FGSV-Nr. FGSV M 11
Ort Duisburg
Datum 18.04.2012
Titel Bericht über die Tätigkeit der Arbeitsgruppe „Gesteinskörnungen, Ungebundene Bauweisen“
Autoren Prof. Dr.-Ing. Ulrich Hahn
Kategorien Gesteine, Mineralstoffe
Einleitung

Es werden die Tätigkeitsschwerpunkte der Arbeitsgruppe "Gesteinskörnungen, Ungebundene Bauweisen" in den letzten vier Jahren vorgestellt. Ausgehend von der seit Anfang 2007 eingeführten neuen Struktur der FGSV werden die in den Gremien der Arbeitsgruppe erörterten Themen (fachliche Fragen, Regelwerke, Forschung) erläutert. Nachdem im Jahr 2007 alle maßgebenden Vorschriften der Arbeitsgruppe (TL Gestein-StB, TP Gestein-StB, TL SoB-StB, ZTV SoB-StB sowie TL G SoB-StB) veröffentlicht worden sind, konnten in der Zwischenzeit umfangreiche Erfahrungen mit diesen Regelwerken in der Praxis gesammelt werden. Eingegangene Hinweise, insbesondere im Hinblick auf Gesteinskörnungen in Asphalt und Beton, wurden zusammengetragen und in einer neu gegründeten "Kommentierungsgruppe" diskutiert mit dem Ziel, kurzfristig Auslegungsfragen zum Regelwerk sowie gegebenenfalls Widersprüche in diesem klären zu können. Die Gruppe hat bisher in zwei Veröffentlichungen Kommentare formuliert, die über die Zeitschrift "Straße und Autobahn" in die Praxis getragen wurden. Eine dritte Veröffentlichung ist fertiggestellt und für 2012 eingeplant. Zu verschiedenen über die Europäische Normung eingeführten Prüfverfahren (z. B. Los Angeles-Versuch), wurden umfangreiche Datensammlungen angelegt, um den Vergleich zu den bisher in Deutschland eingesetzten Verfahren aufzuzeigen. Hinsichtlich des Verfahrens zur Bestimmung des Polierwiderstandes von Gesteinskörnungen wurde nach dem Lieferstopp für das hierzu benötigte Kontrollgestein unter erheblichen Anstrengungen ein deutsches Kontrollgestein gesucht und dessen Eignung inzwischen auch nachgewiesen. Es bestehen gute Aussichten, dieses Gestein europäisch zu etablieren. Im Bereich der industriellen Nebenprodukte und RC-Baustoffe laufen die Bemühungen zur Konzentrierung und Straffung des umfangreichen Regelwerkes. Außerdem steht die Frage der stofflichen Zusammensetzung von industriellen Nebenprodukten und RC-Baustoffen im Mittelpunkt der Diskussion, nachdem die Europäische Kommission die Normungsgremien beauftragt hatte, sich konkret mit dem Thema der so genannten gefährlichen Inhaltsstoffe auseinanderzusetzen. Dieses Thema ist auch vor dem Hintergrund der in Deutschland beabsichtigten Ersatzbaustoff-Verordnung von großer Bedeutung. Hierbei spielt die Frage der Übertragbarkeit der Ergebnisse verschiedener Auslaugverfahren im Hinblick auf bestehende Bewertungsmaßstäbe eine Rolle, der in zwei Forschungsvorhaben eingehend nachgegangen wurde. Weitere Forschungsarbeiten beschäftigten sich unter anderem mit der Entwicklung eines Laborverfahrens zur Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit von Baustoffgemischen für Tragschichten ohne Bindemittel. Außerdem wurde der Einfluss der Tragfähigkeit auf die Wasserdurchlässigkeit von Tragschichten ohne Bindemittel ermittelt sowie die Präzision der Prüfung zur Bestimmung des Haftverhaltens zwischen groben Gesteinskörnungen und Bitumen verbessert.

PDF
Volltext

Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.

