FGSV-Nr. FGSV 002/100
Ort Karlsruhe
Datum 13.09.2011
Titel Maßnahmen zur Verringerung der psychischen Belastung des Betriebspersonals
Autoren BDir. Dipl.-Ing. Wolfgang Metz
Kategorien Straßenbetrieb, Winterdienst
Einleitung

Straßenwärter unterliegen im Vergleich zu anderen Berufstätigen hohen Belastungen. Die Ursachen dafür sind vielschichtig und führen sowohl zu körperlichen als auch zu psychischen Belastungen, die sich in ihrem Zusammenwirken negativ auf Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden auswirken. Zu den körperlichen Belastungen durch schweres Heben und Tragen und einem umfangreichen Arbeitspensum kommen vor allem hohe Anforderungen an Konzentration und Aufmerksamkeit bei eher geringem Handlungsspielraum und hohem Zeitdruck. Die Arbeit an und auf der Straße erfordert in hohem Maße die richtige Einschätzung von Risiken und das Einhalten von Verhaltensvorschriften. Psychische Belastungen entstehen meist aus körperlichen Belastungen wie hohes Arbeitsaufkommen, negativen Arbeitsbedingungen und durch das Miterleben von Unfällen oder Beinaheunfällen, vor allem, wenn Straßenwärter selbst oder Kollegen beteiligt sind. Bei dem Bemühen, Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten am Arbeitsplatz zu fördern, verlangt der Gesetzgeber daher – z. B. im Arbeitsschutzgesetz (§3-5 ArbSchG) – von betrieblichen Entscheidungsträgern, auch psychische Belastungen zu ermitteln, zu beurteilen und entsprechende Schutzmaßnahmen abzuleiten. So sollen mögliche Gefährdungen der physischen und psychischen Gesundheit vermieden werden.

Aufbauend auf einer vorangegangenen Untersuchung (Fastenmeier, Eggerdinger & Goldstein, 2008) mit dem Titel „Maßnahmen gegen die psychischen Belastungen des Personals des Straßenbetriebsdienstes“ wurde in den Jahren 2010/2011 in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ein Pilotprojekt mit dem Titel: „Den Arbeitsprozess begleitende Maßnahmen zur Bewältigung der besonderen psychischen Belastungen des Straßenbetriebsdienstpersonals – Aufsetzen eines Piloten durch das BMVBS“ durch den Auftragnehmer ABV – Gesellschaft für Angewandte Betriebspsychologie und Verkehrssicherheit mbH, Berlin, durchgeführt. Ziel des Piloten war es, Qualifizierungs- und Schulungsmaßnahmen zu entwickeln, diese in vier Autobahnmeistereien in der Durchführung zu testen und zu evaluieren. Abschließend sollte ein Gesamtkonzept von Interventions- sowie Präventivmaßnahmen zur Integration des Themengebietes „Psychische Belastungen“ in systematisches betriebliches Arbeits- und Gesundheitsschutz-Management erstellt werden. Im Rahmen des Piloten wurden in spezifischen Schulungsmodulen Autobahnmeistereileiter, die Technischen Mitarbeiter und die Straßenwärter mit Verhaltensstrategien und Einflussfaktoren vertraut gemacht, die helfen sollen, sowohl die tägliche Praxis als auch Ausnahmesituationen und kritische Ereignisse besser bewältigen zu können.

Vorgestellt wird der Ablauf des durchgeführten Piloten einschließlich der behandelten Themen und erste Ergebnisse und Erfahrungen aus den Ländern.

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1 Ausgangslage

Die Arbeit im Straßenbetriebsdienst unterliegt vielfachen hohen psychischen und körperlichen Belastungen (vgl. Portunè, 2004, Fastenmeier, Eggerdinger & Goldstein, 2008), die zu erheblichen Fehlbeanspruchungen führen können. Hier liegt Handlungsbedarf vor, um Gesundheits- und Sicherheitsrisiken des Straßenbetriebsdienstpersonals wirksam vorbeugen zu können.

In einem vorausgegangenen Forschungsprojekt von Fastenmeier, Eggerdinger & Goldstein (2008) („Maßnahmen gegen die psychischen Belastungen des Straßenbetriebsdienstpersonals“; Verkehrstechnik Heft V 175) wurde die Belastungssituation im Straßenbetriebsdienst exemplarisch erfasst und davon ausgehend ein Umsetzungskonzept zur Integration des Themas „Psychische Belastung“ in betriebliches Arbeits- und Gesundheitsschutz-Management entwickelt. Es wurden auf Basis von umfassenden Befragungen Handlungsfelder für die Ebenen der Gesamtorganisation der Straßenmeister1) sowie der Straßenwärter ermittelt. Zudem wurde ein entsprechender Pilotversuch zur Umsetzung beschrieben und empfohlen. Die Ergebnisse der Untersuchung von Fastenmeier et al. (2008) bildeten die Grundlage und das Rahmenkonstrukt für die vorliegende Pilotstudie.

