FGSV-Nr. FGSV 002/117
Ort Münster
Datum 15.03.2017
Titel Bauliche Erhaltung von Verkehrsflächen mit Pflasterdecken und Plattenbelägen
Autoren Prof. Dr.-Ing. Holger Lorenzl
Kategorien Kommunal
Einleitung

Die Bauliche Erhaltung von Verkehrsflächen mit Pflasterdecken oder Plattenbelägen wird seit kurzem im „Merkblatt für die Bauliche Erhaltung von Verkehrsflächen mit Pflasterdecken oder Plattenbelägen in ungebundener Ausführung sowie von Einfassungen“ beschrieben. Für die Praxis werden technische Hinweise gegeben, um die wesentlichen Schäden an Pflasterdecken und Plattenbelägen identifizieren und geeignete Maßnahmen der Baulichen Erhaltung zu ihrer Beseitigung planen und ausführen zu können. Als Grundlage dafür müssen die Zustandsmerkmale und Zustandsindikatoren mit Hilfe der messtechnischen und/oder visuellen Zustandserfassung ermittelt werden. Der erfasste Zustand kann durch unterschiedliche Ursachen bedingt sein, außerdem auch durch den Ablauf der Nutzungsdauer der Decke und/oder der Unterlage, wie sie durch normale Beanspruchung im Nutzungszeitraum oder vorzeitig durch Zunahme der Verkehrsbelastung und dadurch vorhandene Unterdimensionierung hervorgerufen wird. Bauliche Maßnahmen zur Erhaltung sind nur Erfolg versprechend, wenn sie auf die Ursachen der Mängel bzw. Schäden abgestellt sind. Eine dauerhafte Erhaltung kann die Durchführung mehrerer Maßnahmen notwendig machen. Bauliche Maßnahmen zur Erhaltung müssen nach technischen, verkehrlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten optimiert werden. Sie werden in Instandhaltungs-, Instandsetzungs- und Erneuerungsmaßnahmen eingeteilt.

Zu den Instandhaltungsmaßnahmen zählen folgende bauliche Maßnahmen:

  Nachfüllen von Fugenmaterial

  Richten und/oder Anheben von Pflastersteinen oder Platten

   Austauschen von geschädigten Pflastersteinen oder Platten

   Vorübergehender Ersatz zur kurzfristigen Wiederherstellung der Verkehrssicherheit. Instandsetzungsmaßnahmen sind:

   Aufrauen (in Abhängigkeit vom Steinmaterial)

   mechanische Verfahren,

   thermische Verfahren (Flammstrahlen) und

   Laserverfahren

  Nachfüllen von Fugenmaterial und

  Fugenverguss.

Zu den Erneuerungsmaßnahmen zählen:

  Erneuerung der Decke,

  Erneuerung der Decke und der Tragschicht(en).

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1 Einführung

Die Bauliche Erhaltung von Verkehrsflächen mit Pflasterdecken oder Plattenbelägen wird seit kurzem im „Merkblatt für die Bauliche Erhaltung von Verkehrsflächen mit Pflasterdecken oder Plattenbelägen in ungebundener Ausführung sowie von Einfassungen“ (M BEP) beschrieben. In diesem Merkblatt werden für die Praxis technische Hinweise gegeben, um die wesentlichen Schäden an Pflasterdecken und Plattenbelägen identifizieren und geeignete Maßnahmen der Baulichen Erhaltung zu ihrer Beseitigung planen und ausführen zu können.

Es ergänzt die Ausführungen der „Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien zur Herstellung von Pflasterdecken, Plattenbelägen und Einfassungen“ (ZTV Pflaster-StB 06), Ausgabe 2006 sowie das „Merkblatt für Flächenbefestigungen mit Pflasterdecken und Plattenbelägen in ungebundener Ausführung sowie für Einfassungen (M FP), Ausgabe 2015.

Das Merkblatt behandelt die ungebundene Pflasterbauweise (Regelbauweise).

Maßnahmen der Baulichen Erhaltung setzen Kenntnisse über Umfang und Art von Mängeln und Schäden sowie deren Ursachen voraus. Mängel und Schäden sind an bestimmten Zustandsmerkmalen zu erkennen. Die Zusammenhänge werden im Merkblatt dargestellt.

