FGSV-Nr. FGSV A 39
Ort Weimar
Datum 05.05.2009
Titel Bitumennormung und deren Umsetzung
Autoren Dr.-Ing. Anja Sörensen
Kategorien Asphaltstraßen
Einleitung

Bitumennormung bedeutet für die wichtigsten Bindemittel und Prüfverfahren schon seit Jahrzehnten europäische Normungsarbeit.

In Deutschland wurde entschieden, für die hier gebräuchlichen Bitumen und bitumenhaltigen Bindemittel nationale Anwendungsdokumente zu den europäischen Anforderungsnormen in Form Technischer Lieferbedingungen aufzustellen. Mit den Anfang 2009 eingeführten TL Bitumen-StB 07 und den TL Bitumenemulsionen (TL BE-StB 07) werden die entsprechenden Europäischen Normen in das nationale Regelwerk umgesetzt.

CEN hat durch die Bauproduktenrichtlinie auch die Aufgabe erhalten, Anforderungsnormen von Produkten an deren Gebrauchsverhalten zu orientierten. Bezüglich bitumenhaltiger Bindemittel sind die ersten Schritte auf dem Weg dorthin bereits getan. Im Jahr 2005 wurde der Technische Bericht CEN TR 15352 fertiggestellt, der 2006 durch DIN veröffentlicht wurde. Teil dieses Technischen Berichtes ist auch die Aufforderung an Interessierte zur systematischen Sammlung von Produktdaten von in Europa im Asphaltstraßenbau verwendeten bitumenhaltigen Bindemitteln.

 

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1 Einleitung

Bitumennormung bedeutet für die wichtigsten Bindemittel und Prüfverfahren schon seit Jahrzehnten europäische Normungsarbeit.

In Deutschland wurde entschieden, für die hier gebräuchlichen Bitumen und bitumenhaltigen Bindemittel nationale Anwendungsdokumente zu den europäischen Anforderungsnormen in Form Technischer Lieferbedingungen aufzustellen. Mit den Anfang 2009 eingeführten TL Bitumen-StB 07 und den TL Bitumenemulsionen (TL BE-StB 07) werden die entsprechenden Europäischen Normen in das nationale Regelwerk umgesetzt.

Ziel war es, alle für den Verwender relevanten Informationen der Anforderungsnormen in jeweils einem Dokument zusammenzufassen, die Produkte eindeutig zu beschreiben und somit den Umgang mit den Europäischen Normen zu erleichtern. Von den bestehenden Anforderungsnormen für bitumenhaltige Bindemittel für den Straßenbau wurde einzig die DIN EN 13924, die Anforderungen an in Deutschland nicht gebräuchliche harte Straßenbaubitumen beschreibt, nicht in den Technischen Lieferbedingungen umgesetzt.

Beide Technischen Lieferbedingungen enthalten in tabellarischer Form die Anforderungswerte an die jeweiligen Produkte sowie Angaben zur Erstprüfung, zur werkseigenen Produktionskontrolle und zur CE-Kennzeichnung. Aus formalen Gründen ist die CE-Kennzeichnung der Bindemittel jedoch derzeit noch ausgesetzt. Grund dafür ist, dass die Anforderungsnormen noch nicht als sogenannte harmonisierte Normen im Offiziellen Journal der Europäischen Union (OJEU) genannt wurden.

CEN hat durch die Bauproduktenrichtlinie auch die Aufgabe erhalten, zukünftige Anforderungsnormen am Gebrauchsverhalten von Produkten zu orientieren. Bezüglich bitumenhaltiger Bindemittel sind die ersten Schritte auf dem Weg dorthin bereits getan. Im Jahr 2005 wurde der Technische Bericht CEN TR 15352 fertiggestellt, der 2006 durch DIN veröffentlicht wurde. Teil dieses Technischen Berichtes ist auch die Aufforderung an Interessierte zur systematischen Sammlung von Produktdaten von in Europa im Asphaltstraßenbau verwendeten bitumenhaltigen Bindemitteln.