Die DIN EN ISO 10075-1 („Ergonomic principles related to mental work load – Part 1: General terms and definitions/German version“) definiert Psychische Belastung als „die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken“. Die Psychische Beanspruchung dagegen ist definiert als „die unmittelbare (nicht langfristige) Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden und augenblicklichen Voraussetzungen einschließlich der individuellen Bewältigungsstrategien“.

Diesen Definitionen zufolge

  • sind die Begriffe der psychischen Belastung und psychischen Beanspruchung wertneutral,
  • ist psychische Belastung das Resultat des Zusammenspiels objektiv messbarer Faktoren bei der Auseinandersetzung mit einer Aufgabe,
  • entsteht eine psychische Beanspruchung als Folge der Verarbeitung der psychischen Belastung,
  • kann eine (objektiv erfasste) psychische Belastung bei verschiedenen Personen ein unterschiedliches Ausmaß an psychischer Beanspruchung hervorrufen,
  • hängt das Ausmaß der psychischen Beanspruchung davon ab, welche Ressourcen (z. B. Fähigkeiten, Erfahrungen und Kontrollüberzeugungen) in einer bestimmten Situation zu Verfügung stehen.

So kann eine zeitweise hohe Arbeitsdichte (psychische Belastung) von der einen Person als Herausforderung begriffen werden, was zu einer Leistungssteigerung führt (kurzfristige Beanspruchungsfolge), die wiederum ein positives Selbstbild unterstützt und das Selbstbewusstsein steigert (langfristige Beanspruchungsfolge). Bei einer anderen Person kann eine zeitweise hohe Arbeitsdichte (psychische Belastung) z. B. mangels Erfahrung als nicht zu bewältigende Arbeitsflut wahrgenommen werden. Dies wiederum kann zu einem Gefühl der Unzufriedenheit und dem Erleben von Stress (kurzfristige Beanspruchungsfolge) führen und langfristig die Entstehung stresskorrelierter Erkrankungen begünstigen (langfristige Beanspruchungsfolge). Diese Beispiele verdeutlichen, wie wichtig die subjektive Wahrnehmung und Bewertung einer Situation bei der Entstehung von Fehlbeanspruchungen ist. Die Gesamtbewertung hängt dabei einerseits von der Beurteilung der Anforderungen (Was erfordert die Aufgabe?) ab, andererseits von den eigenen Fähigkeiten zur Bewältigung (Was kann ich tatsächlich leisten?). Günstig ist es, wenn ein Gleichgewicht zwischen der Beurteilung der Anforderung und den wahrgenommenen Bewältigungsmöglichkeiten vorliegt (vgl. auch „Beanspruchungshomöostase“, Fastenmeier & Gstalter, 2001). Bei einem Ungleichgewicht zwischen den wahrgenommenen Anforderungen durch eine Aufgabe und den eigenen Bewältigungsmöglichkeiten kommt es zu einer Fehlbeanspruchung (Hacker & Richter, 1984). Es kann sowohl eine Unterforderung, als auch eine Überforderung eintreten: Bei der Unterforderung übersteigen die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten die geforderten Fähigkeiten. Während die Unterforderung kurzfristig vielleicht noch als Erleichterung erlebt wird, können sich bald ermüdungsähnliche Zustände (z. B. Monotonie oder psychische Sättigung) einstellen. Bei der Überforderung übersteigen die Anforderungen die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten, was dann zum Erleben von Stress führt. Mögliche Folgen sind Befindlichkeitsstörungen, Angstzustände, erhöhte Fehlerzahl u. Ä.. Sieht die handelnde Person in dieser Situation eine Bewältigungsmöglichkeit, um wieder eine Balance herzustellen, werden die erlebte Beanspruchung und die daraus resultierenden Folgen verringert (Hoyos & Kastner, 1986). Die durchgeführten Bewältigungsaktivitäten führen wiederum zu einer veränderten Situation, deren Belastungen erneut bewertet und mit den eigenen Ressourcen abgeglichen werden. So entsteht ein zirkulärer Prozess, in dem sich nicht nur die objektivierbaren Belastungen, sondern auch die kognitiven Prozesse verändern.

