FGSV-Nr. FGSV 002/120
Ort Karlsruhe
Datum 19.09.2017
Titel Praktische Erfahrungen und Empfehlungen für Salzlöseanlagen
Autoren TAM Dipl. Ing. (FH) Peter Schorsack
Kategorien Straßenbetrieb, Winterdienst
Einleitung

Mit Einführung der Feuchtsalzstreuung FS 30 hat sich nun schon seit Jahrzehnten die Anwendung von Sole in der bayerischen Staatsbauverwaltung etabliert. Seither gehören Salzlöseanlagen zum gewohnten Bild an den Meistereien. Die für den bayerischen Winterdienst benötigte NaCl-Sole wird meist an den Standorten selbst produziert. In den letzten Jahren hat sich die reine Flüssigstreuung (FS 100) vor allem für den präventiven Winterdienst als optimale Lösung erwiesen und wird in zunehmendem Maße in der Praxis eingesetzt. An die Anlagentypen, die für eine kontinuierliche Produktion des FS 30-Grundbedarfs ausgelegt waren, werden nun wesentliche höhere Anforderungen bezüglich Erzeugerleistung sowie der wasserrechtlichen Anlagensicherheit gestellt. Was auffällt, ist, dass dies leider mit gestiegener Störanfälligkeit, erhöhtem Reinigungsaufwand und geringerer Solereinheit an den Salzlöseanlagen einhergeht. Aufgrund fehlender Standards und einer meist rein funktionalen Ausschreibung der Soleanlagen konnten weitere Anlagenprobleme, die auf Mängel in der Planung und Bauausführung basieren, identifiziert werden. Grund genug, nach Lösungen zu suchen um die vorherrschenden Probleme rund um das Thema Soletechnik in den Griff zu bekommen und letztlich die Versorgungssicherheit von Sole zu erhöhen. Die Wahl des richtigen Anlagentyps ist von vielen betrieblichen Rahmenfaktoren abhängig.

Faktoren wie,

– die vorhandene Infrastruktur an den Meistereien (Personal, Technik),

– der örtlich zu produzierende und vorzuhaltende Solebedarf

– sowie dass an der Meisterei verlässlich vorhandene Lösesalz,

müssen in die Abwägung des Anlagekonzeptes einfließen. Nur ein auf die örtlichen Verhältnisse abgestimmtes Anlagenkonzept kann auf Dauer gut funktionieren. Wesentlich tragen auch die Bündelung von vorhandenem Wissen und die Zusammenführung in entsprechende Normungen, Hinweisen und Empfehlungen für die Planung, den Bau und Betrieb von Salzlöseanlagen dazu bei, zukünftig die Salzlöseanlagen besser zu verstehen und grundlegende Fehler zu vermeiden.

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Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.

1 Einleitung

„Die Glättebekämpfung mittels Feuchtsalzstreuung FS30 ist bundesweit sowohl auf Außerortsstraßen als auch im kommunalen Bereich etabliert. In den letzten Jahren hat sich die reine Flüssigstreuung (FS100) vor allem für den präventiven Winterdienst als optimale Lösung erwiesen und wird in zunehmendem Maße in der Praxis eingesetzt. Dies bedeutet, dass Tausalzlösungen ein unverzichtbarer Teil des Winterdienstes sind und somit auf deren Verfügbarkeit ein besonderes Augenmerk gerichtet werden muss.“

Dieser Auszug aus dem FGSV-Arbeitspapier „Hinweise zur Herstellung und Lagerung von Tausalzlösungen für den Winterdienst“ verdeutlicht, dass neben der Salzbevorratung auch die Solebevorratung ein wichtiger Baustein im Winterdienst darstellt.

Neben der Bemessung der erforderlichen Solebevorratung müssen bei der Entscheidung, ob die benötigte Sole in Eigenproduktion hergestellt oder mittels Anlieferung eingekauft werden kann, von den Meistereien auch die erwartete Liefersicherheit gerade durch den erhöhten täglichen Solebedarf bei der Präventivstreuung sowie die erzielbaren Solereinheitsgrade berücksichtigt werden. Darüber hinaus treten wasserrechtliche Aspekte durch die Klassifizierung der Sole in die Stufe 1 nach WHG bei der Anlagenkonfiguration immer mehr in den Vordergrund.