Der visuell-sensitiv oder messtechnisch erfasste Zustand kann durch unterschiedliche Ursachen bedingt sein, außerdem auch durch den Ablauf der Nutzungsdauer der Decke und/oder der Unterlage, wie sie durch normale Beanspruchung im Nutzungszeitraum oder vorzeitig durch Zunahme der Verkehrsbelastung und dadurch vorhandene Unterdimensionierung hervorgerufen wird.

Bauliche Maßnahmen zur Erhaltung sind nur Erfolg versprechend, wenn sie auf die Ursachen der Mängel bzw. Schäden abgestellt sind. Eine dauerhafte Erhaltung kann die Durchführung mehrerer Maßnahmen notwendig machen.

Bauliche Maßnahmen zur Erhaltung müssen nach technischen, verkehrlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten optimiert werden.

Die wesentlichsten Gesichtspunkte sind:

– Art, Umfang und Ursachen der Mängel oder Schäden,

– geplante Restnutzungsdauer der zu erhaltenden Verkehrsflächenbefestigung,

– Koordination mit Maßnahmen der Ver- und Entsorgungsträger,

– Verkehrsbelastung,

– Verkehrsführung während der Bauarbeiten,

– Zeitpunkt der Durchführung der Maßnahmen,

– zur Verfügung stehende Bauzeit,

– Kosten der Maßnahmen einschließlich verkehrslenkender Maßnahmen,

– verfügbare Mittel,

– mögliche Maßnahmen.

2 Zustandserfassung, Schadensanalyse und Erhaltungsplanung

Als Grundlage für Entscheidungen in der Erhaltungsplanung des Straßennetzes ist eine systematische Zustandserfassung auf den Fahrbahn- und den Nebenflächen notwendig. Dabei wird der Zustand der Verkehrsflächenbefestigungen unter Verwendung definierter Zustandsmerkmale beschrieben. Die Zustandserfassung sollte periodisch, in Abständen von etwa 4 bis 5 Jahren, wiederholt werden, da sich infolge der Verkehrs- und Klimabeanspruchung Zustandsveränderungen einstellen.

Die Zustandserfassung kann in Form einer visuellen Zustandserfassung oder einer messtechnischen Zustandserfassung mit Hilfe von Messfahrzeugen, die mit multifunktionalen Messsystemen ausgestattet sind, erfolgen. Eine systematische Zustandserfassung ist nicht identisch mit der regelmäßigen Straßenkontrolle durch Mitarbeiter der Bauhöfe. Auch durch die bei Straßenkontrollen festgestellten Mängel können Erhaltungsmaßnahmen ausgelöst werden.

Nachfolgend werden die charakteristischen Zustandsmerkmale für Verkehrsflächenbefestigungen mit Pflasterdecken und Plattenbelägen beschrieben. Angefügt sind zudem Hinweise zur qualitativen und quantitativen Feststellung der Mängel und Schäden. Die Schadensursachen werden beispielhaft aufgezählt. Sie können sowohl einzeln als auch in Kombination auftreten. Dabei gibt die Reihenfolge der aufgezählten Ursachen keinen Aufschluss über die Häufigkeit ihres Auftretens.

2.1 Feststellen des Zustandes der Verkehrsflächenbefestigung

Die Erfassung des Zustandes der Verkehrsflächenbefestigungen kann visuell-sensitiv oder messtechnisch erfolgen. Für die Zustandserfassung sollten die folgenden Teile des Technischen Regelwerkes beachtet werden:

– Messtechnische Zustandserfassungen werden durchgeführt gemäß den ZTV ZEB-StB unter Beachtung der „Arbeitspapiere zur Systematik der Straßenerhaltung“ (AP 9):

• Für Außerortsstraßen gemäß Reihe M: Messtechnische Zustandserfassung

• Für innerörtliche Verkehrsflächen gemäß Reihe K „Kommunale Straßen“, Abschnitt K 2 „Zustandserfassung“, Unterabschnitt K 2.1 „Vorbereitung und Durchführung der messtechnischen Zustandserfassung für innerörtliche Verkehrsflächen“. Die Länge der Auswerteabschnitte sollte mit maximal 10 m festgelegt werden.

