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1 Ausgangssituation
Leistungen im Sinne des Straßenbetriebsdienstes werden auf oder an den Straßen erbracht, wobei zugehörige Arbeiten täglich auf den Meistereigehöften beginnen und enden. Die auf dem Gehöft stattfindenden Tätigkeiten bilden somit die Grundlage für die Leistungserstellung. Eine Ausrichtung der Gehöftgestaltung auf diese Arbeitsabläufe kann dementsprechend einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Straßenbetriebsdienstes leisten.
Zu diesem Zweck haben Bund und Länder gemeinsam einen Maßnahmenkatalog erarbeitet und fortgeschrieben. Der überarbeitete Teil MK 11 dieses Maßnahmenkatalogs „Baukonzeption für Autobahn- und Straßenmeistereien – Richtlinie für die Anlage von Meistereien (RAM)“ wurde im September 2006 eingeführt. Er enthält Planungs- und Gestaltungsgrundsätze für den Neubau von Meistereigehöften verbunden mit der Forderung nach Betriebsabläufen mit kurzen Wegen.
Diese eher allgemeinen Forderungen bedürfen jedoch einer Konkretisierung, wenn es darum geht, die Lage der einzelnen Funktionsbereiche und Arbeitsmittel einer Meisterei auf der Gehöftfläche unter der Maßgabe eines optimalen Betriebsablaufes festzulegen.
Cypra hat beispielsweise im Rahmen seiner Forschungsarbeit „Optimierung des Winterdienstes auf hoch belasteten Autobahnen“ (Cypra 2006) ein bedeutendes gesamtwirtschaftliches Nutzenpotenzial allein durch eine Reduzierung der Verlustzeiten beim Beladen der Streufahrzeuge ermittelt. Vor diesem Hintergrund sollten in der hier vorgestellten Forschungsarbeit (Jung et al. 2010) sämtliche Arbeitsaufgaben, die auf dem Meistereigehöft ausgeführt werden, analysiert und auf Optimierungspotentiale geprüft werden.
2 Zielstellung
Ziel der Forschungsarbeit war es, ausgehend von empirisch gewonnenen Fakten über Arbeitsabläufe, Arbeitswege und Tätigkeitsschwerpunkte realisierungsfähige Möglichkeiten für eine prozessorientierte Arbeitsorganisation auf den Gehöftflächen aufzuzeigen. Daraus sollten konkrete Lösungsvorschläge für eine optimale Gehöftflächenzuordnung und eine verbesserte Gebäudeausstattung vorrangig für die Neuplanung von Meistereien entwickelt werden. Aber auch bestehende Meistereien sollen von den Lösungsvorschlägen profitieren können.
Es lassen sich folgende Teilziele formulieren:
– Zeitverkürzungen,
– Wegeverkürzungen,
– Vereinfachung der Arbeitsabläufe,
– Verbesserung der ergonomischen Bedingungen,
– Verbesserung der arbeitssicherheitstechnischen Bedingungen,
– Beitrag zur Erhöhung der Motivation der Mitarbeiter.
Bei den hierfür notwendigen Untersuchungen waren auch ergonomische und arbeitssicherheitstechnische Gesichtspunkte zu berücksichtigen, um die so gewonnenen Erkenntnisse in die Gestaltungsvorschläge einbringen zu können.
3 Untersuchungsmethodik
Die gewählte Vorgehensweise beinhaltete fünf Arbeitspakete und kann im Bild 1 eingesehen werden.
Um geeignete Analysemethoden auswählen und einsetzen zu können, wurde in der Literaturanalyse in zwei Richtungen recherchiert. Zum einen wurde der Stand der Wissenschaft und Technik zur Thematik der prozessorientierten Arbeitsorganisation erarbeitet. Auf der anderen Seite war es notwendig, sich mit dem zu betrachtenden Gegenstand der Untersuchungen, dem Arbeitssystem Meisterei, auseinanderzusetzen.
Die Feldanalysen teilten sich in Grobanalyse (15 untersuchte Meistereien) und Feinanalyse (10 untersuchte Meistereien) auf. Für die Entwicklung konkreter Lösungsvorschläge sollten die unterschiedlichen Meisterei-Typen z. B. Autobahnmeisterei, Straßenmeisterei oder Meistereien in Kompaktbauweise beachtet werden. Die Meistereien wurden nach einheitlichen Kriterien ausgewählt.
