FGSV-Nr. FGSV 002/132
Ort Hamburg
Datum 11.05.2022
Titel Auf dem Weg zu digitalen Prozessen und Prüfdaten im Straßenbau
Autoren Dipl.-Ing. Stefan Kübler
Kategorien OKSTRA
Einleitung

Der Umgang mit Eignungsnachweisen, Kontrollprüfungen und Kontrollprüfergebnissen im Straßenbau basiert bisher vielfach auf der Nutzung von papierbasierten Formaten. Dies führt dazu, dass die gewonnenen Informationen nur sehr eingeschränkt oder gar nicht langfristig vorgehalten werden und in Folgeprozessen im Lebenszyklus der Straße häufig nicht mehr zur Verfügung stehen, um sie dort weiter zu nutzen (z. B. im Rahmen des Erhaltungsmanagements oder zur Beurteilung von unterschiedlichen bautechnischen Fragestellungen). Dies führt dann zu wenig Effizienz und zusätzlichen Kosten für die nachträgliche Ermittlung von Informationen, die in der Bauphase bereits in hoher Qualität vorgelegen haben. Zudem können aus technischer Sicht viele Rückschlüsse nicht gezogen werden (z. B. zur möglichen Ursache von ungewöhnlichen Zustandsveränderungen etc.), die auf Grundlage von verlässlichen Angaben auch im Nutzungszeitraum der Straßen einen Bezug zu Informationen aus der Bauphase notwendig machen. Es ist daher erforderlich, die im Rahmen von Kontrollprüfungen gewonnenen Angaben zukünftig in digitaler Form zu erzeugen, auszutauschen und weiterzuverarbeiten. Mit dem Projekt EQUBAR wird hierfür eine zentrale Plattform geschaffen, für die die Nutzung des Objektkatalogs für das Straßen und Verkehrswesen (OKSTRA) eine technologische Grundlage darstellt. In der Vorphase des Projekts sind Weiterentwicklungen und neue Produkte im OKSTRA-Umfeld erstellt worden, um die Grundlagen für den Umgang mit digitalen Prozessen und Prüfdaten im Straßenbau zu schaffen.

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1 Ausgangssituation und Ziele

Im Straßenbau fallen im Rahmen der Prüfung der eingesetzten Baustoffe, Baustoffgemische und der fertigen Leistung bei der baulichen Erhaltung, dem Um-, Aus- oder Neubau von Straßen eine Vielzahl von Informationen an, die derzeit mit hohem Aufwand weitestgehend analog erzeugt und zwischen unterschiedlichen Beteiligten ausgetauscht werden. In vielen Fällen endet die analoge Nutzbarkeit dieser Informationen mit der Abnahme der Bauleistung. Betroffen hiervon sind im Wesentlichen Prüfergebnisse und Angaben aus den Eignungsnachweisen und den Prüfberichten der Kontrollprüfungen, die mit einem hohen Qualitätsanspruch erstellt werden, um primär damit den Nachweis der mangelfrei erbrachten Leistung im Rahmen eines Bauvertrags zu bestätigen. Standardmäßig endet heute häufig die Nutzbarkeit dieser Daten mit dem Zeitpunkt der Abnahme oder spätestens mit Ablauf der Verjährungsfrist für Mängelansprüche. Neben dem Verlust der Informationen können die unterschiedlichen Daten-Erzeuger und Daten-Nutzer das Verbesserungspotenzial aus der durchgehenden Nutzung von Daten für die eigenen Prozesse und die damit zusammenhängenden Effizienzsteigerungen nicht ausreichend nutzen. Zudem sind bisher keine bundesweiten offenen Datenstandards für diesen Anwendungsfall etabliert. Bund und Länder haben sich drauf verständigt, zukünftig einen einheitlichen Standard für die Erzeugung und den Datenaustausch für Prüfdaten im Straßenbau zu nutzen. Diese Einheitlichkeit soll allen Beteiligten die Nutzung und den Zugang zu diesen Informationen erleichtern (Kübler, 2019), die für unterschiedliche Anwendungszwecke nutzbar wären. Hierauf aufbauend sollen vor allem folgende Ziele erreicht werden:

  • Nutzung der Schicht- und Baustoffeigenschaften als Bestandsinformationen
    • als qualitätsgesicherte Informationsquelle für die bauliche Erhaltung
    • als Bewertungsmöglichkeiten des Bestandes (Alter, Zustand etc.),
  • Unterstützung beim Umgang mit Prüfergebnissen in der Bauausführungsphase
    • Etablierung von Werkzeugen und Interpretationshilfen
    • Integration von neuen Werkzeugen in die Arbeitsprozesse,
  • Vereinfachung der statistischen Auswertung von Prüfdaten zur Beurteilung von Bauweisen und/oder von Änderungen im Technischen Regelwerk,
  • Etablierung eines einheitlichen digitalen Standards für Kontrollprüfungen und Eignungsnachweise (bundeseinheitlich für BAB, B, L/St),
  • Überführung von analogen in digitale Geschäftsprozesse
    • Nutzung des Digitalisierungspotenzials der Bauphase
    • Schaffung von Verknüpfungsmöglichkeiten von Fachdaten mit BIM-Modellen.

Seit 2017 wurden vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr funktionale und inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen im OKSTRA-Umfeld konzipiert, initiiert und deren Realisierung vorangetrieben, die sowohl das OKSTRA-Datenmodell, die OKSTRA-Profil-Technologie aber auch die OKSTRA-Klassenbibliothek (OKLABI) und die Funktionalitäten und Plugins für das OKSTRA-Werkzeug und die Erweiterung der Dokumentation umfassen. Auf dieser Grundlage läuft derzeit die Entwicklung eines IT-Systems zur digitalen Erzeugung, Qualitätsbeurteilung, Bewertung und Archivierung von Kontrollprüfdaten und Eignungsnachweisen für die Bundesfernstraßen und das nachgeordnete Netz (EQUBAR = Erfassung, Qualitätsbeurteilung, Bewertung und Archivierung von Prüfdaten im Straßenbau). Eine wesentliche Basis für diese Entwicklung ist die Nutzung unterschiedlicher Komponenten aus dem OKSTRA-Umfeld.

Bild 1: Erzeugung und Weiterverarbeitung von digitalen Prüfdaten unterschiedlicher Beteiligter

2 OKSTRA-Nutzung in EQUBAR

Derzeit fehlen bundesweit nutzbare standardisierte Werkzeuge, um Informationen zu den eingesetzten Baustoffen und Baustoffgemischen sowie aus den Prüfungen der bautechnischen Eigenschaften digital zu erzeugen und weiterzuverarbeiten. Mit dem System EQUBAR wird derzeit das IT-System realisiert, das die Beteiligten beim Umgang mit digitalen Prüfdaten unterstützen soll und mit dem die unterschiedlichen Informationen zu Baustoffen, Baustoffgemischen und Schichteigenschaften zukünftig zusammengeführt werden.

Kontrollprüfdaten und Angaben für den Eignungsnachweis entstehen bei unterschiedlichen Beteiligten, die hierfür unterschiedliche IT-Systeme einsetzen. Die angestrebte Standardisierung eines Austausch-Datenformats ist daher eine wesentliche Grundlage, um alle Beteiligte (Kontrollprüfstellen, Bauunternehmen und Bauherren) in die Lage zu versetzen, die erzeugten Daten in ihren Prozessen einzusetzen und diese in einem digitalen Format auszutauschen. Die Voraussetzung hierfür ist, dass die vorhandenen Systeme, mit denen die Informationen erzeugt und weiterverarbeitet werden, mit einer geeigneten Datenschnittstelle versehen werden müssen, um Prüfdaten im Austauschformat OKSTRA-XML lesen und schreiben zu können. Im Bild 2 sind die für den Datenaustausch zwischen dem Bauunternehmen und dem Bauherrn (für den Eignungsnachweis) sowie zwischen der Kontrollprüfstelle und dem Bauherrn (für die Ergebnisse der Kontrollprüfungen) erforderlichen Datenformate und Zusammenhänge dargestellt.

Für Im- und Exportprozesse der zugelieferten Daten in OKSTRA-XML in/aus der EQUBAR-Applikation wird die OKSTRA-Klassenbibliothek eingesetzt. Die gesamte Backend-Funktionalität ist dafür in einem separaten Modul umgesetzt. Innerhalb der Applikation werden die erforderlichen Funktionalitäten als Dienst über REST-Schnittstellen zum Konvertieren und Prüfen von Daten aus dem OKSTRA-XML-Format in die Prüfdatenbank und umgekehrt zur Verfügung gestellt.