1 Struktur der Arbeitsgruppe

Aktuell besteht die Arbeitsgruppe (AG) aus 6 Arbeitsausschüssen (AA) und 10 Arbeitskreisen (AK) sowie aus 2 gemeinsam mit dem NABau und dem NMP geführten Spiegelausschüssen zur Begleitung der Arbeiten an den Europäischen Normen. Aus Sicht der AG 6 ist festzustellen, dass sich die 2007 angepasste neue FGSV-Struktur, auch wenn diese AG davon nur im geringen Umfang betroffen war, bewährt hat.

Bild 1: Struktur der Arbeitsgruppe

2 Aktivitäten der Gremien

Die Arbeitskreise und -ausschüsse betreuten die laufenden Forschungsvorhaben in ihrem Zuständigkeitsbereich und formulierten neue Anträge für das Forschungsprogramm des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS). Außerdem stellten sie sicher, dass das Technische Regelwerk der FGSV auf aktuellem Stand gehalten wird.

2.1 Gesteinskörnungen

Der von Dr. Westiner geleitete AA 6.1 befasst sich mit den Eigenschaften von Gesteinskörnungen und Gesteinskörnungsgemischen für den Oberbau von Straßen und legt diesbezügliche Anforderungsniveaus bzw. Anforderungen fest. Maßgebendes Regelwerk hierzu sind die TL Gestein (FGSV 2007).

Der AA arbeitet Europäische Normen in das deutsche Regelwerk ein, setzt Forschungsergebnisse in Prüfvorschriften um und präzisiert europäische Prüfverfahren für die nationale Anwendung (FGSV 2010).

2.2 Industrielle Nebenprodukte und RC-Baustoffe

Der AA 6.2 bearbeitet unter der Leitung von Dr. Motz Fragestellungen zur Anwendung von industriellen Nebenprodukten und RC-Baustoffen im Straßenoberbau für Schichten ohne Bindemittel, für hydraulisch gebundene Schichten und für bitumengebundene Schichten unter besonderer Berücksichtigung ihrer bautechnischen Eigenschaften sowie der im AA 6.4 zu behandelnden Anforderungen an die Umweltverträglichkeit. Außerdem erarbeitet und betreut er stoffspezifische technische Prüfverfahren für industrielle Nebenprodukte und RC-Baustoffe in Abstimmung mit dem AA 6.1.

Die Einarbeitung von Anforderungen an industrielle Nebenprodukte und RC-Baustoffe aus Europäischen Normen in das deutsche Regelwerk gehört ebenfalls zum Aufgabenfeld. Dies ist zurzeit ­ wegen des derzeit besonderen Schwerpunktes auf europäischer Ebene ­ das beherrschende Thema. Dabei wird auch geprüft, ob Merkblätter oder Ähnliches noch gebraucht werden und ob sich verschiedene Regelwerke zusammenfassen lassen oder nicht.

Weitere Aufmerksamkeit gilt dem Stand der Arbeiten zur Ersatzbaustoffverordnung, deren Erscheinen sich offensichtlich wegen der zahlreichen Einsprüche weiter verzögert.

Konkret befasste sich der AA 6.2 mit der Umsetzung des Regelwerkes für Waschberge, der Erfahrungssammlung zur Verwendung von Kesselsand in Bettungen, der stofflichen Kennzeichnung von rezyklierten Gesteinskörnungen sowie der Aktualisierung verschiedener Merkblätter, unter anderem über die Verwendung von rezyklierten Baustoffen. Daneben wurden verschiedene Forschungsvorhaben vorbereitet (Verdichtung von RC-Baustoffen und industriellen Nebenprodukten mit alternativen Prüfverfahren zum Proctorversuch, Bewährung von Schichten ohne Bindemittel aus RC-Baustoffen im Straßenoberbau sowie Ermittlung von Prüfkenngrößen zum Ausschluss von Treiberscheinungen in ToB durch Anwesenheit von Anhydrit und/oder Sulfat in RC-Baustoffen).