Hauptsächliches Anliegen der Grobanalyse und Voraussetzung für weitere zielgerichtete Analysen und Gestaltungsvorschläge war die Identifikation, Strukturierung und Wichtung der auf dem Gehöft anfallenden Arbeitsaufgaben (Prozesse). Zu diesem Zweck wurden Interviews mit der Meistereileitung geführt und eine Selbstaufschreibung der Meisterei-Mitarbeiter bzgl. der auf dem Gehöft angefallenen Tätigkeiten ausgewertet.
Durch diese Untersuchungsmethoden gelang es, zehn wesentliche Aufgabenbereiche auf dem Gehöft der Meistereien herauszuarbeiten und diese in Teilaufgaben zu unterteilen.
Die Aufgabenbereiche wurden in Kern-, Führungs- und Unterstützungsprozesse klassifiziert. Das Bild 2 beinhaltet das Prozessmodell mit Aufgabenbereichen im Gehöft (in roter Schrift hervorgehoben) und Aufgabenbereichen auf der Straße.
Bild 2: Einordnung der Aufgaben auf dem Meistereigehöft in das Prozessmodell (Einteilung der Prozesse in Führungs-, Kern- und Unterstützungsprozesse nach (Binner 2008))
Das vorgestellte Prozessmodell diente für die Feinanalyse als Strukturierungsgrundlage: für die drei Aufgabenbereiche, die den Führungs- und Kernprozessen zugeordnet wurden (Organisation, Arbeitsvor- und nachbereitung sowie Wartung und Pflege), wurden während der Feinanalyse sämtliche Teilaufgaben einzeln betrachtet und auf Optimierungspotentiale geprüft. Die sieben weiteren Aufgabenbereiche wurden als Ganzes ohne Untersetzung untersucht.
Mit Hilfe von detaillierten Interviews mit den zuständigen Mitarbeitern, Arbeitsbeobachtungen und aufnahmen sowie Fotodokumentationen konnten Optimierungspotenziale und Verbesserungsansätze für die zukünftige Gestaltung von Meistereien herausgearbeitet werden und daraus letztlich konkrete Empfehlungen sowohl für die untersuchten Meistereien als auch für zukünftig anzulegende Meistereien abgeleitet werden.
Probleme in den untersuchten Meistereien, die durch organisatorische Lösungen, Arbeitsplatzgestaltung, Arbeitsschutzmaßnahmen, Neuanschaffungen oder auch Umbauten gelöst werden können, wurden den Meistereien gesondert rückgemeldet und entsprechende Empfehlungen ausgesprochen.
4 Optimierungspotenziale
Die drei hier beschriebenen Schwerpunkte veranschaulichen, in welchem Maße eine (Layout-) Planung, die sich an den Gehöft-Abläufen einer Meisterei orientiert, zu sicheren, flexiblen und schnellen Prozessen führen kann. Auf der anderen Seite wird deutlich, wie sehr Planungsmängel die Durchführung von Aufgaben beeinträchtigen können.
4.1 Auf- und Abladen von Ge- und Verbrauchsmaterialien
Für das Auf- und Abladen von Ge- und Verbrauchsmaterialien konnten verschiedene Optimierungspotenziale herausgearbeitet werden. In vielen Meistereien sind häufig verwendete Arbeitsmittel weit voneinander entfernt untergebracht und nicht in der Nähe der Fahrzeuge positioniert. Es kommt dementsprechend zu vielen und langen Wegen. Darüber hinaus muss festgehalten werden, dass die Zugänglichkeit zu Arbeitsmitteln eine entscheidende Rolle im Hinblick auf eine schnelle und sichere Arbeitsvorbereitung auf dem Gehöft spielt. In vielen Fällen wird dieser Gesichtspunkt vernachlässigt: Verkehrswege oder Durchgänge werden zugestellt und verschiedene Geräte voreinander gelagert, so dass sie sich gegenseitig blockieren. Das Bild 3 zeigt die Situation, die in vielen Meistereien vorliegt:
Fahrzeuge werden hinter den Toren abgestellt, der verbleibende freie Raum wird unsystematisch für die Lagerung von Anbaugeräten oder kleineren Arbeitsmitteln genutzt. Hierbei wird gerne direkt auf dem Boden oder auf Paletten abgestellt, so dass zu der mangelnden Übersicht und Zugänglichkeit auch eine Unfallgefahr durch Stolpern, Stoßen oder Stürzen hinzukommt.