Die praktischen Erfahrungen und Empfehlungen für Salzlöseanlagen sind ein Auszug aus den Rückmeldungen der bayerischen Meistereien im täglichen Umgang mit den vorhandenen Soleanlagen und berücksichtigen Aussagen zu Planung, Bau und den Betrieb der Anlagen sowie deren Wartung. 

2 Praktische Erfahrungen Bayern

2.1 Anlagenbestand Bayern

Im Bereich der bayerischen Staatsbauverwaltung wird überwiegend NaCl-Sole verwendet, die zu einem Großteil in eigener Herstellung an den Meistereien produziert und gelagert wird. Jeder Standort in Bayern (AM/SM/Stützpunkt) verfügt bereits über eine Soleentnahmestelle. Hierbei muss zwischen Standorten mit reinem Lagertank und Standorten mit eigener Soleproduktion unterschieden werden. Zu 80 % wird Sole an den Standorten selbst produziert.

Statistisch gesehen verfügt eine Meisterei in Bayern über:

Straßenmeisterei:        2,4 Soleanlagen; Ø-Alter 12 Jahre

– Autobahnmeisterei:     1,4 Soleanlagen; Ø-Alter 7 Jahre

Als durchschnittliche Nutzungszeit einer Solenalge etabliert sich eine Zeit von ca. 20 Jahren. Danach sollte die Anlagen grundlegend erneuert werden.

Bilder 1 und 2: Statistik zur Soleherstellung in Bayern

2.2 Erfahrungen mit den Salzlöseanlagen

Die Umstellung der Streutechnik auf die Soletechnologie und dem damit einhergehenden Anstieg des Solebedarfs führte zu einer neuen Anforderung an die Salzlöseanlagen. Bestehenden Anlagen, die für eine FS 30-Streuung ausgelegt waren, wurden nun wesentlich höhere tägliche Produktionsmengen an Sole abverlangt. Dies ging leider einher mit:

höherer Störanfälligkeit,

erhöhtem Reinigungsaufwand,

geringerem Solereinheitsgrad.

Weitere Anlagenprobleme basieren auf Mängel in der Planung und Bauausführung infolge:

– verwendeten Materialien und deren Langlebigkeit,

mangelbehafteter Bauausführung infolge Termindrucks und

– Mängel in der Mess- und Regeltechnik.

Die Ursachen der materiellen und baulichen Aspekte liegen in der funktionalen Ausschreibung, den teils fehlenden verfahrenstechnischen Vorgaben und fehlenden Regelwerken zu den Soleanlagen, die den Firmen einen hohen Freiheitsgrad in der Projektumsetzung ermöglichen. Hier muss künftig nachgesteuert werden. Dies kann einerseits durch die Benennung von Qualitätsanforderungen im Bereich Rohrleitungsbau, Messtechnik, Materialien (Normen vorhanden) erfolgen, anderseits durch Bündelung vorhandenen Wissens und Zusammenführung in entsprechende Wissensdokumente für die Planung, den Bau und Betrieb von Soleanlagen.

Im Bereich der Salzlöseanlagen wurde auf Ebene der europäischen Normung seitens CEN/TC 337 zu Soleanlagen das Projekt „Brine Production Systems“ gestartet. Ergänzende Hinweise über die FGSV zu Soleanlagen sollen auch folgen. Parallel dazu werden in Bayern die bisherigen Erfahrungen in einem Hinweispapier zusammengetragen und in die genannten Gremien eingebracht.

Mit Einführung der DIN EN 16811 für Enteisungsmittel und den ergänzenden „Hinweisen für die Beschaffung von tauenden und abstumpfenden Streustoffen für den Winterdienst“ (H BeStreu) ist es nun möglich, das wesentliche Ausgangsprodukt für die NaCl-Soleerzeugung klar vorzugeben. Auch die Normierung der Streugeräte (CEN/TC 337) trägt dazu bei, Anforderungen an die Salzlöseanlagen hinsichtlich der Betankungsleistung und der Solereinheit zu definieren.

Diese Aktivitäten tragen sicher wesentlich dazu bei, die vorherrschenden Probleme rund um das Thema Soletechnik in den Griff zu bekommen und letztlich die Versorgungssicherheit zu erhöhen.

