FGSV-Nr. FGSV 002/100
Ort Karlsruhe
Datum 13.09.2011
Titel Globale Ursachen – Regionale Folgen: Künftige Entwicklung des Winterwetters in Deutschland
Autoren Dr. Hans Schipper
Kategorien Straßenbetrieb, Winterdienst
Einleitung

In den letzten Jahren hat das Thema Klima stets größere Bedeutung in der Öffentlichkeit bekommen. Dazu beigetragen hat u.a. die Resonanz in der Presse auf die letzten zwei Klimakonferenzen in Kopenhagen und Cancún. Die Politik hat auf diesen Konferenzen versucht, einen Kompromiss zwischen einer wachsenden Ökonomie und einem nachhaltigen Klimaschutz zu finden. Dass dies nur begrenzt erfolgreich war, zeigt dass die Interessenkonflikte zwischen den Nationen weltweit sehr groß sind. Da das Klima für jeden einzelnen von uns von Bedeutung ist, sind wir alle gefordert etwas zu unternehmen. Dazu ist es wichtig zu wissen, was nun Stand der Dinge in der Klimaforschung ist und wie sich die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten in sinnvolle Maßnahmen umsetzen lassen. Anhand vom Beispiel der zukünftigen Entwicklung des Winterwetters wird die Umsetzbarkeit von Ergebnissen aus der Klimaforschung in die Praxis erläutert.

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1 Einleitung

Seit über 100 Jahren ist ein Aufwärtstrend in der globalen Mitteltemperatur zu beobachten. Die Mitteltemperatur wird aus vielen Beobachtungen weltweit ermittelt. Trotz verschiedenen Methoden zur Mittelung zeigen alle Datensätze mehr oder weniger den gleichen Aufwärtstrend von etwa einem Grad in den letzten 130 Jahren. Der Vergleich dieses Trends mit der Konzentration von Treibhausgasen (vor allem CO2, NH4, NO2) in der Atmosphäre zeigt einen starken Zusammenhang für sowohl das letzte Jahrhundert als auch die vergangenen 600.000 Jahre. Diese Zeitperiode umfasst auch die Eiszeiten und die dazugehörigen Warmphasen unserer Erde. Dieser Zusammenhang ist auch in Laboruntersuchungen bestätigt worden. Da die CO2Konzentration in der Atmosphäre durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen stark erhöht worden ist (von 280 ppm vorindustriell auf 390 ppm heute), kam der zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC) zu dem Schluss, dass der momentan beobachtete weltweite Temperaturtrend sehr wahrscheinlich vom Menschen verursacht ist (IPCC, 2007).

Nun hat die globale Mitteltemperatur sowie auch das globale Klima wenig Relevanz für Anwendungen im täglichen Leben, vielmehr dient sie als ein globaler Indikator für ein Klima im Wandel. Viele Anwendungen hingegen beziehen sich auf das regionale Klima, z. B. auf Bundes- oder Länderebene für Deutschland. Die regionalen Entwicklungen werden von den globalen Trends zwar stark beeinflusst, es gibt aber auch gewisse Unterschiede (Bild 1; Hansen, Ruedy et al. 2010).

Bild 1: Die Abweichung der Jahresmitteltemperatur global (rot) und für Deutschland (schwarz) verglichen zur Periode 1961 bis 1990 (Quelle: NASA und Deutscher Wetterdienst)

Deutschland z. B. liegt im Bereich der warm-gemäßigten Regenklimate der mittleren Breiten. Über das ganze Jahr herrschen vorwiegend westliche Winde, die feuchte Atlantikluft heranführen und Niederschlag verursachen. Hierbei macht sich der Einfluss des Ozeans dadurch bemerkbar, dass die Winter relativ mild und die Sommer nicht zu heiß sind. Dieser Einfluss nimmt Richtung Südosten ab. Gelegentlich wird die Westströmung jedoch durch zum Teil recht langlebige Hochdruckgebiete blockiert. Dann kann es auch zu sehr kalten Wintern kommen; die Sommer können heiß und trocken werden.

In wie fern eine Änderung des globalen Klimas Auswirkungen auf das regionale Klima hat ist Gegenstand momentaner Forschungsarbeiten. Klar ist, dass geringe globale Änderungen z. T. große regionale Änderungen hervorrufen können.

