Einleitung |
Weniger Verkehr auf den Straßen, die Industrieproduktion teilweise lahmgelegt, verwaiste Büros, kaum noch Flugzeuge in der Luft: Die Lockdown-Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie führten u. a. auch zu einer verringerten Freisetzung von Luftschadstoffen. Weniger Emissionen wirken sich grundsätzlich positiv auf die Luftqualität aus. Den Schluss, dass die gemessenen Konzentrationen zeitgleich in gleichem Maße einen Rückgang zeigen müssen, kann man jedoch nicht ziehen. Denn chemische Umwandlungsprozesse und vor allem meteorologische Einflüsse überlagern immer die Auswirkung der Emissionsminderung. Treten zum Beispiel austauscharme Wetterlagen auf, reichern sich die Schadstoffe in der Luft an, erhöhte Konzentrationen sind die Folge. Kräftiger Wind hilft hingegen, die Schadstoffe schnell zu verteilen und lässt die Konzentrationen sinken. Diese Effekte führen zu typischen, kurzfristigen Schwankungen in den gemessenen Konzentrationswerten. Den „Coronaeffekt“ auf die Luftbelastung kann man daher nicht mit einem einfachen Blick auf einzelne, stündliche Messwerte quantifizieren. Zudem lässt sich eine pauschale Antwort zur Auswirkung auf die Luftqualität nicht geben. Es bedarf einer differenzierten Betrachtung einzelner Schadstoffe und deren Quellen, Quelldichte und -orte. In erster Linie sind hier Stickstoffdioxid (NO2) und Feinstaub (PM10) zu betrachten. |
Volltext |
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Stickstoffdioxid
In Ballungsräumen und Städten ist der Straßenverkehr unbestritten die Hauptquelle für die Stickstoffdioxid-Belastung. Die höchsten NO2-Konzentrationen werden daher typischer Weise an viel befahrenen Straßen gemessen. Neben dem Verkehr gibt es noch weitere, über gesamte Stadtgebiete verteilte Quellen wie z. B. Industrieanlagen, Kraftwerke, verarbeitendes Gewerbe, private Haushalte, die zu einer mittleren Grundbelastung in Stadtgebieten beitragen. Der Lockdown zur Eindämmung des Corona-Virus wirkte sich in den Städten vor allem mit einer Reduzierung des Straßenverkehrs aus. Busse im Nahverkehr und private Pkw waren in den Städten trotzdem, jedoch in unterschiedlichem Umfang, unterwegs und für Lieferverkehre muss sogar von einem erhöhten Aufkommen ausgegangen werden. Lokal und regional kann die Verringerung des Verkehrsaufkommens in der Zeit des Lockdowns daher unterschiedlich gewesen sein. Untersuchungen zeigen eine Größenordnung von rund 20-50 Prozent weniger Straßenverkehr in Städten. Ein regelrechter „Absturz“ der NO2-Konzentrationen in Städten konnte daher nicht erwartet werden. Die an verkehrsnahen Messstationen in Städten gemessenen NO2-Konzentrationen sanken im Zeitraum des Lockdowns um 20 bis 30 Prozent. Mancherorts wurden die niedrigsten NO2-Konzentrationen (im Monatsmittel) seit Messbeginn festgestellt. In Abhängigkeit des jeweiligen Verkehrsrückgangs und der meteorologischen Randbedingungen fielen die Auswirkungen des Lockdowns auf die NO2-Konzentrationen regional und lokal jedoch sehr unterschiedlich aus. Da sich der Corona-Effekt aber nur auf einen vergleichsweise kurzen Zeitraum von ca. vier Wochen beschränkte, war der Einfluss auf die Jahresmittelwerte und damit die langfristige Belastung durch NO2 gering. Die Reduktion der NO2-Konzentrationen im Zeitraum des Lockdowns hatte keinen Einfluss auf die Einhaltung des NO2-Jahresgrenzwertes.
Feinstaub
Vor allem durch den Abrieb von Bremsen, Reifen und Straßenbelag ist der Straßenverkehr in Städten noch immer die dominierende Feinstaubquelle. Aber auch Holzheizungen, Kaminöfen und andere kleine Feuerungsanlagen in privaten Haushalten tragen hier erheblich zur Feinstaubbelastung bei. Zudem sind kleinere Industrieanlagen und Kraftwerke sowie das verarbeitende Gewerbe als weitere Feinstaubquellen in Städten zu nennen, die gerade die lokale Luftbelastung erheblich beeinflussen können. Im Frühjahr kommt noch eine weitere Feinstaubquelle hinzu, die Landwirtschaft. Bei der Düngung der Felder wird aus gasförmigen Vorläuferstoffen, insbesondere Ammoniak, Feinstaub gebildet, der mit dem Wind auch in die Städte transportiert werden kann. Zudem gibt es natürliche Feinstaubquellen: z. B. Staub aus der Sahara, Feinstaub als Folge von Bodenerosion, Wald- und Buschfeuern. Es ist also gut möglich, dass bestimmte Feinstaubquellen regional und zeitweise an Bedeutung erheblich zunehmen, was sich in erhöhten Feinstaubkonzentrationen trotz verringerten Verkehrsaufkommens niederschlagen kann. Genau mit dem Beginn des Corona-Lockdowns war dies in vielen Regionen Deutschlands der Fall.
Fazit
Die Maßnahmen der Corona-Krise haben sich grundsätzlich positiv auf die Luftqualität ausgewirkt, allerdings war dies nur ein kurzfristiger Effekt. Zum Schutz der Gesundheit brauchen wir eine dauerhafte und nachhaltige Verbesserung der Luftqualität und diese kann nur mit gezielten Luftreinhaltemaßnahmen erreicht werden. |