FGSV-Nr. FGSV 001/20
Ort Berlin
Datum 13.10.2004
Titel Der Wirtschaftsverkehr auf Deutschlands Straßen – Stimmen unsere bisherigen Vermutungen?
Autoren Univ.-Prof. Dr. Manfred Wermuth
Kategorien Kongress
Einleitung

Die Verkehrserhebung „Kraftfahrzeugverkehr in Deutschland – Befragung der Kfz-Halter“ (KiD 2002) im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) ist eine bundesweite repräsentative Befragung der Kraftfahrzeughalter zum Einsatz und zur Nutzung von Kraftfahrzeugen. Die Untersuchung diente vor allem der Erfassung des Wirtschaftsverkehrs, also des Personenwirtschaftsverkehrs und des Güterverkehrs mit Kraftfahrzeugen. Der Schwerpunkt der Erhebung lag auf den Krafträdern und Personenkraftwagen gewerblicher Halter sowie auf den Lastkraftwagen bis zu 3,5 t Nutzlast. Aber auch die anderen Fahrzeuggruppen wurden zur Beschreibung des Gesamtverkehrs im Rahmen kleinerer Stichproben erfasst. Die Befragungen erstreckten sich über die Dauer von zwölf Monaten von November 2001 bis Oktober 2002. Für die vom BMVBW beauftragte Bundesstichprobe liegen insgesamt 51.778 erfasste Fälle vor, die im Rahmen regionaler Aufstockungen der Bundesstichprobe durch einige Bundesländer, Regionen und Städte um weitere 25.019 Fälle ergänzt wurden. Jeder Fall enthält die Daten über den Fahrzeugeinsatz an einem vorgegebenen Stichtag, d. h. die Daten über 72 Merkmale des Fahrzeugs und des Halters sowie 42 Merkmale jeder am Stichtag erfassten Fahrt. Die Ortsangaben – wie Standort, Quellen und Ziele der Fahrten – liegen geocodiert vor.

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1 Ziel der Untersuchung

Das BMVBW benötigt unter anderem für Infrastrukturplanungen sowie zur umweltverträglichen Verkehrsabwicklung auf Bundes-, Landes- und regionaler Ebene eine fundierte Datengrundlage insbesondere über den Kraftfahrzeugverkehr. Hierzu werden eine Reihe von Verkehrserhebungen zum Teil kontinuierlich – wie die amtliche Güterkraftverkehrsstatistik – und zum Teil in größeren Zeitabständen – wie beispielsweise die Kontinuierliche Erhebung zum Verkehrsverhalten (KONTIV) im alltäglichen Personenverkehr (1975-1977, 1981, 1989, 2002) oder die bundesweite Fahrleistungserhebung (1990/1993, 2002) – durchgeführt (Bild 1).

Verglichen mit dem Personenverkehr privater Haushalte, insbesondere dem Berufs-, Ausbildungs-, Einkaufs- und Freizeitverkehr, ist über Umfang und Struktur des Wirtschaftsverkehrs (Personenwirtschafts- und Güterverkehr), der zu dienstlichen, geschäftlichen oder gewerblichen Zwecken ausgeübt wird, noch relativ wenig bekannt, obwohl gerade dieser Verkehr eine besondere Bedeutung besitzt. So weist insbesondere der Straßengüterverkehr in den letzten vier Jahrzehnten die höchsten Zuwachsraten auf und lässt auch in der Zukunft eine weiterhin stark zunehmende Entwicklung erwarten. Deshalb ist eine fundierte Datengrundlage über den Wirtschaftsverkehr für die Verkehrsplanung aller Gebietskörperschaften von besonderer Bedeutung. Die Hauptursachen für den relativ geringen Erkenntnisstand über den Wirtschaftsverkehr sind zum einen seine heterogene Struktur, zum anderen die Schwierigkeiten seiner Erfassung. Wie Forschungen über den Stand der Verkehrsstatistik in jüngerer Zeit gezeigt haben, sind insbesondere über den Personenwirtschaftsverkehr und den Güterverkehr mit Kraftfahrzeugen bis einschließlich 3,5 t Nutzlast erhebliche Datenlücken zu verzeichnen [3]. Ein weiteres Forschungsprojekt [4] hat nachgewiesen, dass im Rahmen von Haushaltsbefragungen nur rund ein Drittel bis zur Hälfte aller Wege im Personenwirtschaftsverkehr berichtet werden, so dass selbst im Personenverkehr ein wesentlicher Teil des Wirtschaftsverkehrs fehlt.

Bild 1: Verkehrserhebungen des Bundes 2002, Quelle: eigene Darstellung

Um die Kenntnisdefizite bezüglich des Wirtschaftsverkehrs abzubauen, hat das BMVBW eine Projektgruppe1) beauftragt, eine bundesweite Erhebung des Kraftfahrzeugverkehrs mit Schwerpunkt auf dem Wirtschaftsverkehr mit Fahrzeugen bis einschließlich 3,5 t Nutzlast vorzubereiten und durchzuführen. Mit dieser Erhebung wurde angestrebt, Umfang und Struktur des kraftfahrzeugbezogenen Wirtschaftsverkehrs zu ermitteln, erstmals empirisch abgesicherte Kennwerte insbesondere zum Verkehrsaufkommen und zur Verkehrsleistung auszuweisen, Empfehlungen für zukünftige Erhebungen zum Wirtschaftsverkehr zu erarbeiten sowie eine Datengrundlage für die Bundesverkehrswegeplanung sowie für kommunale und regionale Planungen bereitzustellen. Die gewonnenen Daten wurden nach Abschluss der Erhebung dem BMVBW im Herbst 2003 zur weiteren Verwendung zur Verfügung gestellt.