Die Mitglieder von Eurobitume haben zur gleichen Zeit beschlossen, aktiv zu dieser Datensammlung beizutragen. Es konnte eine Datenbank mit 146 Datensätzen zu unterschiedlichen Bitumen und bitumenhaltigen Bindemitteln der Gruppen Straßenbaubitumen (EN 12591), polymermodifizierte Bindemittel (EN 14023), harte Straßenbaubitumen (EN 13924) und Spezialbitumen erstellt werden, die insgesamt ca. 60 000 Einzelwerte umfasst. Ergänzt wird die Datenbank durch ein Positionspapier zu den einzelnen verwendeten Prüf- und Konditionierungsverfahren, in dem Angaben zum Zeitbedarf, zur Präzision, zu Besonderheiten, zu Korrelationen zwischen den Prüfergebnissen, Kommentaren aus dem Bericht zur BiTVAL Phase 1, sowie Empfehlungen zur Eignung des jeweiligen Verfahrens für Qualitäts- und Produktionskontrolle bzw. für zukünftige Anforderungsnormen gemacht werden.

Eine Aufgabe der Zukunft wird es sein, die Datenbank nicht nur zu erweitern, sondern auf unter anderen ihrer Basis die nächste Generation der Anforderungsnormen für Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel zu entwerfen.

2 Status Quo – Erfolgte Umsetzung

Ziel der Europäischen Normung ist die Unterstützung des freien Warenverkehrs innerhalb des europäischen Binnenmarktes durch einheitliche Produkte mit transparenten Eigenschaften und damit die Erhöhung des Wettbewerbs. Konsequenterweise enthalten europäische Anforderungsnormen alle an die in ihnen beschriebenen Produkte in Europa gestellten Anforderungen und müssen in allen Mitgliedsstaaten eingeführt werden. Zeitgleich sind entgegenstehende nationale Normen zurückzuziehen. Die Europäischen Normen müssen umfassend sein und dürfen insbesondere nicht von nationalen Normen eingeschränkt oder ergänzt werden. Allerdings ist es zulässig und oftmals auch erforderlich, die ins nationale Regelwerk umgesetzten Europäischen Normen durch nationale Anhänge oder nationale Anwendungsdokumente zu begleiten.

In Deutschland wurde entschieden, für die hier gebräuchlichen Produkte derartige nationale Anwendungsdokumente in Form Technischer Lieferbedingungen aufzustellen. Mit den TL Bitumen-StB und den TL BE-StB wurden die entsprechenden Europäischen Normen umgesetzt in das nationale Regelwerk. Ziel war es, alle für den Verwender relevanten Informationen der Anforderungsnormen in jeweils einem Dokument zusammenzufassen, die Produkte eindeutig zu beschreiben und somit den Umgang mit den Europäischen Normen zu erleichtern.

Im Jahr 2006 wurden die europäischen Anforderungsnormen für polymermodifizierte Bindemittel, die EN 14023, und für kationische Bitumenemulsionen, die EN 13808, von der Mehrheit der CEN-Mitgliedsorganisation verabschiedet. Beide Normen sind als Rahmenwerke und Klassensysteme aufgebaut. Hier war die Erarbeitung nationaler Anwendungsdokumente erforderlich, um die von den Normen gebotenen umfassenden Möglichkeiten der Produktbeschreibung in technisch sinnvolle und den jeweiligen Anwendungszwecken entsprechende Produktanforderungen zu übertragen.

Die im Jahr 1999 veröffentlichte und in Deutschland im Jahr 2000 eingeführte Anforderungsnorm für Straßenbaubitumen EN 12591 genügte bereits bei ihrer Veröffentlichung nicht mehr den damals neuen Regelungen für harmonisierte Europäische Normen. Im Rahmen ihrer, turnusmäßig spätestens alle fünf Jahre, durchzuführenden Überarbeitung wurde die Norm inhaltlich angepasst werden, ohne dass es zu, aus deutscher Sicht, gravierenden Änderungen der Produktanforderungen gekommen ist. Wie bisher auch werden nicht alle Produkteigenschaften in allen CEN-Ländern gefordert werden, so dass begrenzte Wahlmöglichkeiten bezüglich der Anforderungen bestehen. Um die in Deutschland an Straßenbaubitumen gestellten Anforderungen transparent zu machen, sollte auch die EN 12591 in ein nationales Anwendungsdokument überführt werden.

2.1 Technische Lieferbedingungen für Straßenbaubitumen und gebrauchsfertige Polymermodifizierte Bitumen (TL Bitumen-StB 2007)

Die „Technischen Lieferbedingungen für Straßenbaubitumen und gebrauchsfertige Polymermodifizierte Bitumen“ (TL Bitumen-StB) stellen das nationale Anwendungsdokument für die

  • DIN EN 12591: Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel – Anforderungen an Straßenbaubitumen und
  • DIN EN 14023: Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel - Rahmenwerk für die Spezifikation von polymermodifizierten Bitumen

dar.