Bild 3: Unsystematisches Abstellen von Fahrzeugen und Geräten
Diese Situation ist nur zum Teil dem Umstand geschuldet, dass Arbeitsmittel und Fahrzeuge mit der Zeit immer größere Abmaße einnehmen und vor allen Dingen alte Meistereien somit vor einem Platzproblem stehen. Ursachen liegen oftmals ebenfalls in einer Layout-Planung, die sich nicht an den Meisterei-Prozessen orientiert und an fehlenden organisatorischen Maßnahmen zur Gewährleistung einer schnellen Zugänglichkeit zu den benötigten Arbeitsmitteln.
Insbesondere bei Kompaktmeistereien mit lediglich einem Verkehrsweg in der Fahrzeughalle kann es auf diese Weise schnell zu erheblichen Verzögerungen für eine Vielzahl von Abläufen und beteiligten Fahrzeugen kommen.
Zusammenfassend gelten folgende Optimierungspotenziale:
– viele und lange Wege,
– viele Rangiervorgänge,
– schlecht zugängliches Material.
Bild 4: Gekennzeichnete Verkehrswege und Abstellflächen
Eine genaue Kennzeichnung von Abstellflächen und Verkehrswegen kann hier zu einer erheblichen Verbesserung der Situation führen. Die gekennzeichneten Wege sind stets frei zu halten und Fahrzeuge, Maschinen und Werkzeuge auf den zugewiesenen Flächen abzustellen. Dies erhöht Ordnung und Übersichtlichkeit, erleichtert den Zugriff auf benötigte Arbeitsmittel, vermeidet Rangier- und Umsetzvorgänge, und führt somit zu verkürzten Zeiten, einer schnelleren Reaktionsfähigkeit und einer verbesserten Arbeitssicherheit.
4.2 An- und Abhängen von Anhängern
Die für den Straßenbetriebsdienst benötigten Anhänger (Absperrtafeln oder Warnleitanhänger, Vorwarnanhänger und Lastenanhänger) werden auf den Meistereigehöften in der Regel getrennt von den Fahrzeugen in Hallen oder Garagen hinter engen Toren untergebracht, obwohl sie in vielen Fällen als Fahrzeugzug gemeinsam genutzt werden.
Aus der Distanz zwischen Fahrzeugen und Anhängern resultieren nicht nur zusätzliche Wege. Es fallen auch Arbeitsschritte an, die bei einem gemeinsamen Abstellen von Hänger und Fahrzeug entfallen (siehe Bild 5).
Um direkt vor die Hänger heranzufahren, müssen die engen Tore zudem rückwärts passiert werden. Aus diesem Grund ist es in einigen Meistereien üblich, die Hänger per Hand aus den Hallen zu manövrieren. Neben Zeitverlusten kommt es dabei zu Beschädigungen an den Hängern und zu Gesundheitsgefährdungen für die Mitarbeiter durch das Bewegen von sehr schweren Gegenständen.
Das An- und Abhängen von Anhängern weist also folgende Optimierungspotenziale auf:
– lange Distanzen zwischen Fahrzeug und Anhänger,
– Bewegen der Anhänger per Hand aus den Garagen heraus zu den Fahrzeugen,
– Beschädigungen der Leuchten bei Transport durch enge Garagentore,
– Abstellen der Anhänger in Garagen schwierig.
Diesen Punkten kann mit einer entsprechenden Gestaltung der Fahrzeughallen begegnet werden, indem die Möglichkeit geschaffen wird, Fahrzeuge und Hänger als Fahrzeugzug abzustellen. Ob und wie viele dieser Stellplätze geschaffen werden sollten, ist für jede Meisterei in Abhängigkeit der an sie gestellten Anforderungen zu prüfen. Für eine Autobahnmeisterei, die täglich mit Großfahrzeugen samt Absperrtafeln ausrücken muss, wird dieser Gestaltungsvorschlag beispielsweise als sinnvoller erachtet als für eine Straßenmeisterei, die ausnahmslos zweispurige Straßen betreut.
