Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.
1 Zur Tätigkeit des Arbeitsausschusses "Pflasterdecken und Plattenbeläge"
Im September 2016 wurde mit der VOB-Gesamtausgabe eine nur redaktionell überarbeitete Fassung der ATV DIN 18318 Verkehrswegebauarbeiten Pflasterdecken und Plattenbeläge in ungebundener Ausführung, Einfassungen (DIN 18318:2016-09) veröffentlicht. Bereits zuvor war eine erheblich inhaltlich veränderte Neufassung erstellt worden, deren zukünftige Veröffentlichung in einem Ergänzungsband oder in der nächsten Gesamtausgabe der VOB zu erwarten ist. Diese Neufassung orientiert sich inhaltlich stark an den Anforderungen des Garten- und Landschaftsbaus und beinhaltet u. a. die (Wieder-)Einführung der gebundenen Pflasterbauweise. An die Baustoffe und die Ausführungsqualität der gebundenen Bauweise werden konkrete Anforderungen formuliert, obwohl bisher hierfür keine ausreichend abgesicherten Prüfverfahren vorliegen.
Um das Anforderungsniveau für den Verkehrswegebau zu erhalten, wurde vom FGSV-AK 6.6.3 "Überarbeitung der TL Pflaster-StB und der ZTV Pflaster-StB" eine Neufassung der ZTV Pflaster-StB erarbeitet. Darüber wird an anderer Stelle berichtet.
Für den Bau von Pflasterdecken und Plattenbelägen in gebundener Ausführung liegt derzeit ein Arbeitspapier der FGSV aus dem Jahr 2007 vor (FGSV 2007). Der AK 6.6.5 "Pflasterdecken und Plattenbeläge in gebundener Ausführung" hat in den Jahren 2014 bis 2017 durch eine erhebliche inhaltliche Überarbeitung hieraus ein Merkblatt erstellt sowie eine Reihe von Prüfverfahren beschrieben.
Lärmmessungen sowie lärmtechnische Berechnungen haben gezeigt, dass es möglich ist, mit modernen Pflastersteinen in spezieller Verlegung eine erhebliche Reduzierung der entstehenden Reifen-Fahrbahn-Geräusche zu erzielen. Der AK 6.6.7 "Lärmarme Pflasterdecken" stellt für die Ausführung lärmarmer Pflasterdecken in ungebundener Ausführung derzeit entsprechende Anforderungen und Empfehlungen in einem Merkblatt zusammen.
In den Jahren 2013 bis 2015 wurde vom AK 6.6.4 "Bauliche Erhaltung von Pflasterdecken und Plattenbelägen" das Merkblatt "Bauliche Erhaltung von Verkehrsflächen mit Pflasterdecken oder Plattenbelägen in ungebundener Ausführung sowie von Einfassungen" (M BEP) erarbeitet. Dieses Merkblatt ergänzt einerseits die Arbeitspapiere zum kommunalen Erhaltungsmanagement, insbesondere zur Zustandserfassung. Andererseits werden die Erhaltungsmaßnahmen an Pflasterdecken und Plattenbelägen in Maßnahmen der Instandhaltung, der Instandsetzung und der Erneuerung unterteilt, wobei die jeweiligen Maßnahmen dargestellt werden.
2 Flächenbefestigungen mit Pflasterdecken und Plattenbelägen in gebundener Ausführung und zugehörige Prüfverfahren
2.1 Allgemeines
Die gebundene Ausführung von Pflasterdecken und Plattenbelägen wird seit einigen Jahren zunehmend häufiger angewendet, da es bei der ungebundenen Ausführung aufgrund der oftmals nicht ausreichend beachteten Anforderungen an die Baustoffe sowie insbesondere an die Verlegung, die Fugenfüllung und die Fugenpflege, gelegentlich zu Schäden kommt. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass bei der gebundenen Bauweise noch wesentlich umfangreichere Anforderungen an die Dimensionierung, die bautechnische Ausführungsplanung, die Bettungs- und Fugenmörtel, die Bauausführung und Nachbehandlung zu stellen sind. Der AK 6.6.5 hat die vorliegenden Erkenntnisse und baupraktischen Erfahrungen zur gebundenen Bauweise im "Merkblatt für Flächenbefestigungen mit Pflasterdecken und Plattenbelägen in gebundener Ausführung" zusammengestellt, das bereits vom AA 6.6 beraten und verabschiedet wurde. Darin sind die Baugrundsätze, die Anforderungen an die Baustoffe und Empfehlungen für die Bauausführung zusammengestellt. Daneben sind Hinweise zur Beurteilung der gebundenen Pflasterdecken und Plattenbeläge, zur Erhaltung und zu den Prüfverfahren enthalten.