Nicht umgesetzt wurde dagegen die DIN EN 13924, die Anforderungen an in Deutschland nicht gebräuchliche harte Straßenbaubitumen beschreibt.

Für Straßenbaubitumen gemäß EN 12591 gilt bezüglich der in Deutschland angewendeten Produkte, dass es keine entscheidenden Änderungen der Anforderungen durch die Überarbeitung der Norm gegeben hat. Das heißt auch, dass die bekannten und seit dem Jahr 2000 verwendeten Sortenbezeichnungen, beispielsweise Bitumen 70/100 oder 50/70, beibehalten wurden.

In den TL Bitumen-StB 07 werden auch die in Deutschland gebräuchlichen polymermodifizierten Bitumen beschrieben, und zwar in jeweils einer Tabelle für elastomermodifizierte bzw. für plastomermodifizierte Bitumen. Der Einfachheit halber wurden dabei die lange gebräuchlichen Bezeichnungen „A“ für elastomermodifizierte PmB und „C“ für plastomermodifizierte PmB beibehalten. Neu sind dagegen für fast alle PmB die Sortennamen, die sich zukünftig aus dem Wertebereich der Nadelpenetration und dem Mindestwert des Erweichungspunktes Ring und Kugel zusammensetzen werden. Eine Tabelle im Anhang der TL Bitumen-StB soll den Übergang vom Gebrauch alter auf neue Sortenbezeichnungen erleichtern.

Aus deutscher Sicht ist das Fehlen eines oberen Grenzwertes für den Erweichungspunkt Ring und Kugel in der EN 14023 eine gravierende Änderung. Das damit verbundene vertragliche Problem mit Blick auf Forderungen an den maximalen Wert des Erweichungspunktes Ring und Kugel nach Extraktion aus dem Asphalt im Rahmen von Kontrollprüfungen wurde auch in den Gremien der FGSV diskutiert und gelöst durch die Formulierungen der ZTV Asphalt-StB.

Für polymermodifizierte Bitumen gibt es mit Einführung der TL Bitumen-StB 07 Anforderungen nach Prüfung der Kraftduktilität. Das Prüfverfahren unterscheidet sich von dem bisher in Deutschland gebräuchlichen Verfahren, allerdings liegen bereits mehrjährige Erfahrungen mit dieser Prüfung vor, so dass Anforderungswerte festgelegt werden konnten.

Die sogenannten „neuen“ Prüfverfahren unter Verwendung des Dynamischen Scher-Rheometers (DSR) bzw. des Biegebalken-Rheometers (BBR) werden in Deutschland in den TL Bitumen-StB 07 erstmals auch zur systematischen Erfahrungssammlung an Straßenbaubitumen aufgeführt. Hierbei handelt es sich um eine konsequente Fortsetzung der Erfahrungssammlung, die seit Einführung der TL PmB im Jahr 2001 durchgeführt wird.

Generelle Änderung im Zusammenhang mit den Anforderungen an die Produkte ist die konsequente Umsetzung der Forderung, dass es nur noch ein Prüfverfahren pro mandatierter Eigenschaft in einer Anforderungsnorm geben darf. Für den Aspekt der Dauerhaftigkeit, der für bitumenhaltige Bindemittel durch die Prüfung von Eigenschaften vor und nach thermischer Beanspruchung im Laboratorium angesprochen wird, wird auf das in Deutschland bewährte Verfahren der Alterung im rotierenden Kolben (RFT) zugunsten des bereits seit 1999 als Schiedsverfahren benannten RTFOT-Verfahrens verzichtet werden.

2.2 Technische Lieferbedingungen für Bitumenemulsionen (TL BE-StB 2007)

Die Technischen Lieferbedingungen für Bitumenemulsionen (TL BE-StB) sind das – Rahmenwerk für die Spezifizierung kationischer Bitumenemulsionen, die, ähnlich wie die EN 14023, ein Klassensystem darstellt. Die TL BE-StB beschreiben alle im deutschen Straßenbau verwendeten kationischen Bitumenemulsionen und bringen neue Sortenbezeichnungen, neue Prüfverfahren und damit auch angepasste Anforderungen mit sich. Zusätzlich werden die Anforderungen an ein gebrauchsfertiges polymermodifiziertes Fluxbitumen für Oberflächenbehandlungen (PmOB Art B) festgeschrieben.