2 Modellsimulationen

In der Meteorologie sowie in der Klimatologie werden Rechenmodelle verwendet um den zukünftigen Zustand der Atmosphäre zu berechnen. Obwohl die Ergebnisse der Rechenmodelle sich auf dem ersten Blick ähneln ist die Herangehensweise unterschiedlich (z. B. Meißner; Schädler et al. 2009; Rockel; Will et al. 2008; Roeckner; Brokopf et al. 2004).

2.1 Meteorologische Modelle

Das Wetter für die nächsten Tage wird von meteorologischen Modellen berechnet. Da das Wetter für morgen stark von der Wettersituation von gestern und heute abhängig ist, sind gute Beobachtungen entscheidend. Das momentane Wetter dient dann als Anfangsbedingung für die Berechnung des morgigen Wetters. Es wird dabei versucht, das Wetter für morgen so gut wie möglich mit physikalischen Gleichungen zu berechnen, weswegen man hier von Wettervorhersagen spricht.

Die Gründe dafür, dass eine Wettervorhersage Unsicherheiten aufweist sind vielfältig. Zum einen wird man die momentane Wettersituation nie vollständig kennen. Das heißt, dass trotz vieler Beobachtungen die genaue Verteilung der meteorologischen Größen wie Temperatur, Feuchte usw. auf regionaler und lokaler Skalar nicht erfasst werden können. Diese regionale und lokale Variabilität kann aber unter Umständen entscheidend für die Entwicklung des Wetters sein. Je weiter die Vorhersage in der Zukunft liegt, desto größer wird diese Unsicherheit. Eine klassische Vorhersagezeit ist deswegen meistens auf ungefähr zehn Tage begrenzt. Eine Vorhersage von drei Tagen hingegen ist meistens, abhängig von der Art der Wetterlage relativ sicher. Zum zweiten sind Beobachtungen fehlerbehaftet. Trotz guter Instrumente sind kleine Messungenauigkeiten unvermeidbar. Unter Umständen spielen gerade diese Ungenauigkeiten eine wichtige Rolle bei der Vorhersage.

Zum dritten gibt es noch die Unsicherheiten der Rechenmodelle selbst. Viel Forschung des letzten Jahrhunderts hat zu einer deutlichen Verbesserung der Modelle geführt. Trotz allem gibt es Prozesse in der Atmosphäre, die nicht ganz oder unzureichend verstanden sind. Zu denken ist dabei beispielsweise an Wolkenprozesse in Zusammenhang mit Niederschlagsbildung.

Eine Methode, welche in den letzten 15 Jahren zunehmend Verwendung findet um die Unsicherheiten in der Wettervorhersage zu quantifizieren, sind Ensemble-Verfahren. Ein solches Ensemble besteht aus einer Reihe von Wettervorhersagen, die sich alle ein wenig voneinander unterscheiden. Dafür werden einerseits die Anfangsbedingungen gestört (z. B. über die Messungenauigkeiten) und andererseits bekannte Unsicherheiten in den Rechenmodellen berücksichtigt. Die auf dieser Weise entstandene Streuung der Vorhersagen ist ein Maß für deren Stabilität. Eine größere Streuung deutet dabei auf eine eher unsicherere Vorhersage hin als eine kleinere Streuung. Das Ergebnis einer Wettervorhersage ist somit keine einzige Zahl mehr, sondern ein Bereich, der die größte Eintrittswahrscheinlichkeit zeigt.

2.2  Klimamodelle

Das Klima ist laut Definition das mittlere Wetter über einen längeren Zeitraum an einem bestimmten Ort. In der Regel sind das minimal 30 Jahre. Da die Unsicherheiten eines Wettermodells schon ab zehn Tage sehr groß werden, sind Klimamodelle anders konzipiert als Wettermodelle. Für Klimamodelle ist entscheidend, welche äußeren Bedingungen einen Einfluss auf das Klima haben. Für Zeitperioden von mehreren Jahrzehnten sind das neben der Sonneneinstrahlung, u.a. die Treibhausgaskonzentrationen, Landnutzung und Ozeanströme. Ändert sich etwas in diesen Größen, hat das zwar vorerst kaum Einfluss auf das Wetter, wohl aber auf das mittlere Wetter über einem langen Zeitraum und damit das Klima. Obwohl Klimamodelle mit Beobachtungen initialisiert werden müssen, spielen die Unsicherheiten in den Beobachtungen eine deutlich kleinere Rolle als bei Wettervorhersagemodellen. Das klimatologische Mittel der Temperatur beispielsweise ist eine recht stabile Größe.