Der AK 6.2.5 "Eisenhüttenschlacken" wurde 2011 neu installiert, um das aus dem Jahr 1999 stammende "Merkblatt über die Verwendung von Eisenhüttenschlacken im Straßenbau" zu überarbeiten.

2.3 Schichten ohne Bindemittel

Zu den Aufgaben des AA 6.3, der von Dr. Westermann geführt wird, gehören die Begleitung der Einführung des einschlägigen Regelwerkes zu Schichten ohne Bindemittel (FGSV 2007), die Anpassung dieser Regelwerke an die bautechnischen Erfahrungen, die Weiterentwicklung und fachtechnische Betreuung von Bauweisen mit Schichten ohne Bindemittel (SoB) sowie konkret die Festlegung von Anforderungswerten an die Wasserdurchlässigkeit von SoB bei Einhaltung der notwendigen Tragfähigkeit.

2.4 Umweltverträglichkeit

Im AA 6.4 hat es aktuell im März diesen Jahres einen Wechsel in der Ausschussleitung gegeben. Dr. Mesters hat nach 18 Jahren die Leitung übergeben an Frau Özdarcin.

Der Ausschuss befasst sich mit Fragestellungen zur Umweltverträglichkeit von im Straßenund Wegebau eingesetzten Gesteinskörnungen und -gemischen. Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt in diesem Zusammenhang vor allem in der Entwicklung und Anwendung von neuen Untersuchungsverfahren, die den Einfluss der Gesteinskörnungen auf Boden und Grundwasser erfassen und aufzeigen.

Der AA verfolgt des Weiteren die Arbeiten des DIBt, dass sich ebenfalls im Umweltbereich mit der Erarbeitung von Regelwerken für Gesteinskörnungen beschäftigt. Hier ist zum Beispiel das Merkblatt "Bewertung der Auswirkungen von Bauprodukten auf Boden und Grundwasser" zu nennen. Auch die Aktivitäten im Bereich der Erarbeitung einer Ersatzbaustoffverordnung werden hinsichtlich der möglichen Auswirkungen auf die Einsatzmöglichkeiten von Gesteinskörnungen im Straßenbau verfolgt.

Der AA betreut fachlich außerdem die Arbeiten der europäischen Komitees TC 351 (Beurteilung gefährlicher Inhaltsstoffe) und TC 292 (Kennzeichnung von bergbaulichen Abfällen).

2.5 Ländliche Wege

Unter der Federführung von Herrn Meißner erarbeitet und betreut der AA 6.5 die Regelwerke über die Befestigung sowie die Erhaltung ländlicher Wege (FGSV 2007, 2001, 2009) mit Aussagen zu den verschiedenen befestigten und unbefestigten Bauweisen. Er kümmert sich um die Anpassung der Regelwerke an bautechnische Erfahrungswerte sowie die Umsetzung von Europäischen Normen im Bereich der ländlichen Wege.

2.6 Pflaster und Plattenbeläge

Der AA 6.6 wird von Prof. Koch geleitet. Dieses Gremium behandelt alle Fragen im Zusammenhang mit Pflasterbefestigungen, Plattenbelägen und Einfassungen im Straßenbau und kümmert sich um die Erstellung des entsprechenden Regelwerkes für diese Produkte (FGSV 2006, 2003). Im Weiteren werden auch hier die nationalen und internationalen Normungsprozesse begleitet sowie die Umsetzung der Europäischen Normen in das deutsche Regelwerk vorangetrieben.

Zum bereits vorhandenen AK 6.6.1 kam Ende 2007 der AK 6.6.2 "Merkblatt für Verkehrsflächen mit Großformaten" hinzu.