1) IVS Institut für Verkehr und Stadtbauwesen der Technischen Universität Braunschweig (Prof. Dr. M. Wermuth, Projektleitung), KBA Kraftfahrt-Bundesamt, IVT Institut für angewandte Verkehrs- und Tourismusforschung e.V., WVI Prof. Dr. Wermuth Verkehrsforschung und Infrastrukturplanung GmbH und P.U.T.V. Projektforschung Unternehmensberatung Transport und Verkehr

2 Erhebungsverfahren

Die methodische und konzeptionelle Vorbereitung dieser bundesweiten Erhebung erfolgte im Rahmen des Forschungsprojektes 70.632/2000 „Kontinuierliche Befragung des Wirtschaftsverkehrs in unterschiedlichen Siedlungsräumen. Phase1, Methodenstudie/Vorbereitung der Befragung“ im Auftrag des BMVBW [2].

2.1 Schriftliche Befragung im Stichprobenverfahren

Der Wirtschaftsverkehr wird zu einem hohen Anteil mit Kraftfahrzeugen gewerblicher Halter realisiert. Aber auch Kraftfahrzeuge privater Halter werden für dienstliche und geschäftliche Zwecke eingesetzt. Um ein repräsentatives Bild des Straßenwirtschaftsverkehrs zu gewinnen, müssen alle Fahrzeugarten – also auch die privaten Pkw, die Lkw sowie die übrigen Fahrzeugarten – in die Erhebung einbezogen werden. Untersuchungsgegenstand der bundesweiten Verkehrserhebung KiD 2002 sind somit die alltäglichen Nutzungsabläufe der in Deutschland zugelassenen Kraftfahrzeuge im Laufe eines Jahres (Inländerkonzept). Der Zeitraum eines Jahres ist wegen der möglicherweise unterschiedlichen Nutzung der Fahrzeuge im Jahresverlauf notwendig.

Da die Tagesabläufe der Fahrzeugnutzung weder für alle Fahrzeuge noch für einzelne Fahrzeuge an allen Tagen erhoben werden können, erfolgte die Erhebung im Stichprobenverfahren. Das bedeutet, dass die Fahrzeugnutzung nur für eine Zufallsauswahl von Kraftfahrzeugen an jeweils einem vorgegebenen, zufällig ausgewählten Stichtag erhoben werden kann. Die Auswahl- bzw. Erhebungseinheit ist somit der einzelne „Kraftfahrzeugtag“. Die Grundgesamtheit der Untersuchung ist die Menge aller Kraftfahrzeugtage, aus der eine Zufallsstichprobe gezogen wird.

Die nahezu ideale Auswahlbasis für die Stichprobenziehung ist das beim KraftfahrtBundesamt (KBA) geführte Zentrale Fahrzeugregister (ZFZR), da in diesem Register die zugelassenen Fahrzeuge tagegenau registriert sind und damit eine hochaktuelle Übereinstimmung zwischen Auswahlbasis und Grundgesamtheit besteht. Darüber hinaus sind damit auch stichprobentheoretische Vorteile verbunden: Während beispielsweise bei schriftlichen Haushaltsbefragungen auf Bundesebene zunächst eine kommunale Gebietskörperschaft ausgewählt werden muss, aus der dann erst die Haushaltsadresse ausgewählt werden kann, ist eine solche, meist notwendige, die Genauigkeit der Ergebnisse jedoch einschränkende Stufung der Stichprobenauswahl bei der Ziehung aus dem ZFZR nicht erforderlich, da in der Auswahlbasis jedes Element der Grundgesamtheit, also jedes zugelassene Fahrzeug, enthalten ist und unmittelbar ausgewählt werden kann. Hinzu kommt, dass in diesem Register eine Reihe von Merkmalen sowohl des Fahrzeugs als auch des Halters enthalten sind, die einen Einfluss auf die Fahrzeugnutzung ausüben und deshalb für effektive Schichtungen der Grundgesamtheit sehr geeignet sind, wodurch die Genauigkeit der Erhebungsergebnisse zusätzlich gesteigert werden kann.

Aufgrund der Ergebnisse der Methodenstudie empfahl sich zur Erfassung der Fahrzeugnutzung die schriftlich-postalische Befragung. Im Sinne einer vollständigen und zuverlässigen Erfassung aller Fahrten am zugewiesenen Stichtag (Berichtstag) ist es insbesondere bei Vielfahrern das Ziel, dass die Fragen zu den einzelnen Fahrten „auf der Tour“ als Tagesprotokoll vom jeweiligen Fahrer beantwortet werden. Die schriftlich-postalische Erhebungsform weist insbesondere für den häufig anzutreffenden Fall, dass Halter und Fahrer nicht identisch oder die Standorte von Fahrzeughalter und Fahrzeug unterschiedlich sind, erhebliche Vorteile auf, da bei Zusendung der Erhebungsunterlagen mit einem ausreichenden Zeitvorlauf vor dem Befragungsstichtag der angeschriebene Fahrzeughalter die Erhebungsunterlagen an den zuständigen Fahrer weiterleiten kann. Außerdem liegen bei der schriftlichen Befragung dem Befragten die Antwortkategorien zu den einzelnen Fragen übersichtlich vor, der Befragte hat mehr Zeit zur Beantwortung und eine unerwünschte Einflussnahme durch Interviewer ist ausgeschaltet.