– Visuelle Zustandserfassungen werden durchgeführt anhand der „Arbeitspapiere zur Systematik der Straßenerhaltung“ (AP 9):

• Für Außerortsstraßen gemäß Reihe V: Visuelle Zustandserfassung

• Für innerörtliche Verkehrsflächen gemäß Reihe K „Kommunale Straßen“, Abschnitt K 2 „Zustandserfassung“, Unterabschnitt K 2.2 „Vorbereitung und Durchführung der visuellen Zustandserfassung für innerörtliche Verkehrsflächen“ und Unterabschnitt K 2.3 „Schadenskatalog für die messtechnische und visuelle Zustandserfassung“.

Insbesondere bei der Erstellung einer Erfassungsrichtlinie für die visuelle Zustandserfassung von innerörtlichen Verkehrsflächen sind die nachfolgenden Definitionen der Zustandsmerkmale und -indikatoren zu beachten. Anstelle einer stufenweisen Erfassung der Ausprägung der Zustandsmerkmale sollte vielmehr eine Registrierung der gemessenen Ausprägung erfolgen.

Das Verhalten der Straßenbefestigung oder einzelner Schichten wird mit den vorgenannten Prüfverfahren nicht erfasst. Zur Feststellung der Ursachen von Schäden können daher noch weitere Untersuchungen wie z. B. die Messung der Fugenbreiten und der Stufenhöhen zwischen benachbarten Pflastersteinen/Platten, die Prüfung der Höhendifferenzen an Anschlüssen und Rinnen, Feststellungen über die Schichtdicken, den Wasserabfluss auf der Oberfläche und die Wasserdurchlässigkeit der Schichten erforderlich sein.

2.2 Zustandsmerkmale

Folgende Zustandsmerkmale sind aufzunehmen:

– Ebenheit im Längsprofil/Allgemeine Unebenheiten,

– Ebenheit im Querprofil/Spurrinne, – Unvollständig gefüllte und offene Pflaster-/Plattenfugen,

– Abweichungen im Pflaster-/Plattenverband,

– Risse und Abplatzungen an Pflastersteinen/Platten oder fehlende Teile von Pflastersteinen/Platten,

– Gefügeauflösungen,

– Flickstellen,

– Zustand der Einfassungen und Entwässerungsrinnen.

Jedes Zustandsmerkmal wird kurz beschrieben. Die Zustandsindikatoren werden in Abhängigkeit von der Zustandserfassung definiert. Abschließend wird das Zustandsmerkmal mit einem Beispiel dargestellt. Am Zustandsmerkmal „Ebenheit im Querprofil/Spurrinne“ wird die Vorgehensweise beispielhaft dargestellt.

2.2.1 Ebenheit im Querprofil/Spurrinne

Als Spurrinnen werden rinnenförmige Verformungen des Oberbaus in den Radspuren bezeichnet.

Zustandsindikatoren messtechnische Zustandserfassung:

Je Radspur wird getrennt der Mittelwert und die Standardabweichung der Spurrinnentiefe berechnet. Damit ergeben sich folgende Zustandsindikatoren:

– MSPTR: Rechte Spurrinnentiefe [mm] nach dem 2-m-Richtlattenprinzip (Mittelwert)

– MSPTL: Linke Spurrinnentiefe [mm] nach dem 2-m-Richtlattenprinzip (Mittelwert)

– MSPT: Maximum aus rechter und linker Spurrinnentiefe [mm]

– SSPTR: Rechte Spurrinnentiefe [mm] nach dem 2-m-Richtlattenprinzip (Standardabweichung)

– SSPTL: Linke Spurrinnentiefe [mm] nach dem 2-m-Richtlattenprinzip (Standardabweichung)

– SPTMAX: Maximum der ermittelten Spurrinnentiefen [mm] im Auswerteabschnitt.

Je Radspur wird getrennt der Mittelwert und die Standardabweichung der fiktiven Wassertiefe berechnet. Damit ergeben sich folgende Zustandsindikatoren:

– MSPHR: Rechte fiktive Wassertiefe (Mittelwert) [mm]

– MSPHL: Linke fiktive Wassertiefe (Mittelwert) [mm]

– MSPH: Maximum aus rechter und linker fiktiver Wassertiefe [mm]

– SSPHR: Rechte fiktive Wassertiefe (Standardabweichung) [mm]

– SSPHL: Linke fiktive Wassertiefe (Standardabweichung) [mm]

– SPHMAX: Maximum der ermittelten fiktiven Wassertiefen [mm] im Auswerteabschnitt.