1) Die Autoren dieser Forschungsarbeit verwenden im Folgenden den Begriff des „Autobahnmeistereileiters“ bzw. „Autobahnmeistereileiter / Stellvertreter / Technischer Mitarbeiter“, da dies den vorliegenden Gegebenheiten in den Pilotländern entspricht. Der Straßenmeister im Sinne von Fastenmeier et al. (2008) ist in den Pilotländern der vorliegenden Studie nicht existent.

Bild 1: Bedingungs- und Personenbezogene Komponenten des Belastungs-Beanspruchungsprozesses

Daraus ist abzuleiten, dass Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung von Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten immer auf zwei Ebenen ansetzen müssen: Einerseits müssen die (äußeren) (Arbeits-)Belastungen bewertet und einem Anpassungsprozess unterworfen werden. Andererseits sind die persönlichen, individuellen Ressourcen und Bewältigungsmöglichkeiten der Beschäftigten einzuschätzen und zu verbessern. Für ein systematisches Gesundheitsmanagement ist es erforderlich, einerseits die Bedingungen von Arbeit, Organisation und Umwelt (Verhältnisse) zu optimieren, andererseits die Bewältigungsstrategien für eben diese Bedingungen zu erarbeiten (Verhalten). Präventionsmaßnahmen sind nur dann langfristig wirkungssicher, wenn Maßnahmen auf beiden Ansatzebenen sinnvoll ineinander greifen. Die Schulungsbausteine setzen an dem beschriebenen Belastungs-Beanspruchungsgefüge sowie möglichen Ressourcen zur Bewältigung an. Sie umfassen einerseits Maßnahmen der Verhältnisprävention (dafür zuerst Entwicklung von Leitlinien), andererseits Maßnahmen der Verhaltensprävention (z. B. Stressbewältigung, Umgang mit Krisen etc.). Den Maßnahmen der Verhältnisprävention kommt dabei eine zentrale Bedeutung für die nachhaltige Umsetzung eines Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsystems im Sinne eines umfassenden Organisationsentwicklungsprozesses zu.

Bei der Konzeption geeigneter Schulungsmaßnahmen im Rahmen dieses Pilotprojektes sollten folgende Zielvorstellungen Berücksichtigung finden: Verringerung von Arbeitsbelastungen und -beanspruchungen bzw. Reduktion von gesundheitlichen Beschwerden, Steigerung des Wohlbefindens, Verbesserung der Beziehungen zu Kollegen und Vorgesetzten, mehr Freude an der Arbeit, eine größere Selbstverantwortung durch Partizipation und individuelle Arbeitsgestaltung, größere Kompetenz in der Bewältigung belastender Arbeitsbedingungen und eine Verbesserung des Wissens und der praktischen Fähigkeiten zu gesundem Verhalten im Betrieb und in der Freizeit. Begleitend sollten flankierende Organisationsentwicklungsmaßnahmen innerhalb der Gesamtorganisation und den Pilotautobahnmeistereien durchgeführt werden. Im Ergebnis sollte nach Durchführung und Evaluation dieser Bausteine ein Gesamtkonzept entwickelt werden. 

2 Methodisches Vorgehen

Um überprüfen zu können, ob die auf Basis der Handlungsfelder von Fastenmeier et al. (2008) entwickelten Schulungsbausteine dazu dienen können, das Ziel der Verringerung der psychischen Belastungen des Straßenbetriebsdienstpersonals zu erreichen, wurde die Durchführung dieser Bausteine im Rahmen dieses Pilotprojektes erprobt. Dafür sollten zwei Bundesländer ausgewählt werden, aus denen jeweils zwei Autobahnmeistereien an der Studie teilnehmen sollten. Die psychische Belastung sollte dabei vor und nach der Durchführung der Schulungsbausteine mit dem SPA-P („Screening psychischer Arbeitsbelastungen – Version „Person““; Metz & Rothe, 2003) erhoben werden.

Im Rahmen eines Leitlinienworkshops wurde eine Lenkungsgruppe konstituiert, welche die Rahmenbedingungen der Projektdurchführung festlegte und verabschiedete. Die Funktion der Lenkungsgruppe war für das Projekt besonders wichtig, da Organisationsentwicklungsprozesse in dieser Ebene gesteuert werden konnten und die organisatorische und praktische Abwicklung gewährleistet wurde.

An dem Projekt nahmen die Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen teil. In Niedersachsen betraf dies die zuständige „Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr“ und in Nordrhein-Westfalen den „Landesbetrieb Straßenbau NRW“.