Auch zeigte die Methodenstudie, dass mit einer Erinnerungsaktion in Form eines Neuversands der Befragungsunterlagen und unter Vorgabe eines neuen, um fünf Wochen verschobenen Berichtstages an die Halter, die nach zwei Wochen noch nicht geantwortet haben, der Rücklauf auf über 50 Prozent gesteigert werden kann. Weitere Erinnerungsaktionen weisen ein sehr ungünstiges Nutzen-/Aufwandsverhältnis auf.

2.2 Bundeserhebung und regionale Aufstockungserhebungen

Die Erhebungen der KiD 2002 umfassen eine bundesweite Stichprobenerhebung aller Kraftfahrzeuggruppen sowie zusätzlich von regionalen Planungsbehörden in Auftrag gegebenen regionalen Erhebungen (Aufstockungen). Aus ökonomischen Gründen wurden Fahrzeuggruppen stärker in die Erhebung einbezogen, die entweder eine besonders hohe Nutzung im Wirtschaftsverkehr aufweisen oder über deren Nutzung noch wenig bekannt ist. Fahrzeuggruppen, zu denen aus der bereits bestehenden Güterkraftverkehrsstatistik und der parallel stattfindenden Verkehrserhebung zur Alltagsmobilität „Mobilität in Deutschland“ (MiD 2002) Erkenntnisse vorliegen, wurden hingegen mit geringeren Stichprobenumfängen untersucht.

Demzufolge wurden in der Haupterhebung (Grunderhebung) der Bundeserhebung folgende Fahrzeuggruppen einer intensiveren Analyse unterzogen:

  • Kräder gewerblicher Halter
  • Pkw gewerblicher Halter sowie
  • Lkw bis einschließlich 3,5 t Nutzlast privater und gewerblicher Halter.

Um Aussagen zum gesamten Kraftfahrzeugverkehr und insbesondere zum gesamten Wirtschaftsverkehr mit Kraftfahrzeugen treffen zu können, wurden – wie im Bild 2 dargestellt – alle anderen Fahrzeuggruppen in Zusatzerhebungen mit geringeren Stichprobenumfängen erfasst:

  • Die Verknüpfung mit der amtlichen Güterkraftverkehrsstatistik und den darin erfassten Fahrzeugarten Lkw über 3,5 t Nutzlast und Sattelzugmaschinen erfolgt über die Zusatzerhebung I
  • Die Zusatzerhebung II stellt die Verbindung zu der zeitparallel stattfindenden Verkehrserhebung „Mobilität in Deutschland“ (MiD 2002) her und beinhaltet somit die Erhebung des Verkehrs mit Krafträdern und Pkw privater Halter
  • In der Zusatzerhebung III sind alle übrigen Kraftfahrzeuge – namentlich die Kraftomnibusse mit Einsatz außerhalb des Linienverkehrs, die sonstigen Zugmaschinen, die Schutz- und Rettungsfahrzeuge, die Wohnmobile sowie alle sonstigen nicht von der Erhebung ausgeschlossenen Kraftfahrzeuge mit amtlichen Kennzeichen – zusammengefasst.

Auf Grundlage der zu erwartenden Nettorückläufe wurde unter Vorgabe von statistischen Sicherheiten zur Qualität der Ergebnisdaten und Abschätzung des relativen Fehlers bei den Fahrleistungen einer jeden Fahrzeuggruppe der notwendige Umfang der Auswahlstichprobe bestimmt. Insgesamt wurden im Rahmen der Bundesstichprobe von KiD 2002 100.729 Kraftfahrzeuge für die Befragung ausgewählt (Auswahlstichprobe) und deren Halter angeschrieben. Davon entfielen auf die Grunderhebung 87.098 Kraftfahrzeuge, auf die Zusatzerhebung I 3.517 Kraftfahrzeuge, auf die Zusatzerhebung II 8.298 Kraftfahrzeuge und auf die Zusatzerhebung III 1.816 Kraftfahrzeuge (Bild 2).

Bild 2: Kfz-Grundgesamtheit und Auswahlstichproben der bundesweiten Verkehrsbefragung KiD 2002, Quelle: eigene Darstellung

Da die regionale und kommunale Verkehrsplanung in ihrem Gebiet Daten über den Wirtschaftsverkehr in höherer Dichte benötigt, bot das BMVBW Bundesländern und Gemeinden die Möglichkeit an, die Bundesstichprobe für ihr Planungsgebiet aufzustocken und damit ihren speziellen Anforderungen Rechnung zu tragen. Dieses Angebot des BMVBW haben die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Hessen, die Freie und Hansestadt Hamburg, die Region Hannover sowie die Städte München, Düsseldorf, Darmstadt, Schwerin und Salzgitter angenommen und in ihrem Gebiet die Bundesstichprobe erweitert. Im Rahmen dieser neun Aufstockungen wurde der Umfang der Auswahlstichprobe in der Grunderhebung um mehr als 55.000 zusätzlich angeschriebener Fahrzeughalter gesteigert.