2.2 Baugrundsätze
Pflasterdecken und Plattenbeläge in gebundener Ausführung sind solche, die unter Verwendung von Baustoffgemischen mit Bindemittel für die Bettung und die Fugenfüllung (Bettungsund Fugenmörtel) auf einer Unterlage aus einer gebundenen wasserdurchlässigen Tragschicht hergestellt werden. Die Befestigungselemente werden auf der gebundenen Tragschicht in ein Mörtelbett versetzt und die Fugen mit Fugenmörtel verfüllt. Mischbauweisen, bei denen lediglich die Bettung oder die Fugenfüllung aus einem Baustoff mit Bindemittel besteht, werden für mit Kraftfahrzeugen erreichbare Flächen als nicht dauerhaft und deshalb insbesondere für Flächen des öffentlichen Verkehrs als nicht fachgerecht angesehen.
Die Oberbaudimensionierung und die Festlegung der Dicken der Tragschicht(en) des Oberbaus erfolgt grundsätzlich gemäß den RStO (FGSV 2012a). Allerdings sollten für Verkehrsflächen, die vom Schwerverkehr genutzt werden, unabhängig von der dimensionierungsrelevanten Beanspruchung, die Schichtdicken und die Anforderungen an die Tragfähigkeit der Schichten ohne Bindemittel mindestens gemäß der Belastungsklasse Bk3,2 der RStO und der ZTV SoB-StB festgelegt werden. Bild 1: Anhaftender Haftvermittler nach Eintauchen des Befestigungselements (Foto: J. Dieker) Bedingt durch die zwangsläufig entstehenden thermischen und hygrischen Spannungen durch Temperaturänderungen, Schwinden und Quellen ist das Entstehen von Rissen, maßgeblich im Fugenmörtel, unvermeidbar. Durch die Risse eindringendes Wasser muss über eine wasserdurchlässige Bettung und die wasserdurchlässigen Tragschichten nach unten abgeführt werden. Damit die auftretenden Eigenspannungen nicht zu Schäden führen, sind aufeinander abgestimmte Baustoffeigenschaften sowie ausreichende Material- und Verbundfestigkeiten (Haftzugfestigkeiten) im eingebauten Zustand erforderlich. Bettungs- und Fugenmörtel sind so herzustellen und zu verarbeiten, dass sie die notwendigen Materialeigenschaften im fertigen Bauwerk in ausreichender Gleichmäßigkeit aufweisen. Insbesondere ist hierbei das Erreichen einer ausreichenden Haftzugfestigkeit zwischen den Befestigungselementen und dem Bettungs-/Fugenmörtel von Bedeutung. Einflüsse auf die Haftzugfestigkeit haben u. a. Witterungs- und Einbaubedingungen, Art, Geometrie und Oberflächenbeschaffenheit der Pflastersteine bzw. Platten sowie die Mörtelzusammensetzung. Es wird daher empfohlen, aufeinander abgestimmte Bettungs- und Fugenmörtel sowie Haftvermittler zu verwenden.
Flächenbefestigungen in gebundener Ausführung bedürfen bis zur ausreichenden Erhärtung des Mörtels eines geeigneten Schutzes und einer Nachbehandlung.
