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1 Ausgangssituation
Der Straßenbetriebsdienst der öffentlichen Verwaltungen braucht einen Vergleich mit privaten Anbietern nicht zu scheuen. Als Fazit eines über drei Jahre laufenden Pilotprojekts in Hessen, in dem verwaltungseigene Meistereien mit einer privatisierten Meisterei verglichen wurden, lässt sich festhalten, dass die verwaltungseigenen Referenzmeistereien einen deutlichen Kostenvorteil pro Netzkilometer bei (leicht) besserer Qualität gegenüber der durch einen privaten Betreiber verantworteten Pilotmeisterei hatten (Mattheß, Norkauer 2012).
Jedoch sieht sich der Straßenbetriebsdienst im Zuge der steigenden Verkehrsbelastungen einem erweiterten und intensivierten Aufgabenspektrum bei erschwerten und gefährlichen Arbeitsbedingungen ausgesetzt. Portuné (2006) weist auf ein hohes Unfall- und Gesundheitsrisiko sowie „eine Vielzahl von Belastungen“ für die Straßenwärter hin. Er führt weiterhin aus, dass neben Extrembelastungen (beispielsweise das Miterleben schwerer Unfälle) auch die „häufig vorkommenden, fast alltäglichen Gefährdungen und Belastungen“ zu berücksichtigen sind.
Bereits 2002 hielten Roos und Norkauer fest, dass die Verkehrsbelastung in den letzten Jahren stark zugenommen hat und prognostizierten: „Da auch in Zukunft mit einer weiteren Steigerung der Verkehrsleistungen zu rechnen ist, wird es zunehmend schwieriger, erforderliche Fahrstreifensperrungen für Arbeiten der betrieblichen Straßenunterhaltung ohne massive Störungen im Verkehrsablauf vorzunehmen“ (Roos, Norkauer 2002). Laut einer vom BMVBS geförderten Studie (Beratergruppe Verkehr + Umwelt GmbH, Intraplan Consult GmbH 2007) wächst die Verkehrsleistung im motorisierten Individualverkehr von 2004 bis 2025 um ca. 16 %. Für den Straßengüterfernverkehr wird damit gerechnet, dass die Verkehrsleistungen um ca. 84 % steigen.
Dies hat zur Folge, dass nach wie vor ein bedeutender Anteil der Gesamtkosten am Bauwerk Straße auf den Straßenbetriebsdienst entfällt. Des Weiteren beeinträchtigen die arbeitsintensiven Aufgaben des Betriebsdienstes teilweise den Verkehr und führen so zu hohen volkswirtschaftlichen Kosten.
Im Vordergrund der hier vorgestellten Forschungsarbeit (Jung, Paritschkow, & Schmauder, noch unveröffentlicht) stand die Optimierung von Arbeitsabläufen des Straßenbetriebsdienstes an den Straßen. Eine Gliederung der zum Straßenbetriebsdienst zugehörigen Arbeitsaufgaben an den Straßen lässt sich im Leistungsheft für den Straßenbetriebsdienst auf Bundesfernstraßen (Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen – Abteilung Straßenbau, Straßenverkehr 2004) finden. Die dort aufgeführten Leistungsbereiche sind allerdings ergebnisorientiert und nicht ausführungsorientiert beschrieben, das heißt auf Arbeitsweisen und einzusetzende Fahrzeuge und Geräte wird nicht eingegangen.
Das Forschungsvorhaben machte genau diese Aspekte zum Untersuchungsgegenstand. Ziel des Vorhabens war es, ausgehend von aus Literatur- und Feldanalysen gewonnenen Erkenntnissen, Empfehlungen für optimierte Arbeitsabläufe, einen verbesserten Technikeinsatz bzw. Auslastung von Fahrzeugen und Maschinen für den Sommerdienst in Autobahn- und Straßenmeistereien auszusprechen. Bei den hierfür notwendigen Untersuchungen sollten auch auftretende Belastungen beachtet werden, so dass die dort gewonnenen Erkenntnisse in die Gestaltungsvorschläge eingebracht werden können.
2 Untersuchungsmethodik
In einer Literaturanalyse wurden zunächst die Situation auf den deutschen Straßen hinsichtlich Verkehrsbelastungen und Tagesbaustellen sowie die im Straßenbetriebsdienst auftretenden physischen und psychischen Belastungen untersucht. Auf dieser Basis wurde eine Feldanalyse durchgeführt, die sich in Grobanalyse (15 untersuchte Meistereien) und Feinanalyse (zehn untersuchte Meistereien) aufteilte.
Durch Interviews mit der Meistereileitung, Datenauswertungen und Dokumentenstudium wurden relevante Analyseschwerpunkte für die Feinanalyse festgestellt (vgl. Bild 1).
Bild 1: Analyseschwerpunkte des Projekts
Die Schwerpunkte lassen sich in zwei Gruppen (übergeordnete Aspekte und Leistungserstellung auf Straßen) einteilen. Bei ihrer Auswahl spielten vorrangig auftretende Belastungen für Mitarbeiter sowie der Personal- und Geräteaufwand eine Rolle.
In der Feinanalyse wurden die Schwerpunkte vertiefend betrachtet. Dabei wurden folgende Methoden eingesetzt:
– detaillierte Interviews mit der Meistereileitung und den Mitarbeitern,
– Beobachtungsinterviews mit Mitarbeitern inklusive Film- und Fotodokumentation,
– Ablauf- und Zeitaufnahmen,
– Prozessdarstellungen,
– Methoden zur Bewertung auftretender Belastungen.