2.3 Soleerzeugung

Für die Soleerzeugung gibt es unterschiedliche Verfahren bzw. Anlagentypen. Derzeit lassen sich die Anlagen aufgrund der unterschiedlichen Löse-Prinzipien in vier Klassen einteilen:

– Durchströmung des Frischwassers von oben nach unten (Downflow),

– Durchströmung des Frischwassers von unten nach oben (Upflow),

– Anlagen im Verwirbelungsverfahren (Circulation-System),

– Lager und Auflösetanks, für Calciumchlorid Sole.

Im Bereich der bayerischen Staatsbauverwaltung kommen überwiegend folgende zwei Löse-Prinzipien zur Anwendung:

2.3.1 Durchströmungsverfahren

Über die Jahre hat sich in Bayern als Standard die Soleerzeugung im Durchströmungsverfahren im „Upflow“ etabliert.

Hierbei wird das Frischwasser von unten in den Erzeuger eingespeist. Bei der Durchströmung des Wassers geht das im Erzeuger befindliche Salz in Lösung. Die gesättigte Sole wird anschließend über Überläufe oder Rohre (liegend oder stehend) weiter oben abgezogen und mit erneuter Frischwasserzufuhr zu einer gebrauchsfertigen Lösung vermischt. Die gebrauchsfertige Sole wird anschließend in die Lagertanks weitergeleitet (gepumpt).

Bild 3: Skizze Durchströmungsverfahren (Upflow)

Diese Anlagen gibt es in verschiedenen Größen. Je nach gewünschter Erzeugerleistung gibt es die Behälter in offener Ausführung (meist mit manueller Beschickung mittels Radlader) oder in geschlossener Varianten mit Salzvorrat (Salzvorlage).

Das Durchströmungsverfahren bietet den Vorteil, die Anlagen konstant und sehr autark (je nach Automatisierungsgrad) zu betreiben. Nachteilig muss angeführt werden, dass für den konstanten Betrieb die Produktionsrahmenbedingungen ebenfalls konstant bleiben müssen. Verändern sich einzelne Rahmenbedingungen während des Produktionsprozesses wie zum Beispiel:

Druckschwankungen des Lösewassers,

Qualitätsschwankungen des Sole-Salzes,

– witterungsbedingte, längere Stillstands-Zeiten der Anlage,

extreme Temperaturverhältnisse,

sind die Anlagen sehr störanfällig; bis zum Total-Ausfall der Anlage. Folgende Probleme traten an den bestehenden Anlagen auf.

2.3.1.1 Kanäle/Salzbrücken

Gerade bei Anlagen mit einer Salzvorlage ist es ein häufiges Störungsbild, dass das Frischwasser nicht die gesamte Salzvorlage durchströmt.

Die Folge ist eine Störung der Anlage, da die Solekonzentration deutlich unter 20 % sinkt. Dieser Effekt entsteht, wenn bei langen Standzeiten der Anlage noch Minustemperaturen hinzukommen. Das im Erzeuger durchfeuchtete Salz geht aufgrund der gestoppten Frischwasserzufuhr nicht weiter in Lösung und gefriert zu einer festen Packlage.

Wird nach längerer Zeit dann die Anlage gestartet, kann das Salz wegen der kompakten Lage (gefrorener Salzstock) nicht mehr vollflächig durchströmt werden.

Das Salz wird nur noch an der Wasser-Einspeisung und an den Abzügen gelöst. Es spülen sich Kanäle aus, in denen das Lösewasser zu schnell abgeführt wird.

Im Extremfall können dadurch Salzbrücken entstehen, die mit der Zeit einfallen und die Anlagentechnik im Erzeuger beschädigen.

Bild 4: Ausgespülter Salzkanal in einem Soleerzeuger

Festzustellen ist, dass dieser Effekt bei Verwendung von Siedesalz häufiger auftritt als bei der Verwendung von Steinsalz. Grund ist die kompaktere Lage des Siedesalzes im Vergleich zu Steinsalzen.

