FGSV-Nr. FGSV 002/125
Ort Koblenz
Datum 09.05.2019
Titel Erosionsschutz und Begrünungshilfen im Erd- und Landschaftsbau
Autoren Prof. Dr.-Ing. Fokke Saathoff, Dr.-Ing., Dipl.-Wirt.-Ing. Stefan Cantré
Kategorien Landschaftstagung
Einleitung

Seit 15 Jahren arbeitet der Arbeitskreis „Erosionsschutz und Begrünungshilfen“ der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) am Merkblattentwurf zum Thema „Anwendung von Erosionsschutzprodukten und Begrünungshilfen aus natürlichen und synthetischen Materialien im Erd- und Landschaftsbau des Straßenbaues“, der kurz vor seiner Fertigstellung steht. Erstmals wird in Europa ein umfassender Leitfaden für die Auswahl und die Anwendung verschiedenster Erosionsschutzprodukte und -systeme zur Anwendung an Böschungen und in periodisch wasserführenden Entwässerungseinrichtungen zur Verfügung stehen. Die langwierigen, aber erforderlichen und fruchtbaren Diskussionen betrafen insbesondere die grundsätzlichen Unterschiede im bisherigen Umgang mit synthetischen Geokunststoffen und Produkten aus nachwachsenden Materialien. Während die Geokunststoffe im engeren Sinn bereits seit vielen Jahren umfangreich genormt sind, besteht für die meisten Erosionsschutzprodukte aus Naturfasern, wie Kokos, Jute oder Schafwolle bislang nicht einmal eine CE-Kennzeichnung. Schließlich existiert noch eine Vielzahl an Produkten, die eine Kombination aus synthetischen und natürlichen Materialien darstellen. Für den gezielten Einsatz mit definierten Randbedingungen sind eine klare Abgrenzung zwischen den Anwendungsfeldern sowie die genormte Prüfung der verschiedenen Eigenschaften für Produktbeschreibung und Qualitätssicherung erforderlich. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist, dass die Hauptfunktion dieser Produktgruppe (der Schutz vor Bodenerosion) nicht in einem einzigen charakteristischen Parameter zu fassen ist und diese Eigenschaft demnach nicht über eine einzelne Prüfung nachgewiesen werden kann. Vielmehr ist sowohl für die Prüfung als auch für die Beschreibung der Produkte unter den verschiedenen Einbaubedingungen eine Vielzahl unterschiedlichster Parameter zu berücksichtigen. Besonders schwer zu fassen ist dabei die Funktionsdauer der temporär wirkenden Produkte, die den Erosionsschutz vorübergehend bis zur Etablierung der langfristig wirksamen Vegetation übernehmen. Im Beitrag wird der aktuelle Stand des Merkblatts mit der erforderlichen Abgrenzung zu bestehenden Produkt- bzw. Anwendungsnormen und Richtlinien dargestellt. Das zentrale Element des Merkblatts stellt eine Entscheidungshilfe mit empfohlenen Standardlösungen dar.

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Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.

1 Einleitung

Der Arbeitskreis 5.4.1 „Erosionsschutz und Begrünungshilfen“ der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) wurde im Februar 2004 mit dem Ziel gegründet, ein „Merkblatt über die Anwendung von Erosionsschutzprodukten und Begrünungshilfen aus natürlichen und synthetischen Materialien im Erd- und Landschaftsbau des Straßenbaus“ zu entwickeln. In der Folge wurde in einer Vielzahl an Sitzungen darum gerungen, wie die Hauptfunktionen solcher Produkte, nämlich der Schutz vor oberflächlicher Bodenerosion bzw. die Unterstützung der Begrünungsentwicklung sowohl definiert als auch prüftechnisch erfasst werden können. Zudem wurde schnell klar, dass es traditionell völlig unterschiedliche Vorgehensweisen z. B. bezüglich der Produktbeschreibung oder Produktnormung zwischen den klassischen Geokunststoffen und den klassischen Naturfaserprodukten gibt. Nur wenn hier eine einheitliche Sprache gesprochen wird, ist es für den Anwender möglich, eine auf das Einzelprojekt sinnvoll abgestimmte Systemlösung für den Erosionsschutz auszuwählen. Das Thema ist von hoher Relevanz, wie die Vielzahl an Schäden an neu hergestellten Straßenböschungen zeigt (Bild 1). Dies ist insbesondere auch unter dem Aspekt des Bodenschutzes zu sehen, der auch hierzulande eine immer größere Bedeutung erlangt. In Deutschland gibt es bislang kein unabhängiges Anwendungsdokument für Erosionsschutzmaßnahmen im Bauwesen außerhalb der Gewässer. Auf europäischer Ebene wird derzeit eine Anwendungsnorm ISO/TR 18228-8 (Designing Using Geosynthetics: Part 8: Surface Erosion Control) erarbeitet, die jedoch bislang i. W. grundlegende Informationen zu Bodenerosion und deren rechnerischer Erfassung und kaum Informationen zur Anwendung der verschiedenen Erosionsschutzsysteme enthält.

