FGSV-Nr. | FGSV 002/88 |
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Ort | Berlin |
Datum | 15.05.2007 |
Titel | Zukunftsfähiges Datenmanagement mit dem OKSTRA kommunal |
Autoren | Dr.-Ing. Andreas Kochs |
Kategorien | OKSTRA |
Einleitung | Dr.-Ing. Andreas Kochs ist Mitarbeiter der Mentra GmbH & Co.KG. Als Bauingenieur ist er zuständig für den Geschäftsbereich kommunales Datenmanagement und war bei der momatec GmbH Hauptbearbeiter des Forschungsprojektes FE 77.480/2004. Mit dem OKSTRA kommunal wurde im Rahmen des Forschungsvorhabens FE 44.780/2004 „Integrierte kommunale Verkehrsnetzdokumentation“ ein zum OKSTRA® kompatibles Datenmodelle für Netzdaten aus dem kommunalen Straßen- und Verkehrswesen geschaffen. Das Datenmodell erfüllt sowohl die Anforderungen der Geschäftsprozesse der kommunalen Straßenverwaltung als auch von übergreifenden Prozessen wie beispielsweise der Genehmigung von Gefahrgut- und Sondertransporten, wo Daten zum kommunalen wie zum überörtlichen Netz für die Routenplanung benötigt werden. Der OKSTRA kommunal kann somit die Grundlage für ein kommunales Datenmanagement sein und Medienbrüche in Prozessketten wie eGovernment- Anwendungen oder Managementaufgaben im Straßenbetrieb vermeiden. Damit der OKSTRA kommunal in Zukunft in der kommunalen Praxis Anwendung findet, muss er als Standard etabliert werden. Da hier andere Voraussetzungen gegeben sind als beim „Bundes“-Standard OKSTRA® muss eine Organisationsform für die Pflege und Weiterentwicklung von OKSTRA kommunal definiert werden. Aus dem Forschungsprojekt hat sich die „Kompetenzplattform Kommunales Infrastrukturmanagement Straße“ KIM-Straße gegründet, die auf privater Initiative die Verbreitung, Pflege und Weiterentwicklung des OKSTRA kommunal betreiben möchte. |
Volltext | Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.Einleitung Mit dem Abschluss des Forschungsprojektes FE 77.480/2004 „Integrierte kommunale Verkehrsnetzdokumentation“ liegt ein Datenmodelle für kommunale Straßennetze vor, was als Grundlage für das Datenmanagement im kommunalen Straßen- und Verkehrswesen dienen kann. Damit die Ergebnisse des Forschungsprojektes schnell in der Praxis umgesetzt werden, müssen die Anwendungsfelder und Nutzen von OKSTRA kommunal in der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden und die Pflege und Weiterentwicklung des Standards organisiert werden. In diesem Beitrag soll einerseits beschrieben werden, wie die Ergebnisse in der Praxis angewandt werden können und andererseits, welche Aktivitäten hinsichtlich Öffentlichkeitsarbeit und Standardpflege begonnen bzw. geplant sind.
Situation in den Kommunen Die Kommunen sind Dienstleister für den Bürger und die regionale Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist der Aufbau und die Erhaltung einer zum Leben der Bürger und für das Wirtschaftsleben notwendigen Infrastruktur. Für eine wirtschaftliche und effektive Verkehrs- und Siedlungspolitik sind Informationen über vorhandene Straßen, Leitungen, Gebäude, Parkplätze usw. eine unverzichtbare Grundlage, und zwar nicht nur in Form von Statistiken und Tabellen, sondern auch mit Informationen über die Lage eines Objektes oder die Länge und den geometrischen Verlauf einer Straße. Zentrale Prozesse bei der Verkehrsplanung, dem Erhaltungs- oder Verkehrsmanagement oder beispielsweise zur Genehmigung von Sondernutzungen, Aufbrüchen oder Gefahrgut- und Schwerlasttransporte können verwaltungsintern oder über Verwaltungsgrenzen hinweg durch das Vorhandensein von zuverlässigen und leicht zugreifbaren Informationen über das Straßennetz optimiert und somit beschleunigt und vereinfacht werden. Prozess-integrierende Informationssysteme können als eGovernment-Lösung zusätzlich das Angebot