Auf diese Weise konnten Ansätze und Empfehlungen ausgearbeitet werden, die zu einer optimierten Belastungssituation, verkürzten Durchführungszeiten und Kostenreduzierungen im Straßenbetriebsdienst beitragen.
Kurzfristig realisierbare Empfehlungen, die sich durch einen geringen Umsetzungsaufwand auszeichnen, wurden im Rahmen eines Pilotprojektes in drei Autobahnmeistereien testweise zur Anwendung gebracht. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden anschließend bei der Ausarbeitung praxisgerechter Gestaltungsvorschläge berücksichtigt. Das Bild 2 fasst die Vorgehensweise im Projekt zusammen.
Bild 2: Vorgehen im Projekt
3 Untersuchungsergebnisse
In der Feinanalyse wurden für alle Schwerpunkte, ausgehend von identifizierten Optimierungspotenzialen, Empfehlungen für optimierte Arbeitsweisen ausgearbeitet. Im Folgenden sollen das „Mähen von Banketten“, welches sich besonders durch hohe psychische Belastungen auszeichnet und „Ablaufreinigung und Kehren“, bei denen hohe physische Belastungen auftreten, beispielhaft vorgestellt werden.
3.1 Bankettmahd
Das Mähen von Banketten zeichnet sich vor allen Dingen durch hohe Konzentrationsanforderungen an die durchführenden Mitarbeiter aus. Psychische Ermüdung und Fehlhandlungen sind mögliche Folgen dieser Belastungssituation. Diese Effekte können verstärkt auftreten, wenn Mitarbeitern das Bedienkonzept der zu verwendenden Geräte nicht vertraut ist.
Zusammengefasste Optimierungspotenziale zum Mähen von Banketten
– psychische Belastungen durch hohe Konzentrationsanforderungen in Kombination mit monotonem Streckenverlauf (insbesondere bei Autobahnmeistereien)
– physische Belastungen durch Einnahme ungünstiger Körperhaltungen, um Sichtprobleme auszugleichen (z. B. Direktsichtverdeckung auf Anbaugeräte)
– physische Probleme im Hand-Arm-System bei der Interaktion mit Bedienelementen
– Ein- und Aussteigen auf linker Seite, in unmittelbarer Nähe zum fließenden Verkehr
– Auswirkungen der eingesetzten Technik auf weitere Aufgaben, die mit dem Geräteträger durchgeführt werden
– Ausmähen von Leit- und Schutzplankenpfosten entgegen Angaben aus Leistungsheft
Obwohl sich im Leistungsheft der Hinweis finden lässt, dass ein zusätzlicher Freischnitt um Leit- und Schutzplankenpfosten nicht erforderlich ist, mäht ein Großteil der befragten Meistereien Leitpfosten aus. Als Begründung werden meist eine zu befürchtende Sichtverdeckung der Pfosten sowie eine Verholzung des Bewuchses angeführt.
Es wurde festgestellt, dass in der Praxis eine Vielzahl von Konstellationen bezüglich Technik- und Personaleinsatz anzutreffen sind. Im Wesentlichen besitzen die Anzahl von Mitarbeitern im Fahrzeug, die Positionierung der Anbaugeräte und die Sitzposition im Fahrzeug bei der Arbeit mit nur einem Mitarbeiter bestimmenden Charakter. Die Ausprägung und Kombination dieser Faktoren haben Auswirkungen auf folgende Aspekte:
– Arbeitsablauf,
– physische Belastungen,
– psychische Belastungen,
– Arbeitssicherheit,
– Kosten,
– Flexibilität (Einsatzmöglichkeiten für weitere Aufgaben) und Technik. Das Bild 3 zeigt diese Auswirkungen in vereinfachter, qualitativer Form.
Insbesondere die aufgeführten Angaben zu physischen und psychischen Belastungen geben nur Tendenzen wieder. Sie unterliegen stets individuellen Leistungsvoraussetzungen und Körpermaßen sowie den Gegebenheiten vor Ort.
In einigen Meistereien kommt für die Bankettmahd ein Schlepper zum Einsatz. Die Tabelle 1 führt Vor- und Nachteile des Schleppers auf.
Tabelle 1: Vor- und Nachteile eines Schleppers im Vergleich zu einem Geräteträger
Vorteile
– In der Regel günstiger in der Anschaffung
– geeigneter für Arbeiten im Gelände
durch die Rundumsicht bessere Sichtbedingungen auf die Anbaugeräte möglich (abhängig von Bauart der Kabine und von Körpermaßen)
Nachteile
– Zeitverluste für An- und Abfahren
– Notwendigkeit von Nachläufern als Streuer im Winterdienst
– Arbeit nur mit einem Mitarbeiter möglich, da nur ein Arbeitssitz vorhanden
– erschwerte Sicht nach vorn durch Vorbaumaß
Bild 3: Auswirkungen von Technik- und Personaleinsatz bei der Bankettmahd
Betrachtet man die Faktoren „Kosten“, „Sicherheit“ und „Flexibilität/Technik“ im Bild 3, kann die Konstellation mit einem Frontmähgerät und einem Heckausleger bei Bedienung durch einen Mitarbeiter als zu empfehlende Variante hervorgehoben werden. Voraussetzung ist für diese Variante die Verwendung eines Parallelogrammauslegers, um mit dem Heckanbaugerät auf Höhe der Kabine arbeiten zu können. Es ist hierbei allerdings zu prüfen, wie stark sich die aufgeführten Nachteile bezüglich physischer Belastungen (Verdrehungen des Kopfes, um das seitlich laufende Heckanbaugerät erfassen zu können) bei dem jeweiligen Nutzer auswirken und in welchem Maße sie durch die Versetzung der beiden Anbaugeräte aufgefangen werden können.