Bild 5: Vergleich der Abläufe für den Umgang mit Anhängern: getrenntes und gemeinsames Abstellen
Im Bild 6 wird deutlich, dass mit diesem Gestaltungsvorschlag auch Tore auf zwei Seiten der Halle verbunden sind, damit die Fahrzeuge samt Hänger die Halle durchfahren können und auf diese Weise das Einparken eines Fahrzeugzugs im Rückwärtsgang vermieden wird. Dies wiederum hat zur Konsequenz, dass es möglich sein muss, die Fahrzeughalle von beiden Seiten anzufahren. Eine klassische Gehöftstruktur mit außen liegenden Gebäuden, die einen großen Hof umschließen, ist in diesem Fall folglich nicht umsetzbar (vgl. hierzu auch Bild 8).
Anhänger, die nicht auf diese Art und Weise in den Fahrzeughallen untergebracht werden können, sollten unter Remisen abgestellt werden. So können Fahrzeuge ohne Beeinträchtigung direkt vor sie heranfahren; das Ankoppeln wird nicht durch enge Tore oder das Schieben der Hänger von Hand behindert. Auch das Abstellen der Anhänger wird durch diese Maßnahme erheblich erleichtert.
Bild 6: Beispiel-Layout für eine Fahrzeughalle mit Stellplätzen für Hänger
4.3 Reinigung und Wartung von Kleingeräten
Für die Reinigung und Wartung von Kleingeräten konnte festgestellt werden, dass häufig keine oder nur provisorisch eingerichtete Arbeitsplätze für diese Arbeiten existieren und dass diese Arbeitsplätze zudem unzureichend ausgestattet sind. Meist wurde in diesen Fällen während der Planung kein entsprechender Arbeitsplatz berücksichtigt.
Die von den Meistereien daraufhin behelfsmäßig installierten Arbeitsplätze erfahren eine langjährige Nutzung. Sie erschweren das Arbeiten durch nicht vorhandene Arbeits- und Ablageflächen, Aufstellungen in Verkehrswegen und Entfernung zu benötigten Werkzeugen.
Dieser Umstand führt zu folgenden Problemen, die einer Verbesserung bedürfen:
– Arbeiten auf Verkehrswegen,
– Arbeiten auf engem Raum,
– Arbeiten ohne Ablageflächen,
– Entfernung zu benötigten Arbeitsmitteln.
Die Ansatzpunkte liegen hier darin, entsprechende Arbeitsplätze bei der Planung vorzusehen und zu berücksichtigen, sowie sie richtig zu positionieren und ausreichend auszustatten. Das Bild 7 zeigt solch einen gelungenen Arbeitsplatz (zu finden in der Straßenmeisterei Engen-Welschingen).
Bild 7: Arbeitsplatz zur Reinigung und Wartung von Kleinwerkzeug in der SM Engen-Welschingen
5 Gestaltungsvorschläge
Um der gewünschten Zielstellung gerecht zu werden, wurden die Projektergebnisse in unter- schiedliche Teilprodukte – je nach Verwendungszweck – zusammengefasst:
– Gebäudeprogramm (Ausstattungshinweise für die einzelnen Funktionsbereiche),
– Gehöftflächenzuordnung (Lage der Funktionsbereiche auf der Gehöftfläche),
– Vergleichende Untersuchungen für die Beladung und Betankung von Fahrzeugen im Winterdienst inklusive eines Tools zur Zeitbestimmung,
– Sammlung mit Positiv-Beispielen aus der Praxis (Verbreitung bereits vorhandener Lösungen).
5.1 Gebäudeprogramm
Nachdem einige ausgewählte Inhalte des Gebäudeprogramms bereits im vorangegangenen Abschnitt vorgestellt worden sind, sollen an dieser Stelle Aufbau, Struktur und Intention dieses Teilergebnisses beschrieben werden.
Das Gebäudeprogramm orientiert sich in seiner Gliederung an dem bestehenden MK 11. Es greift die darin enthaltenen Ausstattungshinweise und Anforderungen auf und nennt weiterführende Gestaltungsvorschläge für die einzelnen Funktionsbereiche einer Meisterei. Es kann zwischen folgenden Gestaltungsvorschlägen unterschieden werden:
– Ort der Unterbringung von Arbeitsmitteln,
– Art der Unterbringung von Arbeitsmitteln,
– Ausstattungshinweise,
– Anforderungen.