für den Bürger verbessern. In vielen Verwaltungen werden die für die verschiedenen Prozesse notwendigen Informationen (z. B. Lage und Art von Objekten oder Straßeninformationen) von den jeweiligen Zuständigkeiten individuell in jeweils eigenen Strukturen erstellt und verwaltet. Da viele dieser Informationen unserem Straßennetz zugeordnet sind (z. B. Verkehrsdaten, Zustandsdaten, Leitungsdaten usw.), gibt es in einer Kommune oftmals eine Vielzahl von Datenbeständen mit den unterschiedlichsten Ordnungsmerkmalen. Ordnungsmerkmale können z. B. der Straßenname in Verbindung mit einer Hausnummer oder eine Straßennummer mit einer Längenangabe sein. Diese Datenbestände werden in den jeweiligen Ämtern individuell gemäß ihren Ordnungssystemen fortgeschrieben. Ein ämterübergreifender Informationsaustausch ist dadurch nicht oder nur unvollständig möglich, zudem gibt es eine Unsicherheit für den Nutzer dieser Daten (z. B. den Verkehrsplaner), weil er das zugrunde liegende System der Datenaufnahme (Ordnungssystem) nicht kennt bzw. sich mit mehreren Ordnungssystemen befassen muss. Die verschiedenen Ansätze zur Verwaltung von straßenbezogenen Daten resultiert primär aus den gewachsenen Organisationsstrukturen der Kommunen. Die Vielzahl der existierenden Geschäftsprozesse im Straßen- und Verkehrswesen wird von einer ebenso großen Anzahl von Zuständigkeiten bearbeitet. Die Aufgaben für das Straßen- und Verkehrswesen in Kommunen ist grundsätzlich aufgeteilt zwischen planenden, genehmigenden und bauenden/betreibenden Ämtern (oder Fachbereiche o. ä.). Abbildung 1: Isolation von IT-Systemen und Straßennetzdaten Hier setzt der OKSTRA kommunal an. Er definiert ein einheitliches, standardisiertes Ordnungssystem für kommunale Straßendaten und ermöglicht damit die Spezifikation standardisierter Schnittstellen. Auf dieser Grundlage können vorhandene Fachinformationssysteme besser miteinander kommunizieren, weil die von ihnen verwendeten Straßendaten über standardisierte Schnittstellen ausgetauscht werden können. Ferner werden über die standardisierte Spezifikation verteilte, kooperative Architekturmodelle wie z. B. SOA (Service Oriented Architectures) angeregt und unterstützt. Damit können zukünftig Prozesse elektronisch unterstützt werden, die bisher manuell erledigt werden, weil kein integrierter Zugriff auf die benötigten Informationen existiert. Grundsätze des Datenmanagements Der Schwerpunkt des OKSTRA kommunal liegt auf der Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten bestehender Systeme und damit auf einer erleichterten Einbettung dieser Systeme in eine integrierte IT-Infrastruktur. Dies schließt aber keinesfalls aus, dass einzelne Kommunen neue Straßeninformationsbanken nach dem OKSTRA kommunal-Modell aufbauen können, wenn sie dies wollen. Die Entwicklung des OKSTRA kommunal zielt darauf ab, ein zuständigkeitsübergreifendes Datenmanagement im Straßen- und Verkehrswesens durch standardisierte Lösungen zu ermöglichen. Damit die Kommunikation zwischen den verschiedenen Zuständigkeiten und der Datenaustausch zwischen den unzähligen Prozessen und den unterschiedlichen Software-Anwendungen von Qualitätsverluste kosteneffizient durchgeführt werden können, ist die Schaffung von prozess-integrierenden Informationssystemen sinnvoll. Die Ziele und Anforderungen dieser Informationssysteme im Bereich des kommunalen Straßenwesens werden wie folgt definiert:
Unter betrieblichen Gesichtspunkten ist der OKSTRA kommunal besonders für den Datenaustausch zwischen verschiedenen Anwendungen bzw. zwischen verschiedenen Zuständigkeiten interessant. Durch erweiterte Möglichkeiten zum Datenaustausch eröffnet sich die Chance, die Datenpflege für einzelne Bereiche zu zentralisieren. Damit verringert sich der Aufwand bei der Fortführung, und die frei werdenden Ressourcen können u. a. dazu genutzt werden, die Aktualität der Daten zu steigern. Der OKSTRA kommunal ist geeignet, vielfältige Architekturen des Datenmanagements durch die Bereitstellung von standardisierten Datenschnittstellen zu unterstützen. Die folgende Abbildung zeigt ein Beispiel, bei dem eine zentrale Straßendatenbank die Netzdaten für unterschiedliche Fachanwendungen bereitstellt. Weiterhin kann eine OKSTRA kommunal-basierte Schnittstelle den Austausch von Fachdaten zwischen den Fachanwendungen unterstützen. Abbildung 2: Beispiel für Datenmanagement mit OKSTRA kommunal Durch die Schaffung von standardisierten Schnittstellen kann mit dem OKSTRA kommunal und der Nutzung von Web Services eine Service orientierte Architektur in der kommunalen Straßen- und Verkehrsverwaltung realisiert werden. Dabei wird eine verteilte Systemarchitektur aufgebaut, in der unterschiedliche IT-Anwendungen miteinander kommunizieren und Daten austauschen. Jede Anwendung verwaltet dabei, die für ihre Aufgabe notwendigen Daten selbst, Daten die ihren Ursprung in anderen IT-Systemen haben, werden von dort auf Anfrage bezogen, so dass eine doppelt Datenhaltung und Dateninkonsistenzen vermieden werden können. Grundlage für diese Systemarchitektur ist ein einheitliches Ordnungssystem, welches zentral vorgehalten und für alle Anwendungen zur Verfügung gestellt wird. Aufgrund der durch den OKSTRA kommunal gegebenen standardisierten Spezifikation straßenbezogener Daten können die über die einzelnen Services erhaltenen Daten leicht integriert werden. Damit wäre es z. B. möglich, ein Informationssystem einzurichten, das seine Daten aus verschiedenen Services bezieht und entweder intern – für die verschiedenen Ämter und Fachbereiche einer Kommune - oder extern - für jeden interessierten Bürger – zur Verfügung stellt. Mögliche Inhalte eines solchen Systems wären neben den Bestandsdaten beispielsweise Informationen über Ereignisse temporärer Natur wie etwa Baumaßnahmen, Veranstaltungen oder Verkehrsstörungen. Es wäre auch möglich, solche Services in ein Workflow-Managementsystem zu integrieren, mit dem die in einer Kommune ablaufenden Prozesse (z. B. die Erteilung von Genehmigungen) effizienter gestaltet werden können. Diese müssen innerhalb von Prozessketten miteinander kommunizieren und nach Abschluss eines Prozesses die Daten evtl. für andere Prozesse bereitstellen. Die Kommunikation innerhalb der Kommunen zwischen unterschiedlichen Zuständigkeiten, beispielsweise zwischen der planenden und der genehmigenden Behörde oder zwischen der Straßenbauverwaltung und der Vermessung ist häufig nicht optimal gelöst. Die Kommunikation zwischen der kommunalen Verwaltung und anderen Institutionen im Verkehrsbereich (Polizei, ÖV-Betrieb, Versorgungsunternehmen) stellt ebenfalls eine Schnittstelle dar, bei der es zu Informationsverlusten kommen kann. Eine Kommunikation mit über-geordneten Behörden (z. B. auf Landesebene) oder mit benachbarten kommunalen Verwaltungen findet meistens nur bei speziellem Projektbezug statt, regelmäßiger (automatischer) Datenaustausch findet selten statt). Ebenso können eGoverment-Anwendungen z. B. für Genehmigungs- und Abstimmungs- oder Koordinationsverfahren basierend auf OKSTRA kommunal-Schnittstellen und entsprechenden Web Services realisiert werden. Die eGovernment-Anwendung kann dabei direkt auf die verteilten Datenhaltungen zugreifen. Kommunen, die den gleichen Standard (Ordnungssystem und Fachdatenmodelle) benutzen, können gemeinsame Softwareentwicklungen betreiben bzw. ausschreiben und so gemeinsam wirtschaftlicher arbeiten. Ausschreibungen können firmenneutral erfolgen, es entsteht ein größerer Wettbewerb.