Aus Sicht von auftretenden Belastungen ist ein Mähen mit zwei Mitarbeitern zu präferieren. Insbesondere die reduzierte Anzahl zu bedienender Stellteile bzw. Anbaugeräte sowie die Möglichkeit zur sozialen Interaktion können einer psychischen Ermüdung entgegenwirken. Des Weiteren lässt sich bei dieser Variante ein Aufgabenwechsel zwischen den beiden Bedienern einfach realisieren, so dass Belastungswechsel geschaffen werden.
Um eine mögliche Zweimannbesetzung zu gewährleisten, sollte ein eindrehbarer Beifahrersitz verwendet werden. Bei der Gehölzpflege bedeutet ein derartiger Sitz eine erhebliche Arbeitserleichterung. Bei der Arbeit mit zwei Mitarbeitern kann variabel auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten verschiedener Mitarbeiter reagiert werden. Insbesondere diesen Vorteil kann ein Arbeiten mit einem Schlepper nicht bieten.
Im Falle von Schmerzen im Hand-Arm-Bereich können nachrüstbare Armauflagen zur Verbesserung der Situation beitragen.
Wie bereits angedeutet, kann ein Aufgabenwechsel (Job Rotation) für einen Belastungswechsel für die Mitarbeiter sorgen, so dass eine ausgeglichene Verteilung von Belastungen erreicht werden kann. Prinzipiell sind zwei Formen des Aufgabenwechsels möglich:
– Wechsel innerhalb des Fahrzeugs (beim Mähen mit zwei Mitarbeitern im Geräteträger),
– Wechsel mit nachfolgenden Fahrzeugen (beispielsweise Verkehrssicherung).
Neben einer Realisierbarkeit des Wechsels (ein Wechsel mit der Verkehrssicherung ist beispielsweise nur im Rahmen von Pausen möglich) muss bei der Umsetzung dieser Maßnahme unbedingt beachtet werden, dass die Arbeitsaufgabe „Bankettmahd“ sehr hohe Qualifikationsanforderungen an die Mitarbeiter stellt. Können diese von den am Wechsel beteiligten Mitarbeitern nicht in ausreichendem Maße erfüllt werden, kann es zu einer Verschlechterung der Belastungssituation und somit zu nachteiligen Folgeerscheinungen kommen (vgl. hierzu auch den Abschnitt „Pilothafte Erprobung“).
– Zusammengefasste Empfehlungen zum Mähen von Banketten – Einsatz von zwei Mitarbeitern für eine Verbesserung der psychischen Belastungen – für das Mähen durch nur einen Mitarbeiter: Rechte Sitzposition gewährleisten – Nachrüsten von Armauflagen – Job Rotation
- mit Verkehrssicherung: Wechsel während der Pausenzeiten (Qualifikationsanforderungen beachten!)
- innerhalb des Fahrzeugs: Wechsel einfacher (Qualifikationsanforderungen beachten!)
- Einsatz eines qualifizierten Mitarbeiters für die Verkehrssicherung, um Job Rotation zu ermöglichen
– Verzicht auf das Ausmähen von Leitpfosten und Schutzplankenpfosten
3.2 Reinigung von Abläufen in Kombination mit Kehrarbeiten
Die Durchführung der beiden Aufgaben in Kombination wird in vielen Meistereien praktiziert und bietet folgende Vorteile:
– Reduzierung des Sicherungsaufwands im Vergleich zur separaten Durchführung,
– Reduzierung von Verkehrsbeeinflussungen,
– Reduzierung physischer Belastungen, da Schlammfangeimer auf die Straße entleert werden können (Aufnahme des Schlamms erfolgt anschließend durch die Kehrmaschine).
Aus den genannten Gründen hat sich die Kombination in der Praxis bewährt und wird als sinnvoll erachtet. Analysiert man die zugehörigen Arbeitsabläufe im Detail, werden jedoch Unterschiede in der Arbeitsweise sowie Optimierungspotenziale deutlich.
Zusammengefasste Optimierungspotenziale für Ablaufreinigung und Kehrarbeiten
– Ablaufreinigung: hohe physische Belastungen durch Heben von Deckeln und Eimern
– Ablaufreinigung: Einzelarbeit mit geringem Tätigkeitsumfang und wenig Abwechslung
– Ablaufreinigung und Kehrarbeiten: Zeiten passen nicht zueinander (Bestimmend für das Tempo ist die Reinigung der Abläufe)
– Arbeiten im Mittelstreifen bedeuten immer eine hohe Verkehrsbeeinträchtigung
Anzustreben sind deswegen Maßnahmen, die zu folgenden Aspekten beitragen können:
– Reduzierung von körperlichen Belastungen,
– Bereicherung der Arbeit,
– schnellere Reinigung der Abläufe für ein verbessertes Kolonnentempo.