Während in den USA aufgrund strengerer gesetzlicher Regelungen zum Schutz vor Bodenerosion bereits viel Vorarbeit geleistet wurde, ist auch dort nicht hinreichend geklärt, wie z. B. die Dauerhaftigkeit von Produkten im Hinblick auf die Funktionsdauer bis zur Übernahme des Erosionsschutzes durch Vegetation bestimmt werden soll; die Einordnung von Produkten in Produktklassen für unterschiedliche Einsatzzwecke basiert auch dort i. W. auf Erfahrungswerten. Das macht es im deutschen Kontext nicht einfacher, eine einheitliche Verfahrensweise für die Vielzahl an unterschiedlichen Produkten zu finden.

Bild 1: Erosion an der BAB A 20, 2011

In der Zwischenzeit wurde auf europäischer Ebene eine wichtige Vorarbeit geleistet: Über mehrere Jahre wurde eine Prüfnorm für geosynthetische Erosionsschutzprodukte für den Oberflächenerosionsschutz entwickelt, die auch gleich als deutsches Anwendungsdokument E DIN EN 17097 erscheinen sollte. In diesem Zusammenhang wurden die wichtigsten Definitionen der verschiedenen verfügbaren Produktklassen und ihrer unterschiedlichen Funktionen sowie die Anforderungen an eine CE-Kennzeichnung und dafür erforderliche Prüfverfahren erarbeitet. Aufgrund einer Mandatsänderung wurde die Weiterbearbeitung der entsprechenden CE-Norm zunächst vertagt. Die Normentätigkeit wurde im Arbeitskreis kritisch begleitet und es entstand trotz der vielen erforderlichen Diskussionen zu diesem Thema eine erhebliche Synergie, die die Merkblattarbeit wesentlich vorangebracht hat.

Der Merkblattentwurf soll in naher Zukunft fertiggestellt werden. Ein zentraler Baustein des Merkblatts ist eine Entscheidungshilfe zur Auswahl geeigneter Produkte und Systeme für den Erosionsschutz unter den verschiedensten Randbedingungen, ergänzt durch Einbauempfehlungen, Begrünungsempfehlungen, Kommentare zu möglichen und ggf. zukünftig erforderlichen Prüfungen sowie Fallbeispielen.

2 Inhalte des Merkblatts

Das Merkblatt gilt für Erosionsschutz- und Begrünungsmaßnahmen im Erd- und Landschaftsbau des Straßenbaues. Anwendungsgebiete sind der Schutz und die Begrünung von z. B.

  • Böschungen,
  • periodisch wasserführenden Entwässerungseinrichtungen,
  • hinterfüllten und überschütteten Bauwerken,
  • Lärmschutzwällen.

Es ergänzt das „Merkblatt für einfache landschaftsgerechte Sicherungsbauweisen“ (FGSV 1991) und das „Merkblatt über die Anwendung von Geokunststoffen im Erdbau des Straßenbaus“ (M Geok E) (FGSV 2016).

Das Merkblatt dient auch der Ergänzung und Erläuterung der entsprechenden Abschnitte der „Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für Erdarbeiten im Straßenbau“ (ZTV E-StB 17), sowie den ZTV La-StB 05, in denen die Erosionsschutz- und Begrünungsmaßnahmen grundsätzlich geregelt sind.

Das Merkblatt gibt Hinweise für Planung, Bau und Unterhaltung eines funktionsgerechten Erosionsschutzes mit standortgerechter Begrünung im Straßenbau bei Anwendung von Erosionsschutzprodukten und Begrünungshilfen aus natürlichen und synthetischen Werkstoffen und gilt auch für Maßnahmen, bei denen keine Begrünung vorgesehen ist. Es definiert harmonisierte Begriffe für die Produkt- und Systemtypen sowie die Verfahren und Hilfsstoffe im Zusammenhang mit Erosionsschutz und Begrünungshilfen im Straßenbau.

