Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.
Die Erfassung von Bestandsdaten im Bereich von Verkehrswegen stellt für die Vermessung eine besondere Herausforderung dar. Es sind Sicherungs- und Absperrmaßnahmen erforderlich, um die Vermessungsarbeiten durchführen zu dürfen und zu können. Trotz der Absicherung bleibt das Arbeiten im Straßen- oder Schienenbereich für den Messtrupp immer gefährlich, und ein störungsfreier Ablauf der Messung ist selten möglich. Darüber hinaus kommt es regelmäßig zu Beeinträchtigungen des Verkehrs, insbesondere bei Fahrbahnsperrungen auf stark befahrenen Autobahnen oder Bundesstraßen. Im Vortrag wird ein Messverfahren vorgestellt, das die sichere und störungsfreie Vermessung im Straßenverkehr erlaubt und gleichzeitig geeignete Grundlagendaten für Straßenplanungen liefert, die die Genauigkeitsanforderungen gem. RAS-Verm erfüllen.
Die Erfassung von Punktwolken und Bilddaten geschieht mit einem helikoptergestützten Airborne Laserscan System (ALS) sowie einem fahrzeuggestützten Messsystemen (MLS) wobei diese Systeme im Wesentlichen aus den Komponenten GPS, INS/IMU, 1 oder mehrere Laserscanner, Kamera- und Videosysteme sowie einem Odometer (Wegmesser) beim MLS bestehen.
Beide Systeme ermöglichen die hochgenaue Erfassung von Bestandsdaten für langgestreckte Anlagen in kürzester Zeit. Eine Störung des Verkehrs wird vermieden, da die fahrzeuggestützten Messsysteme auf Grund Ihrer hohen Scanfrequenzen mit dem fließenden Verkehr „mitfahren“ können.
Um aus der luftgestützten Aufnahme eine höchstmögliche Auflösung der Luftbilder und Laserscannerdaten zu erhalten, werden die Flüge in nur 150 m - 200 m Höhe über Grund durchgeführt. Die hieraus resultierenden Luftbilder haben eine Bodenauflösung von nur 2 cm. Die mittlere Punktdichte liegt bei ca. 40 – 50 Punkten pro m².
Mit dem Messfahrzeug wird jede Fahrspur in beiden Fahrtrichtungen befahren. Die Aufnahmegeschwindigkeit kann zwischen 30 und 120 km/h betragen, so dass auch auf Autobahnen mit dem fließenden Verkehr mitgefahren werden kann. Je nach Messgeschwindigkeit entsteht so eine Punktwolke von 500 – 2.000 Messpunkten pro m².
Die Aufnahmerichtung der beiden Kamerasysteme kann je nach Anforderung gewählt werden. In Fahrtrichtung wird zusätzlich ein Video aufgezeichnet.
Nach Abschluss von Befliegung und Befahrung werden die Messdaten aufbereitet. Die Laserscannerdaten werden dafür in das örtliche Koordinatensystem transformiert und automatisch klassifiziert. Eine anschließende visuelle Überprüfung des Klassifizierungsergebnisses sowie eine manuelle Nachbearbeitung sichert die Qualität der aufbereiteten Punkte. Die Laserscannerdaten der beiden Messsysteme werden kombiniert, so dass eine sehr dichte 3D-Punktwolke für die anschließende Auswertung zur Verfügung steht.
Aus den Einzelbildern der Befliegung wird ein ausgeglichener Bildverband berechnet und anschließend auf das Gelände entzerrt. Als Ergebnis liegen hochauflösende, georeferenzierte Orthophotos für den gesamten Projektbereich vor. Die Aufnahmen der beiden Kameras des Messfahrzeuges werden ebenfalls geokodiert, so dass sie als Unterstützung bei der Digitalisierung genutzt werden können.
Diese Kombination von Airborne und Mobile Laserscanning liefert die Grundlagen für eine effiziente und qualitativ hochwertige Bestandsdatenauswertung, die die Genauigkeitsanforderungen gemäß RAS-Verm erfüllt. Auf Grundlage dieser vollständigen und homogenen 3D-Punktwolken und den hochauflösenden Luftbildern werden in dem Fachsystem CARD/1 alle relevanten Bestandsdaten dreidimensional ausgewertet.
Mit Hilfe der möglichen Visualisierung und Digitalisierung von Orthophotos werden die Topografiedaten in der Lage erfasst und die so generierten Vektordaten entsprechend den Projektanforderungen OKSTRA-konform attributiert. Die lückenlose Erfassung via Laserscanner ermöglicht dabei eine differenzierte und sichere Erfassung der relevanten Objekte und deren Details. Die hierfür nötigen Informationen werden u.a. bei der Visualisierung der Punktwolken in der 3D-Projektansicht mit beliebiger Wahl der Betrachterposition und der Blickrichtung gewonnen.
Im Anschluss werden die Objekthöhen on-demand aus den 3D-Laserscannerdaten generiert. Dafür stehen in CARD/1 mehrere Tools zur Verfügung. Die mögliche Visualisierung der Scannerdaten in Kombination mit den ausgewerteten Bestandsdaten in allen Arbeitsansichten - Querschnitt, Längsschnitt, Grundriss und 3D-Projektansicht sowie in frei definierbaren Schnittansichten – lässt eine durchgreifende Kontrolle der generierten Daten zu, steigert so die Qualität der Auswertung und mindert den Aufwand für Nachmessungen und Feldvergleiche erheblich. Die Daten können dann über die OKSTRA-Schnittstelle bereitgestellt werden.
CARD/1 bietet weiterhin diverse Verfahren an, mit denen ohne zusätzlichen Aufwand aus diesen 3D-Punktwolken auch Bestandslagepläne, digitale Geländemodelle, Querprofile, Längsschnitte usw. abgeleitet werden können. 3D-Visualisierungen, die Ableitung von Differenzdaten, die Dokumentation von Bauzuständen und Baufortschritt, direkte Mengenermittlungen etc. unterstützen den Vermesser und den Verkehrswegeplaner bei seiner täglichen Arbeit und steigern die Qualität.
Der hier beschriebene Workflow ist ein qualitätsgesicherter, wirtschaftlicher, kostengünstiger Weg, um bestehende Straßen digital im OKSTRA bereitzustellen und damit für alle Nutzer des OKSTRA, vom Straßenunterhalt bis zur Routenplanung für Spezialtransporte, bereitzustellen. |