Durch den Einsatz einer Service orientierten Architektur eröffnen sich im Vergleich zu einer konventionellen Architektur, die auf dem Einsatz einzelner, voneinander unabhängiger Anwendungen basiert, neue Möglichkeiten sowohl im Hinblick auf den Aufbau einzelner Anwendungen als auch auf die Art und Weise des Informationsaustausches zwischen ihnen. Dieser Paradigmenwechsel lässt sich nach dem „Leitfaden zur objektorientierten Modellierung des OKSTRA“ durch folgende Schlagworte charakterisieren:
Abbildung 3: Service orientierte Architektur Die wichtigsten Vorteile von serviceorientierten Architekturen unter Nutzung von OKSTRA kommunal sind:
Durch den Aufbau einer serviceorientierten Architektur ist es darüber hinaus möglich, verschiedene Fachinformationssysteme (FIS) nach und nach zu integrieren und damit immer mehr die Vorteile eines integralen Systems auszuschöpfen, ohne dass ein solches System in einem Schritt konzipiert werden muss. Die vielseitige Verwendbarkeit der einzelnen Komponenten und Dienste führt zu einer großen Flexibilität bei der Planung weiterer Integrationsschritte. 1) So müssen z. B. Katasterdaten bei Fortschreibungen nicht mehr durch die nutzende Stelle nachgepflegt werden, wenn sie jederzeit aktuell bei der Katasterverwaltung online abrufbar sind. Damit kann auch das aufwändige und fehleranfällige Verfahren zur Aktualisierung von Sekundärdatenbeständen entfallen. Innerhalb einer serviceorientierten Architektur können verschiedene Arten von Services existieren. Im Kontext einer kommunalen Straßennetzdokumentation sind u.a. Informationsservices und Workflow-Support-Services von Bedeutung. Aufgabe eines Informationsservices ist es, Informationen bereitzustellen. Unter diese Kategorie fallen sowohl Endbenutzer-Services, die Informationen für einen menschlichen Betrachter bereitstellen (mit einer geeigneten Oberfläche, Visualisierungsmöglichkeiten, Filterungs- und Abfragemöglichkeiten etc.) als auch Services, die Informationen für eine weitere technische Verarbeitung liefern. Im Bereich raumbezogener Informationen kommen dafür beispielsweise Web Map Services (WMS) und Web Feature Services (WFS) nach OGC-Spezifikation in Betracht. Ein WMS liefert auf Anforderung Kartendarstellungen, ein WFS Vektordaten. In der vollen Ausbaustufe als Transaction WFS können mit einem WFS auch Änderungen an der verwendeten Datenbasis durchgeführt werden; damit wird freilich der Bereich eines reinen Informationsservices verlassen. Informationsservices können sowohl intern (d. h. nur für Nutzer innerhalb der Verwaltung einer Kommune) als auch extern (d. h. für alle interessierten Bürger) betrieben werden. Ein Informationsservice kann die Informationen, die er bereitstellt, sowohl aus einer einzigen Datenquelle (z. B. einer Datenbank) als auch aus mehreren Datenquellen (Datenbanken bzw. anderen Informationsservices) beziehen. Insofern kann mit der Einrichtung einer Service orientierten Architektur eine Strukturierung der verfügbaren Daten vorgenommen werden, die unabhängig von der tatsächlichen physikalischen Speicherung der Daten ist. Ein Workflow-Support-Service dient zur Unterstützung bestimmter Prozessvorgänge. Dies ist vor allem dann interessant, wenn mehrere Stellen an einem Prozess beteiligt sind, deren Tätigkeit innerhalb des Prozesses koordiniert werden muss. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, verwenden Workflow-Support-Services häufig Informationsservices als Datenquelle. Für Geschäftsprozesse wird ein definierter Workflow hinterlegt und in jeder Stufe des Prozesses die relevanten Partner beteiligt. Ein Anwendungsfall ist beispielsweise die Genehmigung von Aufbrüchen von Versorgungsunternehmen. Dieser Prozess kann durch die Nutzung von Workflow-Support-Services als eGovernment-Anwendung unter Nutzung von standardisierten Schnittstellen ohne Medienbrüche realisiert werden. Ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen den einzelnen Anwendungen, Komponenten und Services einer Service orientierten Architektur kann allerdings nur auf der Grundlage standardisierter Spezifikationen erfolgen: Komponenten und Services müssen bestimmten Standards genügen, um möglichst vielseitig verwendbar zu sein. Dies gilt auch für die Spezifikation der Daten, die in der Architektur durch dezentrale Services für verschiedene Anwendungen zur Verfügung gestellt werden. Für den Bereich der kommunalen Straßennetzdokumentation leistet der OKSTRA kommunal eine entsprechende Standardisierung hinsichtlich der Semantik und Strukturierung der Daten. Er kann daher als ein wesentlicher Grundbaustein für den Aufbau einer serviceorientierten Architektur in einer Kommune angesehen werden. Der Einsatz von OKSTRA kommunal einer Service orientierten Architektur soll am Beispiel des Managements von Erhaltungsmaßnahmen und Aufbrüchen der Versorgungs- und Telekommunikationsunternehmen sowie von Sondernutzungen dargestellt werden. Für diesen Use Case sind die folgenden IT-Systeme relevant:
Abbildung 4: Systemarchitektur für kommunales Maßnahmenmanagement Die Straßeninformationsbank stellt für alle Anwendungen die relevanten Netzdaten zur Verfügung. Je nach Nutzer- und Rechtekonzept wäre es auch möglich, dass die Leitungsträger auf die Netzdaten zugreifen, um diese z. B. im Rahmen ihres Leitungskatasters zu nutzen. Im Erhaltungsmanagement werden alle Daten zum Straßenzustand sowie die Daten zu Erhaltungsmaßnahmen, Erhaltungsprogramm und Budgetdaten vorgehalten. Die Zustands- und Maßnahmendaten werden dabei auf die Netzdaten aus der SIB referenziert. Für die Koordination von Erhaltungsmaßnahmen z. B. mit Aufbrüchen der Versorger können Maßnahmendaten aus den Erhaltungsmanagement für das Aufbruchsmanagement zugänglich gemacht werden. Das Sondernutzungs- und Aufbruchsmanagement dient zur Verwaltung der Ereignisdaten, für die Erstellung und Verwaltung von verkehrsrechtlichen Anordnungen sowie für die Dokumentation des Genehmigungsprozesses. Das Sondernutzungs- und Aufbruchmanagement ist gekoppelt mit einer eGovernment-Anwendung, in der der Workflow des Genehmigungs- und Abstimmungsprozesses gesteuert wird. Der Antragsteller kann ggf. bei der Erstellung des Antrag im Internet auf Daten aus den kommunalen System zurückgreifen, so z. B. auf die Netzdaten zur Verortung der Maßnahme oder auf die Daten zum Querschnitt, um die jeweils betroffenen Flächen zu definieren. Für alle internen Systeme ist es möglich, dass im kommunalen Intranet Informations-Clients eingesetzt werden. Über diese Clients können alle berechtigten Nutzer Informationen aus den Fachanwendungen abfragen. Es wird ein Informationsservice bereitgestellt, ohne dass der Nutzer bearbeiten und ändern kann (read only).
Praxiseinführung, Standardpflege und Weiterentwicklung des OKSTRA kommunal Mit dem Abschluss des Forschungsvorhabens ist der Prozess zur Entwicklung eines standardisierten Datenmodells zur Beschreibung von kommunalen Straßennetzen und den für das kommunale Straßen- und Verkehrswesen relevanten Fachdaten keineswegs abgeschlossen. Die in diesem Vorhaben erarbeiteten Ergebnisse müssen nun in der Praxis zur Anwendung kommen. Dabei muss gewährleistet bleiben, dass es zu einer Weiterentwicklung der Modellierung kommt und eine entsprechende softwaretechnische Umsetzung bei den Herstellern von IT-Produkten im Straßen- und Verkehrswesen durchgeführt wird. Der neu entwickelte Standard muss somit von einer zentralen Stelle betreut, weiterentwickelt und gepflegt werden. Im Vergleich zur Entwicklung des OKSTRA® müssen aber beim OKSTRA kommunal neue Wege beschritten werden. Nachdem im Forschungsvorhaben die grundlegenden Modellierungen und Schemata des OKSTRA® entwickelt worden sind, wurde er mit dem Allgemeinen