Die derzeit bekannten in Erosionsschutzprodukten eingesetzten Materialien werden insbesondere bezüglich der relevanten Eigenschaften (biologische Abbaubarkeit bzw. Beständigkeit, Einflüsse auf Begrünung, etc.) vorgestellt. Die natürlichen Rohstoffe sind vielfältig, z. B. Kokos, Jute, Heu, Stroh, Sisal, Seegras, Schilf/Miscanthus, Bambus, Schafwolle, Flachs, Hanf, Holz und Holzwolle sowie Zellulose. Die synthetischen Produkte bestehen i. W. aus Polypropylen, Polyamid und Polyethylen. Aufbauend auf den Eigenschaften der Materialien werden Aufbau und Funktion der verschiedenen Systeme sowie die Anforderungen an Bau- und Hilfsstoffe definiert.

Das wichtigste Kapitel bezieht sich auf die Anwendung der verschiedenen Produkttypen und Systeme auf Böschungen und periodisch wasserführenden Entwässerungseinrichtungen. Dabei werden Hinweise zu Auswahl, Verarbeitung und Ausschreibung gegeben. Der zentrale Teil, eine Entscheidungshilfe zur Produkt- und Systemauswahl ist im Abschnitt 4 beschrieben. Die Entscheidungshilfe wird ergänzt um Checklisten (analog M Geok E) und der Diskussion verschiedener Prüfverfahren für Produktauswahl und Qualitätskontrolle, die Eingang in zukünftige CE-Normen finden könnten und schon heute zur Produktbeschreibung genutzt werden können.

3 Erosionsbegriff und Abgrenzung des Merkblatts

Bodenerosion ist ein natürlicher Prozess, bei dem Bodenpartikel und Fels gelöst, transportiert und abgelagert werden. Auslöser der Bodenerosion sind Wasser, Wind, Gravitation und Eis. Natürliche Erosionsprozesse können durch anthropogene Einflüsse verstärkt oder sogar ausgelöst werden. Erosionserscheinungen betreffen zunächst die Bodenoberfläche, können jedoch infolge verschiedener Wirkmechanismen auch große Erdmassen betreffen, die z. B. das geotechnische Versagen von Böschungen zur Folge haben.

Das vorliegende Merkblatt beschränkt sich auf die oberflächlichen Prozesse der Bodenerosion (Oberflächenerosion), die im Wesentlichen durch Wasser, zum Teil auch durch Wind verursacht werden. Diese Prozesse beziehen sich auf den obersten Bodenhorizont. Erosionsformen wie Massenfließen, Bergstürze oder Eisschliff können durch die Empfehlungen dieses Merkblattes nicht bzw. nicht unmittelbar verhindert werden. Auch die Erosion durch Translations- oder Rotationsrutschungen und Fließgewässer- oder Küstenerosion sind nicht Inhalt des Merkblatts und werden an anderer Stelle behandelt.

In Bezug auf die Begrünung wird im Wesentlichen die gegenseitige Beeinflussung von Produkttyp und Vegetation (z. B. Keimförderung/-hemmung, biologischer Abbau des Produkts) besprochen. Bezüglich der Ansaat und anderer vegetativer Erosionsschutzmethoden wird auf die entsprechenden Regelwerke der FGSV sowie DWA-Merkblätter und DIN-Normen verwiesen.

4 Erosionsschutzprodukte

Die Aufgabe des Oberflächen-Erosionsschutzes ist es, die erosive Wirkung des Wassers so zu reduzieren, dass die oberflächlich wirkenden Erosionsauslöser wie Regentropfen, Schichterosion und Rillenerosion verhindert werden und dass sich folglich keine Rinnen- und Grabenerosion ausbilden kann. Die Erosion durch Wind kann durch Bedecken oder Erhöhung der Rauigkeit der Bodenoberfläche (Reduktion der Windgeschwindigkeit an der Oberfläche) verhindert werden. An Gewässerböschungen und periodisch wasserführenden Bauwerken des Straßenbaus (z. B. Gräben und Mulden) sind – bedingt durch hohe Strömungsgeschwindigkeiten – Produkte mit hoher Erosionsschutzwirkung zu verwenden.