visuelle Zustandserfassung:

Die Erfassung von Spurrinnen erfolgt durch Messung der maximalen Spurrinnentiefe eines Erfassungsabschnittes mit 2-m-Richtlatte und Messkeil. Die maximale Spurrinnentiefe kann in der linken oder rechten Spurrinne vorhanden sein. Eine Messung erfolgt nur, wenn Spurrinnen optisch erkennbar sind. Messungen zur Ermittlung der maximalen Spurrinnentiefe sind mindestens einmal pro Erfassungsabschnitt an den Stellen mit der augenscheinlich größten Spurrinnenausprägung durchzuführen.

– VSPTMAX: Maximale Spurrinnentiefe [mm], ggf. mit Angabe der Längenausdehnung.

Bild: Beispiel für Spurrinnen in einer Pflasterdecke

3 Art und Ursache von Schäden und Mängeln

Zur Feststellung der Ursachen von Schäden und Mängeln sind die Ergebnisse der Zustandserfassung häufig nicht ausreichend, da sich die Schadensursachen hiermit nicht eindeutig eingrenzen lassen. Ggf. sind ergänzende Messungen, wie z. B.

– Längsprofilmessungen mit dem Planografen,

– Querprofilmessungen mit dem Profilografen,

– Messung der Fugenbreiten und der Stufenhöhen zwischen benachbarten Pflastersteinen/ Platten,

– Messung der Höhendifferenzen an Anschlüssen und Rinnen,

– Messung der Neigungsverhältnisse,

– Griffigkeitsmessungen mit dem SRT-Pendelgerät und Ausflussmesser,

– und/oder Dokumentationen des Oberflächenbildes erforderlich.

Daneben sind ggf. Aufgrabungen zur Feststellung der Schichtdicken und -eigenschaften (z. B. Tragfähigkeit, Korngrößenverteilung, Wasserdurchlässigkeit) durchzuführen. Zusätzlich ist ggf. zu prüfen, inwieweit die vorhandene Verkehrsführung und Verkehrsbelastung der ursprünglich erwarteten Nutzung entspricht.

3.1 Allgemeine Unebenheiten (Abweichungen von der Ebenheit)

Erhöhungen und Vertiefungen in Pflasterdecken/Plattenbelägen sind vertikale Verschiebungen ganzer Pflaster-/Plattenbereiche. Stufen entstehen durch unterschiedliche Setzungen benachbarter Pflastersteine/Platten. Sie können zu Kantenabbrüchen führen.

Erscheinungsbild

– langgezogene Erhöhungen (Buckel, Wellen und Wölbungen),

– Einzelunebenheiten (Stufen oder Kanten),

– Vertiefungen (Mulden, Einsenkungen, (Schlag-)Löcher, Ausbrüche, Abplatzungen).

Ursachen

– Auswirkungen der Verwendung von Pflastersteinen/Platten unterschiedlicher Nenndicke,

– fehlende, zu dicke oder ungleichmäßig dicke Bettung,

– ungenügende Verdichtung und/oder Tragfähigkeit der ungebundenen Schichten,

– unzureichende Raum-/Frostbeständigkeit, speziell von ungebundenen Schichten aus Recyclingmaterial,

– Setzungen im Untergrund/Unterbau,

– Wasserrückhalt innerhalb der Befestigung,

– Unterdimensionierung der Befestigung,

– fehlender seitlicher Verbund bzw. fehlende Randeinfassung

– Unterhöhlung der Pflasterdecke/des Plattenbelages, z. B. durch Wühltiere

– Wurzeldruck.

Maßnahmen

Aufgrund der unterschiedlichen Schadensursachen ist eine Reihe von Maßnahmen geeignet, um die Schäden zu beseitigen.

3.2 Querunebenheiten/Spurrinnen

Querunebenheiten treten überwiegend in Form von Spurrinnen in den Radspuren des Verkehrs auf. Dabei handelt es sich sowohl um Vertiefungen als auch um Verdrückungen und Aufwölbungen.

Erscheinungsbild

– Verformungen der Befestigung in den Radspuren.

Ursachen

– spurfahrender Verkehr, hohe Schwerverkehrsbelastung,

– ungenügende Verdichtung und/oder Tragfähigkeit der Tragschichten,

– unzureichende Oberbaudimensionierung.

