Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.
1 Allgemeines
Den Anteil der Straßenarten am Gesamtnetz in Deutschland zeigt das Bild 1. Die Autobahnen haben einen Anteil von ca. 12.500 km, davon sind ca. 30 % in Beton. Der Anteil der Betonbauweise im anderen Straßennetz ist unter 2 %.
Die Vorteile der Betonbauweise, wie u. a. hohe Tragfähigkeit, gute Verformungsstabilität, lange Dauerhaftigkeit und geringer Erhaltungsaufwand sind im kommunalen Bereich stärker zu nutzen. Perspektivisch gibt es Unklarheiten über die Verfügbarkeit des Bitumens sowie über deren Qualität und Kostenentwicklung. Deshalb ist es einerseits aus volkswirtschaftlicher Sicht dringend erforderlich alternative Bauweisen, wie die Betonbauweise, für die Zukunft zu schaffen. Andererseits haben die Kommunen die verpflichtende Aufgabe die Betrachtungen der „Life-Cycle-Kosten“ bei jedem Projekt heranzuziehen.
Bild 1: Anteile der Straßenarten am Gesamtnetz
Je nach Anwendungsfall ist einmal die Asphaltbauweise im Vorteil und bei einem anderen Objekt die Betonbauweise. Dabei sind die langfristigen Kosten für die Erhaltung einzubeziehen.
2 Anwendungsmöglichkeiten
In den weiteren Betrachtungen werden Anwendungsmöglichkeiten aufgezählt und die Vorteile der Betonbauweise erläutert:
Busverkehrsflächen, wie Bushaltestellen, Busfahrstreifen und Busbahnhöfe
Vorteile des Betons:
– gute Aufnahme von Brems- und Anfahrkräften
– keine Verdrückungen durch Spurfahren
– Aufnahme von Schubkräften durch enges Kurvenfahren
– belastbar mit hohen Achslasten
– temperaturbeständig bei Belastung durch Niederflurfahrzeuge
– mögliche farbliche Gestaltung
Bild 2: Bushaltestelle aus eingefärbtem Beton
Kreisverkehre
Vorteile des Betons:
– Aufnahme von Schubkräften durch die Kurvenfahrt
– Einordnung in Bauklasse I für hohen Lkw-Verkehr
Bild 3: Kreisverkehr in Beton
Plangleiche Knotenpunkte
Vorteile des Betons:
– Aufnahme der Brems- und Anfahrkräfte
– Aufnahme von Schubkräften bei Kurvenfahrten
Bild 4: Gesamter innerstädtischer Kreuzungsbereich in Beton
Beton im Straßenbahngleisbereich
Vorteile des Betons:
– Nutzung der Flächen für spurgenaues Fahren von Bussen
– dauerhafte Überrollung der Gleisbereiche durch Fahrverkehr
– keine Winterschäden im Gleisbereich
Bild 5: Beton im Straßenbahngleisbereich
Erschließungsstraßen in Beton
Vorteile des Betons:
– keine Winterschäden
– lange Nutzungsdauer
– kaum Erhaltungsmaßnahmen
Bild 6: Stadtstraßen in Beton
Beton zur Gestaltung von innerstädtischen Plätzen
Vorteile des Betons:
– Aufnahme des Verkehrs von Bundesstraßen und des Busverkehrs
– farbliche Gestaltung
Bild 7: Rosenplatz in Osnabrück aus Beton
3 Anforderungen an den Beton
Für die Betonflächen im kommunalen Bereich erfolgt die Lieferung des Betons aus örtlichen Transportbetonwerken. Dabei sind folgende Anforderungen zu erfüllen:
– C30/37, XF4, XM2, WS, mit/ohne LP, mit/ohne BV/FM,
– Verwendung eines Straßendeckenzementes (Na2O-Äquvivalent < 0,80),
– Einsatz WS-geprüfter Gesteinskörnungen,
– Konsistenz je nach Einbautechnologie,
– Straßenbetone sind Sonderbetone und erfordern unter Umständen eine erweiterte Erstprüfung, um die Abhängigkeiten im Gesamtsystem unter Baustellenbedingungen abzuklären,
– Anlegen von Probefeldern bei Ersteinsatz der Rezeptur.