Bild 2: Erzeugung und Austausch digitaler Eignungsnachweise und Kontrollprüfergebnisse

3 Umgesetzte Erweiterungen im OKSTRA-Umfeld

Als Vorbereitung vor dem Start des Entwicklungsprojekts und teilweise parallel zur laufenden Entwicklung von EQUBAR wurden im OKSTRA-Umfeld zusätzliche Ergänzungen/Erweiterungen konzipiert und umgesetzt. Diese sollen als Grundlage für den Umgang mit dem OKSTRA-Datenmodell im Kontext der Prüfdaten von den betroffenen Benutzergruppen verwendet werden können und stehen frei verfügbar und kostenlos zur Nutzung sowohl im Umfeld des Prüfdatenmanagements als auch für andere Anwendungsfälle zur Verfügung.

3.1 OKSTRA-Datenmodell und OKSTRA-Profil-Funktionalität

Unter Berücksichtigung dieser Randbedingungen wurde die Entwicklung eines Fachdatenmodells für Ergebnisse und Angaben aus Kontrollprüfungen und den zugehörigen Eignungsnachweisen zunächst für die Asphaltbauweise zur Integration in den OKSTRA initiiert (Kübler, 2019). Dieser Prozess konnte Anfang 2018 abgeschlossen werden, so dass das erforderliche Datenmodell zur Abbildung von Eignungsnachweisen und Kontrollprüfungen für Asphaltmischgut und eingebaute Asphaltschichten seit der Version 2.018 Bestandteil des OKSTRA ist. Für die Asphaltbauweise ist ein umfangreiches Datenmodell entstanden, aus dem in einer Art Baukastensystem ausgewählt werden kann, welche Informationen aus Kontrollprüfungen oder aus geforderten Angaben des Eignungsnachweises Bestandteil der digitalen Prüfdaten sein sollen.

Diese Festlegung wird durch die jeweils zum Anwendungsfall zugehörigen OKSTRA-Profile vorgegeben, welche zentral gepflegt und fortgeschrieben werden müssen und die den Standard für die Angaben und deren formale Anforderungen (z. B. ein bestimmter Prüfwert muss immer mit zwei Dezimalstellen angegeben werden) festlegen.

Für den vorgesehenen Anwendungsbereich im Prüfdatenumfeld war auch eine Erweiterung der OKSTRA-Profilfunktionalität erforderlich, mit der weitere Detailfestlegungen für die zu erzeugenden und weiterzuverarbeitenden Daten einheitlich definiert werden. Hierzu zählen die Definition von Werte-Intervallen (Wertebereiche), die Möglichkeit zur Festlegung von Dezimalstellen für die Genauigkeits-Angabe von Prüfergebnissen sowie die Definition von Pflicht- und Optional-Angaben, die in einem Datensatz eingehalten sein müssen. Weitere Details hierzu wurden unter (Kübler, 2019) bereits veröffentlicht.

3.2 Plugin zur Testdatengenerierung

Für den Umgang mit Prüfdaten im Straßenbau existieren bisher keine im OKSTRA-Format vorliegenden Bestandsdaten, die im Rahmen der Entwicklung oder als Information für die betroffenen Stakeholder bereits vor der Veröffentlichung der fertiggestellten Anwendung zur Verfügung gestellt werden können und als Basis für die Entwicklung von Schnittstellen von/zu anderen IT-Systemen genutzt werden können. Nach der Konzeptions- und Umsetzungsphase der erforderlichen Erweiterungen im OKSTRA-Datenmodell und der OKSTRA-Profilfunktionalität wurde daher ein generischer Testdatengenerator als Plugin für das OKSTRA-Werkzeug realisiert (Bild 3).