Vorrangig im Bereich der physischen Belastung konnte ein dringender Handlungsbedarf festgestellt werden. Ausschlaggebend dafür sind in erster Linie die sehr schwer zu bewegenden Ablaufdeckel (Deckel mit einem Gewicht 34 kg), die ebenfalls schweren Schlammfangeimer (18 kg in vollem und 4 kg in leerem Zustand) und die hohe Anzahl zu reinigender Abläufe je Arbeitstag (zwischen 60 und mehr als 200 Ablaufreinigungen am Tag). Zudem werden in vielen Meistereien Deckel und Eimer von Hand ohne Hebehilfen bewegt, wodurch es zur Einnahme ungünstiger Körperhaltungen kommt.
Für die Bewertung der physischen Belastung wurde mit dem „Multiplen-Lasten-Tool“ (Institut für Arbeitswissenschaft, Technische Universität Darmstadt 2007) gearbeitet, welches die Möglichkeit bietet, verschiedene Lastgewichte zu berücksichtigen und eine exakte Wert-Eingabe der Gewichte und der Anzahl von Umsetzvorgängen ermöglicht. Aus den eingegebenen Daten wird dann ein Risikowert errechnet, der wie bei den Leitmerkmalmethoden (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) 2002) nach dem Ampelschema bewertet wird. Grundsätzlich gelten für das Ampelschema die in der Tabelle 2 aufgeführten Zusammenhänge.
Tabelle 2: Beurteilungsmodell bei den Leitmerkmalmethoden nach BAuA (2002)
Die Belastungsbewertung wurde im Rahmen der Feldanalysen in Abhängigkeit des Einsatzes von Hebehilfen und der Anzahl der an der Ablaufreinigung beteiligten Mitarbeiter durchgeführt. Das Bild 4 zeigt die drei betrachteten Szenarien und die zugehörige Bewertung im Ampelschema.
Die Ampel macht die Optimierungspotenziale einzelner Maßnahmen deutlich: Durch den Einsatz von Schachthaken und der Einnahme einer besseren Körperhaltung wird der gelbe Bereich erst bei 21 Abläufen erreicht (mittleres Bild). Durch das gemeinsame Arbeiten an einem Ablauf unter Verwendung von Schachthaken können 50 Abläufe gereinigt werden, bis der gelbe Bereich für einen Mitarbeiter erreicht wird (rechtes Bild). Dabei kippt ein Mitarbeiter den Deckel mit dem Schachthaken zu sich hin und hält ihn während der Reinigung durch den zweiten Mitarbeiter hochkant auf der Stirnseite. Obwohl die eingenommene Körperhaltung während des Haltens des Deckels bei dieser Belastungsbewertung unberücksichtigt bleibt, wird diese Variante als die aus ergonomischer Sicht günstigste angesehen.
Der Grund für den relativ gering verbreiteten Einsatz von Hebehilfen in der Praxis liegt in der umständlichen Handhabung solcher Hilfsmittel. Oftmals sind sie derart konstruiert, dass ein mehrfaches Ansetzen oder Positionieren am Ablaufdeckel notwendig ist (vgl. Bild 5).
Bild 4: Bewertung der physischen Belastung abhängig von Hilfsmitteleinsatz und Mitarbeiteranzahl
Bild 5: Schwierigkeiten bei der Positionierung von Schachthaken am Ablaufdeckel
Die Hebehilfen sollten, um den Deckel besser und zielgerichteter bewegen zu können, mit zwei Händen genutzt werden können. Ein Einsatz besonders beidhändig bedienbarer Hebehilfen wird aufgrund der verbesserten Belastungssituation empfohlen.
Neben dem Einsatz von Schachthaken und der Arbeit mit zwei Mitarbeitern kann eine Reduzierung der physischen Belastungen auch durch einen Aufgabenwechsel erreicht werden.
Im kommenden Abschnitt wird die Möglichkeit des Einsatzes eines zweiten Mitarbeiters zur Ablaufreinigung näher beleuchtet.
Kostenvergleichsrechnung für den Einsatz von einem oder zwei Mitarbeitern
Unter Verwendung gerundeter Stundensätze zur Betriebskostenrechnung aus einem Bundesland kommt es durch den Einsatz eines zusätzlichen Mitarbeiters für die Ablaufreinigung bei einer Arbeit mit Kehrmaschine, zwei Klein-Lkw mit Vorwarntafel und einem Lkw mit Absperrtafel zu Mehrkosten von ca. 11 %. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass eine Leistungssteigerung nicht für eine gesamte 8-Stunden-Schicht möglich ist. Arbeitsvor- und -nachbereitung sowie An- und Abfahrten werden durch einen zusätzlichen Mitarbeiter zeitlich nicht positiv beeinflusst. Diese Tätigkeiten nehmen in Summe ca. 2 Stunden in Anspruch. Es kommt deswegen zu einem um etwa 15 % erhöhten Kostensatz, der durch eine entsprechende Leistungssteigerung ausgeglichen werden müsste.
Die Leistungssteigerung soll dabei durch schnellere Zeiten für die Ablaufreinigung erreicht werden. Dies ist sinnvoll, da diese Arbeit den Takt für die fortschreitende Kolonne vorgibt. Es gilt deswegen: gelingt hier eine Leistungssteigerung, folgt automatisch auch eine Steigerung der Kehrleistung. Die Tätigkeit „Ablauf reinigen“ setzt sich aus den im Bild 6 dargestellten Schritten zusammen.
