Bedingt durch den Diesel-Abgasskandal in Verbindung mit der fortwährenden Überschreitung von Luftschadstoffgrenzwerten ist das öffentliche Interesse am Thema Luftreinhaltung weiter gestiegen. Es steht außer Frage, dass der Straßenverkehr der Hauptverursacher für die Grenzwertüberschreitungen darstellt. Allerdings wird vermehrt die Frage aufgeworfen, inwieweit die Schifffahrt zur Luftschadstoffbelastung beiträgt und gegebenenfalls in Städten entlang von Wasserstraßen die Einhaltung der Luftschadstoffgrenzwerte erschwert.
Bislang existieren nur wenige Studien zu dieser Thematik, deren Ergebnisse aufgrund verschiedener Herangehensweisen unter Nutzung von Eingangsdaten unterschiedlicher Qualität und Auflösung kaum miteinander vergleichbar sind.
Aus diesem Grund hat die Bundesanstalt für Gewässerkunde zusammen mit der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes umfassende Untersuchungen der von der Schifffahrt auf Bundeswasserstraßen ausgehenden Luftschadstoffemissionen und -immissionen initiiert. Die Untersuchungen werden sich zunächst auf einige ausgewählte Testgebiete konzentrieren, jedoch soll sich die anhand dieser Gebiete entwickelte Methodik später auf andere Wasserstraßenabschnitte übertragen lassen.
Das auf drei Jahre angelegte Projekt verfolgt das Ziel, in Abstimmung mit den Bundesländern ein standardisiertes Verfahren zur Ermittlung der schifffahrtsbedingten Luftschadstoffemissionen und -immissionen zu entwickeln und zu etablieren. Damit dies gelingt, wird von Anfang an auf die Fachkompetenzen der Bundes- und Länderbehörden sowie einschlägiger Forschungseinrichtungen zurückgegriffen. Darüber hinaus werden fachliche Synergien zu den laufenden Forschungsprojekten im Schwerpunktthema 203 „Minderung verkehrsbedingter stofflicher Belastungen in Luft, Wasser und Boden“ des BMVI-Expertennetzwerks genutzt.
Das Fundament der geplanten Untersuchungen bildet die Fortschreibung des modellbasierten Verfahrens zur Berechnung der Luftqualität an Wasserstraßen (kurz: LuWas). Es wurde vor etwa 20 Jahren für den Einsatz im Rahmen von Planfeststellungsverfahren entwickelt und wird derzeit auf den aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik gebracht. Unter anderem werden die Annahmen und Gleichungen, die der Leistungs- und Emissionsberechnung bislang in LuWas zugrunde liegen, dem aktuellen Forschungsstand über die Fahrdynamik von Schiffen angepasst. So sollen beispielsweise die Einflüsse von flachem Wasser und der Schiffsgröße auf den Zusammenhang zwischen Motorauslastung und Fahrgeschwindigkeit im fortgeschriebenen LuWas Berücksichtigung finden. Zudem wird die Ermittlung der schiffsbedingten Emissionen in Häfen und an Liegestellen verbessert. Letztlich wird die Seeschifffahrt in LuWas integriert, um das Modellverfahren zukünftig auch an Wasserstraßen wie dem Nord-Ostsee-Kanal oder der Unterelbe anwenden zu können. Zur Ausbreitungsrechnung wird künftig neben der LuWas-internen Gauß-Fahnen-Methodik ein Export der in LuWas berechneten Emissionen nach LASAT möglich sein. |