Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.
1 Über die Autobahn GmbH des Bundes
Die Autobahn GmbH des Bundes (nachfolgend „die Autobahn GmbH“ genannt) wurde im September 2018 mit der Bundesrepublik Deutschland als alleinige Gesellschafterin gegründet. Seit der offiziellen Übernahme der Aufgaben der Landesbehörden im Januar 2021 ist die Autobahn GmbH für die Planung, den Bau und den Betrieb, die Erhaltung und Finanzierung sowie die vermögensmäßige Verwaltung des ca. 13.000 km langen Bundesautobahnnetzes in Deutschland verantwortlich. Zur Wahrnehmung der umfassenden Aufgaben ist die Autobahn GmbH stark in der Fläche vertreten mit zehn Niederlassungen, 41 Außenstellen, 189 Autobahnmeistereien und 13 Verkehrszentralen. Das Ziel der Gesellschaft ist die Bereitstellung einer leistungsfähigen und sicheren Infrastruktur mit einheitlichen Qualitätsstandards sowie der effiziente Betrieb und Erhalt der Bundesautobahnen. Dies umfasst nicht nur das Betreiben und Erhalten von Straßen, sondern auch über 28.000 Brückenbauwerke und 550 Tunnel.
2 Aufbau von Schnellladeinfrastruktur
Klimaschutz ist auch bei der Autobahn GmbH ein zentrales Thema. Die Minderung des Ausstoßes von klimaschädlichen Treibhausgasen im Verkehrssektor hat sich die Bundesregierung unter anderem mit der Novelle des Klimaschutzgesetzes und dem Klimaschutzprogramm 2030 als Ziel gesetzt. Hierbei soll bis 2030 eine Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen um 48 % im Vergleich zum Jahr 1990 erfolgen. Dieses Ziel soll mit der zunehmenden Elektrifizierung des Straßenverkehrs erreicht werden. Damit die Zulassung von Elektro- und Hybridfahrzeugen attraktiver wird, leistet die Autobahn GmbH durch den Aufbau von Schnellladeinfrastruktur einen zentralen Beitrag. Laut dem Masterplan Ladeinfrastruktur sollen bis 2030 eine Million öffentlich-zugängliche Ladepunkte geschaffen werden, was einen zentralen Baustein für den Markthochlauf darstellt. Der in diesem Jahr präsentierte Masterplan Ladeinfrastruktur II schärft vor allem regulatorische und investive Maßnahmen nach, um dieses Ziel erreichbar zu machen.
Der zentrale Anwendungsfall für die Autobahn GmbH stellt dabei der Langstreckenverkehr (über 100 km) im Individualverkehr dar. Während Elektrofahrzeuge auf Kurzstrecken zuhause geladen werden können oder im Pendlerverkehr beim Arbeitgeber, braucht es für den Langstreckenverkehr eine flächendeckende und bedarfsorientierte Ausstattung des Bundesautobahnnetzes.
Die Autobahn GmbH setzt diesen Lückenschluss im Langstreckenverkehr um, indem bis 2025 über 400 bewirtschaftete Rastanlagen und 200 unbewirtschaftete Rastanlagen mit E-Ladeinfrastruktur ausgestattet werden. Unsere Nebenbetriebskonzessionäre werden auf den bewirtschafteten Rastanlagen über 3.300 HPC-Schnellladepunkte schaffen. Über ein komplexes Vergabeverfahren werden Ladepunkte auf bewirtschafteten Anlagen durch weitere 1.000 Ladepunkte auf unbewirtschafteten Rastanlagen ergänzt. Die letzteren werden von der Autobahn GmbH aus „einer Hand“ betrieben.
3 Herausforderungen
Die Hauptziele der Autobahn GmbH bis 2025 umfassen generell die Attraktivitätssteigerung von E-Mobilität – auch für den Langstreckenverkehr. Dabei soll alle zehn Minuten eine Schnellladesäule erreichbar werden. Dies geschieht durch die Schaffung von 3.300 neuen Ladepunkten auf über 400 bewirtschafteten Rastanlagen sowie von 1.000 neuen Ladepunkten auf 200 unbewirtschafteten Rastanlagen.
Die Herausforderungen, mit denen sich die Autobahn GmbH dabei konfrontiert sieht, sind breit. Zuerst verfügt nicht jede unbewirtschaftete Rastanlage über einen geeigneten Netzanschluss. Diese müssen insofern erst zu einem Trafo auf der Rastanlage verlegt werden, bevor Ladesäulen gebaut werden können. In diesen Punkt spielen auch die engen Platzverhältnisse auf den Anlagen eine Rolle. Man möchte beispielsweise nicht, bestehende Ausbauvorhaben zur Schaffung – ebenfalls knapper – Lkw-Stellplätze behindern. Gleichzeitig haben unbewirtschaftete Rastanlagen einen schlechten Ruf, welcher durch zusätzliche Maßnahmen (z. B. nächtliche Beleuchtung für höhere Sicherheit) verbessert werden muss. Zuletzt ist eine zielgenaue Bedarfsplanung problematisch, da sie bisher nur nach bestimmten Modellen geschätzt werden kann.
Perspektivisch soll auch die Ladeinfrastruktur für Güter- und Schwerlastverkehren ausgebaut werden. Diese ermöglicht das Zwischendurchladen auf den Bundesautobahnen. Die Ausbauplanung muss alsbald gestartet werden, was wiederum viele weitere Herausforderungen zum Erreichen der Klimaziele mit sich bringt. |