Einleitung |
Die weltweite Produktivität der Baubranche weist seit vielen Jahrzehnten im Vergleich zum Investitionswachstum ein signifikantes Defizit auf. Dies wird u. a. darauf zurückgeführt, dass in der Branche nur ca. 1 % vom Umsatz in Forschung und Entwicklung investiert werden. Gegenwärtig sind in den Herstellungsprozessen des Bauwesens in der Regel konventionelle aber auch zum Teil veraltete Technologien und Maschinentechniken anzutreffen, so dass mit einer weiteren Abnahme der Produktivität zu rechnen ist. Hingegen ist national und international ein starker Investitionszuwachs im Bereich der Infrastruktur zu verzeichnen, der Prognosen zufolge künftig noch weiter ansteigen wird. Die Gegebenheiten sollten daher als Zeichen zum sofortigen Handeln interpretiert werden, da Qualität und Quantität eines jeden Produktes in hohem Maß vom Herstellungsprozess abhängig sind. Folglich ist die Erhöhung der Prozesssicherheit als Zielstellung und Grundvoraussetzung für eine kontinuierlich hohe Qualität und Quantität im Bau/Bauwesen zu sehen. Der fortwährende Drang nach Mobilität hat in Deutschland zur Folge, dass der Verkehrsträger Straße zum Rückgrat der Wirtschaft und Gesellschaft herangewachsen ist. Die Gedanken prozesssicheres und nachhaltiges Bauen im Kontext mit Sicherheit, Funktionalität, Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit von Straßen sind daher mehr als angemessen. Da die zuvor geschilderte Situation ohne größere Einschränkungen auf den Straßenbau übertragbar ist, werden durch die BASt seit einigen Jahren systematisch Projekte initiiert, die unter dem Motto „Qualitätsoffensive Straßenbau“ zur Steigerung der Qualität beitragen sollen. Durch das Innovationsprogramm Straße wird u. a. ein Projekt mit ca. 4,7 Mio. Euro gefördert, das den Blick auf die Prozesssicherheit im Betonstraßenbau richtet und die Prozesskette „Fahrbahndeckenherstellung“ in ihrer Gesamtheit analysiert. Hierbei gilt es vorhandene Schwachstellen zu detektieren, Lösungen zu deren Beseitigung zu entwickeln sowie allgemeine Möglichkeiten zur Qualitätssteigerung im Straßenbau abzuleiten. Allgemein ist aus Ursachen-Wirkungsdiagrammen (z. B. nach K. Ishikawa) bekannt, dass folgende vier Ursachen für Qualitätsmängel bzw. mit Auswirkung auf die Qualität heranzuziehen sind: Maschinen/Betriebsmittel, Methoden/Technologien, Material und Mensch. So stellt die Digitalisierung einen weiteren Schwerpunkt dar, da beispielsweise durch Ablösung der personengebundenen Kommunikation in vielen Teilprozessen des Straßenbaus die Prozesssicherheit schon heute erhöht werden kann. Ferner können durch Überwachen und Dokumentieren des Einbauprozesses in Echtzeit, Schwachstellen und Einflüsse auf den Bauprozess oder Qualitätsmängel am Produkt erkannt werden und letztlich helfen, den komplexen Bauprozess besser zu verstehen und zu steuern. In diesem Kontext ist die Thematik Maschine 4.0 anzuführen, für die im Straßenbau erst einmal grundsätzlich die Voraussetzungen zu schaffen sind. Dies betrifft u. a. die Ableitung relevanter Kennzahlen und/oder -größen sowie deren Erfassung, um diese in einem zweiten Schritt als effiziente Regelgrößen im Herstellungsprozess sowie für die Kommunikation zwischen Maschinen nutzen zu können. In dem Vortrag werden wichtige Gesichtspunkte zu den oben angeführten Themen beleuchtet und der aktuelle Sachstand dargestellt. Ferner wird aufgezeigt, wie das Thema „Qualitätsoffensive Straßenbau“ verfolgt und die daraus abgeleitete Zielstellung „Prozesssichere Herstellung von Betonfahrbahndecken“ erreicht werden soll, um im Ergebnis künftig eine kontinuierlich hohe Qualität und Quantität des Produktes Straße zu gewährleisten. |