In der vorab konstituierten Lenkungsgruppe wurde das Land Niedersachsen durch 7, das Land NRW durch 9 Personen vertreten. Neben verantwortlichen Mitarbeitern aus der Gesamtorganisation der Straßenbauverwaltung setzte sich die Lenkungsgruppe aus Vertretern des Arbeitsmedizinischen Dienstes, der Arbeitssicherheit sowie des Personalrates und der Schwerbehindertenvertretung zusammen. Diese Lenkungsgruppe definierte im Rahmen des 2-tägigen Leitlinienworkshops verbindliche strategische Leitlinien für die Integration des Themengebietes „Psychische Belastungen“ in das AGS-Managementsystem. Diese Leitlinien sowie konzeptionelle Ergebnisse aus dem Leitlinienworkshop sollten auch in der konkreten Konzeption der Schulungsbausteine Eingang finden. Hierbei kamen Unterschiede in der Aufbau- und Ablauforganisation des Straßenbetriebsdienstes beider Pilotländer zum Tragen, so dass die Leitlinienformulierung auf der Basis des „kleinsten gemeinsamen Nenners“ vollzogen und als auf den Projektrahmen beschränkt definiert werden musste.

Nach dem Leitlinienworkshop mit begleitendem und nachfolgendem Verifizierungsprozess der Leitlinien wurden die wesentlichen vorliegenden Bedingungen und Anforderungen im Sinne der anzunehmenden Belastungslage in die Schulungskonzeption übernommen. Von der Lenkungsgruppe wurden pro Bundesland jeweils zwei Autobahnmeistereien vorgeschlagen, in denen die konzipierten Schulungen sowie damit korrespondierende Verhältnispräventionsmaßnahmen durchgeführt werden sollten.

Anschließend wurde das Projekt unter Beteiligung von Mitgliedern der Lenkungsgruppe und einem Betreuer der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) in den ausgewählten Autobahnmeistereien vorgestellt und zugleich die erste Erhebung der psychischen Belastung durchgeführt. Eine weitere Erhebung sollte nach Abschluss aller Maßnahmen ein Jahr nach der Ersterhebung durchgeführt werden. Die Schulungen selber wurden zudem prozessbegleitend evaluiert. Im Bild 2 sind die einzelnen Phasen des Forschungsprojektes dargestellt:

Bild 2: Methodisches Vorgehen – Phasen des Pilotprojektes

Um feststellen zu können, ob die arbeitsbegleitenden Qualifizierungsmaßnahmen zu einer Änderung in der Belastungs- und Beanspruchungssituation des Straßenbetriebsdienstpersonals geführt haben, wurde ein „Pre-Post-Design“ umgesetzt, in welchem die psychische Belastung und Beanspruchung vor und nach Durchführung der Maßnahmen mit einem Instrument zur subjektiven Belastungs- und Beanspruchungsanalyse erhoben wurde. Die Evaluation der Maßnahmen wurde nach dem Triangulationsprinzip (nach Creswell & Plano-Clark, 2007) prozessbegleitend (formativ) und abschließend (summativ) vorgenommen und umfasste sowohl inhaltliche Befragungen von Teilnehmern der Schulungen während der Maßnahmen als auch Erhebungen mittels Beurteilungsbogen zur Evaluation. Nach der gesamten Wirksamkeitsbeurteilung der Maßnahmen wird das Gesamtkonzept abgeleitet. Das Bild 3 veranschaulicht den Ablauf des Gesamtprojektes innerhalb der Pilotländer.

Bild 3: Ablaufplan des Pilotprojektes innerhalb der Pilotländer. Die einzelnen nummerierten Kästen innerhalb des Bildes enthalten die Bezeichnungen der Bausteine

Die Schulungen wurden mit 143 Straßenwärtern und 8 Autobahnmeistereileitern und Stellvertretern/Technischen Mitarbeitern aus 4 Pilotautobahnmeistereien in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen arbeitsbegleitend durchgeführt. Dabei wurden insgesamt 64 Schulungstage für Straßenwärter, 12 Schulungstage für Autobahnmeistereileiter sowie 6 Workshoptage für Lenkungsgruppen, Fachdienste und Straßenbauverwaltung in einem Zeitraum vom

1. Juni 2010 bis 30. November 2010 geleistet. Schulungsbegleitend wurden durch die Autobahnmeistereileiter/Stellvertreter/Technischen Mitarbeiter in den Meistereien bedarfsbezogene Projekte im Sinne von Organisationsentwicklungsmaßnahmen durchgeführt. Auch auf der Ebene der Gesamtorganisation wurden durch Bereiche der Straßenbauverwaltung und Fachdienste Maßnahmen und Entwicklungen initiiert, die im Sinne der Verhältnisprävention erste Impulse für Beeinflussungsmöglichkeiten der psychischen Belastungs- und Beanspruchungssituation gibt.

Im Folgenden wird eine zusammenfassende Übersicht über die Inhalte der einzelnen Qualifizierungsmaßnahmen und Workshops gegeben.