Maßnahmen

Aufgrund der unterschiedlichen Schadensursachen ist eine Reihe von Maßnahmen geeignet, um die Schäden zu beseitigen.

3.3 Unvollständig gefüllte und offene Pflaster-/Plattenfugen

Unvollständig gefüllte oder vollständig entleerte Fugen entstehen durch das Heraussaugen/Ausschwemmen von Fugenmaterial oder das Abwandern von Fugenmaterial in die Bettung hinein.

Erscheinungsbild

– fehlendes Fugenmaterial, Entleerungstiefe entspricht mindestens 20 % der Stein-/Plattendicke

– bei tiefer Fugenentleerung: verkippte, verdrehte, verschobene, lose auf der Bettung aufliegende Pflastersteine/Platten.

Ursachen

– zu Beginn der Nutzungsdauer: Nachverdichtung des Fugenmaterials,

– unzureichende Fugenpflege,

– bis zu einer gewissen Tiefe auch die saugende Wirkung von Reinigungsmaschinen oder von Fahrzeugreifen bei der Überrollung sowie Auswaschung infolge Tropfbeanspruchung bei Regen,

– fehlende Filterstabilität zwischen Fugen- und Bettungsmaterial,

– nicht ausreichende Wasserdurchlässigkeit der Bettung und der Unterlage.

Maßnahmen

– umgehendes Nachfüllen von Fugenmaterial,

– Einarbeiten eines Fugenschlussmaterials in die Fugen,

– Neuverlegung der Pflasterdecke mit filterstabilem Fugen- und Bettungsmaterial, ggf. ein (teilweiser) Austausch des Tragschichtmaterials.

3.4 Abweichungen im Pflaster-/Plattenverband

Abweichungen im Pflaster-/Plattenverband entstehen durch das Verschieben, Verdrehen und/ oder Verkippen von Pflastersteinen/Platten.

Erscheinungsbild

– weitgehend entleerte Fugen,

– verkippte, in Gefällebereichen oder bei Einrichtungsverkehr sägezahnartig verkippte Pflastersteine/Platten,

– unvollständig aufgelagerte, beim Befahren klappernde Pflastersteine/Platten,

– verdrehte und/oder verschobene Pflastersteine/Platten.

Ursachen

– Fugenentleerung, unzureichende Fugenpflege,

– Horizontalbelastung durch Bremsen/Beschleunigen, enge Kurvenfahrt, starke Lenkbewegungen auf kurzer Strecke (Rangieren),

– ungeeignete Steinform und/oder ungeeigneter Verband,

– Schäden am Rand ggf. infolge fehlender oder instabiler Randeinfassung,

– mangelhaft ausgeführte Anschnitte und Anschlüsse.

Maßnahmen

– Umpflastern bei Vorhandensein des Schadensbildes in Teilflächen,

– Neuverlegung der Pflasterdecke, ggf. mit einem zumindest teilweisen Austausch des Tragschichtmaterials.

3.5 Risse und Abplatzungen an Pflastersteinen/Platten oder fehlende Teile von Pflastersteinen/Platten

Vertikal durchgehende Risse (Rissbreiten von über 0,15 mm) in Pflastersteinen/Platten können als Längs-, Quer-, Diagonal- oder Netzrisse auftreten. Abplatzungen an Pflastersteinen/Platten bezeichnen das Ablösen des Vorsatzbetons vom Kernbeton, muschelförmige Ausbrüche am Rand oder freigelegtes Grobkorn.

Erscheinungsbild

– Risse an oder in den Pflastersteinen/Platten,

– Abplatzungen (bei einem Kontakt der Pflastersteine/Platten überwiegend muschelartig),

– fehlende Pflastersteine/Platten oder von Teilen davon,

– abgesackte Pflastersteine/Platten.

Ursachen

– Befahrung durch Kraftfahrzeuge bei Plattenbelägen,

– mechanische Überbeanspruchung, z. B. durch Kettenfahrzeuge, Stützen, Staplerverkehr, Abrollcontainer,

– Risse an oder in den Pflastersteinen/Platten häufig infolge ungeeigneter Steinform und/oder -dicke, zu geringer Fugenbreiten, ggf. zu geringer Festigkeit des Pflastersteins oder nicht ausreichender Frost- bzw. Frost-Tausalzbeständigkeit,

– Abplatzungen am Rand überwiegend infolge zu geringer Fugenbreiten oder fehlender Fase,

– Abplatzungen des Vorsatzbetons durch unzureichenden Verbund zum Kernbeton.

