FGSV-Nr. FGSV 002/130
Ort Dortmund
Datum 04.03.2020
Titel Der Weg zur modernen Verkehrslenkung
Autoren Dipl.-Ing. Tobias Israel
Kategorien Kommunal
Einleitung

Seit den 1960er Jahren hat sich die Anzahl der in der Bundesrepublik Deutschland zugelassenen Kraftfahrzeuge stark erhöht. So hat sich die Anzahl der zugelassenen Personenkraftwagen mehr als verzehnfacht; von 4.489.407 von 47.095.784 PKW.

Ebenso hat der Anteil der Anhänger und der Zugmaschinen am Kraftfahrzeugmix seit den 1990er Jahren stark zugenommen.

Dieses gestiegene Verkehrsaufkommen und die gleichzeitig gestiegene Baustellenanzahl sind die Randbedingungen, welche derzeit große Anforderungen an die Straßenbaulastträger und die Baustellenkoordinationen, insbesondere in den Kommunen, stellen.

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Die Kurzfassung zur Veranstaltung ist im PDF verfügbar.

Neben den benannten Randbedingungen sind im Rahmen einer umfassenden Baustellenkoordination auch die Interessen der verschiedenen Stakeholder zu berücksichtigen. Diese Stakeholder vertreten dabei neben dem gesamten Lebenszyklus des Straßenbauwerks (Planung, Bau und Betrieb/Unterhaltung) auch die angegliederten Infrastrukturelemente wie Gas- und Wasserversorgung oder die Entwässerungsbetriebe. Doch insbesondere im kommunalen Bereich sind die lokale Politik und die Presseöffentlichkeit einer der größten Stakeholder und müssen umfassend berücksichtigt werden.

Die Interessen dieser Stakeholder sind selten deckungsgleich und teilweise auch gegensätzlich. Diese Gegensätze offen anzusprechen und im Rahmen einer umfassenden Kommunikationsstrategie unter der Prämisse „one-voice“ nicht zu unterdrücken, stellen einen nicht unerheblichen Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Baustellenkoordination dar. 

Analog zu den unterschiedlichen Positionen und Interessen der verschiedenen Stakeholder existieren verschiedene Koordinationsziele bei der Betrachtung einer Baumaßnahme: Die wichtigsten Ziele sind die Sicherheit, der Verkehrsfluss und die Baustellenabwicklung.

Diese Ziele sind konträr, also nicht gleichzeitig 100%ig erreichbar. 

Bei der Koordination mehrerer Maßnahmen potenziert sich die Problematik darüber hinaus durch bestehende technische und strukturelle Abhängigkeiten zwischen den Maßnahmen. Es entsteht ein mehrdimensionales Problem, welches sich in der Ad-hoc-Koordination als kaum lösbare Aufgabe darstellt. 

Erst die Betrachtung aller Baustellen schon im Planungszustand kann diese Konflikte sinnvoll lösen. Bereits durch die Koordination von Planungsprogrammen und nicht konkreter, zeitlich terminierter Baustellen, kann in der Koordination ein kritischer Weg dargestellt werden, der die wichtigsten Baustellen in einer technologisch und zeitlich notwendigen Reihenfolge kennzeichnet. Aus dem kritischen Weg können weitere Baustellen abgeleitet werden, welche den kritischen Weg nicht unterbrechen oder stören. Auch können auf diese Art Baustellen identifiziert werden, welche in den Bauprogrammen nicht umgesetzt werden können. 

Diese prozessorientierte Herangehensweise schärft den Fokus und die Detailtiefe der Baustellenplanung trichterartig: Während die langfristige Koordination mit Infrastrukturprogrammen und Stadtentwicklungskonzepten arbeitet, wird die mittelfristige Koordination mit Sanierungsprogrammen und Jahresarbeitsplanungen der verschiedenen Stakeholder arbeiten. Erst in der kurzfristigen Planung werden Ad-hoc-Arbeiten und kleinere Maßnahmen terminiert, welche allerdings zeitlich und räumlich nur noch freie „Slots“ besetzen können.

Im Gegensatz zur prozessorientierten Herangehensweise, die sich auf die strukturierte Prozessmodellierung stützt, steht bei der ergebnisorientierten Herangehensweise der Nutzen für den Kunden, also den Bürger, im Vordergrund: So muss in der modernen Verwaltung auch die Frage gestellt werden, wie die Informationen zum Bürger getragen werden. Reine Veröffentlichungen in der Presse oder auf der Homepage der Stadt sind nicht mehr zeitgemäß. Erst die Nutzung aller vorhandenen Kommunikationskanäle wie Zeitung, Homepage, Social Media und eine elektronische Veröffentlichung über den Mobilitätsdatenmarktplatz des Bundes kann sichergestellt werden, dass eine maximale Verbreitung und Nutzung der Informationen erfolgt.

Um diese Informationen in adäquater Weise zu Verfügung zu stellen ist die Stadt Dortmund derzeit in der Beschaffung eines geeigneten Softwareproduktes, welches mit den stadtinternen und den regionalen Netzen arbeiten kann, um die Baustelleninformationen zu verteilen.

Zusammenfassung: Ein gesteigertes Verkehrsaufkommen und eine gestiegene Bautätigkeit stellen große Anforderungen an Kommunen und Kreise dar. Durch eine Baustellenkoordination im verkehrlichen Kontext können Verdrängungseffekte abgefedert und die Belastung der Bürger durch Baustellen verringert werden.