing
Kategorien Luftqualität
Einleitung

Neue Herausforderungen am Horizont

Die Europäische Kommission hat im Oktober 2022 mit der Überarbeitung der Luftqualitätsrichtlinie einen deutlich verminderten NO2-Jahresmittelgrenzwert von 20 μg/m³ vorgeschlagen. Fast 50 % der Messstationen in Deutschland würden diesen Grenzwert, der ab 2030 gültig sein soll, aktuell nicht einhalten. Den Richtwert von 10 μg/m³, den die WHO 2021 erlassen hat, überschreiten sogar 80 % aller Stationen. Vor diesem Hintergrund sind die Fortschritte, die in den letzten Jahren bei der Minderung der Stickoxid-Belastung erzielt wurden, eher als Zwischenerfolg zu sehen.

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Anzahlverteilung der 2022 genessenen NO2-Jahresmittelwerte

Abbildung 1: Anzahl der Messstationen, die den aktuellen NO2-Jahresmittelgrenzwert und den von der EU-Kommission zur Überarbeitung der Luftqualitätsrichtlinie im Oktober 2022 vorgeschlagen Grenzwert einhalten würden; Datenquelle: Luftqualität 2022 – Vorläufige Auswertung, Umweltbundesamt.

Ein großer Teil der Eindämmung geht laut Umweltbundesamt auf eine Erneuerung der Fahrzeugflotte, also einer  Verminderung der Emittenten, zurück. Doch wird dieser Effekt weiter tragen, sodass eine erneute Halbierung des Jahresmittelwerts über die nächsten 7 Jahre möglich ist?

Mehrdimensionale Lösungen nötig

Wir denken, dass eine weitere signifikante Senkung in dieser relativ kurzen Zeit nicht mit einem Lösungsansatz allein zu bewerkstelligen ist. Neben der weiteren Verminderung von Stickstoff- und Stickoxidemissionen bedarf es unterstützender
Maßnahmen, die die vorhandenen Stickoxide unabhängig von den Emissionsquellen aus der Luft entfernen.

Abbildung 2: Mögliche Einsatzgebiete der Photokatalyse.

Photokatalytisch aktive Materialien sind in der Lage, Stickoxide aus der Umgebungsluft zu Nitrat abzubauen und können somit einen wichtigen Beitrag zu guter Luftqualität in den Städten leisten. Ein wichtiger Punkt dabei ist, dass die Bürgerinnen und Bürger keineswegs eingeschränkt werden. Straßenbeläge, Gehwege, Plätze, Dächer und Fassaden können einfach bei der nächsten Erneuerung aufgewertet werden.

Sprechen wir über Titandioxid

Seit der harmonisierten Einstufung von bestimmten Titandioxid-Pulvern als Krebsverdachtsstoff unter der CLP-Verordnung sind immer wieder Bedenken gegenüber der Anwendung photokatalytisch aktiver Materialien im öffentlichen
Raum geäußert worden. Dabei zeigen die Entwicklungen in den letzten Jahren, dass die Gefahr, die von dem Stoff ausgeht, mitunter deutlich überschätzt wird:

  • Messreihen der Hersteller haben ergeben, dass die handelsüblichen Titandioxid-Pulver die Einstufungskriterien nicht erfüllen, also nicht als Krebsverdachtsstoff einzustufen sind.
  • Die Einstufung von Titandioxid bezieht sich auf extrem große Mengen von Staub, die eingeatmet werden. Aus unserer Sicht unterscheidet sich der beobachtete Effekt nicht von anderen granulären, biopersistenten Stäuben.
  • Das Europäische Gericht hat Ende November 2022 geurteilt, dass die EU-Kommission bei ihrer Bewertung massive Fehler begangen hat. Die Einstufung von Titandioxid als Krebsverdachtsstoff ist nicht gerechtfertigt und somit
    aufzuheben. Das Urteil ist noch nicht rechtsgültig, da sowohl Frankreich als auch die Europäische Kommission dagegen Rechtsmittel eingelegt haben.

Sprechen Sie uns gerne dazu an.

Der Fachverband Angewandte Photokatalyse (FAP)

besteht seit 2011 als Fachgruppe des Verbands der Mineralfarbenindustrie e. V. Er dient seinen Mitgliedern, zu denen sowohl Hersteller von Photokatalysatoren, als auch Anwender aus der Baustoff- und Coatingsindustrie gehören, als gemeinsame Plattform, um das Thema Photokatalyse differenziert zu diskutieren. Ziel ist insbesondere die Verbreitung von photokatalytischen Anwendungen und der weitere Ausbau von Forschung und Entwicklung. Mit der freiwilligen Selbstverpflichtung des FAP ist ein Standard für den Auszeichnung von Produkten als photokatalytisch aktiv eingeführt worden.