Die Gestaltungsvorschläge sind in tabellarischer Form aufbereitet worden; es lässt sich auf einen Blick erkennen, welche Ziele durch den Vorschlag erreicht werden sollen und auf welche Aufgabe auf dem Gehöft er sich bezieht. Die Tabelle 1 beinhaltet einen Auszug aus dem Gebäudeprogramm für das Werkstattbüro.
Tabelle 1: Auszug aus dem Gebäudeprogramm (Empfehlungen für das Werkstattbüro)
Das Gebäudeprogramm ist umfangreich und zeichnet sich durch detaillierte Gestaltungsvorschläge aus. Dies hat zum einen den Vorteil, dass sich viele dieser Vorschläge auf in der Praxis vorherrschende Herausforderungen beziehen und sich relativ einfach umsetzen lassen. Zum anderen können durch die Fülle an Empfehlungen meistereispezifische Lösungen und Kombinationen von Vorschlägen gewählt werden, so dass den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten und Anforderungen an die betreffende Meisterei entsprochen werden kann.
5.2 Gehöftflächenzuordnung
Eine Musteranordnung der einzelnen Funktionsbereiche einer Meisterei auf der Gehöftfläche, die sich für jede beliebige Meisterei anwenden ließe, gibt es nicht.
Die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort sowie der spezifische Bestand an Arbeitsmitteln der betreffenden Meisterei spielen für konkrete Bauvorhaben eine entscheidende Rolle. Es war deswegen nicht sinnvoll, eine Musterlösung für das Layout eines Meistereigehöftes auszuarbeiten.
Auf der anderen Seite können aber durchaus konkrete Hinweise bezüglich der Zuordnung von Funktionsbereichen aufgestellt werden, die eine allgemeine Gültigkeit besitzen. Basierend auf diesen Überlegungen wurde eine Checkliste für die Gehöftflächenzuordnung entwickelt.
Sie ist als Werkzeug für die mit der Planung von zukünftigen Meistereien betrauten Personen gedacht und stellt allgemeingültige Anforderungen bezüglich der Anordnung der Gebäude und Gebäudeteile zueinander dar. Mit der Checkliste können auch bestehende Entwürfe für neue Meistereien bezüglich der Gebäudeanordnungen überprüft werden.
Tabelle 2: Auszug aus der Checkliste für die Gehöftflächenzuordnung
Die Hinweise aus der Checkliste sind gewichtet und lassen sich durch eine Vielzahl von Layouts realisieren: bei Einhaltung der aufgeführten Hinweise kann im Rahmen der Layout- Planung zu einer Vielzahl möglicher Ergebnisse gekommen werden. Die Verwendung der Checkliste ermöglicht so den Spagat zwischen der Beachtung nützlicher, allgemeingültiger Hinweise einerseits und der Berücksichtigung meistereispezifischer Bedingungen andererseits.
Die Checkliste wurde durch zwei Beispiellayouts für eine Gehöftflächengestaltung ergänzt, die beispielhaft demonstrieren, wie die Anordnung der einzelnen Funktionsbereiche auf dem Meistereigehöft aussehen könnte, um die Hinweise aus der Gehöftflächenzuordnung umzusetzen.
Das Bild 8 zeigt ein Beispiellayout für das Gehöft einer Autobahnmeisterei in herkömmlicher Bauweise. Die Fahrzeughallen sind so auf dem Gehöft positioniert, dass Durchfahrten für die Fahrzeuge möglich sind. Grüninseln sind dementsprechend nicht in der Zeichnung zu finden. Das Verwaltungsgebäude ist so angeordnet, dass es für die Meistereileitung eine Übersicht über weite Teile des Gehöfts ermöglicht und nah an der Einfahrt zum Gehöft liegt. Werkstatt und Waschhalle befinden sich nah beieinander und in kurzer Distanz zum Verwaltungsgebäude. Anhänger, die nicht in den Fahrzeughallen abgestellt werden, sind ausnahmslos unter Remisen untergebracht. Außerhalb der Lagerhalle, die nah an den Kleinfahrzeugen liegt, ist ausreichend Freifläche für die Be- und Entladung der Fahrzeuge vorzufinden.