Bild 6: Arbeitsschritte beim Reinigen von Abläufen
Die Zeiten für die Zurücklegung der Distanzen zwischen den Abläufen kann durch einen zusätzlichen Mitarbeiter nicht beeinflusst werden. Das größte Potenzial für eine Zeitverkürzung liegt in der parallelen Durchführung der aufgeführten Arbeitsschritte durch die zwei Mitarbeiter. Die entsprechende Ablaufstruktur wird im Bild 7 im Vergleich zur Arbeit mit nur einem Mitarbeiter dargestellt.
Dabei gilt:
– D = Zeit für die Arbeitsdurchführung am Ablauf (Öffnen + Reinigung + Schließen),
– W = mittlere Zeit für das Zurücklegen des Wegs zwischen zwei Abläufen.
Unter Berücksichtigung der geforderten Mehrleistung von 15 % ergibt sich ein Verhältnis von D/W = 0,353. Das bedeutet, dass die Zeit für die Arbeit an den Abläufen mindestens ca. 35 % der Zeit betragen muss, die für das Zurücklegen der Distanz zwischen zwei Abläufen benötigt wird. Auf dieser Grundlage wird die Möglichkeit, die Mehrkosten für einen zweiten Mitarbeiter durch eine entsprechende Leistungssteigerung auszugleichen, als realistisch eingeschätzt.
Bild 7: Paralleles Arbeiten bei der Ablaufreinigung
Bei den aufgeführten Überlegungen muss beachtet werden, dass der angenommene Fall mit einem Idealfall gleichzusetzen ist, bei dem sämtliche Arbeitsschritte ohne problembedingte Unterbrechungen durchgeführt werden können. Weder Verteilzeit noch unabsehbare Arbeiten bzw. Zwischenfälle sind berücksichtigt. Außerdem beruht der Fall auf den angenommenen Arbeitszeiten. Aber auch unvorhergesehene Arbeiten (wie beispielsweise die Beseitigung von größeren Abfällen) können durch den Einsatz eines zweiten Mitarbeiters, der zu Fuß unterwegs ist, besser bewältigt werden. Eine Quantifizierung ist allerdings nicht möglich.
Neben einer Zeitverkürzung kommt es auch zur Reduzierung der körperlichen Belastung, da die Anzahl zu reinigender Abläufe je Mitarbeiter gesenkt wird und die anfallende Wegstrecke nach jedem gereinigten Ablauf erhöht wird. Dies führt zu einer besseren Verteilung körperlicher Arbeiten (Ablaufreinigung) und ausgleichender Belastung (Wegstrecke).
In der Praxis kann zwischen dem parallelen Arbeiten und dem gemeinsamen Arbeiten an einem Ablauf je nach Situation und Bedürfnis der Mitarbeiter gewechselt werden, bzw. weitere Varianten der Aufgabenteilung zur Anwendung gebracht werden. Der Einsatz von zwei Mitarbeitern bringt auf diese Weise neben verbesserten Zeiten und reduzierten Belastungen auch eine Bereicherung der Arbeit sowie die Möglichkeit zur sozialen Interaktion mit sich.
Eine weitere Möglichkeit, den geschilderten Problemen bei der Ablaufreinigung zu begegnen, kann darin liegen, auf einen Einsatz von Eimern in den Abläufen zu verzichten. Eine Anpassung der Deckelgeometrie ist für die Umsetzung dieser Maßnahme nicht notwendig. Regional begrenzt wird derart bereits verfahren; Komplikationen scheinen dadurch nicht aufzutreten. Allgemein gesicherte Erkenntnisse, die sich auf einen langfristigen Beobachtungszeitraum beziehen, liegen diesbezüglich allerdings noch nicht vor. Es könnten zudem regionale Unterschiede hinsichtlich der Eignung dieser Maßnahme auftreten.
Zusammengefasste Empfehlungen zur Ablaufreinigung und Kehrarbeiten
– Reihenfolge: erst Ablaufreinigung, dann Kehren
– Einsatz von Hebehilfen (Schachthaken oder andere Arbeitshilfen)
– Einsatz von zwei Mitarbeitern für die Ablaufreinigung
● Mix aus parallelem und gemeinsamem Arbeiten für kurze Durchlaufzeiten und flexibles Reagieren auf physische Belastungen
● Bereicherung der Arbeit durch Planung und Absprachen
– Job Rotation
● mit Verkehrssicherung: Wechsel während der Pausenzeiten (Qualifikationsanforderungen leicht zu erfüllen)
● mit Kehrmaschine: Wechsel immer möglich (hohe Qualifikationsanforderungen)
4 Pilothafte Erprobung
4.1 Übersicht
In drei Autobahnmeistereien kamen die in der Tabelle 3 aufgeführten Maßnahmen testweise zur Anwendung.
Tabelle 3: Maßnahmen im Pilotprojekt
Das Pilotprojekt hatte das Ziel, die angewendeten Maßnahmen zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. In jeder der Meistereien kamen zwischen zwei und fünf der Maßnahmen zur Anwendung. Das Pilotprojekt lässt sich in die Phasen Vorbereitung, Durchführung und Bewertung gliedern. Die testweise angewendeten Maßnahmen wurden nach zwei Kriterien ausgesucht:
– kurzfristige Umsetzbarkeit und
– geringer Umsetzungsaufwand.