3 Inhalte der Qualifizierungsmaßnahmen und Workshops

Die Bedeutung von Sicherheit und Gesundheit nicht nur für den einzelnen Mitarbeiter, sondern als Organisations- und Unternehmensziel, wird in der Studie von Fastenmeier et al. (2008) besonders hervorgehoben. Die Einstellung und Sensibilisierung der Führungsebene zu der Thematik „psychische Belastung“ ist entscheidend für eine nachhaltige Umsetzung der Schulungsinhalte. Um einen vertikalen Transfer zu initialisieren ist es erforderlich, die Integration des Themas „Psychische Belastungen“ in einen ganzheitlichen Arbeits- und Gesundheitsschutz

–    Management als Unternehmensziel zu definieren und in Leitgedanken auf allen Ebenen der Organisation umzusetzen. Dafür muss auf oberen und mittleren Managementebenen ein Konsens geschaffen werden, für die Umsetzung eines organisationsimmanenten Managementsystems für alle Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen als Rahmenkonzept der Organisationsentwicklung, in welches die Schulungsmaßnahmen einzuordnen sind. Die operative Umsetzung der Maßnahmen muss durch die Lenkungsgruppe begleitet werden, die z. B. für Ressourcen wie Zeit, Budget und Beteiligte Verantwortung übernimmt.

Eine besondere Rolle kommt dabei auch den Fachdiensten und verschiedenen Bereichen der Straßenbauverwaltungen zu, die als Berater und Multiplikatoren in den Umsetzungsprozess des Projektes eingebunden sind. Sie sollen durch zwei Workshops ihren Wissenstand zum Thema „psychische Belastung“ vertiefen, sich aktiv vernetzen und Konzepte für sinnvolle Präventionsmöglichkeiten, Gremien- und Öffentlichkeitsarbeit sowie den Umgang mit alternden Belegschaften entwickeln. Die auf dieser Ebene entwickelten Maßnahmen finden sich in dem unter Abschnitt 1 beschriebenen Modell der Belastung und Beanspruchung in den bedingungsbezogenen Variablen der Belastung wieder. Um wirksam Arbeitsstrukturen zu verändern, braucht es die tatkräftige und entscheidungsfreudige Unterstützung der Unternehmensführung und der Fachdienste. Nicht zu unterschätzen ist dabei auch die Außenwirkung auf die Mitarbeiter in der Organisation, deren Motivation zur Teilnahme an Schulungsmaßnahmen deutlich gesteigert werden kann, wenn auch übergeordnete Ebenen eingebunden sind und das Bemühen deutlich wird, durch verhältnispräventive Maßnahmen eine Veränderung und Verbesserung von arbeitsbedingten Belastungen zu initiieren. Um den vertikalen Transfer der Inhalte und Ergebnisse zu sichern, sollten Konzeptentwicklungen für belastungsreduzierende Strategien ein wesentlicher Bestandteil der Workshops sein.

Die Schulungen der Autobahnmeistereileiter beziehen sich nach dem oben angeführten Modell der Belastung und Beanspruchung auf zwei Bereiche: Hinsichtlich der personenbezogenen Variablen findet eine ressourcenorientierte Erweiterung der persönlichen Kompetenzen statt und ungünstige Bewältigungsstile werden durch tragfähigere und wirksamere, entlastende Strategien ersetzt. Bezüglich der bedingungsbezogenen Variablen des Modells wird das Führungsverhalten gegenüber den unterstellten Mitarbeitern optimiert, was die psychische Belastung der Mitarbeiter verringern soll.

Für die Entwicklung der Schulungen für die Straßenwärter steht im Vordergrund, die Bewertung der eigenen Fähigkeiten zu verbessern, die Bewältigungsmöglichkeiten zu erweitern und die vorhandenen Ressourcen besser einzusetzen. Nach dem transaktionalen Stresskonzept nach Lazarus & Launier (1981) kann so eine Verringerung des Stresserlebens erzielt werden. Dies soll erreicht werden durch die Vermittlung von Maßnahmen zum Umgang mit Stress, Unfällen und Beinaheunfällen sowie grundlegenden Kenntnissen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz. Des Weiteren werden wahlweise Fertigkeiten auf dem Gebiet der Kommunikation oder dem Konfliktverhalten vermittelt. Neben der Teilnahme an den Schulungen haben die Straßenwärter die Gelegenheit, sich bei den durch die Autobahnmeistereileiter realisierten Projekten in der Autobahnmeisterei einzubringen.

