Die im Rahmen der Überarbeitung des Bundesverkehrswegeplanes entwickelten drei Szenarien „Laisser-faire“, „Integration“ bzw. „Überforderung“ gehen für den Zeitraum von 1997 bis 2015 von einem Anstieg der Verkehrsleistungen im Straßenpersonenverkehr von 2 bis 20 % und im Straßengüterverkehr von 50 bis 80 % aus (Bundesministerium für Verkehr, Bau und Wohnungswesen – BMVBW – 2000). Berücksichtigt man, dass eine Lkw-Achse mit einer Achslast von 10 t in etwa die gleichen Beanspruchungen im Straßenkörper hervorruft wie die Einwirkung von ca. 160 000 Pkw-Achsen mit je 0,5 t Achslast (Eisenmann 1996), so wird deutlich, dass insbesondere der Anstieg der Verkehrsleistungen im Straßengüterverkehr nicht nur zu einer Erhöhung der Straßenauslastungen, sondern auch zu einem gravierenden Anstieg der Belastungen des Bauwerks Straße und damit zu einem erhöhten Sanierungs- und Unterhaltungsbedarf führt. Hinzu kommt der Bedarf an Maßnahmen zur Substanzerhaltung infolge des steigenden Alters der Bundesfernstraßen, von denen ca. 60 % älter als 20 Jahre (BMVBW 2001) und damit älter sind als die bei der Bemessung zu Grunde gelegte Lebensdauer (RStO 1986).
Die negativen Auswirkungen für Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Komfort des Verkehrs sowie für die Umwelt, die infolge der Staubildung oder Umwegfahrten an Arbeitsstellen entstehen, verdeutlichen die Notwendigkeit eines strukturierten Umganges mit der Organisation, der Einrichtung und der Durchführung von Arbeitsstellen.
Vereinfachend kann gesagt werden, dass ca. ein Drittel der Staus auf Bundesautobahnen auf Überlastungen der Strecken, ein Drittel auf Unfälle und ein Drittel auf Arbeitsstellen zurückgeführt werden kann (Pudenz, Kübler, 2008). Ziel eines Baustellenmanagements muss daher die „zeitliche und örtliche Koordination von Maßnahmen in den für die Realisierung zur Verfügung stehenden Zeitfenstern“ (Lindemann, 2000) sein. Hierfür sind neben einem hohen Problembewusstsein nicht nur organisatorische Verbesserungen sondern auch technische Maßnahmen notwendig.
Bei der Betrachtung von Arbeitsstellen werden Zeitfenster nicht mehr nur durch bautechnische Randbedingungen (Witterung, Bauverfahren etc.) sondern im Wesentlichen durch die verkehrlichen Randbedingungen und der Zielsetzung einer möglichst weitgehenden Stauvermeidung bestimmt – „Die Akzeptanz von Baustellen durch die Verkehrsteilnehmer soll dadurch verbessert werden, dass von Baumaßnahmen an Autobahnen möglichst geringe Verkehrsbehinderungen ausgehen“ (RBAP).
Im Arbeitsalltag eines Baulastträgers ist für die Akzeptanz der Forderung nach einer weitgehenden Berücksichtigung der verkehrlichen Randbedingungen bei der Planung, Organisation und Durchführung von Arbeitsstellen kürzerer Dauer eine möglichst einfache Einbindung dieser Forderung in den Arbeitsprozess wesentlich. |