Transportbeton für den Straßenbau unterscheidet sich gegenüber der üblichen Produktion:
– andere Regelwerke (TL-, ZTV- und TP Beton-StB) und Merkblatt für Planung, Konstruktion, Bau und Erhaltung von Kreisverkehren, Busverkehrsflächen und Rastanlagen, Teil A (in Bearbeitung),
– überwiegend gebrochene Gesteinskörnungen, andere Korngrößenabstufungen, verschärfte Anforderungen hinsichtlich AKR,
– oft erdfeuchte Konsistenz, LP-Betone,
– höchste Sorgfalt bei Herstellung und Transport,
– hohe Anforderungen an die Logistik (Lieferkontinuität),
– höchste Anforderungen an die Gleichmäßigkeit des Frischbetons.
Bis die einzelnen Transportbetonwerke ihre Erfahrungen mit den Straßenbetonen gesammelt haben, ist eine intensive technische Betreuung und Begleitung derartiger Projekte notwendig. Das kann durch die regionalen Beton-Marketing-Gesellschaften, aber auch durch die Anwendungstechniker der Zementindustrie erfolgen.
4 Neue Regelwerke
Der AK 8.3.3 der FGSV erarbeitet in Ergänzung zu den bestehenden Regelwerken zwei Merkblätter für die o. g. Anwendungsfelder.
– Merkblatt für Planung, Konstruktion, Bau und Erhaltung von Kreisverkehren, Busverkehrsflächen und Rastanlagen, Teil A Grundlagen, Teil B Besonderheiten, Teil C Erhaltung,
– Merkblatt „Whitetopping“.
Beide Merkblätter werden im Jahr 2012 in die Gremien der FGSV eingebracht.
Der AK 8.3.3 wird noch weitere Merkblätter bearbeiten. In Planung ist ein Merkblatt für Planung, Konstruktion und Bau von Stadt- und Landstraßen sowie ein Merkblatt für die besondere Verkehrsflächen, wie z. B. Containerabstellflächen, Hafenanlagen.
5 B-StB Schein
Um die Kenntnisse über den Baustoff Beton im Straßenbau bei Planungs- und Ingenieurbüros, bei den Straßenbauverwaltungen, bei der ausführenden Industrie, bei der Transportbetonindustrie und bei Prüfinstituten zu vertiefen, wurde eine Ausbildung in Form eines zweiwöchigen Lehrgangs mit dem Abschluss B-StB Schein (Beton-Straßenbau Schein) vorbereitet. Träger dieses B-StB Scheines sind:
– Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.,
– Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V.,
– Bundesvereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure e.V.,
– Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein e.V.,
– Bundesverband der Deutschen Zementindustrie e.V.,
– Bundesverband der Deutschen Transportbetonindustrie e.V.,
– Gütegemeinschaft Verkehrsflächen aus Beton e.V.,
– Qualitätsgemeinschaft Städtischer Straßenbau e.V.
Von den Verbänden wurde ein Bildungsbeirat unter Leitung des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie e.V. gegründet. Der Bildungsbeirat hat eine Ausbildungs- und Prüfungsordnung erarbeitet, die auf der Homepage des Hauptverbandes einsehbar ist. Zusätzlich wurde ein einheitlicher Stoffplan ausgearbeitet, der eine Woche Kenntnisse zum Baustoff Beton und eine Woche Kenntnisse zum Beton im Straßenbau vermittelt. Nach einer erfolgreichen schriftlichen Prüfung wird den Teilnehmern der B-StB Schein ausgehändigt. |