Erosionsschutzprodukte sollen entweder temporär oder dauerhaft diese Erosionsschutzwirkungen übernehmen und damit den Boden vor wasser- oder windinduzierter Bodenerosion schützen. Dazu ist i. d. R. die Bedeckung der Oberfläche erforderlich. Soll nach einer Etablierungsphase der Oberflächenerosionsschutz dauerhaft von Vegetation übernommen werden, wird das Produkt nur temporär so lange benötigt, bis die Vegetation etabliert ist. Kann der Schutz nicht dauerhaft durch die Vegetation übernommen werden (z. B. Extremstandorte, extreme Einwirkungen, besonders steile Böschungen), können dauerhaft wirkende Produkte erforderlich werden.

Als Produkttypen für den Oberflächenerosionsschutz werden im Entwurf zur DIN EN 17097 u. a. Erosionsschutzmatten (Geoblanket GBL), Geomatten (GMA), Geotextilien (Gewebe und Vliesstoffe, GTX) sowie Geozellen (GCE) aus verschiedenen synthetischen und/oder natürlichen Materialien definiert. Diese Bezeichnungen werden im Merkblatt identisch genutzt. Darüber hinaus werden im Merkblatt auch Faschinen und Mulchsysteme aus verschiedensten i. d. R. natürlichen Materialien berücksichtigt.

5 Entscheidungshilfe

Die im AK 5.4.1 entwickelte Entscheidungshilfe ist ein zentraler Bestandteil des Merkblattes. Zwei Flussdiagramme unterstützen bei der Auswahl von Projektrandbedingungen für die Anwendung auf (trockenen) Böschungen und auf periodisch wasserführenden Flächen (Mulden, Gräben, etc.).

Für die mehrheitlich trockenen Böschungen wurden folgende Entscheidungsebenen festgelegt:

A. > Erforderliche Funktionsdauer der Produkte: < 1 Jahr (1), 1-2 Jahre (2), 2-5 Jahre (3), dauerhaft (4),

B. > Rohboden (1) oder Oberboden (2),

C. > Böschung unbegrünt (1, nicht bei Oberboden) oder begrünt (2).

Im Anschluss an diese Klassifizierung wird für die Anwendung auf Böschungen (trocken) weiter unterschieden nach Böschungsneigung und Erosionsgefährdung des zu schützenden Bodens:

a)   >1:1, Boden erosionsgefährdet,

b)   > 1:1, Boden nicht erosionsgefährdet,

c)   1:2 … 1:1, Boden erosionsgefährdet,

d)   1.2 … 1:1, Boden nicht erosionsgefährdet,

e)   < 1:2, Boden erosionsgefährdet,

f)   < 1:2, Boden nicht erosionsgefährdet.

Bei f) wird üblicherweise kein Erosionsschutzprodukt eingesetzt. Falls erforderlich, wird hier auf entsprechende Ansaat-Technologien verwiesen. Aus dieser Gliederung ergibt sich ein Code für die Verwendung auf der trockenen Böschung (z. B. Funktionsdauer 1-2 Jahre, Oberboden, begrünt, 1:2…1:1 erosionsgefährdet: 2.2.2c).

Die Entscheidungshilfe zur Anwendung von Erosionsschutz bei periodisch Wasser führenden Entwässerungseinrichtungen ist eng an die RAS-Ew 2005 angelehnt. Dabei wird nur auf die Entwässerungseinrichtungen eingegangen, bei denen die im Merkblatt beschriebenen Erosionsschutzprodukte und -systeme anwendbar sind, wie z. B. Straßenmulden, Straßengräben, offenen Regenrückhaltebecken, Versickeranlagen sowie einzelne Bereiche konzentrierter Strömung und/oder hoher Turbulenz (z. B. Durchlässe und temporäre Wasserableitungen). Die Nomenklatur ergibt hier nur zwei Ebenen (z. B. 1. Straßenmulden, 1.3 Mulden mit rauer Sohlbefestigung).

Zu jeder Kombination (trocken oder periodisch Wasser führend) wurden die Produkttypen zugeordnet, deren Haupteinsatzgebiet im entsprechenden Bereich liegen.