Wie in der Wettervorhersage existieren auch mehrere Klimamodelle mit jeweils einem leicht unterschiedlichen Ansatz, z. B. dynamische oder statistische Modelle. Sie lassen die Ergebnisse der Klimamodelle streuen. Eine zusätzliche Streuung der Ergebnisse hängt von den Annahmen in der Zukunft ab. Für manche Größen sind die Annahmen einfacher zu machen, z. B. Sonneneinstrahlung, als für andere wie z. B. Landnutzung und die Konzentration vom Treibhausgas Kohlendioxid (CO2). Letzteres ist einerseits eingebunden in einem weltweiten CO2-Kreislauf, andererseits wird die Konzentration zusätzlich durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen geändert. Dieser zusätzliche CO2-Ausstoß ist zwar klein im Verhältnis zu den Flüssen im weltweiten Kreislauf, ist aber zusätzlich und bringt damit das Gleichgewicht im Kreislauf durcheinander. Änderungen in der Landnutzung sorgen zusätzlich für eine Belastung des Gleichgewichtes. Diese äußeren Randbedingungen von Klimamodellen werden erstellt aufgrund zu erwartender Entwicklungen in Industrie, Bevölkerung, Handlungsoptionen usw. wobei jede Entwicklung als Szenario bezeichnet wird (Bilder 2 und 3).

Klimamodelle nutzen diese Szenarien für das Berechnen eines möglichen zukünftigen Klimas. Es wird also nicht auf Basis des heutigen Wetters eine Vorhersage gerechnet, sondern mit Hilfe von Szenarien eine Klimaprojektion erstellt. Klimamodelle versuchen also nicht das Klima vorherzusagen, sondern erstellen mit so gut wie möglichen Annahmen ein zukünftiges Klima. Wenn die Annahmen nicht zutreffen, was höchstwahrscheinlich bei jedem Szenario mehr oder weniger der Fall ist, wird das errechnete zukünftige Klima vom tatsächlichen ein-tretenden Klima abweichen. Trotzdem liegen die Annahmen in einem Bereich, so dass man sagen kann, dass auch das zukünftige Klima mit hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb der Ergebnisse der Klimamodelle liegen wird. Aktuelle Beobachtungen zeigen allerdings, dass die CO2-Konzentration der Atmosphäre momentan über die maximal erwartete Konzentration von vor 10 Jahren liegt (Bild 4).

Bild 2: Basierend auf verschiedene Antriebskräfte sowie einen ökonomischen, umweltorientierten, globalen und/oder regionalen Ansatz entstehen verschiedenen gesellschaftlichen Szenarien gekennzeichnet durch A1, A2, B1, usw. (nach IPCC, 2007)

Bild 3: Mit Hilfe der Szenarien aus Bild 2 werden Treibhausgasemission (ausgedruckt in GtC pro Jahr) und letztendlich eine Konzentration (ausgedruckt in CO2-Konzentration) errechnet (nach IPCC, 2007)

Bild 4: Die zeitliche Entwicklung der CO2-Szenarien aus Bild 3 sind der aktuellen CO2-Emission („Actual“) gegenübergestellt (The Copenhagen Diagnosis, 2009)

3 Politik

Für die Politik ist das Thema Klima eine große Herausforderung. Erstens, haben die heutigen Treibhausgasemissionen einen weltweiten Einfluss. Zweitens, begann der Anstieg der heutigen Treibhausgase schon vor mehr als hundert Jahren. Die jetzigen Treibhausgaskonzentrationen sind somit z. T. das Erbe vergangener Zeit. Ob und in wie fern die vergangenen Generationen verantwortlich für den momentanen Klimawandel gemacht werden können ist Grund zur Diskussion. Die ökonomische Entwicklung vieler westlicher Länder ist eng mit dem Ausstoß von Treibhausgasen verknüpft gewesen. Viele Entwicklungsländer wollen diesen Entwicklungsstand der westlichen Länder so bald wie möglich erreichen. Sozial gesehen ist das nachvollziehbar, nur klimatechnisch wäre das eine Katastrophe. Wie diese Entwicklung voran gebracht werden kann, ohne das Klima noch mehr zu belasten, ist schon seit langem Thema vieler politischer Diskussionen.