Pflasterdecken und Plattenbeläge in gebundener Ausführung sollten mit Bewegungsfugen ausgeführt werden, um die in der Pflasterdecke bzw. im Plattenbelag zwangsläufig entstehen den thermischen und hygrischen Spannungen und daraus gegebenenfalls entstehende Risse zu reduzieren. Sie sind ebenfalls bei Steifigkeitsunterschieden im Übergang unterschiedlicher Tragschichten erforderlich. Bewegungsfugen können Rissbildungen in der Pflasterdecke bzw. im Plattenbelag auch durch die Befestigungselemente hindurch grundsätzlich nicht verhindern.
2.3 Baustoffe
Zur Herstellung eines ausreichenden Verbunds im Fugenbereich sollten die Befestigungselemente eine im Merkblatt genannte Mindestdicke aufweisen. Als Bettungs- und Fugenmaterial sollten hydraulisch gebundene oder kunststoffmodifizierte hydraulisch gebundene Mörtel verwendet werden, die die Anforderungen des Merkblatts erfüllen sollten. Als Grundlage für eine einheitliche Baustoffprüfung und für die Prüfungen am fertigen Bauwerk wurde eine "Arbeitsanleitung zur Durchführung von Prüfungen für Pflasterdecken und Plattenbelägen in gebundener Ausführung (AL Pgeb)" erarbeitet. Darin ist einerseits die Probekörperherstellung im Labor, per Bohrkern und die Probenlagerung beschrieben. Daneben sind die Prüfverfahren zur Bestimmung der Mörtelrohdichte, der Biegezug- und der Druckfestigkeit der Mörtel, des Frost-Tau- und des Frost-Tausalzwiderstands, der Wasserdurchlässigkeit des Bettungsmörtels, des E-Moduls des Fugenmörtels sowie der der Haftzugfestigkeit (im Labor und in situ) erläutert.
2.4 Bauausführung
Pflasterdecken und Plattenbeläge in gebundener Ausführung werden mit einem hohen Anteil an handwerklichen Leistungen erstellt und erfordern bei der Bauausführung besondere Sorgfalt und Erfahrung. Beim Einbau des Bettungsmörtels muss auf eine ausreichend hohe Lufttemperatur und auf eine gleichmäßige Konsistenz des Mörtels geachtet werden. Die Verarbeitung muss Zug um Zug mit dem Versetzen der Befestigungselemente erfolgen. Die gereinigten und mattfeucht vorgenässten Befestigungselemente sollten zunächst mit einem Haftvermittler vorbehandelt und dann höhengerecht und hammerfest in endgültiger Lage versetzt werden. Danach müssen die noch nicht verfugten Flächen vor schädlichen Witterungseinflüssen geschützt werden. Bei geeigneten Temperaturverhältnissen ist die Fläche zunächst vorzunässen. Danach werden die Fugen mit einem Fugenmörtel geeigneter Konsistenz bis ca. 4 mm unter die Oberseite der Elemente bzw. bis zu einer gegebenenfalls vorhandenen Fase vollständig gefüllt. Danach ist eine witterungsabhängige Nachbehandlung durchzuführen.
Bild 2: Durch Bewegungsfugen unterteilte Pflasterdecke in gebundener Ausführung
Bewegungsfugen mit einer Mindestbreite von 10 mm sollten gemäß der Empfehlungen des Merkblatts geplant und entsprechend ausgeführt werden. Insbesondere bei Flächen mit hoher Horizontalbeanspruchung sollte gegebenenfalls auf Bewegungsfugen verzichtet werden. Sich bildende größere Risse können später aufgeschnitten und elastisch verfugt werden.
3 Lärmarme Pflasterdecken
3.1 Lärmmessungen an Betonpflasterdecken
Bei der schalltechnischen Bewertung von Straßen erfolgt die Berechnung des Mittelungspegels nach den Richtlinien für den Lärmschutz an Straßen, RLS-90 (FGSV 1990). Pflasterdecken mit ebener Oberfläche werden danach mit einem geschwindigkeitsabhängigen Korrekturwert DStrO von +2,0 bis +3,0 dB(A) bewertet; sonstige Pflasterdecken mit +3,0 bis 6,0 dB(A). Sie sind daher im Vergleich zu konventionellen Asphaltdeckschichten aus Asphaltbeton oder Splittmastixasphalt (DStrO = 0 dB(A)) mit einem Malus belegt. Für ebene Pflasterdecken mit modernen Pflastersteinen, insbesondere Betonsteinpflaster, wird vermutet, dass dieser Malus auf den heutigen Pflasterdecken nicht mehr gerechtfertigt ist.