Nach systematischer Auswahl der beteiligten Meistereien wurde Informationsmaterial für die Meistereien zusammengestellt, welches Informationen zu Motivation, Durchführung und Protokollierung enthielt.
Die Durchführung lag in der Hand der Meistereien. Während dieser Zeit bestand enger Kontakt mit den Meistereileitungen. Nach Abschluss der Durchführungsphase wurden die getesteten Maßnahmen in allen drei Meistereien vor Ort diskutiert und bewertet. An der Bewertung nahmen die Meistereileitung und Vertreter der Mitarbeiter teil. Dabei kamen leitfadengeführte Interviews, Fragebögen und Dokumentenanalyse zum Einsatz.
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Maßnahmen für die bereits vorgestellten Aufgaben „Bankettmahd und Ablaufreinigung und Kehren“ beschrieben.
4.2 Ergebnisse
Bankettmahd
Pilotmaßnahmen in diesem Bereich waren der Aufgabenwechsel innerhalb des Fahrzeugs und mit nachfolgenden Fahrzeugen. Ein Wechsel innerhalb des Fahrzeugs lässt sich leichter und häufiger umsetzen (ein Wechsel mit nachfolgenden Fahrzeugen ist meist nur zu Pausenzeiten möglich), wohingegen bei einem Wechsel mit nachfolgenden Fahrzeugen eine höhere Anzahl an Mitarbeitern an der Rotation beteiligt werden können.
Übergeordnetes Ziel der Maßnahmen war eine verbesserte psychische Belastung für die Mitarbeiter. Als entscheidendes Kriterium dafür, ob die Maßnahmen den erwünschten Effekt erzielen, zeigte sich eindeutig die Qualifikation der am Wechsel beteiligten Mitarbeiter. Dies wird in der Tabelle 4 deutlich. Sie fasst die Einschätzungen der Mitarbeiter, die auf den Fragebögen vorgenommen wurden, zusammen.
Tabelle 4: Pilotmaßnahmen Bankettmahd: zusammengefasstes Ergebnis der Fragebögen
Nehmen an dem Wechsel auch Mitarbeiter teil, die theoretisch zwar die notwendigen Qualifikationen besitzen, im Tagesgeschäft jedoch über einen geringen Übungsgrad verfügen, kann es schnell zu negativen Effekten kommen. Insbesondere die psychischen Fehlbeanspruchungen nehmen an Art und Intensität zu. Die Mitarbeiter fühlen sich unsicher, angespannt und haben Angst davor, Schäden an den Mähgeräten zu verursachen. Zeitdruck verstärkt die genannten Effekte, mit denen auch eine verminderte Leistung sowie eine schlechtere Ergebnisqualität einhergehen. In Summe führen diese Aspekte zu einer verschlechterten Stimmung innerhalb der Mannschaft.
Ein Wechsel, an dem ausreichend qualifiziertes und geübtes Personal beteiligt wird, hat sich in der Praxis hingegen bewährt und die erwünschten Effekte erzielt. Insbesondere die psychische Belastungssituation hat sich verbessert. Durch Variation der durchzuführenden Tätigkeiten und den damit einhergehenden Belastungswechsel können die Anforderungen an die Konzentration verbessert werden. Das Risiko einer psychischen Ermüdung und somit wahrscheinlich auch das Risiko von Beschädigungen an den Mähgeräten kann auf diese Weise verringert werden. Die Mitarbeiter lernen außerdem das Aufgabenspektrum ihrer Kollegen besser kennen und entwickeln so ein besseres Verständnis für die Arbeit der anderen. Dies trägt zu einer verbesserten Stimmung innerhalb der Mannschaft bei. Als weitere positive Effekte werden leichte Verbesserungen bezüglich erzielbarer Zeiten und Arbeitsqualität gesehen.
Ergänzend soll darauf hingewiesen werden, dass die Maßnahme auch die Chance bietet, Mitarbeiter erfolgreich anzulernen bzw. zu qualifizieren. Dies zeigte sich in einer Meisterei in einem Einzelfall wie folgt: Der betreffende Mitarbeiter hatte bis zum damaligen Zeitpunkt noch keine ausreichenden Erfahrungen im Umgang mit dem Auslegermähgerät. Der Aufgabenwechsel wurde dazu genutzt, den Mitarbeiter für diese Tätigkeit zu qualifizieren. Bei einer solchen Qualifizierungsmaßnahme sollte wie folgt vorgegangen werden/die folgenden Bedingungen realisiert werden:
– Einsatz des anzulernenden Mitarbeiters in „einfachen“ Streckenabschnitten (wenig Hindernisse, die ein Einschwenken des Mähgeräts erfordern oder Beschädigungen hervorrufen können),
– Einsatz eines zweiten Mitarbeiters, der sich als Betreuer bzw. „Trainer“ eignet,
– Verringerter Leistungsdruck,
– Bei einer Bewertung sollte nicht die Zeit, sondern die erreichte Qualität im Vordergrund stehen.
Ablaufreinigung in Kombination mit Kehrarbeiten
Die drei zur Anwendung gebrachten Maßnahmen
– Einsatz von Schachthaken (in der Meisterei wurde vorher meist ohne Schachthaken gearbeitet),
– Aufgabenwechsel und
– Einsatz von zwei Mitarbeitern bei der Ablaufreinigung
hatten insbesondere die Reduzierung von physischen Belastungen und die Bereicherung der Arbeitsaufgabe „Ablaufreinigung“ zum Ziel.