Vor allem in den letzten Jahren hat das Thema Klima und Klimawandel eine große Bedeutung in der Politik und Öffentlichkeit bekommen. Dazu beigetragen hat u.a. die Resonanz in der Presse auf die letzten zwei UN-Klimakonferenzen in Kopenhagen und Cancún. Die Politik hat auf diesen Konferenzen versucht, einen Kompromiss zwischen einer wachsenden Ökonomie und einem nachhaltigen Klimaschutz zu finden. Dass dies nur begrenzt erfolgreich war, zeigt, dass die Interessenkonflikte zwischen den Nationen weltweit sehr groß sind. Da das Klima für jeden einzelnen von uns von Bedeutung ist, sind wir alle gefordert etwas zu unternehmen. Dazu ist es wichtig zu wissen, was nun Stand der Dinge in der Klimaforschung ist und wie sich die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten in sinnvolle Maßnahmen umsetzen lassen.

4 Vermeidung versus Anpassung

Die Ursachen für den momentanen Klimawandel sind sehr eindeutig. Eine Zunahme der Treibhausgase erhöht die globale Mitteltemperatur, welche Auswirkungen auf die regionale Verteilung der Temperatur, des Niederschlags usw. hat. Theoretisch ist eine Lösung deswegen sehr einfach: den Ausstoß von Treibhausgasen einstellen. Nur praktisch gesehen ist diese Lösung vorerst unausführbar. Grund dafür ist die Abhängigkeit der westlichen Gesellschaft von der Verbrennung von fossilen Brennstoffen, welches die Hauptursache für den Ausstoß dieser Gase ist. Zudem werden viele Entwicklungsländer in Zukunft eine ähnliche Entwicklung der westlichen Länder durchmachen wollen. Wenn dafür die Technologien aus dem letzten Jahrhundert verwendet werden, würden dafür auch viele Treibhausgase emittiert werden.

Für eine Abnahme der Treibhausgaskonzentrationen ist das Stichwort Vermeidung. Diese Vermeidung kann mit neuen nachhaltigen Technologien erreicht werden. In den letzten Jahren wird viel Wissenschaft auf diesem Gebiet betrieben. Da in unserer Gesellschaft Entwicklungen auch ökonomisch machbar sein müssen, sind profitable Vermeidungsstrategien gefragt. Zudem müsste auch die Gesellschaft selber mitmachen. Das macht sie aber nur, wenn sie einen Vorteil aus der Vermeidungsstrategie holen kann. Vermeidungsstrategien sind allerdings meist erst nach längerer Zeit profitabel und für ein Individuum nicht gleich einleuchtend, was eine Umsetzung der Strategien oft im Wege steht.

Der Klimawandel findet aber jetzt schon statt. Auch wenn Vermeidungsstrategien in den nächsten Jahren effektiv umgesetzt werden könnten, wird sich das Klima aufgrund der Trägheit des Systems vorerst weiter ändern. Daraus ergibt sich, dass manche Folgen unvermeidbar sind. Um die Auswirkungen dieser Folgen so gering wie möglich zu halten, sollten neben Vermeidungsstrategien auch Anpassungsstrategien entwickelt werden. Klimamodelle geben einen Hinweis unter welchen Bedingungen die Gesellschaft der Zukunft leben wird. Eine Anpassungsstrategie könnte nun Lösungen suchen wie auf diese Bedingungen, beispielsweise höhere Temperatur oder verändertes Niederschlagsmuster, reagiert werden kann (z.B. Bekker, Deutschländer et al. 2008).

5 Beispiel: Winterwetter

Bei der Umsetzung von Ergebnissen aus der Klimaforschung für praktische Anwendungen wird meist nur über die Zunahme der Maximaltemperatur und gegebenenfalls die Änderung von Niederschlagsmustern diskutiert. In diesem Zusammenhang ist zu denken an Hitzestress, Dürreperioden und Starkniederschlagsereignisse. Eine Änderung im Winterwetter ist aber mindestens genauso wichtig. Vor allem Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und der FrostTau-Wechsel belastet Baumaterialien erheblich. Aus dem Grund ist es wichtig auch die Tagesmaxima und -minima im Winterhalbjahr zu betrachten.