Rundschreiben Straßenbau 12/2000 vom BMVBW für den Bereich der Bundesfernstraßen verpflichtend eingeführt. Es wurde eine zentrale Pflegestelle eingerichtet, die vom Bund finanziert wird. Diese Pflegestelle verwaltet den OKSTRA®-Standard und ist der Adressat für Änderungsanträge. Nach Beratung mit Experten und ggf. neuen Modellierungen wird eine aktualisierte Version des OKSTRA® veröffentlicht, so dass jeder IT-Anbieter seine Software anpassen und sicher sein kann, dass er mit der gültigen Version des OKSTRA® arbeitet. Die Ausgangslage beim OKSTRA kommunal ist eine andere. Im Rahmen des vom BMVBS finanzierten Forschungsvorhabens wurde eine Datenmodellierung für das kommunale Netz entwickelt. Dies erfolgte im Rahmen des Forschungsprogramms Stadtverkehr mit der Zielsetzung eine Lösung für das kommunale Straßen- und Verkehrswesen zu schaffen. Zwar haben sowohl der Bund als auch die Länder Interesse an einem OKSTRA kommunal, der mit dem OKSTRA® kompatibel ist. Die weitere Entwicklung des Standards liegt aber außerhalb des Zuständigkeitsbereiches des BMVBS. Somit wird die Pflege des Standards OKSTRA kommunal auch nicht durch den Bund finanziert. Eine Betreuung des OKSTRA kommunal durch die OKSTRA®-Pflegestelle wäre somit, obwohl inhaltlich sinnvoll, nur möglich, wenn sich ein neues Finanzierungs- und Organisationsmodell für die Pflegestelle finden würde. Dies ist zur Zeit nicht abzusehen. Aus diesem Grund müssen neue Wege für den OKSTRA kommunal gefunden werden. Es muss sichergestellt werden, dass
Die Strategie zur Einführung des OKSTRA kommunal basiert auf 4 Säulen:
Geht man von dem Szenario aus, dass es keine Institution aus der öffentlichen Verwaltung (national, Bundesländer oder kommunal) gibt, die eine Verwaltung des OKSTRA kommunal-Standards als ihre hoheitliche Aufgabe ansieht, dann wird die Durchsetzung des OKSTRA kommunal davon abhängen, dass
Da bisher keine Institution als Träger der für die Praxiseinführung notwendigen Aktivitäten identifiziert werden konnte, wurde im Projektbearbeiterteam die folgende Strategie entwickelt:
Abbildung 5: Aufgaben nach Abschluss des FOPS-Projektes Im Dezember 2006 hat sich die „Kompetenzplattform Kommunales Infrastrukturmanagement“ (KIM-Straße) gegründet, die sich die Aufgabe zur Pflege und Weiterentwicklung gestellt hat.
Die „Kompetenzplattform Kommunales Infrastrukturmanagement“ Die Kompetenzplattform ist ein offener Zusammenschluss von Herstellern und Beratern sowie Anwendern im Bereich des Datenmanagements im Straßenwesen. Alle Unternehmen, Gebietskörperschaften und Einzelnpersonen, die Lösungen und Know-How im Bereiche des Datenmanagements unter Nutzung der oben genannten Standards vorweisen können, sind eingeladen, Partner in der Kompetenzplattform zu werden. Jedem Partner wird die Gelegenheit gegeben, auf den Internetseiten der Plattform seine Lösungen zu präsentieren und sein Know-How einzubringen. Weiterhin ist jeder Partner eingeladen an der Weiterentwicklung des „OKSTRA kommunal“-Standards teilzuhaben. Jeder Partner wird über Neuerungen informiert und kann an der Weiterentwicklung des „OKSTRA kommunal“ mitgestalten. Die Kompetenzplattform „KIM-Straße“ (www.kim-strasse.de) hat das Ziel, am Markt eine offene standardisierte Herangehensweise für das kommunale Infrastrukturmanagement im Straßenwesen einzuführen. Durch die Kompetenzplattform sollen die weit reichenden Erkenntnisse aus dem Forschungsauftrag „Integrierte kommunale Verkehrsnetzdokumentation“ und dessen wesentlicher Inhalt, der OKSTRA Kommunal, möglichst schnell weite Verbreitung finden. Die Kompetenzplattform KIM-Strasse will die Kommunen bei der Gestaltung des „Kommunalen Infrastrukturmanagements“ im Straßenwesen unterstützen. Eingebunden in die Aktivitäten der Kommunen für die Umsetzung des „Neuen Kommunalen Finanzmanagements“ (NKF) arbeiten viele Städte zur Zeit an