Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.
Hintergrund
In den vergangenen Jahren führte eine Reihe von aufgedeckten Korruptionsfällen in den für den Bund tätigen Auftragsverwaltungen dazu, dass das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) seine ihm obliegende Fachaufsicht effizienter gestalten und ausbauen wollte.
In der gleichen Richtung zielten Forderungen des Rechnungsprüfungs- und des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestages sowie des Bundesrechnungshofes (BRH).
Daher beschloss das BMVBS auf der Grundlage von übersandten elektronischen Vergabemeldungen das „Controllingsystem Bundesfernstraßenbau (CSBF)“ zu entwickeln.
Das CSBF soll insbesondere
- Auswertungen und Analysen liefern,
- zum Nachweis des ordnungsgemäßen Verwaltungshandelns dienen,
- zur gezielten Korruptionsbekämpfung verwendet werden können sowie
- für Einzel- und Sonderabfragen und Statistiken genutzt werden.
In einer 1. Entwicklungsstufe beschränkt sich das System auf die Verfahrensstufen „Ausschreibung“ und „Vergabe“. Die Phasen „Bauabwicklung“ und „Überwachung der Mängelbeseitigungsansprüche (Gewährleistung)“ werden in einer 2. Stufe integriert.
Datenerfassung
Für die Erfassung der Vergabedaten in den Auftragsverwaltungen werden derzeit – länderweise unterschiedlich – verschiedene Systeme verwendet.
RIB – ARRIBA
Die Entwicklung dieses Erfassungssystems basiert auf den elektronisch aufbereiteten Vordrucken des Vergabehandbuchs HVA B-StB. Hierzu nutzt das Erfassungssystem die AVA-Software ARRIBA der Fa. RIB, die in 15 der 16 Länder verwendet wird (Ausnahme Bayern).
AI - Vergabemanagement-System
In 6 Ländern (BB, BW, HB, HE, SN u. ST) werden die CSBF-Datenelemente über eine gesondert entwickelte Schnittstelle aus dem von der Fa. AI entwickelten Vergabe-managementsystem bereit gestellt.
Ventasoft
In Bayern basiert die Datenerfassung auf dem Vergabemanagementsystem der Fa. Ventasoft; auch hier erfolgt die Datenbereitstellung über eine spezifische Schnittstelle.
Infopath
Als universell einsetzbares Erfassungsmodul, welches allerdings eine händische Dateneingabe (Mehraufwand) bedingt, hat das BMVBS den Ländern ein Eingabemodul „Infopath“ (im MS Office-Paket Professional enthalten) zur Verfügung gestellt, welches auch für DV-Laien eine einfache und valide Dateneingabe ermöglicht.
Einbindung von OKSTRA
Bereits frühzeitig (im Herbst 2007) wurden die Arbeiten zur Modellierung der für das CSBF vorgesehenen Datenelemente in OKSTRA aufgenommen.
Dabei erfolgte die Erarbeitung der Modellierung in mehreren Expertensitzungen unter Beteiligung der OKSTRA-Pflegestelle und der BASt.
Ziel bei der Modellierung war eine möglichst weitgehende Integration der neuen Modellierung in die vorhandenen Strukturen des OKSTRA. Soweit wie möglich sollten die bereits bestehenden Objektarten des OKSTRA verwendet werden. Darüber hinaus sollten im Rahmen der Modellierung neben den für das CSBF benötigten Datenelementen (zum damaligen Zeitpunkt alleine in der Stufe 1 rund 150 Stück) auch weitere, u. a. für die elektronische Formularverwaltung benötigte Elemente aus der Ausschreibungs- und Vergabephase (ca. 500 Stück) modelliert werden.
Da jedoch im Rahmen der Projektentwicklung eine deutliche Reduzierung der zu modellierenden Datenelemente erfolgte, konnte die Anzahl der zu modellierenden Objekte deutlich reduziert werden. Gleichzeitig wurden jedoch die Modellierung um einige absehbare Elemente der Stufe 2 (Bauabwicklung, Gewährleistungsfrist) erweitert.
Wesentliche Ergebnisse der Modellierung:
Wie bisher können einem Projekt beliebig viele Teilprojekte und diesen beliebig viele Baumaßnahmen zugeordnet werden. Neu ist die Option, auf die Unterteilung eines Projektes in Teilprojekte zu verzichten und die zugehörigen Baumaßnahmen direkt dem Projekt zuzuordnen.
Die Objektart Erstellg_Entwurfsunterlagen (und auch Vergabeunterlagen und Unterstützung bei der Wertung) wurden neu eingeführt und per Relation an die Baumaßnahme gebunden. Die Ausführung der Erstellung kann sowohl durch Baudienststellen und/oder Firmenkonstrukte erfolgen.
Die Objektart Abnahme wurde erheblich erweitert und kann nun auch Informationen zu bei der Abnahme erkannten Mängeln besitzen. Auch ist die Abnahme nun direkt an die Baumaßnahme angebunden.
Auswertesystem
Die Entwicklung des Auswertesystems wurde europaweit ausgeschrieben.
Nach Abschluss des Verhandlungsverfahrens erfolgte am 02.04.2009 die Auftragserteilung an die Fa. CSC. Die Entwicklung des Auswertesystems in der Stufe 1 wurde mit der Abnahme zum Jahresende 2009 abgeschlossen. Nach Abschluss der Entwicklung des/der Erfassungssysteme und eines Testbetriebes erfolgte zum 01.07.2011 der Beginn des Produktivbetriebes
Wie geht es weiter? Ausblick
Nach rund 6-monatigem Produktivbetrieb wird zum Jahresende 2011 eine Evaluation der Stufe 1 durch Übersendung von Erfahrungsberichten der Länder erfolgen.
Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Evaluation der Stufe 1 soll anschließend die Entwicklung der 2. Stufe des Erfassungssystems beginnen.
Hierzu ist für die dabei erforderlichen Datenelemente – soweit nicht schon bereits erfolgt – eine Modellierung in OKSTRA vorzunehmen.
Nach einem sich an die Entwicklung anschließenden halbjährigen Probebetrieb der Stufe 2 mit Evaluation, könnte ab dem 01.01.2013 der Produktivbetrieb des Komplettsystems (Stufe 1 und 2) in allen Ländern erfolgen.
Damit steht dem BMVBS dann ein sehr effizientes, aktuelles und leistungsfähiges Instrument zur Verfügung, um die Fachaufsicht mit relativ geringem Personalaufwand auszuüben. |