Die mittleren täglichen Minima der Lufttemperatur in den Wintermonaten (Dezember, Januar, Februar) in Deutschland liegen überwiegend im negativen Bereich; lediglich am Niederrhein und auf den Nordseeinseln bleiben die mittleren täglichen Temperaturminima zum Teil über 0 °C. Die Werte des mittleren täglichen Temperaturmaximums liegen im Winter meist im positiven Bereich (2 – 4 °C). In mittleren und höheren Berglagen sowie in den Alpen liegen die Werte auch unter 0 °C, am Niederrhein teilweise auch über 5 °C. Hierbei beziehen sich die durchschnittlichen (mittleren) Werte auf den 30-jährigen Zeitraum 1961 bis 1990 (Klimaatlas DWD 2003).

Die wichtigsten Größen in der Klimatologie, die in Zusammenhang mit winterlichem Wetter verwendet werden, sind Frosttage und Eistage (Tabelle 1). Dabei ist vor allem die Anzahl der Eistage ein Maß für die Strenge eines Winters.

Tabelle 1: Definitionen von Frosttag und Eistage

Während an einem Frosttag die Minimumtemperatur unter 0 °C sinkt, bleibt an einem Eistag sogar die Maximumtemperatur unter 0 °C. Das heißt, dass es mehr Frosttage als Eistage gibt. Für Straßenoberflächen ist der Wechsel zwischen Erfrieren und Auftauen besonders schädlich. Ein Frosttag hat daher eine größere negative Wirkung auf dem Straßenbelag als ein Eistag.

Abhängig von der Region in Deutschland gibt es pro Jahr mehr oder weniger Frosttage. Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes zeigen z. B. für München für die Periode 2005 bis 2010 eine jährliche Schwankung zwischen 5 und 41 Eistage. Dagegen schwanken die Eistage in Düsseldorf für die gleiche Periode zwischen 0 und 19. Auch gibt es starke räumliche Unterschiede in einem einzelnen Jahr. Während Düsseldorf im Winter 2008/2009 nur 9 Eistage verzeichnete, gab es in Erfurt 33 Eistage. Diese räumlichen, aber auch zeitlichen Unterschiede hängen sehr stark von der geografischen Lage des Ortes sowie der vorherrschenden Wetterlage ab (Bild 5).

Bild 5: Regionale Unterschiede der Anzahl der Eistage in Deutschland im Mittel für 1961 bis 1990 (Quelle: Deutscher Wetterdienst)

Wie sich diese Zahlen in Deutschland auf der regionalen Ebene ändern können, zeigt der Regionale Klimaatlas Deutschland (www.regionaler-klimaatlas.de). Mittels Karten für ganz Deutschland sowie für die einzelnen Bundesländer zeigt der Atlas die mittlere sowie die minimale und maximale zu erwartende Änderung der Frost- und Eistage aus einer Vielzahl von Klimamodellen. Die zu betrachtende Periode beschreibt immer ein 30-Jahres-Mittel und lässt sich in 5-Jahres-Schritte von 2011 bis 2100 und für jede Saison variieren. Hier wird deutlich, dass die mittlere Änderung pro Region in Deutschland auch unterschiedlich ausfallen kann, abhängig vom verwendeten Modell und Zukunftsszenario (Bild 6).

Bild 6: Die Ergebnisse des Modelllaufs (COSMO-CLM, angetrieben mit ECHAM5-Lauf 1, Szenario A1B) mit der mittleren Abnahme der Anzahl der Eistage (-8.3) für ganz Deutschland für die Periode 2021 bis 2050 (Quelle: www.regionaler-klimaatlas.de)

Der Verlauf der Frost- und Eistage über eine längere Periode für eine Region die Deutschland umfasst, zeigen die Bilder 7 bzw. 8. Die Ergebnisse resultieren aus vier Läufen die mit dem regionalen Klimamodell COSMO-CLM erzeugt wurden. Alle Läufe wurden am Institut für Meteorologie und Klimaforschung (IMK) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit einer räumlichen Auflösung von 7 km erzeugt (Früh, Feldmann et al. 2010; Boberg, Berg et al. 2010; Feldmann, Frühetal. 2008).