Bild 8: Beispiellayout für eine Autobahnmeisterei
Mit der Salzhalle, dem Unterstand für die Streuer und der Halle für Großfahrzeuge und Geräte beherbergt die obere Hälfte des Gehöftes Arbeitsmittel und Funktionsbereiche, die vor allen Dingen für die Lkw der Meisterei von Bedeutung sind.
Auf der unteren Seite des Gehöfts sind die Halle für Kleinfahrzeuge und Geräte und die Lagerhalle nebeneinander aufgestellt und miteinander verbunden. Je zwei Achsen der Fahrzeughallen bieten Stellplätze für ein Fahrzeug samt Hänger.
Bis auf die Salzhalle und das Verwaltungsgebäude können alle Gebäude der Meisterei umfahren werden.
5.3 Tool zur Zeitbestimmung bei der Winterdienstbeladung
Das entwickelte Tool soll dazu beitragen, für den konkreten Planungsfall die optimale technische Ausstattung für die Beladung und Betankung von Winterdienstfahrzeugen zu ermitteln und so bereits bei der Planung von neuen Meistereien die Beladungszeiten zu optimieren.
Es bietet Aussagen für die Beladungssysteme Radlader und Silo und berücksichtigt dabei verschiedene Konstellationen in Abhängigkeit der Anzahl von beteiligten Mitarbeitern und zu beladenden Fahrzeugen. Die Tabelle 3 gibt einen Überblick über die Konstellationen, die für das Tool berücksichtigt wurden.
Tabelle 3: Berücksichtigte Konstellationen für das Winterdiensttool
Grundlage für die Zeitermittlung anhand des Tools sind Aufnahmen der Ablaufstruktur in qualitativer Form für die beiden Beladungssysteme unter Beachtung der vorgestellten Konstellationen. Das Bild 9 zeigt beispielhaft die erarbeitete Ablaufstruktur für die Beladung von einem Fahrzeug durch zwei Mitarbeiter mit einem Radlader.
Bild 9: Ablaufstruktur in qualitativer Form für die Beladung von einem Fahrzeug durch zwei Mitarbeiter mit einem Radlader
Die anhand des Tools ermittelten Zeiten für die Winterdienstbeladung sind nur unter bestimmten Voraussetzungen gültig. Die Tabelle 4 gibt einen Überblick.
Tabelle 4: Voraussetzungen für die Anwendbarkeit des Tools
Zeiten für manuelle Tätigkeiten wurden mit Hilfe des MTM-Verfahrens ermittelt, wobei Bewegungsabläufe in Grundbewegungen gegliedert werden. Jeder Grundbewegung sind Normzeitwerte zugeordnet, die in ihrer Höhe durch erfasste Einflussgrößen bestimmt sind. Das MTM-Verfahren ist ein in Wissenschaft und Praxis anerkanntes Instrument, um Soll-Zeiten für Arbeitsabläufe zu ermitteln. Es dient im Allgemeinen zur Planung von Arbeitsabläufen.
Zeiten, die durch den Menschen nicht beeinflusst werden können, werden Prozesszeiten genannt. Ein Beispiel hierfür ist das Heben und Senken einer Radladerschaufel oder das Betanken des Fahrzeuges mit Sole. Das Tool ermöglicht dem Nutzer, Angaben dieser Art (z. B. Pumpleistung) sowie Angaben zu den örtlichen Gegebenheiten auf dem Gehöft (wie z. B. anfallende Wege) selbst festzulegen. Das Bild 10 zeigt zur Verdeutlichung einen Ausschnitt aus der Eingabemaske für die Zeitermittlung bei Verwendung von Silos zur Salzbeladung.
Bild 10: Ausschnitt aus der Eingabemaske für die Zeitermittlung bei Verwendung von Silos zur Salzbeladung
Je nach verwendeter Technik (Ein- und Ausstieg der Lkw, verwendete Sole-Schlauchkupplungen, Zugang zum Radlader, …) werden die Zeiten in der Praxis von den errechneten Werten unterschiedlich stark abweichen. Ein weiterer Aspekt ist, dass sich der Einfluss schlechten Wetters, mangelhafter Sichtbedingungen sowie der Geübtheit des Radladerfahrers nicht modellieren lässt.
