Das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr (StMB) hat im Jahr 2019 in einem Pilotprojekt erstmals eine netzweite Erfassung der Tragfähigkeit der Staatsstraßen in Bayern mit dem Traffic Speed Deflectometer (TSD) durchgeführt.
Ziel war vorrangig die Einbindung der Ergebnisse in das bayerische Erhaltungsmanagement. Bisher basierte das Erhaltungsmanagement der Fahrbahnen im Wesentlichen auf den Ergebnissen der in vierjährigem Turnus stattfindenden Zustandserfassung und -bewertung (ZEB). Die ZEB beschränkt sich jedoch auf die Bewertung von Oberflächeneigenschaften. Im Rahmen eines wirtschaftlichen Erhaltungsmanagements sind jedoch auch Kenntnisse zur Tragfähigkeit der Straßenaufbauten wichtig. Das StMB hat daher 2019 parallel zur ZEB erstmals auch eine netzweite Erfassung der Tragfähigkeit der Staatsstraßen realisiert. Hierbei wurde das TSD deutschlandweit erstmals zur Erfassung eines ganzen Straßennetzes eingesetzt.
Die Projektkonzeptionierung und -leitung erfolgte durch das StMB. Mit der Erfassung war das Instytut Badawczy Dróg i Mostów (IBDiM), mit den Ingenieurleistungen die Heller Ingenieurgesellschaft mbH (HI) beauftragt. Das Referat GS3 der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hat das Projekt begleitet. Zeitgleich mit der Tragfähigkeitsmessung wurden im Projekt auch die Schichtdicken und Inhomogenitäten mittels Ground Penetrating Radar (GPR) erfasst und Streckenbilder aufgenommen.
Die Erfassung des ca. 14.100 km langen, historisch gewachsenen Staatsstraßennetzes mit seinen Ortsdurchfahrten und Gebirgsregionen in nur einer Messsaison und mit nur einem Messfahrzeug stellte eine der großen Herausforderungen des Projektes dar. Es ist jedoch gelungen, die Erfassung zeitgleich mit der ZEB im Herbst 2019 abzuschließen. Hierbei konnten für 95 % des befahrbaren Straßennetzes verwendbare Messdaten erhoben werden. Zur Sicherstellung der Datenqualität wurde ein umfangreiches Qualitätssicherungssystem aufgebaut, das aus Eigenüberwachungen, Kontrollmessungen (Vergleichsmessungen mit dem TSD der BASt) und Datenprüfungen bestand.
Bei der Aufbereitung und Auswertung der TSD-Daten lag der Fokus auf dem konkreten Anwendungsfall „Einbindung in das bayerische Erhaltungsmanagement“. Herausfordernd war, dass es noch kein Arbeitspapier der FGSV zur Auswertung und Bewertung von TSD-Daten in Deutschland gab. Nach einer Analyse des in anderen Ländern praktizierten Vorgehens wurden für die weitere Auswertung die Kennwerte SCI300 und SCISUB ausgewählt. Für den SCI300 wurde die Bewertung nach der dänischen Methode unter Berücksichtigung der tatsächlichen Schwerverkehrsbelastung vorgenommen, wobei fünf Tragfähigkeitsklassen definiert wurden. Beim SCISUB wurden zwei Tragfähigkeitsklassen definiert. Final wurde eine Kreuzklassifizierung der beiden Tragfähigkeitsklassen vorgenommen.
Die Ergebnisse werden u. a. in Form von Karten und Profilen aufbereitet. Sie werden auch im Bayerischen Straßeninformationssystem (BAYSIS) bereitgestellt und können so von den Mitarbeitern der Bayerischen Straßenbauverwaltung als neues Werkzeug für das Erhaltungsmanagement genutzt werden. |