Auf Initiative des Betonverbands Straße, Landschaft, Garten e. V. (SLG) wurden in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) und der Fa. Müller-BBM im Rahmen einer Untersuchung Lärmmessungen auf Straßen mit Betonpflasterdecken durchgeführt (Männel und Ulonska 2016).
In einem ersten Schritt wurden vom SLG ca. 70 Strecken mit Betonsteinpflaster für die Untersuchung vorgeschlagen. Die Streckenauswahl umfasste sowohl vermeintlich akustisch günstige Strecken, die durch großformatige Steine mit schmalen Fugen charakterisiert sind, als auch Strecken auf denen ein verhältnismäßig hohes Reifen-Fahrbahn-Geräusch zu erwarten war. Nach einer Eingrenzung der Strecken wurden auf 20 Messabschnitten Nahfeldmessungen mit dem CPX-Verfahren (Lärmmessanhänger) (ISO/DIS 11819-2:2015-02) durchgeführt. Bild 3: CPX-Messsystem auf einer der untersuchten Messstrecken (Ulonska et al. 2016) An fünf Messabschnitten erfolgten Statistische Vorbeifahrtmessungen (SPB) (DIN EN ISO 11819-1: 2002-05). Alle untersuchten Strecken lagen im innerörtlichen Bereich und sind durch annährend allseitige Bebauung gekennzeichnet. Somit waren die normativen Anforderungen an Statistische Vorbeifahrtmessungen aufgrund der entstehenden Reflexionen nicht einzuhalten. Um dennoch vergleichbare Messergebnisse zu erzielen, wurden die SPB-Messungen um eine Schallausbreitungsberechnung ergänzt. Die Ergebnisse zeigten, dass sich bei den untersuchten Betonsteinpflasterstrecken Vergleichswerte zwischen DStrO = +1,5 dB(A) und DStrO = -2,8 dB(A) ergeben. Der Mittelwert der fünf untersuchten Strecken lag bei -1,2 dB.
Dieses Ergebnis zeigt, dass es bei Beachtung einiger planerischen und bautechnischen Randbedingungen möglich ist, eine Straße aus Betonsteinpflaster herzustellen, bei der sich ReifenFahrbahn-Geräusche ergeben, die zumindest mit denjenigen konventioneller Asphaltdeckschichten vergleichbar sind. Gleiches kann nach ersten Lärmmessungen für Pflasterdecken aus Klinkerpflaster angenommen werden. Einige der notwendigen Randbedingungen hinsichtlich der Oberflächenausführung wurden mit Hilfe des Rechenmodells SPERoN abgeleitet.
3.2 Merkblatt für Lärmarme Pflasterbauweisen
3.2.1 Allgemeines
Seit der Gründung des Arbeitskreises 6.6.7 im Juni 2016 erarbeitet dieses Gremium das "Merkblatt für Lärmarme Pflasterbauweisen", in dem Baugrundsätze und Hinweise für die Planung, Anforderungen an die Baustoffe, sowie Empfehlungen zur Bauausführung und Erhaltung zusammengestellt werden. Dabei handelt es sich grundsätzlich um Befestigungen mit ungebundener Pflasterdecke.