3 Optimierung des Regelwerkes

Nachfolgend werden einige Eckpunkte aus der Arbeit der Gremien der Arbeitsgruppe vorgestellt. ­

– modifizierter Micro-Deval-Versuch

Im Berichtszeitraum wurden vom AA 6.1 die Arbeitsanleitungen zur Beschreibung der Festigkeitseigenschaften (modifizierter Micro-Deval-Versuch) und zur Bestimmung der Kornform von feinen Gesteinskörnungen (Schlitzsiebung in Anlehnung an DIN EN 933-3) zusammen mit dazugehörigen Untersuchungsergebnissen der TU München diskutiert. Die Arbeitsanleitung für den modifizierten Micro-Deval-Versuch wurde abgeändert und um eine Standardsieblinie ergänzt. Sie wird nun in die TP Gestein-StB aufgenommen. ­

– Schlagversuch/Los Angeles-Versuch an Schotter

Die Datensammlung zur Prüfung von Schotter mit dem Schlagversuch sowie mit dem Los Angeles-Versuch wurde aktualisiert. Es zeigte sich, dass bei einer Vielzahl von Gesteinsgruppen der im Anhang A der TL Gestein-StB angegebene Anforderungswert für den SchotterLA zu niedrig angesetzt ist, weshalb die Arbeitsgruppe die Empfehlung ausgesprochen hat, in länderspezifischen Regelungen auf Anforderungen an den Los Angeles-Wert vorerst zu verzichten, da die im Anhang A der TL Gestein-StB aufgeführten Werte als nicht repräsentativ angesehen werden müssen. Es wurde daher ein Änderungsvorschlag für diesen Anhang erarbeitet. Der Bewertungshintergrund soll über ein diesbezügliches Forschungsvorhaben der FGSV abgesichert werden.

Anmerkung: Die Veröffentlichung des Anhanges A wird zusammen mit dem aktualisierten Anhang B (Stoffliche Zusammensetzung von RC-Baustoffen und HMVA, Raumbeständigkeit von Gießereirestsand und HMVA und Porigkeit von Hochofenstückschlacke) mit einem Allgemeinen Rundschreiben des BMVBS in Kürze erfolgen. Gleichzeitig wird dann auch der Anhang F (Anwendungsbereich Asphalt) um einen neuen Anhang F 1 erweitert, in den die Anforderungen an die Gesteinskörnungen für den Anwendungsbereich der Baulichen Erhaltung in Asphaltbauweise aus den ZTV BEA-StB (FGSV 2009) aufgenommen werden.

– Wasserempfindlichkeit von Gesteinskörnungen

Eingehend erörtert wurde auch die Prüfung der Wasserempfindlichkeit von feinen Gesteinskörnungen (Schüttelabrieb). Der AA 6.1 hatte die Empfehlung ausgesprochen, vorerst von Seiten der Bauverwaltung grundsätzlich keinen Nachweis zu fordern, sondern den Prüfstellen die Möglichkeit zu geben, sich mit der Prüfung des Schüttelabriebs vertraut zu machen. Zunächst sollte der Bewertungshintergrund ermittelt werden. Ein entsprechender Ringversuch konnte erfolgreich abgeschlossen werden. ­

– Adhäsion von Bitumen an Gestein

Die Ergebnisse des abgeschlossenen Forschungsvorhabens "Adhäsion von Bitumen am Gestein (Haftverhalten) ­ Verfahren der quantitativen Bestimmung auf Grundlage der Europäischen Normung" bestätigen, dass die zur Beschreibung der Affinität von groben Gesteinskörnungen und Bitumen in den TL und TP Gestein-StB getroffenen Festlegungen Bestand haben. Bei der weiteren Umsetzung der Forschungsergebnisse in das Regelwerk ist darauf zu achten, dass die Prüfmethodik für die Bereiche Bitumen, Gesteinskörnungen und Asphalt möglichst deckungsgleich ist.

–­ Kontrollgestein für den Polierversuch

Sehr intensiv hat sich der AA 6.1 um die Nachfolge des für den Polierversuch benötigten Kontrollgesteins gekümmert. Dies war erforderlich geworden, nachdem das bisher eingesetzte englische Gestein nicht mehr zur Verfügung steht. Mit dem "Herrnholzer Granit" wurde Ersatz gefunden. Die Eignung wurde in Ringversuchen bestätigt. Das Gestein wurde inzwischen in die Regelungen der TP Gestein-StB aufgenommen.