2.3 Schichtung des Kraftfahrzeugbestandes

Die Kraftfahrzeugnutzung hängt u. a. ab von Merkmalen des Fahrzeuges, des Halters, des Raumes (z. B. des Standorts des Fahrzeugs) und vom Berichtstag (z. B. Wochentag, Jahreszeit). Da solche Merkmale im ZFZR verfügbar sind, ist eine Schichtung der Grundgesamtheit aller Fahrzeugtage im Jahr nach diesen Merkmalen möglich, wodurch die Genauigkeit der Ergebnisse erheblich gesteigert werden kann. Unter Verwendung der Ergebnisse der Fahrleistungserhebung 1990/1993 wurden die Merkmale ermittelt, die für eine effektive Schichtung geeignet sind. Als Schichtungsmerkmale fanden die Fahrzeugart, die Haltergruppe, die Eingruppierung gegebenenfalls als Sonderfahrzeug (Kraftfahrzeuge des Technischen Hilfswerkes und des Bundesgrenzschutzes), die Antriebsart, der Gebietstyp der Halteradresse, der Wirtschaftszweig des Halters, der Fahrzeugalter und der Fahrzeughubraum Anwendung.

Mit Hilfe der genannten Schichtungsmerkmale wurde der gesamte Kraftfahrzeugbestand für die Erhebung KiD 2002 in insgesamt 145 Schichten unterteilt: Der Kfz-Bestand der Grunderhebung in 99 Schichten (Bild 3), der in Zusatzerhebung I in 12, der in Zusatzerhebung II in 29 und der in Zusatzerhebung III in 5 Schichten. Die Auswahlstichprobe einer jeden Fahrzeuggruppe wurde entsprechend der Verteilung der Grundgesamt (Kraftfahrzeugbestand im Zentralen Fahrzeugregister) auf die einzelnen Schichten proportional aufgeteilt. Damit gewährleistet ist, dass schichtbezogene Auswertungsergebnisse statistisch abgesichert sind, ist eine Mindestanzahl von Befragungen pro Schicht notwendig. Wurde die notwendige Mindestbesetzung von 240 Kraftfahrzeugen pro Schicht nicht erreicht, so wurden die entsprechenden Schichten auf 240 Kraftfahrzeuge aufgefüllt.

Bild 3: Schichtungsplan der Grunderhebung von KiD 2002, Quelle: eigene Darstellung

Die Befragungen erstreckten sich über die Dauer eines Jahres vom November 2001 bis Oktober 2002, in dessen Verlauf vier Stichprobenziehungen durchgeführt wurden. Dazu konnte auf die quartalsweise Datensicherung des Zentralen Fahrzeugregisters zurückgegriffen werden. Insgesamt wurden für die Grunderhebung acht Befragungswellen und für die Zusatzerhebungen vier Befragungswellen durchgeführt. Jede Welle umfasste genau eine Erhebungswoche für den Befragungshauptlauf und eine Erhebungswoche für die Erinnerungsaktion mit jeweils sieben Stichtagen. Damit wurden mit dieser Verkehrsbefragung mit insgesamt 16 Erhebungswochen bzw. 112 Erhebungstagen zeitlich ca. ein Drittel des Jahres abgedeckt. Durch die nahezu gleichmäßige Verteilung der Erhebungswochen auf das Jahr werden jahreszeitliche, saisonale und schulferienbedingte Einflüsse auf die Fahrzeugeinsatzmuster berücksichtigt. Die Aufteilung der Auswahlstichprobe erfolgte gleichverteilt auf die fünf Wochentagsgruppen Montag, Dienstag bis Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag. Die auf die Wochentagsgruppe Dienstag bis Donnerstag entfallenden Kraftfahrzeuge wurden innerhalb dieser Gruppe auf die einzelnen Wochentage ebenfalls gleichverteilt.

2.4  Erhebungsunterlagen

Die an die Kfz-Halter verschickten Erhebungsunterlagen umfassten die Bestandteile

  • Anschreiben an den Fahrzeughalter
  • Fragebogen zum Fahrzeug und zum Halter
  • Fahrtenbogen (Fahrtenprotokoll am vorgegebenen Stichtag)
  • Datenschutzerklärung
  • Hinweise zum Ausfüllen der Fragebögen
  • Begleitschreiben der Wirtschaftsverbände sowie
  • frankierter Rückumschlag.

In einem ersten Fragenteil wurden Informationen zum Fahrzeug und zum Halter erfasst, die nicht oder nicht hinreichend zuverlässig aus dem Zentralen Fahrzeugregister verfügbar sind. Es sind dies:

  • Fahrzeugstandort
  • Nutzung als Leasing- und Mietfahrzeug
  • Wirtschaftszweig des Halters bzw. des hauptsächlichen Nutzers
  • Betriebsgröße über die Anzahl der Mitarbeiter bzw. Haushaltsgröße
  • Fuhrparkgröße des Halters sowie
  • Fahrzeugstilllegung.