Die Zeiten lassen sich für die Planung von Systemen zur Winterdienstbeladung einsetzen. Sie berücksichtigen spezifische Gegebenheiten vor Ort, so dass der Nutzer für seinen konkreten Planungsfall belastbare Aussagen zu Zeitvergleichen zwischen verschiedenen Planungsvarianten ermitteln kann.
Sie sind nicht dafür geeignet, Ist-Zeiten zu überprüfen oder Arbeitsleistungen vom Personal zu bewerten.
Tendenziell können folgende vergleichende Aussagen zu den zwei Beladungssystemen gemacht werden:
– Radlader und Salzhalle sind für die Beladung und Betankung von einem Winterdienstfahrzeug schneller als das Silo, da gleichzeitiges Beladen und Betanken möglich wird. Der Zeitunterschied wächst mit dem Volumen des zu ladenden Salzes und der zu tankenden Salzlösung.
– Bei einer zeitgleichen Beladung und Betankung von zwei Fahrzeugen ist das schnellste Beladungssystem das Silo.
Diese Aussagen lassen den Schluss zu, dass aus zeitlichen Gesichtspunkten eine Kombination von Salzhalle mit Radlader und Silo als Beladungssystem zu empfehlen ist. Die Gültigkeit dieser Aussagen sollte allerdings stets für den jeweiligen Planungsfall anhand des Tools überprüft werden. Zudem sind natürlich wirtschaftliche Faktoren in die Entscheidungsfindung einzubeziehen.
5.4 Beispiele guter Praxis
Die Untersuchungen haben eine Reihe von positiven Lösungen für den Betrieb von Meistereien aufgezeigt, die in einzelnen Meistereien bereits vorhanden sind und sich in der Praxis bewährt haben.
Die Lösungen beziehen sich ausschließlich auf Arbeiten auf dem Gehöft und richten sich an die Ausstattung einzelner Funktionsbereiche einer Meisterei.
Alle aufgeführten Lösungen haben gemein, dass sie sich relativ leicht umsetzen lassen, so dass eine eventuelle Einführung von den Meistereien selbstständig durchgeführt werden kann. Das Bild 11 zeigt drei Beispiele.
Bild 11: Ausgewählte Inhalte der Sammlung „Positivbeispiele aus der Praxis“: Einsatztafel aus der SM Moers, Aufbewahrung von Arbeitsmitteln an Wandhaken in der SM Engen-Welschingen und Grubenkennzeichnung aus der SM Celle
Für die tägliche Arbeitseinteilung der Mitarbeiter kann eine Einsatztafel genutzt werden. Die Tafel soll die Arbeitseinteilung nicht ersetzen, sondern unterstützen. Sie bietet einen Überblick über das Personal, die Einsatzorte und die zum Einsatz kommenden Fahrzeuge. Angesprochene Einsätze können auf diese Weise bei der Arbeitseinteilung visualisiert werden.
Mit dieser Maßnahme kann eine bessere Übersicht für und über das Personal erreicht werden. Viele Arbeitsmittel werden in Meistereien an Wandhaken untergebracht. Auf diese Weise lassen sie sich schnell entnehmen und platzsparend unterbringen. Um diese Vorteile nutzen zu können, sollten zwei Dinge beachtet werden:
1. Anbringen der Arbeitsmittel in Greifhöhe
Werden Arbeitsmittel zu weit oben an den Wänden angebracht, sind Entnahme und Ablegen erschwert. Die Unfallgefahr durch herabfallende Arbeitsmittel wird zudem erhöht. Aus diesen Gründen ist eine Unterbringung in Sicht- und Greifhöhe (ungefähre Augenhöhe der kleineren Mitarbeiter) zu berücksichtigen.
2. Verwendung von nach oben gebogenen Haken mit Gummimantel
Haken, die nach oben gebogen und mit Gummi überzogen sind, senken das Risiko für Verletzungen durch herabfallende Arbeitsmittel.