Entgegen dem bisherigen deutschen Regelwerk werden in den TL BE-StB keine Anforderungen mehr an den Wassergehalt der Emulsionen, an die Prüfung der Wassereinwirkung auf den Bindemittelüberzug und an den Brechpunkt nach Fraaß des rückgewonnenen Bindemittels gestellt. Indirekt wird der Wassergehalt allerdings über den Nenngehalt an Bindemittel angesprochen.

Neu ist auch, dass für polymermodifizierte Bitumenemulsionen auch Anforderungen an die Kraftduktilität und die elastische Rückstellung des rückgewonnenen Bindemittels gestellt werden und dass generell Anforderungen an das Bindemittel nach Bindemittelstabilisierung und anschließender simulierter Langzeitalterung mittels PAV-Verfahren gestellt werden. Das Verfahren der Bindemittelstabilisierung wurde in Deutschland bisher ebenso wenig eingesetzt wie die PAV-Alterung für rückgewonnenes Bindemittel aus Bitumenemulsionen, so dass die Angabe von Grenzwerten hier nicht möglich war.

Grundsätzlich basieren zahlreiche Anforderungen der EN 13808 und damit auch der TL BE-StB auf in Deutschland bisher nicht verwendeten Prüf- und Konditionierungsverfahren, für die hierzulande noch kein ausreichender Erfahrungshintergrund besteht. Folglich war es in diesen Fällen nicht möglich, Anforderungen in Maß und Zahl zu quantifizieren und es musste auf die Anforderung „IA“ (Ist anzugeben) zurückgegriffen werden. Hierbei handelt es sich um einen temporären Zustand der nach Vorliegen ausreichender Erfahrungen spätestens bei Überarbeitung der TL BE-StB aufgehoben werden wird.

2.3 CE-Kennzeichnung

Die CE-Kennzeichnung der Bitumen und bitumenhaltigen Bindemittel ist auch mit Einführung der TL Bitumen-StB 2007 und der TL BE-StB 2007 noch nicht möglich und derzeit ausgesetzt. Hintergrund dazu ist der, dass die europäischen Anforderungsnormen rein formal noch nicht im Offiziellen Journal der Europäischen Union (OJEU) als harmonisierte Normen aufgeführt wurden. Es ist zu erwarten, dass dies im Laufe diesen bis Mitte des nächsten Jahres erfolgen wird.

3 Es geht weiter – Zukünftige Umsetzung

Normungsarbeit ist ein kontinuierlicher Prozess und die CEN übertragenen Aufgaben sind große Herausforderungen. Nicht nur sollen alle Bitumen und bitumenhaltigen Bindemittel für den Straßenbau für ganz Europa einheitlich spezifiziert werden, sondern sie sollen zukünftig anhand ihres Gebrauchsverhalten bzw. ihres Beitrages zum Gebrauchsverhalten der Straße beschrieben werden.

Verschiedene Institutionen beschäftigen sich mit der Bearbeitung von Teilaufgaben des Projektes am Gebrauchsverhalten orientierter Anforderungsnormen.

3.1 BiTVAL

Das BiTVAL-Projekt (Bitumen Test Validation) wurde vom FEHRL (Forum of European National Highway Research Laboratories) initiiert, um die Aussagekraft von Ergebnissen aus Bindemittelprüfungen mit Blick auf unterschiedliche Asphalteigenschaften zu untersuchen. Es handelt sich um ein dreiphasiges Projekt, dessen erste Phase erfolgreich abgeschlossen wurde. Maßgeblich involviert war die Bundesanstalt für Straßenwesen und durch intensive Begleitung des Projektes konnte sichergestellt werden, dass die hiesigen Publikationen und Erfahrungen Eingang in die Betrachtungen fanden.

In dieser ersten Phase wurde eine Datenbank über internationale Veröffentlichungen zu einzelnen Bindemittelprüfverfahren und deren Bezug zu Asphalt- bzw. Fahrbahneigenschaften erstellt. Parallel wurden für jedes Prüfverfahren dessen Bezug zum Gebrauchsverhalten zusammengefasst und Aussagen zu deren Eignung für die nächste Normengeneration gemacht. Im Fokus standen die Gebrauchseigenschaften der bleibenden Verformung, die Steifigkeit, das Tief-Temperatur-Verhalten, das Ermüdungsverhalten und die Adhäsion. Der Abschlussbericht zur BiTVAL Phase 1 kann im Internet heruntergeladen werden unter http://bitval.fehrl.org.