Zurzeit laufen die Bemühungen, dieses deutsche Kontrollgestein auch in den Europäischen Normen zu verankern. Nachdem die sehr positiven deutschen Ergebnisse durch Untersuchungen in Österreich und den Niederlanden bestätigt wurden und sich das kurzfristig angebotene neue englische Gestein nicht bewährt hat, sind die Bemühungen des AA hoffentlich erfolgreich. Zur Stützung unseres Anliegens wurde der Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben "Ringversuch PSV mit nationalem Kontrollgestein" dem zuständigen Normungsgremium des TC 154 in englischer Übersetzung für die weiteren Beratungen zur Verfügung gestellt. Zur Überprüfung der mit dem neuen Kontrollgestein vorgeschlagenen Korrekturformel sollen bis auf weiteres Parallelprüfungen mit den Restbeständen des ehemaligen englischen Kontrollgesteins durchgeführt werden. ­

– Griffigkeitsuntersuchungen

Gleichfalls für die Europäische Normung vorbereitet wird das Verfahren nach Wehner/Schulze. Hierzu ist vorab noch ein Abgleich des vorhandenen Bewertungshintergrundes mit den Ergebnissen von Prüfungen mit Geräten der zweiten Generation notwendig. Aufgrund der Fortschritte in der Gerätetechnik weisen diese Prüfgeräte eine höhere Polierwirkung gegenüber der Vorgängergeneration auf. Die Erkenntnisse sollen in die auf europäischer Ebene vorbereitete Prüfnorm (prEN 12697) einfließen.

–­ Zusammensetzung von RC-Baustoffen

Mit der stofflichen Zusammensetzung von RC-Baustoffen befasst sich der AA 6.2. Zum entsprechenden Teil der TP Gestein-StB "Stoffliche Kennzeichnung von groben rezyklierten Gesteinskörnungen" wurde eine Präzisierung verabschiedet. Dieses Thema ist auch im Zusammenhang mit den auf europäischer Ebene forcierten Arbeiten an Regeln zu "Gefährlichen Inhaltsstoffen" zu sehen. So werden im CEN/TC 154/WG 13 zurzeit Dossiers zur Einstufung von Gesteinskörnungen in verschiedene Klassen (WT = ohne Prüfung, WFT = ohne weitere Prüfungen, FT = weitere Prüfungen) vorbereitet.

Hinsichtlich der Vanadium-Problematik bei den industriellen Nebenprodukten und RC-Baustoffen wurde im AA 6.4 ein Positionspapier diskutiert, um eine mögliche Aussetzung der Vanadium-Anforderungen an Sekundärbaustoffe für mindestens fünf Jahre zu erwirken und erst einmal Erfahrungen im Umgang mit diesem Parameter sammeln zu können.­

– Proctorversuch

Diskutiert wurde auch die Anwendung des Proctorversuchs bei Gesteinskörnungen bzw. Baustoffgemischen. Diese Frage wird in europäischen Gremien erörtert vor dem Hintergrund nach wie vor bestehender Zweifel an der Aussagekraft des Verdichtungsgrades von derartigen Baustoffen/Gemischen.

– ­ Selbsterhärtende Tragschichten ohne Bindemittel

Der AA hat notwendig gewordene Ergänzungen des Technischen Regelwerkes hinsichtlich selbsterhärtender Tragschichten ohne Bindemittel verabschiedet. Sie sollen mittels eines Ergänzungsblattes zum einschlägigen Regelwerk in die Praxis gebracht werden. ­ Wasserdurchlässigkeit von ungebundenen Schichten Arbeitsschwerpunkt im AA 6.3 ist die Suche nach einem geeigneten Verfahren zur Beurteilung der Wasserdurchlässigkeit von ungebundenen Schichten in situ. Zum Thema "Wasserdurchlässigkeit von Tragschichten ohne Bindemittel" wurde ein entsprechendes Forschungsvorhaben abgeschlossen. Die Ergebnisse wurden dringend erwartet, weil die anforderungsgerechte Beurteilung der Wasserdurchlässigkeit von eminenter Bedeutung für die Stand- und Dauerhaftigkeit von Straßenbefestigungen ist.

