FGSV-Nr. FGSV 002/100
Ort Karlsruhe
Datum 13.09.2011
Titel Erfahrungen mit einem eingeschränkten Not-Winterdienst in einer Großstadt
Autoren Dipl.-Ing. Udo Meyer
Kategorien Straßenbetrieb, Winterdienst
Einleitung

Zwei harte Winter nacheinander haben die Leistungsfähigkeit der Winterdienstorganisation auf die Probe gestellt. Insbesondere die Liefersituation des Streusalzes hat flexible Maßnahmen erfordert.

Dargestellt werden die angepasste Salzeinlagerung und die für eine Großstadt erforderlichen Streustufen, die schon bei einer sehr niedrigen „Gefahrenlage“ einsetzen.

Eine Besonderheit des rheinischen Winters ist die große Spannbreite von durchschnittlich 5 bis 8 Einsätzen in der Streustufe I bis hin zu 23 Einsätzen in 2009/2010. Hinzu kommt die Erwartungshaltung einer uneingeschränkten Mobilität in der Großstadt. Beispiele hierzu werden erläutert.

Mit der Stadt wurde ein Maßnahmenplan für das künftige Vorgehen in vergleichbaren Situationen erarbeitet.

Übersicht

    Ausgangssituation

    Salzeinlagerung

    Streustufen

    Einsätze

    Begleiterscheinungen:

    Entsorgung, Winterdienst in der Altstadt

    Kritikpunkte und resultierende Maßnahmen

Salzeinlagerung

    AWISTA hat sich bei der Mengenbemessung an dem Strategiepapier „Maßnahmen zur Vermeidung eines Salznotstandes“ orientiert.

    In den beiden letzten Wintern gab es keinen Lagerleerstand – bei geeigneten Wetterlagen (geschlossene Schneedecke) wurde auch Splitt gestreut.

    In der Presse (Rheinische Post) wurden am 29. 12. 2010 fehlerhafte Werte zur empfohlenen Mindesteinlagerungsmenge angegeben, hierzu wurde eine Pressemitteilung der AWISTA erstellt, die auch zu einer Gegendarstellung führte.

    Salzlagermengen:

    vor 2010/2011      2000 t

    2010/2011            2350 t

    neu                       3500 t 

Streustufen

    Brückenplan (1 Fahrzeug)

    Gefährliche Stellen (3 Fahrzeuge)

    Kontrollstrecken (6 Fahrzeuge)

    Streustufe I und II (23 Fahrzeuge)

    Radwegpläne (10 Fahrzeuge)

    Überwege (22 Kolonnen) 

Einsätze

    Seit dem ersten Einsatz am 29. 11. 2010 gab es im Winter 2010/2011 22 Einsätze in der Streustuffe I und II sowie auf Radwegen und Überwegen mit dem Schwerpunkt 24. bis 27. 12. 2010

    Im Vergleich dazu gab es im letzten Winter insgesamt 23 Einsätze in der Streustufe I

    Normal sind 5 bis 8 Einsätze in der Streustufe I.

 

Entsorgung

    Durch die Schneefälle am 24. 12. mussten die Entsorgungstouren zum Teil eingestellt werden, da die Nebenstraßen nicht angefahren werden konnten.

    Außerdem waren die Zuwege zu den Standplätzen verschneit, so dass die Abfallbehälter nicht mehr transportiert werden konnten.

    Hierüber wurde sofort über den Rundfunk berichtet, nach Weihnachten gab es hierzu auch eine Presseinformation.

    In der Woche nach Weihnachten wurden die ausgefallenen Leerungen nachgeholt und Überhangmüll mitgenommen. Bis Silvester waren nahezu alle Grundstücke entsorgt.

    Probleme bereiteten weiterhin die Transportwege vom Grundstück zum Fahrzeug und nicht gestreute Privatstaßen.

 

Altstadt

    Da in der Altstadt (Fußgängerzone) durch Satzungsregelung der Winterdienst auf die Anlieger übertragen ist, wurde AWISTA nach dem Schneefall dort zunächst nicht tätig.

    Am Morgen des 27. 12. 2010 (Montag) wurden die Altstadtstraßen dann im Auftrag des Amtes für Verkehrsmanagement geräumt und mit Splitt abgestreut.

    Die Altstadtgemeinschaft hat sich für den schnellen Einsatz der AWISTA bedankt!

 

Kurzfristige Maßnahmen

    Die neuen Radwegpläne wurden noch in der Saison in Feinheiten angepasst, die Vorplanung hat ein zusammenhängendes Radwegenetz geschaffen.

    Einige Krankenhauszufahrten über Nebenstaßen wurden noch im laufenden Winter in die Streustufe aufgenommen. Der Bedarf war bisher in den letzten Jahren aufgrund der milden Winter gar nicht aufgefallen.

 

Öffentlichkeitsarbeit

    Bei der Stadt wird bei Bedarf ein Krisenstab einberufen, um zusätzliche Maßnahmen kurzfristig noch besser zwischen Stadt, AWISTA und Rheinbahn abzustimmen und die Öffentlichkeit gezielter zu informieren.

    Schnellere Informationen über das Internet und Lokalradio.

 

Nebenstraßen

    Durch den Verkehr hat sich in diesen Straßen die Schneedecke zum Teil zu einer Eisschicht verfestigt.

    Eine Räumung war nicht mehr möglich, deshalb wurde im Rahmen von Sondereinsätzen (ca. 200 Straßen) abstumpfender Splitt gestreut.

    Der Schnee von den Gehwegen wurde von Anliegern vielfach in den Rinnstein geschoben, so dass durch weiter zur Straßenmitte parkende Fahrzeuge die Straße für Räum- und Entsorgungsfahrzeuge nicht mehr zu befahren war.

    Für den kommenden Winter sind 3 schmale Räumfahrzeuge für flexiblem Schneepflug und Streuaufsatz (Salz oder Splitt) in der Beschaffung, die bei Bedarf frühzeitig eingesetzt werden können.

 

Bushaltestellen

    Der Winterdienst an Bushaltestellen ist in der Satzung geregelt (Übertragung auf die Anlieger).

    Politik fordert eine flächige Räumung und barrierefreien Zugang zum Bus.

    Für ca. 600 Haltestellen mit 1.200 Haltepunkten soll der Winterdienst ausgeschrieben werden.

 

Bild 1: Abfallbehälter müssen zur Leerung über den Schnee getragen werden

Bild 2: Typische abgeplittete Nebenstraße

Bild 3: Radweg, Kaiser-Wilhelm-Ring

Bild 4: Treppe am Burgplatz nach mehrmaliger Reinigung

PDF
Volltext

Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.