Phase 2 des BiTVAL-Projektes dient der Identifikation von Lücken aufgrund der Ergebnisse der Phase 1 und Phase 3 der experimentellen Betrachtung von Prüfverfahren.

3.2 Eurobitume Datensammlung

Im Jahr 2005 wurde der Technische Bericht CEN TR 15352 fertiggestellt, der 2006 durch DIN veröffentlicht wurde. Teil dieses Technischen Berichtes ist auch die Aufforderung an Interessierte zur systematischen Sammlung von Produktdaten von in Europa im Asphaltstraßenbau verwendeten bitumenhaltigen Bindemitteln.

Die Mitglieder von Eurobitume haben zur gleichen Zeit beschlossen, aktiv zu dieser Datensammlung beizutragen. In den Jahren 2007 und 2008 sammelten sie getrennt und vertraulich die Kenndaten von handelsüblichen Bindemitteln für den Straßenbau. Jedes Bindemittel wurde unter Verwendung der Vorgaben des CEN TR 15352 systematisch geprüft und so ein individueller Datensatz mit etwa 400 einzelnen Datenpunkten (Werten) erstellt. Die einzelnen Datensätze wiederum wurden anonymisiert von einer unabhängigen Stelle in eine Datenbank übertragen.

So konnte eine Datenbank mit 146 Datensätzen zu unterschiedlichen Bitumen und bitumenhaltigen Bindemitteln der Gruppen Straßenbaubitumen (EN 12591), polymermodifizierte Bindemittel (EN 14023), harte Straßenbaubitumen (EN 13924) und Spezialbitumen erstellt werden, die insgesamt ca. 60 000 Einzelwerte umfasst. Das Bild 1 gibt einen Überblick über die Häufigkeit einzelner Produktgruppen in der Datenbank.

Bild 1: Eurobitume Datenbank mit 146 Datensätzen, aufgeteilt auf vier Produktgruppen

Ergänzt wird die Datenbank durch ein Positionspapier zu den einzelnen verwendeten Prüfund Konditionierungsverfahren, in den Angaben zum Zeitbedarf, zur Präzision, zu Besonderheiten, zu Korrelationen zwischen den Prüfergebnissen, Kommentare aus dem Bericht zur BiTVAL Phase 1, sowie Empfehlungen zur Eignung des jeweiligen Verfahrens für Qualitäts- und Produktionskontrolle bzw. für zukünftige Anforderungsnormen gemacht werden. Das Positionspapier steht zum Download bereit auf der Webseite von Eurobitume unter www.eurobitume.eu.

Im Rahmen der Datensammlung von Eurobitume wurden die Messergebnisse zu jedem Prüfverfahren auf Korrelation mit denen jedes anderen Prüfverfahrens und jeder der drei Konditionierungsstufen (frisches Bindemittel, Kurz- und Langzeit-gealtertes Produkt) untersucht. Diese Korrelationsbetrachtungen erfolgten für jede einzelne der vier Produktgruppen sowie für Kombinationen von diesen. Eine Korrelation wurde dann als solche akzeptiert, wenn R² ≥ 0,9 gefunden wurde, und zwar auf Basis linearer, logarithmischer oder exponentieller Zusammenhänge.

Erste Feststellungen aus der Datensammlung von Eurobitume sind:

  • Die ermittelten Korrelationen hängen häufig von der Bindemittelart ab. Insbesondere wurden meist Unterschiede zwischen Straßenbaubitumen nach EN 12591 auf der einen und polymermodifizierten Bindemitteln nach EN 14023 auf der anderen Seite festgestellt.
  • Für einige Bindemittelarten, insbesondere auch oftmals für Straßenbaubitumen nach EN 12591, können auch einfache und bekannte Prüfverfahren das Gebrauchsverhalten der Bindemittel ansprechen. Komplexere Prüfverfahren brachten unter den Rahmenbedingungen der Datensammlung in diesen Fällen keinen zusätzlichen Informationsgewinn.
  • Bei der Entscheidung für zukünftig zu verwendende Prüfverfahren muss auch deren Praktikabilität einfließen. Insbesondere müssen die Prüfungen reproduzier- und vergleichbar sein, die Ergebnisse dürfen nicht vom jeweils verwendeten Prüfgerät oder sonstigen Randbedingungen abhängen und der Zeitbedarf bis zum Erhalt des Prüfergebnisses muss angemessen sein.