Bild 3: Generisches Testdaten-Plugin im OKSTRA-Werkzeug

Das Plugin erzeugt generische Testdaten ausgehend von einer beliebig auswählbaren „Start“-Objektart und unter Vorgabe eines gewünschten Datenumfangs. Grundlage für die Erzeugung ist ein zuvor ausgewähltes OKSTRA-Profil, das weitere Detaileinschränkungen oder Vorgaben zur Erzeugung des Testdatensatzes ermöglicht. Das Testdaten-Plugin erzeugt darauf basierend einen Datenbestand, auf den alle Funktionen des OKSTRA-Werkzeugs angewendet werden können. Mit dieser Funktionalität wird es also möglich, generisch beliebige Testdaten zu erzeugen, die insbesondere im Rahmen der Software-Entwicklung genutzt werden können, wenn beispielsweise – wie im Fall der Prüfdaten – noch keine oder kein ausreichender Umfang von Bestandsdaten zum Testen in den Teststufen bis zum Abnahmetest vorhanden sind. Mit diesem Plugin in Kombination mit einem spezialisierten Profil können dann Beispiel- und Testdaten in einem beliebigen Umfang und Vorgaben im Profil generiert werden. Dies ist insbesondere für die Neuentwicklung oder bei wesentlichen Änderungen des Datenmodells immer wieder erforderlich. Diese Funktionalität steht damit nun auch für andere Anwendungsfälle im OKSTRA-Umfeld zur Verfügung.

3.3 Nutzung von SQLite als Im- und Export-Format

Im Rahmen der Diskussionen zur Einführung des OKSTRA-Standards im Umfeld der Prüfdaten wurde deutlich, dass der Umgang mit dem OKSTRA-XML-Ausgabeformat im Hinblick auf die Anbindung von vorhandenen Systemen der betroffenen Benutzergruppen eine hohe Komplexität aufweisen kann. Dies liegt zum einen an den Daten selbst, aber auch an den Konventionen, die der OKSTRA bei der Verwendung erfordert. Es sollte daher neben den bisher bereits vorhandenen Im- und Exportformaten (OKSTRA-XML und Anbindung von PostgreSQL-Datenbanken) eine weitere dateibasierte Möglichkeit geben, um vorhandene Systeme sozusagen über eine Art Zwischenformat in die Lage zu versetzen, Daten in das OKSTRA-Format zu überführen.

Aus diesem Grund wurde ein SQLite-Datenbankformat (mit Erweiterung SpatiaLite zum gegebenenfalls erforderlichen Umgang mit Geometrieinformationen in einem Datensatz) gewählt und eine Vorgehensweise zur Abbildung eines OKSTRA-Datenbestandes beschrieben (OKSTRA, 2021) und umgesetzt. Auch hierfür wird als Grundlage ein beliebiges OKSTRA-Profil ausgewählt, mit dessen Hilfe die Tabellenstruktur der SQLite-Datenbank unter Nutzung des OKSTRA-Werkzeugs generiert werden kann. Soll diese initiale Erzeugung auch außerhalb des OKSTRA-Werkzeugs ausgeführt werden, besteht zusätzlich die Möglichkeit aus dem OKSTRA-Werkzeug heraus ein SQL-Skript generieren zu lassen, mit dem die Datenbank und die Tabellenstruktur erzeugt werden können.

Damit steht im OKSTRA-Umfeld zukünftig neben OKSTRA-XML und OKSTRA-CTE ein weiteres dateibasiertes Austauschformat zur Verfügung, das nicht nur im Prüfdatenumfeld genutzt werden kann, sondern auch in anderen Anwendungsfällen. Eine Konvertierung zwischen diesen Formaten, um beispielsweise das im Prüfdatenumfeld geforderte OKSTRA-XML zu erstellen, kann auf unterschiedliche Arten umgesetzt werden. Im Bild 4 sind Varianten dargestellt, mit denen beispielsweise Prüfdaten aus einer Labor-Software oder einer anderen Datenquelle (z. B. Datenbank oder einer Tabellenkalkulation) in das standardisierten OKSTRA-XML-Austauschformat überführt werden können.

Bild 4: Prozessschritte und Varianten zur Erzeugung des OKSTRA-XML-Austauschformats

Wird für die Erzeugung auf die Funktionen der OKSTRA-Klassenbibliothek (OKLABI) zurückgegriffen (blauer Ablaufpfad), besteht die Möglichkeit hiermit direkt das gewünschte OKSTRAXML-Austauschformat herzustellen. Dieser Weg steht zur Verfügung, wenn die verwendete Labor-Software direkt um Im- und Exportschnittstellen erweitert wird. Als Alternative (schwarzer Ablaufpfad) hierzu besteht ebenfalls die Möglichkeit, über ein vorgegebenes Datenbankschema die zu überführenden Daten in das SQLite-Datenbankformat zu migrieren, um dann hieraus mit den bestehenden Funktionalitäten des OKSTRA-Werkzeugs (grüner Ablaufpfad), mittels OKSTRA-Skript (oranger Ablaufpfad) oder unter Verwendung der OKLABI (roter Ablaufpfad) das gewünschte OKSTRA-XML-Austauschformat zu erzeugen.