2.3.1.2 Ausschwemmen von Feinanteilen

Bei der Verwendung von Siedesalzen im Upflow-Durchströmungsverfahren muss aufgrund der kompakteren Lage des Siedesalzes im Erzeuger grundsätzlich mit einem höheren Druck in der Lösewasserzufuhr gearbeitet werden. Beobachtet wurde dabei eine Ausschwemmung von Feinanteilen (lösliche/unlösliche), die mit abgezogen werden. Diese Effekte treten vermehrt auf, wenn die Wassereinstellung (Erhöhung der Produktionsmenge) verändert wird, oder wenn der Versorgungsdruck der Frischwasserzuleitung zu stark schwankt und es Spitzen nach oben gibt. Die Folgen sind:

– Anlagen mit Filterstrümpfen setzen sich zu; die Produktionsleistung sinkt.

– Anlagen mit Wehrüberläufen tragen diese Stoffe in den Lagertank/Streumaschine; erhöhte Störungen und Reinigungsaufwand/Verschleiß; Veränderung der Solekonzentration.

Die Erfahrungen zeigen, je konstanter die Anlagen (durch-)laufen, desto weniger Probleme/ Störungen treten auf. Dazu sollten die Erzeugerleistung und das erforderliche Lagervolumen im Einklang stehen. In der Praxis kann es daher sinnvoller sein, die Salzvorlage in einem Zuge ohne Unterbrechung vollständig zu lösen und die produzierte Sole in die (ausreichend bemessenen) Lagerbehälter bis zum Verbrauch vorzuhalten, als immer nur die Fehlmenge nach zu produzieren mit Stillstandszeiten der Anlage.

2.3.2 Verwirbelungsverfahren

Bei diesem Verfahren wird, um eine vordefinierte Solekonzentration herzustellen, die errechnete Wasser- und Salzmenge in einem Behälter vermischt.

Durch permanentes Umwälzen der Flüssigkeit sowie wiederkehrendes Einbringen mittels Düsen entsteht eine Verwirbelung, die wesentlich den Löseprozess beschleunigt.

Die Löseleistung der Anlagen orientiert sich an der Größe des Behälters.

Anlagen im Verwirbelungsverfahren funktionieren systembedingt besser mit Siedesalz.

Um die vorgesehene Konzentration zu erreichen, muss das in den Behälter eingebrachte Salz vollständig aufgelöst werden. Je größer das Korngerüst (bei der Verwendung von Streusalz der höheren Kornklassen), umso mehr Verwirbelungszeit (Lösezeit) ist erforderlich.

Bild 5: Skizze Verwirbelungsverfahren

Des Weiteren spricht gegen die Verwendung von regulärem Streusalz der darin enthaltene höhere Anteil an nicht löslichen Bestandteilen. Die Behälter müssen nach jeder Soleproduktion wieder gereinigt werden, um die neuen Chargen in der gewünschten Konzentration weiter produzieren zu können. Der Aufwand in der Nachreinigung sowie in der Nachbereitungszeit steigt dadurch. 

3 Empfehlungen

3.1 Überlegungen zur Wahl des richtigen Anlagentyps

Die Wahl des „richtigen“ Anlagentyps ist abhängig von der Bedarfsmenge Sole und den örtlichen und personellen Gegebenheiten, wie diese produziert werden können.

Je nach Betriebsablauf an den Meistereien und der dort vorhandenen Infrastruktur (Solebedarf, vorhandenes Löse-Salz, zur Verfügung stehende Personaldichte) muss wirtschaftlich abgewogen werden, welches Verfahren bzw. welcher Anlagentyp richtig ist.

3.1.1 Bemessungen des Solebedarfs

Bei der Bemessung des Bedarfs an Tausalzlösung ist das FGSV-Arbeitspapier „Hinweise zur Herstellung und Lagerung von Tausalzlösungen für den Winterdienst“ zu beachten.

Die klimatischen Randbedingungen für Bayern zeigen, dass bei der Solebemessung während der WD-Saison neben dem Bemessungsfall „3-Tage-Schneefall” des FGSV-Arbeitspapiers auch der Bemessungsfall „Dauer-Präventiv-Einsatz” berücksichtigt werden muss.

Für die Bemessung der Soleanlagen in Bayern sind somit folgende Einsatzfälle zu berücksichtigen:

Schneefall: Ermittlung der erforderlichen Gesamt-Solelagermenge gemäß dem FGSV-Arbeitspapier zur „Herstellung und Lagerung von Tausalzlösungen für den Winterdienst” für den Anlagenausfall (3-Tage-Schneefall)

Präventiv: Ermittlung der erforderlichen täglichen Soleproduktionsmenge.