In der Tabelle 5 werden die auf den Fragebögen enthaltenen Einschätzungen der Mitarbeiter bezüglich der drei Maßnahmen zusammengefasst.
Tabelle 5: Pilotmaßnahmen Ablaufreinigung und Kehren: zusammengefasstes Ergebnis der Fragebögen
Sowohl die Bewertung für die Verwendung von Schachthaken als auch die Einschätzung zum Aufgabenwechsel fällt ambivalent aus. Zwar werden beide insgesamt positiv bewertet, die erzielbaren Leistungen können aber durch die Maßnahmenanwendung zurückgehen. Dies trifft vor allen Dingen für die Verwendung von Schachthaken zu. Wie bereits beschrieben, gestaltet sich die Handhabung der Hebehilfen als umständlich und zeitintensiv. Positiv bemerkt wurde, dass die Schachthaken sich auch zur Reinigung der Deckelauflageflächen eignen. Kommt es beim Aufgabenwechsel zu einer Bedienung der Kehrmaschine durch unerfahrenes Personal, kann dies zu Zeitverlusten führen. Im Gegensatz zum Aufgabenwechsel beim Mähen von Banketten beschränkt sich der mögliche Negativ-Effekt in der Regel auf Zeiten – psychische Fehlbeanspruchungen scheinen dadurch nicht hervorgerufen zu werden. Beide Maßnahmen werden im Hinblick auf die auftretenden Belastungen eher positiv beurteilt.
Der Einsatz von zwei Mitarbeitern bei der Ablaufreinigung stieß auf durchweg positive Resonanz. Die angestrebten Ziele konnten mit einer Bereicherung der Arbeit, der Möglichkeit zur sozialen Interaktion, der Reduzierung von körperlichen Belastungen sowie der Verbesserung von Durchführungszeiten erreicht werden. Des Weiteren erwies sich diese Maßnahme als geeignet, um die durch die beiden anderen Maßnahmen hervorgerufene Leistungsabnahme auszugleichen bzw. abzufangen.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass alle drei Maßnahmen einzeln betrachtet positive Effekte mit sich bringen und somit ihre Berechtigung haben. Darüber hinaus wurde durch die mögliche Kombination der Maßnahmen ein Spektrum an verschiedenen Lösungsmöglichkeiten für eine Arbeitsaufgabe geschaffen, die sich insbesondere durch Abwechslungsarmut auszeichnete. Das Bild 8 verdeutlicht den geschilderten Zusammenhang.
Bild 8: Pilotprojekt Ablaufreinigung und Kehren: Zusammenspiel der drei Maßnahmen
5 Gestaltungsvorschläge
Empfehlungen aus den Feldanalysen und Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt wurden zusammengeführt und praxisgerecht aufbereitet. Die Tabelle 6 zeigt beispielhaft einen Auszug aus den Gestaltungsvorschlägen für das Mähen von Banketten.
Tabelle 6: Auszug aus den Gestaltungvorschlägen für das Mähen von Banketten
6 Produkte für die Praxis
Für einige Untersuchungsschwerpunkte wurden Produkte entwickelt, die konkret auf die Nutzung in der Praxis abzielen. Zwei davon sollen hier vorgestellt werden.
6.1 Excel-Tool für das Anlegen und Verwalten eines Aufgabenpools
Um die Meistereileitung dabei zu unterstützen, Aufgaben (insbesondere langfristigen Charakters) zu sammeln und organisieren, wurde ein Excel-Tool entwickelt. Aufgaben können mit Angaben zur Terminierung und Priorität versehen (vgl. Bild 9), nach den Eingabekriterien geordnet und nach Durchführung archiviert werden. Eine Unterscheidung zwischen selbst durchzuführenden und zu vergebenden Aufgaben ist ebenso möglich. Die verfolgten Ziele sind eine erhöhte Übersichtlichkeit, eine Unterstützung bei der lang- und kurzfristigen Arbeitsplanung, die Vermeidung von Mehrarbeit und die Optimierung der Informationsflüsse.
Das Tool ist als Lösung für die aktuelle Situation zu verstehen;die Zukunft gehört technisch effizienteren und weitreichenderen Systemen.
Bild 9: Eingabemaske des Tools
6.2 Sammlung mit Praxishilfen
Es wurde eine Sammlung mit Positivbeispielen für den Betrieb von Meistereien zusammengestellt, die in einzelnen Meistereien bereits vorhanden sind und sich in der Praxis bewährt haben. Für Arbeiten auf den Meistereigehöften wurde eine derartige Sammlung bereits erstellt (vgl. Jung, Paritschkow, Schmauder, Badelt 2011). Alle aufgeführten Lösungen haben gemein, dass sie sich relativ leicht umsetzen lassen, so dass eine eventuelle Einführung von den Meistereien selbstständig durchgeführt werden kann. Dabei ist vor jeder Einführung zu prüfen, ob die konkrete Maßnahme in der jeweiligen Ausführung den relevanten Sicherheitsvorschriften entspricht. Ziel der Sammlung ist es, Meistereien voneinander profitieren zu lassen, indem die aufgeführten Lösungen verbreitet werden. Das Bild 10 zeigt zwei Beispiele aus der Sammlung mit Praxishilfen: einen Fällhaken als Hilfsmittel bei der Gehölzpflege und die Streckenwartungsfahrzeuge des Regierungspräsidiums Freiburg.
