Der Asphaltstraßenbau ist gekennzeichnet durch ein konservatives Verhalten. Es werden Risiken vermieden. Das ist auch sehr gut zu verstehen, wenn man bedenkt, dass mit natürlichen Rohstoffen gearbeitet wird, die eine relativ große Streuung in ihren Eigenschaften aufweisen. Um die Risiken zu beherrschen, wird auf die Erfahrungen zurückgegriffen, die in die technischen Regelwerke einfließen. Auf diese Art und Weise werden relativ wenig Fehler gemacht.
Wird die Straßenbaubranche aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, beispielsweise von einer Branche, in der ebenfalls Investitionsgüter hergestellt werden, dann ergeben sich einige Fragen. Eine davon ist: Weshalb wird im Asphaltstraßenbau keine Risiko-Analyse erstellt? Es wird doch kein Hochhaus oder eine Brücke gebaut, ohne sich Gedanken zu machen, ob diese Bauwerke funktionsgerecht sind. Es wird auch kein Supermarkt eröffnet werden, wenn nicht vorher die Kaufkraft in dem betreffenden Gebiet geprüft worden ist. Jedem, der im Asphaltstraßenbau arbeitet, ist bekannt, dass das Risiko mit zunehmender Tiefe der Schichtenlage ansteigt. Die unterste Schicht sollte einen hohen Widerstand gegen Ermüdung aufweisen und sehr dauerhaft sein. Eine Deckschicht kann dagegen in der Regel sehr einfach und schnell mit einem relativ geringen Kostenaufwand ersetzt werden. Die Kosten für den Neubau der unteren Schicht werden naturgemäß sehr viel höher werden.
In den Niederlanden ist deshalb eine Arbeitsgruppe gegründet worden, die den Asphalteinbau auf der Basis von Risiko-Analysen betrachtet. Normalerweise ist es nicht ganz einfach, Straßenbautechnologen so zu interessieren und zu motivieren, dass mathematische Theoretiker den Asphaltstraßenbau beeinflussen und bestimmte Dinge besser wissen als der Praktiker selbst. Auch in den Niederlanden war das so. Bei der ersten Ausschreibung dieser Art durfte jeder mit anbieten. Damit gab es keinen Vorteil bei der Neuentwicklung.
Um dieses Dilemma zu umgehen, hat der „Dienst‚ Wegen Waterbouwkunde“ der holländischen „Rijkswaterstaat“ in Delft ein so genanntes ITC-Projekt (Innovative Test Center-Projekt) gestartet. Dabei wird gemeinsam mit Baufirmen ein Projekt entwickelt und durchgeführt. Die Labor- und Entwicklungskosten für dieses Projekt werden teilweise vergütet. Es werden auch Zuschüsse auf z. B. die Reduktion der Energiekosten und für die dazu gehörenden niedrigeren CO2-Emissionen gewährt. Nach dem Ende der Entwicklungsphase wird den beteiligten Baufirmen bis zu 2 Jahre Schutz für die Entwicklung gewährt. Erst dann wird das Know-How veröffentlicht und allgemein zugänglich.
Im Rahmen eines Projektes, das als LT-Asphalt (Low Temperature Asphalt) bezeichnet wurde, ist dieses Modell angewendet worden. Bei diesem Projekt wurde eine Technik entwickelt, mit der in einer konventionellen Mischanlage Asphalt mit einer Temperatur zwischen 90 °C bis 95 °C hergestellt werden kann, der gleichwertig gegenüber einem Heißmischgutasphalt ist. Bei diesem Projekt hat Nynas Bitumen eine Zusammenarbeit mit 4 lokalen Straßenbauern initiiert.
Die enge Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber, Auftragnehmer und Zulieferer, die zu gleichen Teilen das Interesse an der Innovation über eine bestimmte Zeit respektieren, schafft ein gutes Umfeld für Neuentwicklungen. |