Tabelle 1: Berechnungsmatrix zur Ermittlung des Solebedarfs

3.1.2 Salz für Salzlöseanlagen

Die Wahl der richtigen Salz Art ist oft entscheidend für die Funktionstüchtigkeit einer Anlage. Es zeigt sich, dass es Anlagen, die per Definition für alle Salzarten geeignet sind, leider nicht gibt. – Ohne aufwendige Umrüstungen im Erzeuger kann ein kurzfristiger Wechsel der Salzarten leider nicht stattfinden.

Bei der Projektierung einer neuen Anlage bzw. Wahl der Anlagenart ist es daher von ausschlaggebender Bedeutung, mit welchem Löse-Salz eine neue Anlage auf Dauer betrieben werden soll. In den Entscheidungsprozess sollten daher die Versorgungssicherheit des Löse-Salzes und dessen wirtschaftliche Beschaffung mit einfließen.

Mit Einführung der DIN EN 16811-1 ist es möglich, die Salzqualität für die Sole-Produktion eigenständig zu definieren und eine höhere Qualität als die des Streusalzes vorzugeben. Damit kann der Anteil der nicht löslichen Stoffe reduziert werden, sofern nicht Siedesalz für die Produktion verwendet wird.

Salz in höherer Reinheit steht aber nicht überall und jederzeit zur Verfügung. Daher geht mit der Entscheidung einer höheren Reinheit auch einher, wo das „reinere“ Salz gelagert werden kann. Daher sollte im Entscheidungsprozess mit erwogen werden, ob sich eine separate Vorhaltung (Silo/Hallenkapazität) rechnet.

Meist ist es zweckmäßig das an der Meisterei vorrätige Streusalz zu verwenden. Von Nachteil ist der darin enthaltene höhere Anteil an nichtlöslichen Bestandteilen. Dieser Malus kann aber mit technischen Hilfsmitteln und der richtigen Erzeugerwahl minimiert werden.

3.1.3 Automatisierungsgrad

Je mehr Sole an einem Standort produziert werden muss, desto mehr Automatisierung ist in der Anlage erforderlich.

Für die Entscheidung über den notwendigen Automatisierungsgrad einer Anlage ist auch die Frage des zur Verfügung stehenden geschulten Personals am Anlagen-Standort entscheidend, um die tägliche Bedarfsmenge für eine präventive Streuung manuell erzeugen zu können. Ist dies nicht der Fall, wird die Anlagenautomatisierung steigen müssen, bis hin zur Vollautomatik.

Gemäß dem FGSV-Arbeitspapier ist an Stützpunkten geringerer Priorität (reine Nachladestützpunkte bzw. Standorte mit bis zu 3 Fahrzeugen) ein Versorgungssystem zu wählen, welches keiner ständigen Überwachung bedarf. Demnach scheiden Anlagen im Verwirbelungsverfahren aus.

3.1.4 Wasserrechtliche Aspekte

Aufgrund der Klassifizierung von Sole in Stufe 1 nach dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG) muss der Betreiber der Anlage gemäß § 18 der Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV) sicherstellen, dass ausgetretene wassergefährdende Stoffe auf geeignete Weise zurückgehalten werden. Dazu sind sie mit einer Rückhalteeinrichtung im Sinne von § 2 Absatz 15 der AwSV auszurüsten; außer wenn es sich um eine doppelwandige Anlage im Sinne von § 2 Absatz 16 der Verordnung handelt. Einzelne Anlagenteile können über unterschiedliche, jeweils voneinander unabhängige Rückhalteeinrichtungen verfügen. Bei Anlagen, die nur teilweise doppelwandig ausgerüstet sind, sind einwandige Anlagenteile mit einer Rückhalteeinrichtung (Wanne, Auffangraum) zu versehen.

Im Bereich des bayerischen Anlagenbaus etabliert sich daher für die Pufferbehälter und Lagerbehälter eine doppelwandige Ausführung. Weiterhin sollte dies auch für den Soleerzeuger berücksichtigt werden, da hier auch ein beachtliches Volumen des Salzes/Sole Gemenges ansteht.

Vorrangig sollten alle Behälter ohne Durchdringung der Doppelwandigkeit ausgeführt werden, da dies sonst eine regelmäßige Überprüfung nach sich zieht.