3.1 Qualifikationsmaßnahmen für Fachdienste und Straßenbauverwaltung

Workshop 1: „Aktive Vernetzung, Gremien- und Öffentlichkeitsarbeit zum Themenbereich „Psychische Belastungen“

In diesem Workshop geht es im ersten Schritt nach einer grundlegenden Einführung in das Themengebiet ‚Ursachen, Erscheinungsformen und Auswirkungen psychischer Belastungen’ darum, eine Übersicht über Schnittstellen der Tätigkeit des Straßenbetriebsdienstes mit anderen Funktionen (z. B. Brückenbau, Autobahnpolizei, Straßenbau etc.) für die Bundesländer zu erstellen. Nach Sichtung von Optimierungsmöglichkeiten sollen Konzepte entwickelt werden im Rahmen des Workshops, wie psychischen Fehl-Belastungen, die aus fehlenden Vernetzungen oder mangelnden Abstimmungen resultieren, präventiv vorgebeugt werden kann. Weiterhin sollen Konzepte im Bereich Gremien- und Öffentlichkeitsarbeit entwickelt werden, um eine Sensibilisierung einerseits innerhalb der Gesamtorganisation, andererseits auch in der Öffentlichkeit aller Straßenverkehrsteilnehmer für das hohe Risiko- und Belastungspotenzial des Straßenbetriebsdienstes zu erreichen.

Workshop 2: „Sichtung und Priorisierung aktueller Konzepte im Umgang mit alternden Belegschaften, der Weiterentwicklung von Präventionskonzepten und Arbeitszeitmodellen“

Da im Straßenbetriebsdienst eine Häufung von sogenannten alterskritischen Anforderungen (z. B. schwere körperliche Arbeit, Nachtarbeit, Rufbereitschaft, Lärm, extreme Umwelteinflüsse wie Hitze und Staub etc.) durch die Mitarbeiter zu bewältigen ist, sollte in diesem zweiten Workshop für die Fachdienste und verantwortliche Mitarbeiter der Straßenbauverwaltung besonders durch die Weiterentwicklung von Präventionskonzepten eine langfristig alternsgerechte Arbeitsgestaltung angestrebt werden. Dabei sollten auch Ressourcen hinsichtlich der Entwicklung von gesundheitserhaltenden und gesundheitsförderlichen Arbeitszeitmodellen einbezogen werden. Das Ziel dieses Workshops besteht darin, die Teilnehmer durch eine Vertiefung ihres Wissens über aktuelle Konzepte im Umgang mit alternden Belegschaften in die Lage zu versetzen, Impulse zu geben für die Weiterentwicklung von langfristigen Präventionskonzepten hinsichtlich der Verringerung und Vermeidung psychischer Fehlbelastungen. Bestehende Arbeitszeitmodelle werden hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf das Beanspruchungsempfinden untersucht und es sollen Möglichkeiten erarbeitet werden, wie Arbeitszeitgestaltungen die psychischen Belastungen beeinflussen können.

3.2 Qualifikationsmaßnahmen für Autobahnmeistereileiter, deren Stellvertreter und Technische Mitarbeiter

Baustein „Führungskompetenz und Managementtechniken“

In diesem Baustein wurden die von Fastenmeier et al. (2008) vorgeschlagenen Handlungsfelder mit den Themen „Führungskompetenz“ und „Managementtechniken“ zusammengefasst. Das Ziel dieses Qualifizierungsbausteins besteht darin, den Beteiligten einen Überblick über das Thema „Psychische Belastung“ zu vermitteln und den Zusammenhang zwischen Führungsverhalten und psychischer Belastung darzustellen. Die Teilnehmer sollen sich dabei aktiv mit ihrer Führungsrolle auseinandersetzen. Des Weiteren wird das Themengebiet „Konflikt“ bearbeitet. Es werden verschiedene Managementtechniken vorgestellt und diskutiert (Delegation, Motivation, Kommunikation und Information). Die Teilnehmer sollten am Ende des Bausteins Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten zur Vermeidung psychischer Fehlbelastung kennen. In diesem Baustein wird Fastenmeiers Vorschlag zur Durchführung eines Projekts in den Autobahnmeistereien aufgegriffen. Neben Themenvorschlägen können die Teilnehmer eigene Ideen einbringen. Der Projektverlauf wird von den Moderatoren fortlaufend unterstützt. So erhalten die Teilnehmer Dokumentationsvorlagen und themenspezifische Informationen zu ihren Projekten.