Schließlich können für jeden Produkttyp über eine Kriterientabelle weitere projektspezifische Randbedingungen geprüft werden, die die Entscheidung für ein sinnvolles, wirksames System unterstützen:

  • Aufwand/Dauer des Einbaus,
  • Witterungsabhängigkeit beim Einbau,
  • Biologische Abbaubarkeit,
  • Beständigkeit gegen Schädlingsbefall,
  • Zusätzliche Wirkung als Winderosionsschutz,
  • Wirkung bei hoher Regenintensität,
  • Wirkung bei Fremdwassereintrag (Schichtabfluss),
  • Eignung zum Verlegen auf langen Böschungen,
  • Zugfestigkeit,
  • Durchwuchsfähigkeit für Pflanzen (von unten),
  • Nachträgliche Bepflanzbarkeit (von oben),
  • Einflüsse auf die Pflegeintensität bis zur Abnahme,
  • Pflegfreundlichkeit (z. B. Produktempfindlichkeit bzgl. Grünpflege).

Im Ergebnis führen die einfachen Auswahlkriterien, die bei jedem Projekt bekannt sein müssen, zu einer Vorauswahl an Produkttypen bzw. Systemen, die je nach Verfügbarkeit genauerer Informationen zu Standort und Produktanforderungen über weitere Kriterien konkretisiert werden können.

6 Begleitforschung

Im Zeitraum der Merkblatterarbeitung wurden mehrere Forschungsprojekte bearbeitet, deren Inhalte direkt oder indirekt in das Merkblatt einfließen. Darüber hinaus wurden auch mehrere studentische Abschlussarbeiten z. B. an der Universität Rostock zur Klärung einzelner Fragestellungen in Vorbereitung der Merkblattentwicklung angefertigt.

In den Jahren 2009 bis 2011 wurde in Kooperation zwischen dem Süddeutschen Kunststoffzentrum (SKZ) in Würzburg und der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim ein AiF-Projekt (Nr. 15717 N) mit dem Titel „Erarbeitung und Verifizierung von Auswahlkriterien für geosynthetische Erosionsschutzsysteme“ bearbeitet. Der AK 5.4.1 war als Begleitausschuss beratend tätig. In diesem Projekt wurde u. a. am Autobahnkreuz Biebelried (BAB 3) eine neu hergestellte Autobahnböschung mit acht verschiedenen Erosionsschutzsystemen gesichert (Bild 2), die während der Projektlaufzeit intensiv untersucht wurden, insbesondere bezüglich der Erosionsschutzwirkung und der Eigenschaft, die aufkommende Begrünung nicht zu behindern oder diese sogar zu fördern. Die Böschungen sind immer noch intakt und sollen für weitere Untersuchungen herangezogen werden. Hierzu ist geplant, ein Folgeprojekt zur Langzeitwirksamkeit des Erosionsschutzes zu beantragen. Eine erste Vorarbeit hierzu wird durch im ersten Halbjahr 2019 in Form einer u. a. durch verschiedene Arbeitskreismitglieder finanzierten Nachbonitur der Böschung geleistet.

Bild 2: Feldversuch AK Biebelried nach Einbau der Erosionsschutzprodukte, unbegrünt

Eine Vielzahl an Ergebnissen fließt in das zukünftige Merkblatt mit ein, beispielsweise die im Projekt erarbeitete Produktklassifizierung sowie Erkenntnisse aus dem Freilandversuch zum Einbau, zur Produktlebensdauer, zur Erosionsschutzwirkung unter schwierigen Baustellenbedingungen und zur Beeinflussung/Unterstützung der Ansaat.

Im Zusammenhang mit dem EU-Projekt DredgDikes, das die Untersuchung von Baggergut als Deichersatzbaustoff zum Thema hatte, wurden an der Professur Geotechnik und Küstenwasserbau der Universität Rostock sowohl im Labor als auch im Feld an einem großmaßstäblichen Forschungsdeich (Bild 3) Untersuchungen an begrünten und unbegrünten Böschungen mit und ohne geosynthetischem Erosionsschutzprodukt durchgeführt (Saathoff et al., 2015). Hier wurden insbesondere Ergebnisse zum Testverfahren in verschieden großen Strömungsrinnen zur Prüfung der Erosionsresistenz von Böschungsoberflächen gegen überströmendes Wasser gesammelt, die in das Merkblatt einfließen.

Darüber hinaus wurden an dieser Professur der Universität Rostock in studentischen Abschlussarbeiten die ASTM-Verfahren zum Beregnungsversuch (Bench Scale) und zur Rinnenüberströmung (ASTM D7101-13 und ASTM D6460-12) überprüft (Irrgang, 2009; Olschewski, 2010; Lesch, 2012; Schubert, 2014). Derzeit wird eine Bachelorarbeit zur Definition und Prüfung der Funktionsdauer des technischen Erosionsschutzes angefertigt – ein erster Aufschlag in diese Richtung.