3.2.2 Baugrundsätze
Bei der Planung der Verkehrsflächenbefestigung dürfen neben den Zielsetzungen der Lärmminderung die übrigen Funktionen der Pflasterbefestigung, wie Tragfähigkeit, Verformungsbeständigkeit und Griffigkeit, nicht außer Acht gelassen werden. Insbesondere Unebenheiten an der Oberfläche einer befahrenen Verkehrsfläche erhöhen generell den Lärmpegel und stehen dem ursprünglichen Ziel, eine dauerhaft lärmarme und damit anwohnerfreundliche Verkehrsfläche zur Verfügung zu erstellen, entgegen. Der Gewährleistung einer möglichst dauerhaft guten Ebenheit kommt damit eine wesentliche Bedeutung zu. Es werden daher spezielle RStO-Bauweisen empfohlen und eine Dimensionierung der Tragschichten zumindest nach der Belastungsklasse Bk1,8 vorausgesetzt.
Bei befahrenen Verkehrsflächen mit einer Pflasterdecke wirken sich im Vergleich zu anderen Fahrbahnbelägen neben der Oberflächentextur auch die Fugen zwischen den Pflastersteinen auf das Reifen-Fahrbahn-Geräusch aus. Im Hinblick darauf müssen die Oberflächeneigenschaften der Pflastersteine und das Fugenbild der fertigen Pflasterdecke optimiert werden.
Als Verbände für Lärmarme Pflasterdecken kommen bei der Verwendung von Rechtecksteinen ausschließlich solche in Frage, die diagonal zur Fahrtrichtung (bzw. Hauptfahrtrichtung) angeordnet sind. Dadurch wird der Fahrzeugreifen gegenüber senkrecht zur Fahrtrichtung angeordneten Fugen weniger stark zu Schwingungen angeregt, was sich geräuschmindernd auswirkt.
Für die Intensität des Reifen-Fahrbahn-Geräusches ist für Pflasterdecken die akustische Fugenbreite relevant, die aus der bautechnischen Fugenbreite abgeleitet werden kann. Pflasterdecken aus ungefasten Pflastersteinen weisen günstigere akustische Eigenschaften auf als Pflasterdecken mit gefasten Pflastersteinen.
Im Merkblatt wird daher die akustische Fugenbreite in Abhängigkeit von der Breite der Pflastersteine (drei Klassen) begrenzt. Zudem werden Anforderungen an Texturkennwerte der Steinoberfläche formuliert. Bild 4: Akustische und bautechnische Fugenbreite
3.3 Umsetzung gemäß RLS
Mit Umsetzung einer in Vorbereitung befindlichen Neufassung der RLS wird es möglich, für neue Bauweisen Korrekturwerte DSD festzulegen. Dazu wären zunächst Lärmmessungen an mindestens fünf Straßen durchzuführen, die sich wenigstens sechs Jahre unter Verkehr befinden. Liegen entsprechende Fahrbahnen vor, deren Decken nach den Anforderungen des Merkblatts für Lärmarme Pflasterbefestigungen ausgeführt sind und werden darauf Lärmmessungen nach dem SPB-Verfahren durchgeführt, so wird erwartet, dass aus den Ergebnissen Korrekturwerte DSD für Lärmarme Pflasterbefestigungen abgeleitet werden. Erst dann können gemäß RLS die Vorteile Lärmarmer Pflasterbefestigungen in der schalltechnischen Bewertung berücksichtigt werden.
4 Bauliche Erhaltung von Pflasterdecken und Plattenbelägen
4.1 Allgemeines
Bereits im Jahr 2016 ist das vom Arbeitskreis 6.6.4 erarbeitete "Merkblatt für die Bauliche Erhaltung von Verkehrsflächen mit Pflasterdecken oder Plattenbelägen in ungebundener Ausführung sowie von Einfassungen" (M BEP) (FGSV 2016b) veröffentlicht worden. Es nimmt Bezug auf die Aufgaben des kommunalen Erhaltungsmanagements und beinhaltet Hinweise für die Zustandserfassung auf Pflasterdecken und Plattenbelägen. Die genannten Zustandsmerkmale für Pflasterdecken und Plattenbeläge wurden aus typischen Schadensbildern abgeleitet. Sie sind abgestimmt mit den Inhalten der Arbeitspapiere zur Zustandserfassung (FGSV 2015a und 2015b sowie FGSV 2016a). Daneben enthält das Merkblatt die Beschreibung der Ursachen von Schäden und technischen Mängeln, eine Differenzierung der Instandhaltungs-, Instandsetzungs- und Erneuerungsmaßnahmen sowie Empfehlungen zu ihrer Ausführung.