Nicht oder lediglich schlecht gekennzeichnete Gruben verursachen ein erhöhtes Unfallrisiko. Um dieses Risiko zu senken, wird empfohlen, die Grubenränder farblich zu kennzeichnen. Des Weiteren sollte Absperrmaterial zur Verfügung gestellt werden, um offene, ungeschützte Abschnitte der Grube abzusichern. Eine Nachrüstung mit einer automatischen Rollabdeckung (statt Abdeckungen aus Rosten oder Bohlen) wird aufgrund der besseren Handhabbarkeit empfohlen.
Es ist vorstellbar, diese Beispielsammlung offen zu gestalten und durch Integration weiterer relevanter Aspekte „wachsen“ zu lassen.
6 Fazit
Durch das Projekt konnte eine Vielzahl an Folgerungen für die Praxis herausgearbeitet werden. Es wurden Lösungen entwickelt, die Beiträge zu einer Erhöhung der Flexibilität und Individualität von Meistereien leisten und somit die aktuellen Anforderungen an Meistereien berücksichtigen. (Reaktions-)Zeiten können verkürzt und ergonomische Bedingungen auf den Gehöften verbessert werden. Dies gilt sowohl für den Neubau als auch für bestehende Meistereien.
Der MK 11 kann durch die Hinweise aus dem Gebäudeprogramm ergänzt und entsprechend konkretisiert werden. Dabei sollten vor allem die bisherigen Maßangaben überdacht werden. Eine entsprechende Arbeitsgruppe zur Überarbeitung des Katalogs hat sich bereits gebildet und mit der Arbeit begonnen.
Des Weiteren können in Zukunft Architekten, die mit einer Neu- oder Umplanung einer Meisterei beauftragt sind, von den Projektergebnissen profitieren, insbesondere kann die Nutzung der erstellten Checkliste für die Gehöftflächenzuordnung Planungsfehler vermeiden. In diesem Zuge kann das Winterdiensttool wertvolle Hinweise für die einzusetzende Technik bei der Winterdienstbeladung geben.
Es sollte auch in Zukunft beachtet werden, dass neben kurzen Wegen auch andere Faktoren eine Rolle für schnelle und zielgerichtete Prozesse spielen, wie z. B. Ordnung und Sauberkeit auf dem Gelände, Verkehrsflächenkennzeichnung und -freihaltung, Einrichtung von festen Arbeitsplätzen, Zugänglichkeit von Arbeitsmitteln oder ausreichend tiefe Fahrzeughallen mit Toren auf zwei Seiten. Auf diese Faktoren wird im Gebäudeprogramm Bezug genommen.
Zu guter Letzt hat das Projekt eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass in vielen Meistereien Arbeitsweisen praktiziert werden, die weiteren Meistereien zum Großteil unbekannt sind. Diese Erkenntnis trifft sowohl für Arbeitsabläufe als auch für den Technikeinsatz zu.
Es kann deswegen die Aussage getroffen werden, dass das Wissen gesehen über die Gesamtanzahl der Meistereien das Wissen einzelner Meistereien um ein Vielfaches übersteigt. Ein reger Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Leitern und Beschäftigten der Meistereien (auch über Ländergrenzen hinweg) kann deswegen zu einer verbesserten Prozessabwicklung in jeder Meisterei führen.
Literaturverzeichnis
Binner, H. F. (2008): Handbuch der prozessorientierten Arbeitsorganisation: Methoden und Werkzeuge zur Umsetzung. Hanser, München
Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Abteilung Straßenbau, Straßenverkehr (2004): Leistungsheft für den Straßenbetriebsdienst auf Bundesfernstraßen. Version 1.1, Bonn
Cypra, T.; Roos, R.; Zimmermann, M. (2006): Optimierung des Winterdienstes auf hoch belasteten Autobahnen. Wirtschaftsverlag NW, Bergisch Gladbach
Jung, P.; Paritschkow, S.; Schmauder, M. (2010): Endbericht zum FE-04.0209/2007/ LRB „Entwicklung von Anlagekonzeptionen für ein Meistereigehöft unter besonderer Berücksichtigung optimierter Arbeitsabläufe (verkürzte Rüstzeiten, verkürzte Nachladezeiten im Winter)“, bisher unveröffentlicht
Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen Anhalt (Federführung) (2006): Maßnahmenkatalog Straßenbetriebsdienst MK11: Baukonzeption für Autobahn- und Straßenmeistereien – Richtlinie für die Anlage von Meistereien (RAM) |