3.4 OKLABI-Beispielprojekt und OKLABI-Tutorial

Bei der Umsetzung eines Software-Entwicklungsprojekts, bei dem die OKSTRA-Technologie eingesetzt werden muss, hat sich gezeigt, dass die Einstiegshürde für Entwickler, die noch keine Erfahrungen mit der OKLABI haben, hoch ist. Die vorhandene Dokumentation ist häufig darauf beschränkt, die Methoden der Bibliothek zu erläutern. Leider sind in der vorhandenen Dokumentation wenige Quellcode-Beispiele enthalten, anhand derer eine Befassung mit der OKSTRA-Thematik und den zugehörigen Konzepten erleichtert werden würde.

Um die Einarbeitung in die Nutzung der OKLABI zu erleichtern, wurde daher das OKLABI-Beispielprojekt konzipiert. Hierin wird ein kleines Entwicklungsprojekt abgebildet, das die wesentlichen Konzepte und Techniken des OKSTRA und den Einsatz der OKLABI anhand eines gut kommentierten Quellcodes nachvollziehbarer für den Einsteiger machen soll. Das OKSTRA-Beispielprojekt enthält eine Anwendungsumgebung, in der wesentliche Funktionen zum Umgang mit dem OKSTRA-Datenmodell und der OKLABI exemplarisch genutzt werden. Hierzu gehört ein NetBeans-Projekt, mit dem das OKSTRA-Beispielprojekt als Java-Applikation kompiliert werden kann. Damit kann man leicht eigene Implementierungen vornehmen, die in der Einstiegsphase das Erlernen erleichtern sollen. Zusätzlich zum Beispiel-Quellcode und dem NetBeans-Projekt enthält das Beispielprojekt das OKSTRA-Werkzeug, den OKSTRA-Profil-Editor und OKSTRA-Skript für die direkte Nutzung. Derzeit sind im OKSTRA-Beispielprojekt folgende Themenbereiche enthalten:

  • Einrichtung der Anwendungsumgebung, Anbindung eines Protokolls, Ausgabe eigener Meldungen,
  • Lesen und Schreiben von OKSTRA-Daten (dateibasiert),
  • Lesen und Schreiben von OKSTRA-Daten (mit PostgreSQL-Datenbank und Spatia-Lite-Datenbank) unter Verwendung der Java-Bibliothek OkstraSqlUtil.jar,
  • Prüfen von OKSTRA-Daten mit und ohne Profil,
  • Programmbasierte Erzeugung von OKSTRA-Daten über die Schnittstelle.

Auf dieser Grundlage können Einsteigende die grundlegenden Zusammenhänge bei Nutzung des OKSTRA leichter nachvollziehen und darauf basierend eigene Implementierungen ableiten. Im Rahmen von EQUBAR war dies eine Grundlage für die Entwickler, sich erstmals mit der OKSTRA-Technologie zu befassen. Auch für die Integration von Im- und Exportschnittstellen bei den Bauunternehmen und den Kontrollprüfstellen steht dies als Grundlage für Softwareentwicklungsprojekte im Prüfdaten-Umfeld auf der OKSTRA-Website zum Download zur Verfügung.

Ebenfalls mit dem Ziel den Einstieg in die OKSTRA-Thematik für Einsteiger zur erleichtern, wurde zusätzlich zu dem OKLABI-Beispielprojekt ein kleines OKLABI-Tutorial erstellt. Hierin sollen Grundlagen und Besonderheiten zusammengeführt werden, die für die Nutzung der OKLABI hilfreich sein können. In einem FAQ-Format wurde begonnen, grundlegende Fragestellungen zu beantworten, die die Besonderheiten des OKSTRA-Umfelds ausmachen und die bisher in der vorhandenen Dokumentation entweder gar nicht oder nur indirekt beschrieben sind. Das Dokument steht ebenfalls auf der OKSTRA-Website zum Download zur Verfügung.