Baustein „Mitarbeitergespräche, Teamgespräche und Teamentwicklung“

Obwohl Fastenmeier et al. (2008) konkrete Prozesse der Personal- und Organisationsentwicklung nicht in Handlungsfeldern definieren, sind diese unter dem Aspekt der Managementtechniken und der Entwicklung einer positiven Fehlerkultur zu operationalisieren. In diesem Baustein sollen die Teilnehmer zunächst Grundlagen der Kommunikation kennenlernen und darüber hinaus lernen, Gesprächsführungstechniken effektiv anzuwenden. Regelmäßige Mitarbeitergespräche zu Verbesserungsvorschlägen und persönlichen Zielen sollen im Ergebnis der Maßnahme angeregt werden. Dabei werden auch Rückmeldungen zum Führungsverhalten von den Mitarbeitern eingeholt. Die Teilnehmer sollen Maßnahmen im Umgang mit kritischen Gesprächssituationen erarbeiten sowie Strategien entwickeln, um den Teamzusammenhalt zu stärken. Es werden Maßnahmen erarbeitet, die die Teamarbeit verbessern. Es wird angeregt, regelmäßig Teamgespräche eigenverantwortlich durchzuführen.

Baustein „Psychische Belastungen erkennen und mindern (verstehen und beeinflussen), Umgang mit traumatisierenden Erlebnissen und posttraumatischen Belastungssyndromen und Stress- und Selbstmanagement“

In diesem Baustein werden verschiedenen Handlungsfelder bearbeitet: „Psychische Belastung erkennen und mindern“, „Umgang mit traumatisierten Mitarbeitern“ und „Stress- und Selbstmanagement“. Die Teilnehmer sollen Ursachen und Erscheinungsformen psychischer Belastungen kennenlernen und praxisbezogene Handlungsansätze in ihrer Autobahnmeisterei entwickeln können. Es werden auch Verarbeitungs- und Reaktionsphasen von traumatisierten Unfall- und Beinaheunfallopfern vermittelt. Die Teilnehmer lernen, Symptome eines Burnout bei ihren Mitarbeitern zu erkennen und erarbeiten angemessene Reaktionsstrategien, um dem vorzubeugen. Eigene Stressbewältigungsmechanismen werden reflektiert und dabei deren Funktionen verdeutlicht. Gegebenenfalls werden die eingesetzten Mechanismen optimiert. Letztlich sollen die Teilnehmer ihre Selbstmanagementkompetenzen erweitern, indem sie Ziele und Prioritäten kritisch hinterfragen.

Baustein „Krisenintervention und Systematische Gefährdungsbeurteilung und Unterweisung“

Die Handlungsfelder „Instrumentarien des modernen AGS – Managements kennen und anwenden“ und eine Vertiefung im „Umgang mit traumatisierten Mitarbeitern“ sind die Themen in diesem Baustein. Die Teilnehmer erarbeiten bedarfsgerechte und verbindliche Prozessbeschreibungen für Krisensituationen. Dadurch sollen in Krisensituationen feststehende Abläufe zum Einsatz kommen, welche eine zeitnahe Aufarbeitung des Vorfalls sichern und durch Betreuung der Betroffenen und Beteiligten Sicherheit vermitteln. Dadurch können dann Folgeprobleme minimiert werden. Des Weiteren wird ein Überblick über die systematische Erfassung von psychischen Belastungen gegeben. Einzelne Diagnoseinstrumente werden vorgestellt, um von den Teilnehmern im Bedarfsfall eingesetzt werden zu können. Außerdem lernen die Teilnehmer gezielte Unterweisungen hinsichtlich psychischer Belastungen kennen, durch die sie die vorhandenen Kenntnisse ihrer Mitarbeiter ergänzen können. Es werden dialogorientierte Kurzveranstaltungen eingeführt, die das Wissen der Mitarbeiter fortlaufend aktualisieren. In solchen Veranstaltungen kann zudem der Veränderungsbedarf festgestellt werden, der dann dokumentiert und umgesetzt werden kann.

Baustein „Personalauswahl und -einsatz, Weiterbildungsplanung“

Als weiteres „Instrument des modernen AGS – Management“ bzw. „Managementtechnik“ wird in diesem Baustein das Thema „Personalauswahl und -einsatz“ sowie die „Weiterbildungsplanung“ behandelt. Die Teilnehmer lernen in diesem Baustein Verfahren der Personalauswahl und Kompetenzanalyse kennen. Sie erarbeiten Anforderungskriterien hinsichtlich fachlicher und sozialer Kompetenzen und lernen, wie sie in einem Gespräch relevante Informationen in Bezug auf die Anforderungskriterien einer Stelle gewinnen können. Die Kompetenzen der Mitarbeiter sollen verdeutlicht werden und vermittelt werden, wie die Teilnehmer diese strukturiert erfassen und beurteilen können. So können dann im Rahmen der Einsatzplanung die Mitarbeiter nach Maßgabe ihrer fachlichen, sozialen und persönlichen Kompetenzen eingesetzt werden. Eine langfristige Nachwuchsplanung – unter besonderer Berücksichtigung der vorhandenen Altersstruktur – wird erarbeitet. Der Qualifizierungs- bzw. Weiterbildungsbedarf in Bezug auf die Einsatz- und Nachwuchsplanung sollte in den regelmäßig stattfindenden Mitarbeitergesprächen erhoben werden. Es werden zudem verschiedene Weiterbildungsmaßnahmen zu fachlichen, sozialen und persönlichen Themen vorgestellt. Im Ergebnis sollten die Teilnehmer ihren Mitarbeitern im Sinne eines lebenslangen Lernens eine bedarfs- und fähigkeitsangepasste Weiterentwicklung ermöglichen können.