Der Hauptteil des Fragenprogramms bestand in dem Fahrtenprotokoll, in dem für den vorgegebenen Stichtag (Berichtstag) die Fahrzeugnutzung dokumentiert werden sollte. Dazu waren für die ersten elf Fahrten folgende Angaben zu machen:

  • Adresse und Art der Quelle der Fahrt
  • zeitlicher Beginn der Fahrt
  • Fahrtzweck
  • Form der Ladung
  • Bruttogewicht der Ladung
  • Güterart
  • Anzahl der Personen im Fahrzeug
  • das Mitführen eines Anhängers/Aufliegers
  • Adresse und Art des Zieles
  • zeitliches Ende der Fahrt und
  • Fahrtweite.

Um den Aufwand für den Befragten erträglich zu gestalten, andererseits aber bei intensiv genutzten Fahrzeugen die Struktur der weiteren Fahrten ermitteln zu können, wurden die 12. bis 18. Fahrt mit verkürztem Fragenprogramm erfasst. Für alle weiteren Fahrten am Stichtag über die 18. Fahrt hinaus erfolgt nur noch die Abfrage zur Anzahl der Fahrten insgesamt und zur Gesamtfahrtweite. Außerdem lag den Befragungsunterlagen ein Begleitschreiben der Spitzenverbände und Kammerorganisationen der deutschen Wirtschaft bei. In diesem Schreiben stellten diese die Notwendigkeit und den Nutzen dieser bundesweiten Befragung dar und forderten die angeschriebenen Fahrzeughalter zur Teilnahme an der Befragung auf.

3 Erhebungsverlauf

Der Stichprobenumfang der Auswahlstichprobe, d. h. der Menge der aus dem ZFZR ausgewählten Halteradressen, reduzierte sich erwartungsgemäß im Laufe der Erhebungsdurchführung:

  • Zunächst war die Auswahlstichprobe um die so genannten „unechten Ausfälle“ zu bereinigen, die zum größten Teil durch die „Alterung“ des ZFZR-Bestandes durch An-, Um- und Abmeldungen von Kraftfahrzeugen bedingt sind (z. B. „Fehler im Zentralen Fahrzeugregister“, „Sendung unzustellbar“ etc.). Diese Ausfälle sind als qualitätsneutral auszuscheiden, da diese Kraftfahrzeuge am Berichtstag nicht mehr zugelassen waren bzw. die Halteradressen nicht mehr existierten und somit nicht zur Stichprobe gehörten. Als Ergebnis verbleibt die so genannte Bruttostichprobe. Die Bruttostichprobe umfasste in der Grunderhebung 79.079 Kraftfahrzeuge, in der Zusatzerhebung I 3.260 Kraftfahrzeuge, in der Zusatzerhebung II 7.644 Kraftfahrzeuge und in der Zusatzerhebung III 1.662 Kraftfahrzeuge.
  • Die Bruttostichprobe wurde durch die sogenannten „echten Ausfälle“, d. h. durch Antwortverweigerer und Nichtantworter, weiter reduziert. Es verbleibt die Antworterstichprobe.
  • Die Antworterstichprobe enthält eine bestimmte Anzahl nicht verwertbarer Fälle, deren Bereinigung schließlich zur verwertbaren Stichprobe, der Nettostichprobe, führt. Der verwertbare Rücklauf der Erhebung errechnet sich als Quotient der Umfänge von Nettostichprobe zu Bruttostichprobe.

Die erzielten Rücklaufquoten in den einzelnen Teilerhebungen von KiD 2002 lagen über den auf Grund der Methodenstudie erwarteten Ergebnissen. In der Grunderhebung – als Schwerpunkt von KiD 2002 – ist ein durchschnittlicher Nettorücklauf über alle Erhebungswellen in Höhe von 55,5 % der Bruttostichprobe zu verzeichnen. Die Zusatzerhebung I (Lkw über 3,5 t Nutzlast und Sattelzugmaschinen) erreichte eine Rücklaufquote von 77,8 %, Zusatzerhebung II (Kräder und Pkw privater Halter) von 55,6 % und Zusatzerhebung III (Sonderfahrzeuge) von 68,1 %. Insgesamt konnte somit für die Bundeserhebung (Grunderhebung einschließlich der drei Zusatzerhebungen) ein durchschnittlicher Rücklauf der Nettostichprobe über alle Erhebungswellen in Höhe von 56,5 % erzielt werden. Die erreichten Nettostichproben betragen in der Grunderhebung 43.861, in der Zusatzerhebung I 2.537, in der Zusatzerhebung II 4.249 und in der Zusatzerhebung III 1.131, in der Bundeserhebung insgesamt somit 51.778 verwertbare Fälle (Bild 4).

Durch die genannten neun regionalen Aufstockungserhebungen wurden insgesamt 25.019 zusätzliche Nettofälle erzielt. Diese wurden vereinbarungsgemäß dem BMVBW zur Erweiterung des Umfanges der Bundesstichprobe zur Verfügung gestellt. Somit stehen insgesamt 76.797 verwertbare Fälle zur weiteren Verwendung zur Verfügung. Jeder dieser Fahrzeugeinsatztage enthält die Daten über 72 fahrzeug- und halterbezogene Merkmale sowie über jeweils 42 Merkmale der einzelnen erfassten Fahrten am Berichtstag.