Für die Bestimmung des Infiltrationsbeiwertes wurden sowohl ein Laborverfahren als auch ein in situ-Verfahren im Entwurf formuliert. Zur Erlangung eines Bewertungshintergrundes soll das Laborverfahren in die TL G SoB-StB aufgenommen werden, allerdings ohne Grenzwerte festzulegen. Diese Maßnahme dient zunächst der ausschließlichen Erfahrungssammlung. Erste Praxisergebnisse zeigen, dass es offenbar je nach Homogenität der Prüfoberfläche bei den in situ-Messungen noch Schwierigkeiten gibt. ­

– Ländliche Wege

Im Mittelpunkt der Arbeit des AA 6.5 steht die Bearbeitung der TL LW und ZTV LW, da eine Anpassung an die Europäischen Normen einerseits sowie an die neue Struktur des FGSV Regelwerkes andererseits drängt. Der AA hat daher die grundlegende Überarbeitung des Regelwerkes mit einer hohen Sitzungsdichte fortgesetzt. Der Entwurf der TL LW liegt inhaltlich bearbeitet vor. Mit der Fertigstellung des Entwurfs der ZTV LW wird in den nächsten Monaten gerechnet.

In diesem Zusammenhang wurde auch die Notwendigkeit einer zwischenzeitlichen Aktualisierung des Asphaltteiles der ZTV LW aufgrund der gegenüber den inzwischen eingeführten europäischen Asphaltnormen bestehenden Unstimmigkeiten diskutiert. Trotz teilweise kontrovers geführter Diskussion soll diese Veröffentlichung kurzfristig erfolgen, um Missverständnisse und Probleme in der Praxis bis zum Erscheinen des neuen Regelwerkes möglichst rasch auszuräumen. ­

– Pflasterbauweisen

Der AA 6.6 hat sich unter anderem mit der Überarbeitung der RStO (FGSV 2001) befasst, die umfangreiche Konsequenzen für die Pflasterbauweise haben könnte. Außerdem wurden Fragen geeigneter Bettungs- und Fugenmaterialien diskutiert.

Die Überarbeitung des Regelwerkes wurde abgeschlossen (Merkblatt zur Verwendung von Großformaten) bzw. wieder aufgegriffen (TL und ZTV Pflaster). Dies hat sich infolge der aus den neuen RStO, der DIN 18318 sowie den europäischen Produktnormen zu erwartenden Änderungen als notwendig erwiesen. Insbesondere der Entwurf zur neuen RStO hatte zu kontroversen Diskussionen geführt (Widerspruch zwischen einer Anforderung an hohe EV2-Werte bei gleichzeitig zu fordernder ausreichender Wasserdurchlässigkeit der Tragschichten unter Pflasterdecken). Dieser Frage geht der AA 6.3 auch in einem Forschungsvorhaben nach. Inzwischen wurde als Folge dieser Diskussion die Bauweise mit Kiestragschicht in der Bauklasse 3,2 gestrichen.

Vom AA wird außerdem die Anpassung des nationalen Regelwerkes an in diesem Jahr erwarteten neuen europäischen Produktnormen für Pflastersteine, Platten und Ziegel vorbereitet.

–­ Kommentierungsgruppe

Nachdem im Jahr 2007 alle maßgebenden Vorschriften der Arbeitsgruppe (TL Gestein, TP Gestein, TL SoB, ZTV SoB sowie TL G SoB) veröffentlicht worden sind, konnten in der Zwischenzeit umfangreiche Erfahrungen mit diesen Regelwerken in der Praxis gesammelt werden. Eine neu gegründete "Kommentierungsgruppe" befasst sich mit Anfragen zu strittigen Problemen, die sich in der Praxis bei der Durchführung von Prüfungen, bei der Auswertung von Untersuchungsergebnissen und bei der Auslegung des Technischen Regelwerkes zu Gesteinskörnungen und ungebundenen Bauweisen im Straßenbau ergeben. Eingegangene Hinweise, besonders im Hinblick auf Gesteinskörnungen in Asphalt und Beton, werden zusammengetragen und diskutiert mit dem Ziel, kurzfristig Auslegungsfragen zum Regelwerk sowie gegebenenfalls Widersprüche in diesem klären zu können.