4.2 Zustandserfassung, Schadensanalyse und Erhaltungsplanung
Als Grundlage für Entscheidungen in der Erhaltungsplanung des Straßennetzes ist gemäß den "Empfehlungen für das Erhaltungsmanagement von Innerortsstraßen" (E EMI) (FGSV 2012b) eine systematische Zustandserfassung auf den Fahrbahn- und den Nebenflächen notwendig. Dabei wird der Zustand der Verkehrsflächenbefestigungen unter Verwendung definierter Zustandsmerkmale beschrieben. Die Zustandserfassung sollte periodisch in Abständen von etwa 4 bis 5 Jahren wiederholt werden, da sich infolge der Verkehrs- und Klimabeanspruchung Zustandsveränderungen einstellen.
Bild 5: Visuelle Zustandserfassung auf einem Gehweg mit Plattenbelag Die Zustandserfassung kann in Form einer visuellen Zustandserfassung nach dem FGSVArbeitspapier AP 9 K 2.2 oder als messtechnische Zustandserfassung mit Hilfe von Messfahrzeugen, die mit multifunktionalen Messsystemen ausgestattet sind, nach dem FGSV-Arbeitspapier AP 9 K 2.1 erfolgen. Eine systematische Zustandserfassung ist nicht identisch mit der regelmäßigen Straßenkontrolle durch Mitarbeiter der Bauhöfe. Auch durch die bei Straßenkontrollen festgestellten Mängel können Erhaltungsmaßnahmen ausgelöst werden.
Im Merkblatt M BEP werden die charakteristischen Zustandsmerkmale für Verkehrsflächenbefestigungen mit Pflasterdecken und Plattenbelägen beschrieben. Angefügt sind zudem Hinweise zur qualitativen und quantitativen Feststellung der Mängel und Schäden. Die Schadensursachen werden beispielhaft aufgezählt. Sie können sowohl einzeln als auch in Kombination auftreten.
Zur Feststellung der Ursachen von Schäden und technischen Mängeln sind die Ergebnisse der Zustandserfassung häufig nicht ausreichend, da sich die Schadensursachen hiermit nicht eindeutig eingrenzen lassen. Gegebenenfalls sind ergänzende Messungen, wie z. B. die Messung der Fugenbreiten und der Stufenhöhen zwischen benachbarten Pflastersteinen/ Platten, die Prüfung der Höhendifferenzen an Anschlüssen und Rinnen, Feststellungen über die Schichtdicken oder den Wasserabfluss auf der Oberfläche erforderlich. Daneben sind gegebenenfalls Aufgrabungen und Laboruntersuchungen zur Feststellung der Schichtdicken und -eigenschaften (z. B. Tragfähigkeit, Korngrößenverteilung, Wasserdurchlässigkeit usw.) durchzuführen. Zusätzlich ist gegebenenfalls zu prüfen, inwieweit die vorhandene Verkehrsführung und Verkehrsbelastung der ursprünglich erwarteten Nutzung entspricht.
4.3 Bauliche Erhaltungsmaßnahmen
Anhand der Ergebnisse der Zustandserfassung und -bewertung sowie der zusätzlich durchgeführten Ermittlung der Art und Ursache von Schäden und Mängeln ist zu entscheiden, welche Maßnahmeart(en) geeignet sind, um die Schäden bzw. Mängel möglichst dauerhaft zu beseitigen. Die Maßnahmearten sind im Merkblatt M BEP detailliert beschrieben.
Treten in einer Fläche häufig kleinflächige Schäden auf, die jeweils durch Instandhaltungsmaßnahmen beseitigt werden, so sollte eine Instandsetzungs- oder Erneuerungsmaßnahme alternativ in Betracht gezogen werden.