der Realisierung einer Straßendatenbank, die die für NKF notwendigen Kennzahlen zur Straßeninfrastruktur bereitstellen soll. Damit diese Investitionen zukunftssicher getätigt werden können, möchte die Kompetenzplattform die Kommunen über die vorhandenen standardisierten Lösungen informieren. Die Philosophie der Kompetenzplattform KIM-Strasse ist der Einsatz von standardisierten Lösungen, damit eine verlustfreie Datenkommunikation zwischen unterschiedlichen Zuständigkeiten, Abteilungen aber auch IT-Systemen möglich ist. Kern dieser Philosophie ist der Einsatz von standardisierten Datenschnittstellen unter Nutzung des OKSTRA® und des „OKSTRA Kommunal“ sowie der Einsatz von „Service orientierten Systemarchitekturen“ (SoA), die eine Verknüpfung unterschiedlicher Softwaresysteme z. B. über Web Services ermöglichen. Die Plattform verfolgen die Zielsetzung, durch die Nutzung von nationalen und internationalen Standards wie dem OKSTRA®, OKSTRA Kommunal und den OGC®-Spezifikationen eine höchst mögliche Flexibilität, Herstellerunabhängigkeit und Nutzenaktivierung bei den Anwendern zu erreichen. Die Kompetenzplattform „KIM-Straße“ verfolgt die folgenden Ziele:
Die Kompetenzplattform möchte zum Wissenstransfer im Themenbereich „Datenmanagement im kommunalen Straßenwesen“ beitragen und die Nutzung der Standards wie OKSTRA®, OKSTRA kommunal und OGC®-Web Services in der Praxis vorantreiben. Die Kompetenzplattform unterhält eine Internetpräsenz unter www.kim-strasse.de, in der die relevanten Informationen über die Standards und Implementierungsbeispiele der interessierten Öffentlichkeit angeboten werden. Gleichzeitig agiert die Kompetenzplattform als eine Art Pflegestelle für den Standard und betreut die Weiterentwicklung des „OKSTRA kommunal“.
Fazit und Ausblick Mit dem Datenmodell für den OKSTRA kommunal wurde eine wichtige Grundlage geschaffen, um ein zukunftssicheres Datenmanagement in der kommunalen Straßen- und Verkehrsverwaltung umzusetzen. Der OKSTRA kommunal ermöglicht die Umsetzung von Service-orientierten Architekturen, die eine größere Flexibilität bei der Herstellerwahl und Kopplung verschiedener IT-Anwendungen erlauben, so dass ein zuständigkeitsübergreifendes Datenmanagement in der Straßenverwaltung möglich ist, was zu deutlichen Einsparungen z. B. bei der Datenerfassung und Datenpflege führen wird. Die einmal erfassten Daten können unterschiedlichen Geschäftsprozessen zur Verfügung gestellt werden. Durch die Nutzung von standardisierten Datenmodellen und Schnittstellen (z. B. OGC® Web Services) können auch eGovernment-Anwendungen zur Kommunikation mit dem Bürger und der Wirtschaft realisiert werden. Damit der OKSTRA kommunal seine Verbreitung in der Praxis findet ist es notwendig, dass die Hersteller von IT- Systemen aktiv an der Gestaltung des Standards teilnehmen und die Anwender und Nutzer über die Nutzen und vorteile informiert werden. Mit der Gründung der „Kompetenzplattform Kommunales Infrastrukturmanagement“ ist der Prozess zur Praxiseinführung von OKSTRA kommunal begonnen. Die Kompetenzplattform hat sich die Pflege und Weiterentwicklung des Standards auf die Fahnen geschrieben. Die Schwerpunkte der zukünftigen Arbeit am OKSTRA kommunal können wie folgt beschrieben werden:
Literatur Kirschfink, A. Kochs, D. König, J. Hettwer, Forschungsprojekt FE 77.480/2004, 1. Zwischenbericht, 15.11.2005, veröffentlicht unter www.okstra.de als Dokument FOPS0014.pdf Kirschfink, A. Kochs, B. Weidner, J. Hettwer, Forschungsprojekt FE 77.480/2004, Diskussionspapier „Betriebliche und organisatorische Konzeption“, 05.04.2006 Kirschfink, A. Kochs, B. Weidner, J. Hettwer, Forschungsprojekt FE 77.480/2004, Schlussbericht (bisher unveröffentlicht), 13.02.2007 Weidner, Leitfaden zur objektorientierten Modellierung des OKSTRA, Nov. 2004, veröffentlicht unter www.okstra.de als Dokument N0048.pdf |