Weiterhin wird als Mindeststandard die Verwendung von

Trockenkupplungen,

Abrisskupplungen,

– geeigneten Chemieschläuche gemäß DIN EN 12125 und

Not-Aus-Systemen

gesehen, um die Umsetzung der WHG-Anforderung zu erreichen. Je nach Ausbau-Stufe der Salzlöseanlagen werden weitere technische Ausstattungen erforderlich.

3.1.5 Soleerzeugung

Aufgrund der bisherigen Erkenntnisse wird empfohlen:

– Durchströmungsverfahren (Upflow) für autarke, automatische Anlagen mit:

  • Löse-Salz: Verwendung des an der Liegenschaft vorhandenen Streusalzes.
  • Trennung Trockensalzbevorratung von der Soleerzeugung (beugt Fehlfunktionen und aufwendige Reinigungen vor).
  • Langsames Durchströmen der Salzvorlage im Erzeuger mit Frischwasser (ca. 1.500 l/h), um eine Sedimentation der nicht löslichen Bestandteile zu gewährleisten.
  • Sofern notwendig, Einbau eines 2. Soleerzeugers (Redundanz erleichtert die Reinigung/Wartung während der Winterdienstsaison).
  • Berücksichtigung eines Puffertanks zur Lagerung vorproduzierter Sole (dient der kontinuierlichen Produktion, Nachkontrolle und Weiterbehandlung der Sole vor der Lagerung, min. 5.000 l).
  • Die nicht löslichen Bestandteile des Steinsalzes müssen im Produktionsprozess durch Abschlämmen oder Filterung separiert und wartungsfreundlich entnommen werden können.
  • Einbau einer Nachreinigungsstufe (Filtersysteme, gegebenenfalls Rohrfilter eventuell Hydrozyclon).
  • Es wird empfohlen, das Abschlämmen regelmäßig (nach einer Löseleistung von ca. 50 Tonnen Salz) durchzuführen. Das abgeschlämmte Material sollte vor der weiteren Behandlung „ausgeblutet“ (getrocknet) werden.
  • Gegebenenfalls Einbau einer Abschlämm-Vorrichtung (Schnecke, Wanne), um eine kontinuierliche anwenderfreundliche Reinigung zu ermöglichen.
  • Einbau von 2 Lagertanks (Redundanz erleichtert die Reinigung/Wartung während des Winterdienstes).

– Verwirbelungsverfahren für manuelle Anlagen mit:

  • Löse-Salz: Verwendung von Siedesalz.
  • Meist für kleinere Tagesleistungen sinnvoll, da die derzeitigen Anlagen-Typen auf eine rein manuelle Beschickung ausgelegt sind, sonst wird ein Schichtbetreib erforderlich.
  • Die Mischung muss aktiv mit Vor- und Nachbereitung begleitet werden; bindet daher Personal.
  • Vorteil liegt in der einfachen Anlagentechnik und Erzeugung größerer Teil-Chargen.

3.1.6 Konzeptanlage

Die Erkenntnisse der letzten Jahre und die oben genannten Empfehlungen für eine automatische Salzlöseanlage im Durchströmungsverfahren (Upflow) haben zum Nachdenken geführt.

Als Ergebnis entstand die im Bild 6 gezeigte Muster Anlagenkonzeption.

Das Konzept wurde seitens der Autobahndirektion Nordbayern an der Autobahnmeisterei Hirschaid realisiert (Bild 7).

Nach der ersten Wintersaison kann eine positive Bilanz für das Konzept gezogen werden. Die Anlage läuft sehr stabil und konstant im Dauerbetrieb

Bild 6: Konzept Musteranlage

Bild 7: Realisierte Musteranlage 

Literaturverzeichnis

DIN EN 16811-1:2016-10 (D): Winterdienstausrüstung – Enteisungsmittel – Teil 1: Natriumchlorid – Anforderungen und Prüfverfahren, Beuth Verlag GmbH, Berlin

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) (2015): Arbeitspapier – Hinweise zur Herstellung und Lagerung von Tausalzlösungen für den Winterdienst, Ausgabe 2015, Köln, FGSV 4162

Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) (2017): Hinweise für die Beschaffung von tauenden und abstumpfenden Streustoffen für den Winterdienst (H BeStreu), Ausgabe 2017, Köln, FGSV 379