Bild 4: Stichprobenreduktion der Bundeserhebung, Quelle: eigene Darstellung

4  Gewichtung und Hochrechnung

Die echten Ausfälle durch Nichtantworter (Nonresponse) können zu Verzerrungen der Ergebnisse führen, wenn die Antwortbereitschaft des Halters mit dem Fahrzeugeinsatz korreliert ist. Die Antwortbereitschaft hängt von gewissen Strukturmerkmalen des Fahrzeughalters und des Fahrzeugs ab. Sie ist bei privaten Haltern mit 48 % etwas niedriger als bei gewerblichen. Innerhalb der gewerblichen Halter schwankt die Antwortquote je nach Wirtschaftszweig. Auch die Fahrzeugart und der siedlungsstrukturelle Typ (Stadt/Land) korreliert mit der Antwortbereitschaft.

Zur Klärung der Frage, ob die Antwortbereitschaft zusätzlich auch noch von Merkmalen des Fahrzeugeinsatzes abhängt und demnach unerwünschte „originäre“ Nonresponse-Effekte zu befürchten sind, wurde eine nachträgliche telefonische Befragung zufällig ausgewählter Nichtantworter aus der Grunderhebung (so genannte Nonresponse-Stichprobe) durchgeführt.

Von den 3.188 ausgewählten KiD 2002-Nichtantwortern konnte ausgehend von der Halteradresse gemäß ZFZR mit 1.969 Haltern (62 %) ein telefonischer Kontakt hergestellt werden. Von den Kontaktierten waren 1.135 Kfz-Halter (58 %) zu einem Telefoninterview bereit. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Antwortausfälle bei der Nonresponse-Stichprobe durch Nichterreichbarkeit und Antwortverweigerung mit Merkmalen des Fahrzeugeinsatzes korrelieren. Insofern können die Antworter der Nonresponse-Stichprobe als repräsentativ für alle Nichtantworter der Grunderhebung betrachtet werden.

Bei einem Vergleich von Kennzahlen des Fahrzeugeinsatzes zwischen Antwortern und Nichtantwortern der Grunderhebung konnte festgestellt werden, dass die Antwortverweigerung – im Sinne von „Halter-Nonresponse“ – offenkundig auch mit der Fahrzeugnutzung zusammenhängt und nicht nur mit Strukturmerkmalen des Halters und des Fahrzeugs, bezüglich derer eine nachträgliche Strukturanpassung bei der Hochrechnung ausreichend ist. Dieser originäre Nonresponse-Effekt betrifft das Merkmal der Verkehrsteilnahme („Einsatz des Fahrzeugs am Stichtag ja/nein“): Bei den Nonresponse-Analysen wurde festgestellt, dass die Bereitschaft zur Teilnahme an KiD 2002 bei Haltern, deren Fahrzeug am Stichtag nicht benutzt wurde, höher ist als bei Haltern von am Stichtag eingesetzten Fahrzeugen. Die aus dem Halter-Nonresponse resultierende Verzerrung zugunsten der immobilen Fahrzeuge kann bei der Hochrechnung durch Einführung eines entsprechenden Gewichtungsfaktors korrigiert werden.

Für Auswertungen sind jedem Datensatz eines Kraftfahrzeuges ein Hochrechnungsfaktor, ein Gewichtungsfaktor „Fahrzeug-Nonresponse“ und die Anzahl der Hochrechnungstage angefügt.

5 Ergebnisse der Basisauswertung

Im Rahmen dieses Forschungsprojektes erfolgte auch eine Basisauswertung, deren Ergebnisse als Basistabellen im Berichtsband der Kid 2002 enthalten sind. Diese beschränkt sich schwerpunktmäßig auf die Kenngrößen, die der erklärenden Beschreibung des Wirtschaftsverkehrs dienen und somit eine Grundlage für vertiefende Auswertungen sind.

Als Kenngrößen dienen folgende jeweils auf einen Tag bezogene Durchschnittswerte:

  • Anzahl der Fahrzeuge in der Grundgesamtheit
  • Anzahl mobiler Fahrzeuge
  • Anzahl beförderter Personen
  • Anzahl transportierter Tonnen
  • Fahrtenanzahl
  • Fahrtenkettenanzahl
  • Fahrtenhäufigkeit pro Kfz
  • Fahrtenkettenhäufigkeit pro Kfz
  • Fahrzeugfahrleistung pro Kfz
  • Personenbeförderungsleistung pro Kfz
  • Gütertransportleistung pro Kfz
  • Verkehrsbeteiligungsdauer pro Kfz.

In den Basistabellen sind diese Kenngrößen untergliedert nach den Ausprägungen folgender Bezugsmerkmale ausgewiesen:

  • Fahrzeugart
  • Art des Halters
  • Gebietstyp der Halteradresse
  • Wochentagstyp und
  • Wirtschaftszweig laut Angabe im Fragebogen gegebenenfalls in einer geeigneten Zusammenfassung.