Der Haken sitzt auf einer Teleskopstange, mit deren Hilfe er an dem zu fällenden Baum oder Ast positioniert wird. Anschließend wird die Stange vom Haken entfernt und beiseite gelegt. Das Seil dient nun dazu, die gewünschte Fallrichtung des Holzes zu gewährleisten. Es ist dabei so lang, dass der am Seil ziehende Mitarbeiter nicht vom fallenden Ast getroffen wird. Auf diese Weise können Risiken von Arbeitsunfällen und Gefahren für den Straßenverkehr minimiert werden.
Die neuen Streckenwartungsfahrzeuge des Regierungspräsidiums Freiburg sind nach Vorbildern aus NRW (Polizei) sowie aus England, Frankreich und Italien (Straßenbauverwaltung) entwickelt worden. Die Kastenwagen mit mittlerem Hochdach ermöglichen ein Arbeiten geschützt vor Witterungseinflüssen. Damit die Fahrer sich besser auf Verkehr und ihre Arbeit konzentrieren können, sind die Fahrzeuge mit einem Automatikgetriebe ausgestattet. Aus Gründen der Sicherheit bei sich gegebenenfalls lösenden Gegenständen im Falle eines Unfalls und zur Steigerung der Heizeffizienz sind Fahrerkabine und Laderaum durch eine Wand voneinander abgetrennt. Die Fahrzeuge verfügen über ein Wegstreckenmessgerät sowie Regalsysteme zur Unterbringung von Werkzeugen, Ersatzteilen und Dokumentations- und Absicherungsmaterial im Laderaum. Auf dem Dach sind eine Blinkpfeil-Kombination in Verbindung mit einer LED-Vollmatrix zur Anzeige von zusätzlichen Informationen an den Verkehrsteilnehmer (wie z. B. „Ölspur“, „Unfall“, „Stau“ etc. sowie gegebenenfalls unterstützenden Elementen wie z. B. Pfeile in Richtung des Blinkpfeils etc.) und ein Arbeitsscheinwerfer angebracht.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sich gerade im Straßenbetriebsdienst schnelle und zielgerichtete Prozesse nur durch eine gelungene Gestaltung der Belastungen für die Mitarbeiter erreichen lassen. Weiterhin spielen meistereiübergreifende Anliegen wie die Organisation bezüglich gemeinsam genutzter Fahrzeuge und Geräte sowie ein verstärkter Ausbau der Wissensweitergabe eine entscheidende Rolle für die Ausnutzung vorhandener Potenziale. Auf all diese Faktoren wird in den Projektergebnissen Bezug genommen.
Bild 10: Fällhaken und Streckenwartungsfahrzeuge des RP Freiburg
Literaturverzeichnis
Beratergruppe Verkehr + Umwelt GmbH, Intraplan Consult GmbH (2007): Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025: FE 96.0857/2005 – Kurzfassung, München
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) (2002): Leitmerkmalmethode zur Beurteilung von Heben, Halten und Tragen (Formblatt), Abgerufen am 17. Januar 2011 von Baua.de
Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen – Abteilung Straßenbau, Straßenverkehr (2004): Leistungsheft für den Straßenbetriebsdienst auf Bundesfernstraßen, Version 1.1. Bonn
Durth, W. (1999): Auswirkungen von Tagesbaustellen, FGSV-Kolloquium Straßenbetriebsdienst 1999, S. 29–33, FGSV 002/68
Institut für Arbeitswissenschaft, Technische Universität Darmstadt (2007): Kobra: Multiple Lasten Tool, Abgerufen am 18. Januar 2012 von Kobra-Projekt: http://www.kobra-projekt.de/download/multiple-lasten-tool
Jung, P.; Paritschkow, S.; Schmauder, M. (noch unveröffentlicht): Optimierung der Arbeitsprozesse im Straßenbetriebsdienst
Jung, P.; Paritschkow, S.; Schmauder, M.; Badelt, H. (2011): Gestaltungskonzepte für Meistereigehöfte unter besonderer Berücksichtigung optimierter Arbeitsabläufe, Straße und Autobahn, 62. Jahrgang, 8/2011, S. 523–531
Klein, A. (2003): Arbeitsstellen kürzerer Dauer in Baden-Württemberg – Modifizierte Absicherung, FGSV-Kolloquium Straßenbetriebsdienst 2003, S. 33–39, FGSV 002/77
Mattheß, V.; Norkauer, A. (2011): Pilotprojekt Privatisierung einer Straßenmeisterei – ein Rückblick, FGSV-Kolloquium Straßenbetrieb 2011, FGSV 002/100
Portuné, R. (2005): Psychische Belastungen bei Tätigkeit im Straßenbetriebsdienst – Bereiche, Häufigkeit und Intensität psychischer Belastungen bei Straßenwärtern, FGSV-Kolloquium Straßenbetriebsdienst 2005, S. 150–166, FGSV 002/84
Roos, R.; Norkauer, A. (2001): Tagesbaustellen in verkehrsarmen Zeiten – verkehrliche, betriebliche und wirtschaftliche Aspekte, FGSV-Kolloquium Straßenbetriebsdienst 2001, S. 37–43, FGSV 002/73 |