Maßnahmen

(Teilflächige) Erneuerung der Pflasterdecke/des Plattenbelages, ggf. mit Austausch der Tragschicht(en), z. T. mit Herstellung der Tragfähigkeit des Untergrundes/Unterbaus.

3.6 Flickstellen

Flickstellen bezeichnen eine örtlich begrenzte Fläche, in denen sich der Baustoff in Art und Beschaffenheit deutlich erkennbar von dem Pflaster-/Plattenmaterial der übrigen Fläche unterscheidet.

Erscheinungsbild

– Auffüllung einer Fehlstelle in der Pflasterdecke/im Plattenbelag mit Asphalt, Beton oder einem abweichenden Pflaster-/Plattenmaterial

Ursachen

– Verfüllung eines zuvor vorhandenen Schadens an der Pflasterdecke/am Plattenbelag,

– provisorische Wiederherstellung einer Aufgrabungsstelle.

Maßnahmen

(Teilflächige) Erneuerung der Pflasterdecke/des Plattenbelages, ggf. mit zuvoriger Anpassung der Tragschichtoberfläche.

4 Erhaltungsplanung

Eine systematische Erhaltungsplanung der Verkehrsflächenbefestigungen erfolgt auf der Grundlage der „Richtlinien für die Planung von Erhaltungsmaßnahmen an Straßenbefestigungen“ (RPE-Stra 01) und der „Empfehlungen für das Erhaltungsmanagement von Innerortsstraßen“ (E EMI 12). Darin sind die wesentlichsten verwaltungstechnischen Aufgaben eines Managementsystems der Straßenerhaltung

– zur Erfassung und Bewertung des Zustandes der Verkehrsflächenbefestigungen einschließlich einer Prognose der Zustandsentwicklung,

– zur Erarbeitung von Erhaltungsstrategien,

– zur Aufstellung von mittelfristigen Bedarfsprogrammen und jährlichen Programmplanungen,

– zur deren Umsetzung auf der Ausführungsebene und zur Koordinierung mit Maßnahmen anderer Baulastträger

beschrieben.

Bei der Erhaltungsplanung sollte darauf geachtet werden, dass die technische Nutzungsdauer mit der wirtschaftlichen Nutzungsdauer (Abschreibungszeitraum) abzustimmen ist. Für die langfristige Erhaltungsplanung sollten aus den Ergebnissen der wiederholt durchgeführten Zustandserfassungen Verhaltensfunktionen abgeleitet werden, die als Zustandsprognosefunktionen verwendet werden können.

5 Erhaltungsgrundsätze

Verkehrsflächenbefestigungen mit Pflasterdecke bzw. Plattenbelag erreichen bei sachgerechter Planung und Ausführung sowie unter der plangemäßen Belastung durch den Verkehr eine Nutzungsdauer, die derjenigen anderer Bauweisen entspricht. Dies setzt allerdings auch voraus, dass während der Nutzungsdauer eine auf die Anforderungen der Pflasterbauweise abgestimmte Reinigung und Erhaltung der Flächenbefestigung stattfindet. Verkehrsflächenbefestigungen mit Pflasterdecke bzw. Plattenbelag sind – ebenso wie andere Bauweisen – nicht wartungsfrei!

5.1 Belastungen/Beanspruchungen

Bereits bei der Planung der Verkehrsflächenbefestigung ist die im Verlauf der Nutzungsdauer zu erwartende Belastung der Verkehrsfläche möglichst zutreffend abzuschätzen. Hierzu zählt die Angabe der zu erwartenden Fahrzeugtypen und der Verkehrsmengen. Auch ein nur gelegentliches Befahren, beispielsweise durch Ver- und Entsorgungsfahrzeuge oder Fahrzeuge des Reinigungs- und Wartungsdienstes ist zu berücksichtigen. Die Dimensionierung der Verkehrsflächenbefestigung auf der Basis der zu erwartenden Verkehrsmengen erfolgt nach den „Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaus von Verkehrsflächen“ (RStO 12).