4.3.1 Instandhaltung
Zu den Instandhaltungsmaßnahmen zählen bauliche Maßnahmen kleineren Umfangs zur Substanzerhaltung von Verkehrsflächen. Diese werden in der Regel mit geringem Aufwand kurzfristig nach dem Auftreten eines örtlich begrenzten Schadens ausgeführt. Dazu zählen:
– Nachfüllen von Fugenmaterial
– Richten und/oder Anheben von Pflastersteinen oder Platten
– Austauschen von geschädigten Pflastersteinen oder Platten
– Vorübergehender Ersatz zur kurzfristigen Wiederherstellung der Verkehrssicherheit.
4.3.2 Instandsetzung
Instandsetzungsmaßnahmen sind bauliche Maßnahmen zur Substanzerhaltung oder zur Verbesserung der Oberflächeneigenschaften von Verkehrsflächen, die auf zusammenhängenden Flächen, auf Straßen in der Regel zumindest über eine Fahrstreifenbreite ausgeführt werden. Maßnahmen der Instandsetzung sind:
– Aufrauen (in Abhängigkeit vom Steinmaterial)
· Mechanische Verfahren
·· Bürsten
·· Strahlen mit festen Strahlmitteln
·· Bossieren
·· Schleifen
·· Krönen
·· Rillieren (Grooving)
·· Schlagsternverfahren
· Thermische Verfahren (Flammstrahlen)
· Beschichtung mit Reaktionsharz
– Nachfüllen von Fugenmaterial
– Fugenverguss.
4.3.3 Erneuerung
Erneuerungsmaßnahmen sind bauliche Maßnahmen zur vollständigen Wiederherstellung der Verkehrsflächenbefestigung oder von Teilen davon.
Eine Erneuerung ist dann vorzusehen, wenn die Ursachen der festgestellten Schäden durch Maßnahmen der Instandhaltung oder Instandsetzung nicht zu beseitigen sind. Erneuerungsmaßnahmen sind insbesondere durchzuführen,
– wenn Schäden aus einer nicht belastungsgerechten Konzeption der Decke bzw. des gesamten Oberbaus herrühren,
– wenn die Bettung nicht die notwendige Verformungsbeständigkeit und/oder Wasserdurchlässigkeit besitzt,
– wenn die Tragschicht(en) eine unzureichende Tragfähigkeit und/oder Wasserdurchlässigkeit besitzt/besitzen.
Vor der Durchführung von Erneuerungsmaßnahmen ist zu prüfen, ob Verbesserungen am Untergrund, Unterbau und Oberbau erforderlich werden und inwieweit die Funktionsfähigkeit der Entwässerungseinrichtungen noch gewährleistet ist. Bei der Erneuerung ist die Dicke der Verkehrsflächenbefestigung nach den RStO zu bestimmen. Dabei sind in jedem Fall die Beschaffenheit der Unterlage, die verfügbaren Konstruktionshöhen, der Zustand der verbleibenden Befestigung und geänderte Beanspruchungen zu berücksichtigen.
Nachfolgend aufgelistete Erneuerungsmaßnahmen sind im Merkblatt M BEP beschrieben:
– Erneuerung der Decke und
– Erneuerung der Decke und der Tragschicht(en).
5 Zusammenfassung
In den Arbeitskreisen des FGSV-Arbeitsausschusses 6.6 wurde das "Merkblatt für Flächenbefestigungen mit Pflasterdecken und Plattenbelägen in gebundener Ausführung" fertiggestellt. Zudem mussten die notwendigen Prüfverfahren erarbeitet und in einer Arbeitsanleitung beschrieben werden. Daneben wird derzeit ein "Merkblatt für Lärmarme Pflasterdecken" erstellt. Bereits 2016 wurde das neu erarbeitete "Merkblatt für die Bauliche Erhaltung von Verkehrsflächen mit Pflasterdecken oder Plattenbelägen in ungebundener Ausführung sowie von Einfassungen" (M BEP) veröffentlicht. Es beinhaltet Empfehlungen zur Zustandserfassung, Hinweise zur objektspezifischen Ermittlung der Schadensursache und die Beschreibung von Maßnahmen der Instandhaltung, Instandsetzung und Erneuerung.