Bild 3: Überströmungsversuch begrünte Deichböschung, DredgDikes-Projekt, Uni Rostock

7 Ausblick

Es ist vorgesehen, das Merkblatt schnellstmöglich fertigzustellen und im Fachkollegium zur Diskussion zu stellen. Die die anstehende Überarbeitung der RAS-LG 3, die aktuellen DWA- Merkblätter M519 (2016) und M617 (in Bearbeitung) sowie die mögliche weitere Entwicklung der Prüfnorm für Erosionsschutzprodukte (E DIN EN 17097) erfordern vor Fertigstellung des Merkblatts die Abstimmung mit den entsprechenden Partner-Arbeitskreisen. Zudem muss das Thema der Funktionsdauer von Erosionsschutzprodukten besser durchdrungen werden, wofür ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt beantragt werden soll. Ein erster Aufschlag hierzu ist eine Bachelorarbeit, die derzeit an der Universität Rostock bearbeitet wird.

Literaturverzeichnis

  1. ASTM (2012): ASTM D6460-12, Standard Test Method for Determination of Rolled Erosion Control Product (RECP) Performance in Protecting Earthen Channels from Stormwater-Induced Erosion, ASTM International, West Conshohocken, PA
  2. ASTM (2013): ASTM D7101-13, Standard Index Test Method for Determination of Unvege-tated Rolled Erosion Control Product (RECP) Ability to Protect Soil from Rain Splash and Associated Runoff Under Bench-Scale Conditions, ASTM International, West Conshohocken, PA
  3. DIN (2002): DIN 18918. Vegetationstechnik im Landschaftsbau – Ingenieurbiologische Sicherungsbauweisen – Sicherungen durch Ansaaten, Bepflanzungen, Bauweisen mit lebenden und nicht lebenden Stoffen und Bauteilen, kombinierte Bauweisen
  4. DWA (2016): Technisch-biologische Ufersicherungen an großen und schiffbaren Binnengewässern (M519)
  5. DWA (in Bearbeitung): Ingenieurbiologische Bauweisen an Fließgewässern (M617)
  6. E DIN EN 17097 (2017): Geokunststoffe – Geforderte Eigenschaften, die für die Anwendung beim Bau von Oberflächenerosionsschutz für Böschungen und Mulden erforderlich sind (Norm-Entwurf, März 2017)
  7. FGSV (1991): Merkblatt für einfache landschaftsgerechte Sicherungsbauweisen (FGSV 229)
  8. FGSV (1993): Richtlinien für die Anlage von Straßen – Teil: Landschaftsgestaltung, Abschnitt 3: Lebendverbau (RAS-LG-3) (FGSV 293/3)
  9. FGSV (2005): Richtlinie für die Anlage von Straßen (RAS), Teil: Entwässerung (RAS-Ew) mit „RAS-Ew-Bemessungshilfen“ auf CD-ROM (FGSV 539)
  10. FGSV (2016): Merkblatt über die Anwendung von Geokunststoffen im Erdbau des Straßenbaus (M Geok E) (FGSV 535)
  11. I r r g a n g, M. (2009): Entwicklung von Prüfverfahren für Erosionsschutz und Begrünungshilfen. Diplomarbeit Universität Rostock
  12. L e s c h, S. (2012): Projekt DredgDikes – Ermittlung der Erosionsstabilität gegen Überströmen von begrüntem Baggergut in einer kleinmaßstäblichen Strömungsrinne. Masterarbeit, Universität Rostock
  13. O l s c h e w s k i, J. (2010): Entwicklung einer Strömungsrinne zur Ermittlung hydraulischer Bemessungsgrößen für ingenieurbiologische Erosionsschutzprodukte. Masterarbeit Universität Rostock
  14. S a a t h o f f, F.; C a n t r é, S.; S i k o r a, Z. (2015): Handbuch für die südliche Ostseeregion zur Anwendung von Nassbaggergut, Aschen und Geokunststoffen im Deichbau: Gekürzte deutsche Version – Gelbdruck. Universität Rostock
  15. S c h u b e r t, T. (2014): Projekt DredgDikes – Überströmungsexperimente an den Binnenböschungen des Rostocker Versuchsdeichs. Masterarbeit Universität Rostock
  16. ZTV E-StB 17 (2017): Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Erdarbeiten im Straßenbau (FGSV 599)
  17. ZTV La-StB 05 (2005): Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Landschaftsbauarbeiten im Straßenbau