Die Gruppe hat bisher in zwei Veröffentlichungen Kommentare formuliert, die über die Zeitschrift "Straße und Autobahn" in die Praxis getragen wurden. Eine dritte Veröffentlichung ist fertiggestellt und für 2012 eingeplant.

4 Forschungsaktivitäten

Seit der letzten Tagung Ende 2007 wurden die folgenden Forschungsvorhaben im Rahmen des gemeinsamen Forschungsprogramms BMVBS/FGSV abgeschlossen, die das gesamte Spektrum der Arbeit der AG wiedergeben:

FA 6.082 Untersuchungen zum Ersatz des Brechsand/Natursandverhältnisses durch den Fließkoeffizienten

FA 6.083 Einfluss der Verwendung von Quarzkörnungen als Poliermittel und von Granitsplitt als Kontrollgestein auf die Präzision bei der Ermittlung des PSV

FA 6.084 Entwicklung eines Laborverfahrens zur Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit von Baustoffgemischen für Tragschichten ohne Bindemittel

FA 6.085 Untersuchungen zur Übertragbarkeit der Ergebnisse verschiedener Auslaugverfahren im Hinblick auf bestehende Bewertungsmaßstäbe

FA 6.086 Einfluss der Tragfähigkeit auf die Wasserdurchlässigkeit von Tragschichten ohne Bindemittel

FA 6.087 Einfluss der feinen Gesteinskörnungen auf das Gebrauchsverhalten von Walzasphalt (aufgegangen in FA 6.090)

FA 6.088 Verbesserung der Präzision der Prüfung zur Bestimmung des Haftverhaltens zwischen groben Gesteinskörnungen und Bitumen

FA 6.089 Untersuchungen zur Übertragbarkeit der Ergebnisse verschiedener Auslaugverfahren im Hinblick auf bestehende Bewertungsmaßstäbe – Teil 2

Im Zusammenhang mit der Diskussion des Themas "Gefährliche Inhaltsstoffe" hat sich der AA 6.4 eingehend mit der Frage der Übertragbarkeit der Ergebnisse verschiedener Auslaugverfahren im Hinblick auf bestehende Bewertungsmaßstäbe befasst. Mit dem Forschungsvorhaben konnte hierzu erstmals eine große Anzahl von Untersuchungsergebnissen im Vergleich zum modifizierten DEV-S4-Verfahren vorgelegt werden. Mit dem Vorhaben wurde bestätigt, dass die Ergebnisse der untersuchten Verfahren (Säulenkurztest und Schüttelverfahren) recht gut korrelieren, wobei das Schüttelverfahren eine geringfügig höhere Reproduzierbarkeit aufweist.

In einem weiteren Forschungsprojekt ging es um die PAK-Gehalte im Sickerwasser vor und nach einer Bodenpassage und deren Verteilung. Diese wurden mit verschiedenen Auslaugverfahren im Labor verglichen. Beim Vergleich der Labor- mit den Freilanduntersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass die Laborergebnisse deutlich höher als die im Freiland sind. Die Entwürfe der Prüfnormen sind weitgehend fertig gestellt. Inzwischen wurde mit Validierungsuntersuchungen begonnen.