Insbesondere die Untergliederung nach Wirtschaftszweigen bzw. Wirtschaftszweiggruppen, die auf den 17 Abschnitten der Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993 (WZ 93) beruht, ermöglicht es, ein sehr differenziertes Bild des Wirtschaftsverkehrs aufzuzeigen. Analog zu den Veröffentlichungen der Güterkraftverkehrsstatistik sind die Ergebnisse in den Basistabellen mit einem Qualitätsstandard gekennzeichnet. Dieser ist definiert durch die Qualitätskriterien „Anzahl der Kraftfahrzeuge in der Nettostichprobe“ und „einfacher relativer Standardfehler“. Darüber hinaus sind weitere Ergebnisse, z. B. Aussagen zu Anteilen des Wirtschaftsverkehrs, Fahrtweiten, Fahrtzwecken, Form der Ladung u. a. dargestellt. Das Bild 5 vermittelt einen Eindruck vom Aufbau und der Gestaltung der Basistabellen.

Die Ergebnisse der Basisauswertung bestätigen die Bedeutung des Wirtschaftsverkehrs im Straßenverkehr. Von allen in Deutschland zugelassenen Kraftfahrzeugen – also einschließlich der Kräder und Pkw privater Halter – sind 64,6 % (Mo.-Fr.) bzw. 56,7 % (Mo.-So.) pro Tag mobil.

Bild 5: Basistabellen von KiD 2002, Quelle: eigene Darstellung

Von den mobilen Kraftfahrzeugen werden jedes vierte (24,1 %) (Mo.-Fr.) bzw. jedes fünfte (20,7 %) (Mo.-So.) Kraftfahrzeug pro Tag mindestens einmal für dienstliche/geschäftliche Zwecke genutzt. Bei den Fahrzeuggruppen der Grunderhebung von KiD 2002 werden 70,7 % (Mo.-Fr.) bzw. 64,7 % (Mo.-So.) der mobilen Kräder und Pkw gewerblicher Halter und 89,7 % (Mo.-Fr.) bzw. 88,0 % (Mo.-So.) der mobilen Lkw bis einschließlich 3,5 t Nutzlast mindestens einmal pro Tag für dienstliche/geschäftliche Zwecke eingesetzt.

Insgesamt werden im Jahr von allen in Deutschland zugelassenen Kraftfahrzeugen zusammen 37.957,6 Mio. Fahrten durchgeführt, 6.330,8 Mio. Fahrten allein mit den Fahrzeuggruppen der Grunderhebung, d. h. mit den kleinen Fahrzeugen des Wirtschaftsverkehrs bis 3,5 t Nutzlast.

Dabei werden von allen Kraftfahrzeugen insgesamt 715,912 Mrd. Fahrzeugkilometer im Jahr zurückgelegt – 557,847 Mrd. Fahrzeugkilometer (77,9 %) an den Werktagen Montag bis Freitag und 158,065 Mrd. Fahrzeugkilometer (22,1 %) an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen.

Der Anteil des Wirtschaftsverkehrs am gesamten Kraftfahrzeugverkehr der in Deutschland zugelassenen Kraftfahrzeuge beträgt

  • 26,5 % (Mo.-Fr.) bzw. 23,1 % (Mo.-So.) bezogen auf das Fahrtenaufkommen und
  • 33,7 % (Mo.-Fr.) bzw. 28,4 % (Mo.-So.) bezogen auf die Jahresfahrleistung.

Bei den Fahrzeugarten der Grunderhebung – als Schwerpunkt der Erhebung KiD 2002 – beträgt der Anteil des Wirtschaftsverkehrs an der Jahresfahrleistung der jeweiligen Fahrzeugart

  • 69,6 % (Mo.-Fr.) bzw. 63,8 % (Mo.-So.) bei den Pkw und Krad gewerblicher Halter und
  • 87,9 % (Mo.-Fr.) bzw. 85,8 % (Mo.-So.) bei den Lkw bis einschließlich 3,5 t Nutzlast.

Aber auch mit den Pkw und Krädern privater Halter wird eine hohe Jahresfahrleistung im Wirtschaftsverkehr erbracht. Diese ist mit rd. 63,8 Mrd. Fahrzeugkilometern nahezu gleich der Jahresfahrleistung der Pkw und Kräder gewerblicher Halter mit rd. 64,6 Mrd. Fahrzeugkilometern.

Im Allgemeinen wird der Wirtschaftsverkehr in Güterverkehr und in Personenwirtschaftsverkehr unterteilt. Im Rahmen von KiD 2002 erfolgte die Zuordnung der angegebenen Fahrten über die Fahrtzwecke. Dabei kommt es auch vor, dass eine Fahrt zwar zur dienstlichen/geschäftlichen Erledigung unternommen wurde, aber der (hauptsächliche) Fahrtzweck nicht dem Gütertransport, der Personenbeförderung oder der Erbringung beruflicher Leistungen diente. Diese sonstigen dienstlichen/geschäftlichen Fahrten dienen zumeist der Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft von Kraftfahrzeugen (etwa Fahrten zur Tankstelle oder zur Werkstatt) und wurden dem Sektor „Sonstiger Wirtschaftsverkehr“ zugeordnet. Der restliche Verkehr wird als Privatverkehr bezeichnet.

Differenziert man die Jahresfahrleistung (Mo.-So.) nach diesen einzelnen Verkehrssektoren, so werden von allen in Deutschland zugelassenen Kraftfahrzeugen zusammen im Güterverkehr 10,0 %, im Personenwirtschaftsverkehr 14,2 %, im sonstigen Wirtschaftsverkehr 4,2 % und im Privatverkehr 71,6 % der Jahresfahrleistung erbracht. Die Aufteilung der Jahresfahrleistung der einzelnen Fahrzeuggruppen in die Verkehrssektoren zeigt das Bild 6.