Literaturverzeichnis
Deutsches Institut für Normung e.V. (DIN) (Hrsg.): DIN 18318:2016-09 VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen, Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Verkehrswegebauarbeiten Pflasterdecken und Plattenbeläge in ungebundener Ausführung, Einfassungen, Ausgabe September 2016, Beuth Verlag, Berlin Deutsches Institut für Normung e.V. DIN (Hrsg.):
DIN EN ISO 11819-1:2002-05: Akustik Messung des Einflusses von Straßenoberflächen auf Verkehrsgeräusche Teil 1: Statistisches Vorbeifahrtverfahren (ISO 11819-1:1997), Deutsche Fassung EN ISO 11819-1:2001; Beuth Verlag, Berlin
Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (Hrsg.) (1990): Richtlinien für den Lärmschutz an Straßen, Ausgabe 1990 (RLS-90), FGSV Verlag, Köln (FGSV 334)
Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (Hrsg.) (2007): Arbeitspapier Flächenbefestigungen mit Pflasterdecken und Plattenbelägen in gebundener Ausführung, Köln, (FGSV 618/2)
Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (Hrsg.) (2012a): Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaus von Verkehrsflächen (RStO 12), Ausgabe 2012, Köln, (FGSV 499)
Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (Hrsg.) (2012b): Empfehlungen für das Erhaltungsmanagement von Innerortsstraßen (E EMI 12), Ausgabe 2012, Köln, (FGSV 487)
Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (Hrsg.) (2015a): Arbeitspapier zur Systematik der Straßenerhaltung, Reihe K: Kommunale Straßen, Abschnitt K 2: Zustandserfassung, Unterabschnitt K 2.2: Vorbereitung und Durchführung der visuellen Zustandserfassung für innerörtliche Verkehrsflächen (AP 9, Reihe K, Abschnitt K 2.2), Köln, (FGSV 490 AP 9 K 2.2)
Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (Hrsg.) (2015b): Arbeitspapier zur Systematik der Straßenerhaltung, Reihe K: Kommunale Straßen, Abschnitt K 2: Zustandserfassung, Unterabschnitt K 2.3: Schadenskatalog für die messtechnische und visuelle Zustandserfassung (AP 9, Reihe K, Abschnitt K 2.3), Köln, (FGSV 490 AP 9 K 2.3)
Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (Hrsg.) (2016a): Arbeitspapier zur Systematik der Straßenerhaltung, Reihe K: Kommunale Straßen, Abschnitt K 2: Zustandserfassung, Unterabschnitt K 2.1: Vorbereitung und Durchführung der messtechnischen Zustandserfassung für innerörtliche Verkehrsflächen (AP 9, Reihe K, Abschnitt K 2.1), Köln, (FGSV 490 AP 9 K 2.1)
Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (Hrsg.) (2016b): Merkblatt für die Bauliche Erhaltung von Verkehrsflächen mit Pflasterdecken oder Plattenbelägen in ungebundener Ausführung sowie von Einfassungen (M BEP), Ausgabe 2016, Köln, (FGSV 620)
Deutsches Institut für Normung e.V. (DIN) (Hrsg.): ISO/DIS 11819-2:2015-02 Acoustics Measurement of the influence of road surfaces on traffic noise Part 2: The close-proximity method, Ausgabe Februar 2015, Beuth Verlag, Berlin
M ä n n e l, M.; U l o n s k a, D. (2016): Akustische Eigenschaften von Betonsteinpflasterstraßen: Tagungsband der 42. Jahrestagung für Akustik (DAGA 2016) 14. 17. März 2016, als Sonderdruck erhältlich beim Betonverband Straße, Landschaft, Garten e. V.
U l o n s k a, D.; M ä n n e l, M.; S t e f f e n, S. (2016): Akustische Eigenschaften von Betonsteinpflasterstraßen: in: Lärmbekämpfung 11, Heft 4, S. 131135, Springer/VDI-Verlag |