In Bearbeitung sind folgende acht Vorhaben:

FA 6.090 Einfluss der feinen Gesteinskörnungen und des Asphaltmörtels auf die Gebrauchseigenschaften von Asphalt

FA 6.091 Granulometrische Eigenschaften von feinen Gesteinskörnungen

FA 6.092 Akustisch optimale Textur mit künstlicher Gesteinskörnung (EOS)

FA 6.093 Bestimmung der PSV-Berechnungsformel bei Verwendung von Quarzkörnung als Poliermittel und Granitsplitt als Kontrollgestein

FA 6.094 Schaffung eines Bewertungshintergrundes für den Nachweis der Tragfähigkeit mit dem mittelschweren Fallgewichtsgerät

FA 6.095 Machbarkeitsstudie zur Entwicklung von Sensoren zur Erfassung des strukturellen Straßenzustandes

FA 6.096 Evaluation ressourcenschonender Tragschichten

FA 6.097 Informationssystem Straßenzustand ­ Teil 4: Entwicklung von Sensoren zur Erfassung des strukturellen Zustandes in ungebundenen Tragschichten.

Im Forschungsprogramm 2012 sind zwei Vorhaben vorgesehen:

FA 6.1/12 Bewertungshintergrund für den Widerstand gegen Polieren von Gesteinskörnungen nach dem PWS-Verfahren

FA 6.2/12 Bezugsgröße für den Verdichtungsgrad von Schichten ohne Bindemittel.

Mit diesem kurzen Überblick konnten die vielfältigen Aktivitäten der Arbeitsgruppe "Gesteinskörnungen, ungebundene Bauweisen" nur gestreift werden. Der enorme Arbeitseinsatz der vielen ehrenamtlich in den Gremien der FGSV Tätigen kann damit nur im Ansatz gewürdigt werden. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Arbeitsausschüssen und Arbeitskreisen der Arbeitsgruppe, aber auch in den zahlreichen Betreuungsausschüssen zu Forschungsvorhaben ist ganz herzlich für ihr großes Engagement zu danken.

Literaturverzeichnis

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Technische Lieferbedingungen für Gesteinskörnungen im Straßenbau (TL Gestein-StB 04), Ausgabe 2004/Fassung 2007, Köln, FGSV 613

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Technische Prüfvorschriften für Gesteinskörnungen im Straßenbau (TP Gestein-StB), Ausgabe 2008/Lieferung 2010, Köln, FGSV 610

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Technische Lieferbedingungen für Baustoffgemische und Böden zur Herstellung von Schichten ohne Bindemittel im Straßenbau (TL SoB-StB 04), Ausgabe 2004/Fassung 2007, Köln, FGSV 697

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Technische Lieferbedingungen für Baustoffgemische und Böden zur Herstellung von Schichten ohne Bindemittel im Straßenbau, Teil: Güteüberwachung (TL G SoB-StB 04), Ausgabe 2004/Fassung 2007, Köln, FGSV 696

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für den Bau von Schichten ohne Bindemittel im Sraßenbau (ZTV SoB-StB 04), Ausgabe 2004/Fassung 2007, Köln, 698

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Technische Lieferbedingungen für die Befestigung ländlicher Wege (TL LW), Ausgabe 2011, Köln

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für die Befestigung ländlicher Wege (ZTV LW-StB 99/01), Ausgabe 1999/Fassung 2001/Änderungen und Ergänzungen 2007, Köln, 675

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Merkblatt für die Erhaltung Ländlicher Wege (M ELW), Ausgabe 2009, Köln, FGSV 674

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Technische Lieferbedingungen für Bauprodukte zur Herstellung von Pflasterdecken, Plattenbelägen und Einfassungen (TL Pflaster-StB 06), Ausgabe 2006, Köln, FGSV 643

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien zur Herstellung von Pflasterdecken, Plattenbelägen und Einfassungen (ZTV Pflaster-StB 06), Ausgabe 2006, Köln, FGSV 699

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Merkblatt für Flächenbefestigungen mit Pflasterdecken und Plattenbelägen, Teil 1: Regelbauweise (Ungebundene Ausführung) (M FP 1), Ausgabe 2003, Köln, 618/1

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für die Bauliche Erhaltung von Verkehrsflächenbefestigungen ­ Asphaltbauweisen (ZTV BEA-StB 09), Ausgabe 2009, Köln, FGSV 798

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaues von Verkehrsflächen (RStO 01), Ausgabe 2001, Köln, FGSV 499