Bild 6: Struktur der Jahresfahrleistungen bei den einzelnen Fahrzeuggruppen, Quelle: eigene Darstellung

Neben „globalen“ Kenngrößen zum Kraftfahrzeugverkehr und insbesondere zum Wirtschaftsverkehr können mit den erhobenen Daten weitere Kenngrößen zu Einsatz und Nutzung von in Deutschland zugelassenen Kraftfahrzeugen ermittelt werden. Als wesentlich erachtete fahrzeugbezogene und fahrtbezogene Kennwerte zeigt das Bild 7 in einem Überblick für die Wochentagsgruppe Montag bis Freitag (werktags).

Bild 7: Ausgewählte Kennwerte für die Wochentage Montag bis Freitag, Quelle: eigene Darstellung

6 Fazit

Vergleicht man die bisher in regionalen oder bundesweiten Verkehrserhebungen ermittelten Anteile der Fahrleistung des Wirtschaftsverkehrs am Straßenverkehr, so schwanken diese Quoten zwischen 15 und 25 Prozent. Die Fahrleistungserhebung 1990/93 ermittelte einen Anteil von 31 Prozent. Die Vermutung, dass die bisher geschätzten Anteile zu gering sind, besteht schon seit langem. Die KiD 2002 hat gezeigt, dass die Fahrleistung als charakteristische Kenngröße des Verkehrs an Werktagen (Montag bis Freitag) rund ein Drittel (33,7 Prozent) an der gesamten Fahrleistung deutscher Kraftfahrzeuge ausmacht, an der Jahresfahrleistung 28,4 Prozent. Man kann somit feststellen, dass die bisherigen empirischen Erkenntnisse über den Wirtschaftsverkehr nicht immer stimmten, wohl aber die bisherigen Vermutungen, dass der wahre Anteil des Wirtschaftsverkehrs verglichen mit den meisten empirischen Ergebnissen höher liegen müsse.

 

Die durchgeführte bundesweite Erhebung KiD 2002 leistet einen substantiellen Beitrag zur Verbesserung des Informationsangebotes der deutschen Verkehrsstatistik und dabei insbesondere im Bereich des Wirtschaftsverkehrs mit kleinen Fahrzeugen. Die Vielzahl der Merkmale, die im Fragebogen erhoben bzw. aus dem Zentralen Fahrzeugregister den Datensätzen beigefügt sind, lassen die Berechnung einer Fülle spezieller Kennwerte zu. Insbesondere durch die Kombination von Fahrzeugdaten aus dem Zentralen Fahrzeugregister mit den erhobenen Nutzungsdaten aus den Befragungen sind vielfältige Analysemöglichkeiten gegeben, die den Einsatz und die Nutzung von Kraftfahrzeugen allgemein und im Wirtschaftsverkehr aufzeigen.

Mit den Erkenntnissen und dem Datenmaterial von KiD 2002 ist somit erstmals die Möglichkeit gegeben, den kraftfahrzeugbezogenen Wirtschaftsverkehr entsprechend seiner gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung, seines Umfanges und seiner detaillierten Struktur in zukünftigen Konzepten und Planungen zu berücksichtigen und die verkehrsplanerischen, verkehrswirtschaftlichen und verkehrspolitischen Zielvorstellungen und Aktivitäten entsprechend auszurichten. Mit der Verfügbarmachung der Daten für wissenschaftliche Zwecke kann im Hinblick auf den Wirtschaftsverkehr ein Prozess ausgelöst werden, der mit dem Entwicklungsschub der Verkehrsforschung nach Etablierung der bisherigen KONTIV-Stichproben im Personenverkehr durchaus vergleichbar ist.

Literaturverzeichnis

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  4. Brög, W. und Winter, G. (1990): Untersuchungen zum Problem der „nonreported trips“ zum Personenwirtschaftsverkehr bei Haushaltsbefragungen. Schriftenreihe Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik, Heft 593, Bonn
  5. Wermuth, M. / Hautzinger, H. / Neef, Ch. / Stock, W. (2003b): Erhebung zum Kraftfahrzeugverkehr in Deutschland KiD 2002 – Erhebungsmethode und Ergebnisse. In: TU Dresden (Hg.): Tagungsunterlagen zu 19. Verkehrswissenschaftliche Tage Dresden, 22.09.-23.09.2003, Dresden
  6. Wermuth, M. / Neef, Ch. (2003): Die bundesweite Verkehrserhebung Kraftfahrzeugverkehr in Deutschland (KiD 2002). VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik (Hg.): Gesamtverkehrsforum 2003. VDI-Berichte Nr. 1799, Düsseldorf, S. 163ff
  7. Wermuth, M. / Wirth, R. / Neef, Ch. / Löhner, H. / Hilmer, H. / Hautzinger, H. / Heidemann, D. / Stock, W. / Schmidt, J. / Mayer, K. / Michael, M. / Amme, F. / Ohrem, P. / Hansjosten, E. / Binnenbruck, H. H. (2003a): Kontinuierliche Befragung des Wirtschaftsverkehrs in unterschiedlichen Siedlungsräumen – Phase 2, Hauptstudie. Schlussbericht zum Forschungsprojekt 70.0682/2001 im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Braunschweig