Von maßgebender Bedeutung für Verkehrsflächenbefestigungen mit Pflasterdecke ist zudem das Auftreten der in den RStO genannten besonderen Beanspruchungen, beispielsweise durch spurfahrenden Verkehr, enge Kurvenfahrt und häufige Brems- und Beschleunigungsvorgänge. Derartige Verkehrsbelastungen, die horizontale Längs-/Quer- und Schubbeanspruchungen der Pflasterdecke verursachen, sind u. a. bei der Wahl von Pflastersteinform und -dicke sowie bei der Festlegung des Verbandes (Verlegemuster) von wesentlicher Bedeutung (siehe M FP 15). Daneben ist auch die vorgesehene Art der Reinigung zu beachten.

Werden die zu erwartenden Verkehrsbelastungen und besonderen Beanspruchungen von Pflasterdecken und Plattenbelägen im Rahmen der Planung nicht ausreichend zutreffend abgeschätzt oder treten während der Nutzungsdauer erhebliche Veränderungen der Beanspruchungssituation auf, so ist mit Zustandsveränderungen zu rechnen, die Instandsetzungs- oder Erneuerungsmaßnahmen notwendig werden lassen.

5.2 Weitere Grundsätze

Zu den nachfolgend aufgeführten Randbedingungen sind weitere Erhaltungsgrundsätze aufgeführt worden:

– Lagestabilität der Pflasterdecke/des Plattenbelages,

– Fuge und Fugenfüllung,

– Ebenheit,

– Fase,

– Tragfähigkeit und Verformungsbeständigkeit der Unterlage,

– Wasserdurchlässigkeit und Filterstabilität.

6 Ausführung Baulicher Erhaltungsmaßnahmen

Anhand der Ergebnisse der Zustandserfassung und -bewertung sowie der zusätzlich durchgeführten Ermittlung der Art und Ursache von Schäden und Mängeln ist zu entscheiden, welche Maßnahmeart(en) geeignet sind, die Schäden bzw. Mängel möglichst dauerhaft zu beseitigen.

Treten in einer Fläche häufig kleinflächige Schäden auf, die jeweils durch Instandhaltungsmaßnahmen beseitigt werden, so sollte eine Instandsetzungs- oder Erneuerungsmaßnahme alternativ in Betracht gezogen werden.

6.1 Instandhaltung

Zu den Instandhaltungsmaßnahmen zählen bauliche Maßnahmen kleineren Umfanges zur Substanzerhaltung von Verkehrsflächen. Diese werden in der Regel mit geringem Aufwand kurzfristig nach dem Auftreten eines örtlich begrenzten Schadens ausgeführt. Nachfolgend aufgelistete Instandhaltungsmaßnahmen sind detailliert im Merkblatt beschrieben:

– Nachfüllen von Fugenmaterial,

– Richten und/oder Anheben von Pflastersteinen oder Platten,

– Austauschen von geschädigten Pflastersteinen oder Platten,

– Vorübergehender Ersatz zur kurzfristigen Wiederherstellung der Verkehrssicherheit.

6.2 Instandsetzung

Instandsetzungsmaßnahmen sind bauliche Maßnahmen zur Substanzerhaltung oder zur Verbesserung der Oberflächeneigenschaften von Verkehrsflächen, die auf zusammenhängenden Flächen, auf Straßen in der Regel zumindest über eine Fahrstreifenbreite ausgeführt werden. Nachfolgend aufgelistete Instandsetzungsmaßnahmen sind detailliert im Merkblatt beschrieben:

– Aufrauen (in Abhängigkeit vom Steinmaterial)

• Mechanische Verfahren

•• Bürsten

•• Strahlen mit festen Strahlmitteln

•• Bossieren

•• Schlagsternverfahren

• Thermische Verfahren (Flammstrahlen)

• Beschichtung mit Reaktionsharz

– Nachfüllen von Fugenmaterial

– Fugenverguss.

6.3 Erneuerung

Erneuerungsmaßnahmen sind bauliche Maßnahmen zur vollständigen Wiederherstellung der Verkehrsflächenbefestigung oder von Teilen davon.