Die Unterschiede in den Ergebnissen kommen daher, dass das antreibende globale Modell bei jedem Lauf ein anderes war. Der graue Bereich in beiden Bildern umfasst die Ergebnisse der vier einzelnen Modellergebnisse. Es ist ersichtlich, dass sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft die Unterschiede pro Jahr sehr groß sein können. Das heißt, dass ein Winter mit vielen Eistagen nicht unbedingt das Ende des Klimawandels einläutet sowie ein Winter mit wenigen Eistagen dies bestätigen würde. Vielmehr sollte das Mittel über eine längere Periode betrachtet werden (Bilder 5 und 6), vorzugsweise minimal 30 Jahre. Eine andere Möglichkeit ist das Zeigen eines Trends. Die blaue Linie in den Bildern 7 und 8 zeigt das 5-jährige gleitende Mittel. Hierbei ist ein deutlicher Rückgang der Frost- und Eistage ab dem Jahr 2010 bis 2050 erkennbar.

Neben einer Betrachtung von ganz Deutschland besteht mit regionalen Klimamodellen die Möglichkeit die Ergebnisse für einzelne Bundesländer aufzuzeigen. In dem Regionalen Klimaatlas Deutschland sind die Ergebnisse für jedes Bundesland grafisch dargestellt. Die Tabelle 2 zeigt eine Auswahl dieser Ergebnisse.

Bild 7: Die mittlere jährliche Abweichung der Frosttage in Deutschland gegenüber der Periode 1971 bis 2000. Der graue Bereich umfasst die Ergebnisse von vier regionalen Klimamodellen. Die blaue Linie zeigt das 5-jährige gleitende Mittel des Mittelwertes der vier Modelle (Quelle: Institut für Meteorologie und Klimaforschung, KIT)

Bild 8: Die mittlere jährliche Abweichung der Eistage in Deutschland gegenüber der Periode 1971 bis 2000. Der graue Bereich umfasst die Ergebnisse von vier regionalen Klimamodellen. Die blaue Linie zeigt das 5-jährige gleitende Mittel des Mittelwertes der vier Modelle (Quelle: Institut für Meteorologie und Klimaforschung, KIT)

Tabelle 2: Die zu erwartende minimale, mittlere und maximale Änderung der Frost- und Eistage für ganz Deutschland sowie zwei ausgewählte Bundesländer aus mehreren Klimamodellen im Mittel für die Periode 2021 bis 2050 (Quelle: www.regionaler-klimaatlas.de)

In einem nördlichen Bundesland, wie Mecklenburg-Vorpommern mit einer Anzahl der Eistage zwischen 20 und 30 (1961 bis 1990, Bild 5) würde sich bei einer Abnahme von 10,2 Tagen bis 2021 bis 2050 die Anzahl fast halbieren. In Baden-Württemberg ist die Abnahme zwar weniger stark (6,4 Tage), dafür sind die regionalen Unterschiede zwischen Rheinebene und Schwarzwald sehr groß.

Die vorher erwähnten Ergebnisse des IMK mit einer räumlichen Auflösung von 7 km bieten nun die Möglichkeit regionale Unterschiede des Klimas innerhalb der Bundesländer zu betrachten. Vor allem für Bundesländer, wo die Unterschiede stark ausgeprägt sind, wie z. B. Baden-Württemberg, sind solche regionalen Differenzierungen notwendig. Zudem bietet eine solch hohe räumliche Auflösung eine Möglichkeit für Anwendungen außerhalb der Klimaforschung. Zu denken ist dabei an die Verbesserung vieler Materialien, die dem Klima ausgesetzt sind, wie z. B. im Bauwesen und Straßenbau. Da auch der Winterdienst in Deutschland stark abhängig ist, wie sich die Winter in Zukunft entwickeln, lassen sich mit hoch aufgelösten Klimamodellen Regionen unterscheiden, die stärker und weniger stark vom Klimawandel betroffen sind. Auf dieser Art und Weise könnte der Winterdienst seine Einsätze effektiver planen.

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