3.3 CEN

Wie bereits oben erwähnt, basiert die Eurobitume Datensammlung auf dem vom CEN/TC336 erarbeiteten Technischen Bericht CEN TR 15352 aus dem Jahr 2005.

Eine zukünftige Aufgabe von CEN wird es sein, die bestehende Datenbank zu erweitern, um die größtmögliche Sicherheit zu haben, alle in Europa verwendeten Bitumen und bitumenhaltigen Bindemittel in der Auswertung der Datensammlung zu berücksichtigen. Von besonderer Bedeutung wird es sein, die Qualität der verfügbaren Daten zu erhalten.

Parallel verfolgt das CEN/TC 336 die aktuellen internationalen Entwicklungen in Prüftechnik und ist im Dialog mit den WG1 und WG 2 des CEN/TC 227, um die Erfordernisse der Anwender frühestmöglich berücksichtigen zu können.

Auf Basis aller beschriebenen Aktivitäten wird die nächste Generation der Anforderungsnormen für Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel entworfen werden. Um die umfangreichen deutschen Erfahrungen aber auch der Bedürfnisse der hiesigen Verwender berücksichtigen zu sehen ist es erforderlich, auch zukünftig aktiv an der Bitumennormung mitzuarbeiten und die Erfahrungen und Ergebnisse der nationalen Arbeiten zu publizieren.

4 Zusammenfassung

Die europäischen Anforderungsnormen für Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel wurden durch nationale Anwendungsdokumente in Form Technischer Lieferbedingungen, den TL Bitumen-StB und den TL BE-StB, in das deutsche Regelwerk umgesetzt. Ziel war es, alle für den Verwender relevanten Informationen der Anforderungsnormen in jeweils einem Dokument zusammenzufassen, die Produkte eindeutig zu beschreiben und somit den Umgang mit den Europäischen Normen zu erleichtern.

Die CE-Kennzeichnung der Bitumen und bitumenhaltigen Bindemittel derzeit ausgesetzt, weil die europäischen Anforderungsnormen rein formal noch nicht im Offiziellen Journal der Europäischen Union (OJEU) als harmonisierte Normen aufgeführt wurden.

CEN hat durch die Bauproduktenrichtlinie auch die Aufgabe erhalten, zukünftige Anforderungsnormen am Gebrauchsverhalten zu orientieren. Zu bitumenhaltigen Bindemitteln wurde der Technische Bericht CEN TR 15352 veröffentlicht, der auch die Aufforderung zur systematischen Sammlung von Produktdaten von in Europa im Asphaltstraßenbau verwendeten bitumenhaltigen Bindemitteln enthält.

Die Mitglieder von Eurobitume unterstützen dieses Projekt und haben eine Datenbank mit 146 Datensätzen erstellt, die insgesamt ca. 60 000 Einzelwerte umfasst. Ergänzt wird die Datenbank durch ein Positionspapier zu den einzelnen verwendeten Prüf- und Konditionierungsverfahren.

Eine Aufgabe der Zukunft wird es sein, diese Datenbank nicht nur zu erweitern, sondern auf unter anderen ihrer Basis die nächste Generation der Anforderungsnormen für Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel zu entwerfen.

Literaturverzeichnis

DIN EN 12591: Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel; Anforderung an Straßenbaubitumen; Deutsche Fassung prEN 12591:2005

DIN EN 13808: Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel; Rahmenwerk für die Spezifizierung kationischer Bitumenemulsionen; Deutsche Fassung EN 13808:2005

DIN EN 13924: Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel; Anforderungen an harte Straßenbaubitumen; Deutsche Fassung EN 13924:2006

DIN EN 14023: Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel; Rahmenwerk für die Spezifikation von polymermodifizierten Bitumen; Deutsche Fassung EN 14023:2005

TL Bitumen-StB: Technische Lieferbedingungen für Straßenbaubitumen und gebrauchsfertige Polymermodifizierte Bitumen; Ausgabe 2007, Köln, FGSV 794

TL BE-StB: Technische Lieferbedingungen für Bitumenemulsionen; Ausgabe 2007, Köln, FGSV 793

BiTVAL: http://bitval.fehrl.org, www.eurobitume.eu