4 Zusammenfassung und Ausblick

Derzeit werden umfangreiche und qualitätsgesicherte Angaben zu den eingesetzten Baustoffen, Baustoffgemischen und zu den Schichteigenschaften des Straßenoberbaus im Rahmen der Kontrollprüfungen in der Bauphase ermittelt. Diese dienen häufig noch ausschließlich der Prüfung der bauvertraglich geschuldeten Leitungen. Obwohl die darin enthaltenen Angaben und Daten häufig bereits digital vorliegen oder zumindest erzeugt werden, stehen sie in den bisherigen Prozessen allermeist nur in analoger Form zur Verfügung. Damit gehen sie häufig für eine mittel- und langfristige Weiternutzung verloren, da die analoge Form die Auswertung und Archivierung stark erschwert werden. Obwohl aus diesen Angaben wesentliche Informationen abgeleitet werden könnten, die im Lebenszyklus der Straße eine wichtige zusätzliche Informationsquelle für Folgeprozesse z. B. im Rahmen der Erhaltungsplanung spielen, werden sie bis heute nur in wenigen Fällen systematisch genutzt und langfristig in einer qualitätsgesicherten Form vorgehalten. Die bisher häufig erforderliche manuelle Übernahme einiger Grundinformationen in die Straßendatenbanken zeigt bis heute in vielen Fällen Implausibilitäten und Lücken in der systematischen (manuellen) Erfassung, was dazu führt, dass die Verlässlichkeit der Angaben zweifelhaft ist und die Nutzung dieser Informationen stark einschränkt.

Mit dem System EQUBAR soll das OKSTRA-XML Datenformat für die Erzeugung und den Austausch von Daten genutzt werden, die qualitätsgesicherte Angaben aus Eignungsnachweisen und Kontrollprüfergebnissen enthalten. Diese sollen ab 2023 in den Prozessen eingesetzt werden, die zum Durchführen und Abwickeln von Kontrollprüfungen in der Ausführungsphase des Straßenbaus zur Anwendung kommen. Um dies zu erreichen, wurden seit 2018 im OKSTRA-Umfeld zahlreiche Anpassungen und Ergänzungen vorgenommen, um auch Prüfdaten in der gewünschten Form im OKSTRA-Datenmodell und mit den vorhandenen Werkzeugen nutzen zu können. Entstanden sind dabei zusätzliche Funktionalitäten der OKSTRAProfile, ein zusätzliches SQLite-basiertes Datenformat, ein Testdaten-Plugin sowie ein OKLABI-Beispielprojekt und -Tutorial zur Unterstützung von Entwicklern ohne OKSTRA-Kenntnisse. Auf dieser Basis sollen zukünftig einheitliche Prüfdaten erzeugt und weiterverarbeitbar werden. Damit werden die Inhalte erstmals auch für weitere Anwendungsfälle nutzbar, die über die Nutzung zur Prüfung der bauvertraglich geschuldeten Leitung hinausgehen. Das System EQUBAR wird die Daten strukturiert vorhalten und die Informationen sowohl für den Umgang mit Kontrollprüfergebnissen in der Bauabwicklungsphase als auch beispielsweise als weitere qualitätsgesicherte Grundlage für die Erhaltungsplanung nutzbar machen. Zudem besteht dann so die Möglichkeit, Werkzeuge für die Planung, Abwicklung und Interpretation von Kontrollprüfungen bereitzustellen. Hierdurch können zukünftig Effizienzgewinne aller an diesen Prozessen Beteiligter gehoben werden und das Potenzial von qualitätsgesicherten technischen Daten zur Beurteilung der Straßeninfrastruktur besser als bisher genutzt werden.

Literaturverzeichnis

Kübler, S. (2019): Digitale Standards für Daten aus Kontrollprüfungen und Eignungsnachweisen als ein Beitrag für BIM im Straßenbau, Straße und Autobahn, Ausgaben 09/2019, Kirschbaum Verlag, Bonn

OKSTRA (2021): Beschreibung des SQLite-Datenbankformats,
https://www.okstra.de/docs/tdokumente/t0011.pdf (abgerufen am 01.05.2022)

JAVA-Beispielprojekt (2021): Beispielprojekt zur Nutzung der OKLABI-Grundfunktionalität; https://www. okstra.de/oklabi/Release-20211008/Oklabi/Beispiele/Java-Beispielprojekt-1-4-0-08.zip (abgerufen am 01.05.2022)

OKLABI-Tutorial (2021): OKSTRA Klassenbibliothek – Tutorial,
https://www.okstra.de/oklabi/Release-20211008/Oklabi/Dokumentation/Oklabi-Tutorial-1_3.pdf (abgerufen am 01.05.2022)