Eine Erneuerung ist dann vorzusehen, wenn die Ursachen der festgestellten Schäden durch Maßnahmen der Instandhaltung oder Instandsetzung nicht zu beseitigen sind. Erneuerungsmaßnahmen sind insbesondere durchzuführen,

– wenn Schäden aus einer nicht belastungsgerechten Konzeption der Decke bzw. des gesamten Oberbaus herrühren,

– wenn die Bettung nicht die notwendige Verformungsbeständigkeit und/oder Wasserdurchlässigkeit besitzt,

– wenn die Tragschicht(en) eine unzureichende Tragfähigkeit und/oder Wasserdurchlässigkeit besitzt/besitzen.

Vor der Durchführung von Erneuerungsmaßnahmen ist zu prüfen, ob Verbesserungen am Untergrund, Unterbau und Oberbau erforderlich werden und inwieweit die Funktionsfähigkeit der Entwässerungseinrichtungen nach den ZTV Ew-StB noch gewährleistet ist.

Bei der Erneuerung ist die Dicke der Verkehrsflächenbefestigung nach den RStO zu bestimmen. Dabei sind in jedem Fall die Beschaffenheit der Unterlage, die verfügbaren Konstruktionshöhen, der Zustand der verbleibenden Befestigung und geänderte Beanspruchungen zu berücksichtigen.

Nachfolgend aufgelistete Erneuerungsmaßnahmen sind detailliert im Merkblatt beschrieben:

– Erneuerung der Decke und

– Erneuerung der Decke und der Tragschicht(en).

7 Zusammenfassung

Endlich wurde ein Merkblatt für die Bauliche Erhaltung von Verkehrsflächen mit Pflasterdecken oder Plattenbelägen in ungebundener Ausführung sowie von Einfassungen (M BEP) verfasst. Hiermit besteht eine gute Grundlage, dauerhaft nutzbare Pflasterdecken und Plattenbeläge zu erstellen und zu erhalten. Anhand vieler Beispiele werden die Art und Ursache von Schäden und technischen Mängel dargestellt sowie die zu ergreifenden Maßnahmen daraus abgeleitet. Abschließend werden die jeweiligen Maßnahmen der Baulichen Erhaltung von Verkehrsflächen mit Pflasterdecken oder Plattenbelägen aufgezeigt.

Literaturverzeichnis

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (2001): Richtlinien für die Planung von Erhaltungsmaßnahmen an Straßenbefestigungen (RPE-Stra 01), Ausgabe 2001, Köln, FGSV 488

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (2006): Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien zur Herstellung von Pflasterdecken, Plattenbelägen und Einfassungen (ZTV Pflaster-StB 06), Ausgabe 2006, Köln, FGSV 699

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (2012): Empfehlungen für das Erhaltungsmanagement von Innerortsstraßen (E EMI 12), Ausgabe 2012, Köln, FGSV 487

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (2012): Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaus von Verkehrsflächen (RStO 12), Ausgabe 2012, Köln, FGSV 499

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (2015): Merkblatt für Flächenbefestigungen mit Pflasterdecken und Plattenbelägen in ungebundener Ausführung sowie für Einfassungen (M FP), Köln, FGSV 618/1

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (2015): Arbeitspapier zur Systematik der Straßenerhaltung, Reihe K: Kommunale Straßen, Abschnitt K 2: Zustandserfassung, Unterabschnitt K 2.2: Vorbereitung und Durchführung der visuellen Zustandserfassung für innerörtliche Verkehrsflächen (AP 9, Reihe K, Abschnitt K 2.2 15), Köln, FGSV 490 AP 9 K

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (2015): Arbeitspapier zur Systematik der Straßenerhaltung, Reihe K: Kommunale Straßen, Abschnitt K 2: Zustandserfassung, Unterabschnitt K 2.3: Schadenskatalog für die messtechnische und visuelle Zustandserfassung (AP 9, Reihe K, Abschnitt K 2.3 15), Köln

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (2016): Arbeitspapier zur Systematik der Straßenerhaltung, Reihe K: Kommunale Straßen, Abschnitt K 2: Zustandserfassung, Unterabschnitt K 2.1: Vorbereitung und Durchführung der messtechnischen Zustandserfassung für innerörtliche Verkehrsflächen (AP 9, Reihe K, Abschnitt K 2.1 16), Köln

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (2016): Merkblatt für die Bauliche Erhaltung von Verkehrsflächen mit Pflasterdecken oder Plattenbelägen in ungebundener Ausführung sowie Einfassungen (M BEP), Ausgabe 2016, Köln, FGSV 620