Baustein „ AGS – Management, Gefährdungsbeurteilung, Unterweisung und Eingliederungsmanagement sowie Organisations- und Teamentwicklung“

Abschließend werden in diesem Baustein die einzelnen Instrumente des AGS – Managements zusammengefasst und die Teilnehmer lernen die situationsbezogene Anwendung kennen. Sie sollen in die Lage versetzt werden, Organisationsentwicklungsprozesse einleiten und interaktiv umsetzen zu können. Die Dynamik von Teams wird vermittelt, so dass die Teilnehmer Teamentwicklungsprozesse aktiv gestalten können. In dieser Maßnahme werden die vorangegangenen 5 Bausteine zusammengeführt und erfahren eine Einordnung in systematisches AGS – Management. Abschließend werden in diesem Baustein themenbezogen auch die durch die Teilnehmer durchgeführten Projektarbeiten in der Gruppe präsentiert, diskutiert und ausgewertet. Damit soll anhand des konkreten Praxisbezuges eine Umsetzung und Weiterführung der Schulungsinhalte optimal unterstützt und gefördert werden.

3.3 Qualifikationsmaßnahmen für Straßenwärter

Baustein „Mit Unfällen, Beinaheunfällen und traumatischen Ereignissen umgehen“

Im ersten Baustein werden die Handlungsfelder „Umgang mit traumatischen Ereignissen“,

„Umgang mit Ängsten und Risiken im Verkehr – Sicher handeln lernen“ bearbeitet: Die Straßenwärter werden in dieser Maßnahme an einen Umgang mit psychischen Reaktionen nach Unfällen und Beinaheunfällen bei sich und anderen herangeführt, um sie zu verstehen und einordnen zu können. Zudem erlernen sie handlungsorientierte Unterstützungsmöglichkeiten und praxisbezogene Verarbeitungshilfen. Es werden Hilfestellungen vermittelt, die den Umgang mit traumatisierten Kollegen erleichtern sollen. In Übungen wird erprobt, wie eigene Emotionen adäquat ausgedrückt und verarbeitet werden können.

Baustein „Stress- und Selbstmanagement“

Der nächste Baustein bearbeitet die Handlungsfelder „Stressmanagement“ und „Selbstverantwortung und Selbstmanagement“. Dabei sollen die Teilnehmer ihre eigenen Stressbewältigungsmechanismen reflektieren/kennenlernen und verbessern. Günstige und ungünstige Bewältigungsmechanismen werden identifiziert und wenn nötig modifiziert. Auch eine Sensibilisierung für Suchtgefahren – als negative Bewältigungsform – soll den Teilnehmern vermittelt werden. Sie lernen in praxisbezogenen Übungen aus der eigenen Erfahrungswelt, aktiv mit beeinflussbaren Stressoren umzugehen und den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern.

Wahl-Baustein „Kommunikation, Teamarbeit und kollegiale Beratung“

Nach den ersten beiden Bausteinen wurden – analog zum dem Vorschlag von Fastenmeier et al. (2008) – zwei Bausteine zur Wahl angeboten, von denen einer im Rahmen des Pilotprojekts absolviert werden sollte. Der Baustein „Kommunikation, Teamarbeit und kollegiale Beratung“ soll die Teilnehmer befähigen, eigene Anliegen überzeugend vertreten und formulieren zu können. Sie sollen Sicherheit darin erlangen, an Teamgesprächen wirksam teilzunehmen, bei Konflikten im Team konstruktiv zu agieren und Verbesserungsvorschläge einzubringen. Für schwierige Arbeitssituationen sollen Lösungen erarbeitet, und Kommunikationsstrategien bei der Einarbeitung jüngerer Kollegen geübt werden.

Wahl-Baustein „Konflikt- und Deeskalationskompetenzen lernen und anwenden“

Im anderen Wahlbaustein sollen die Teilnehmer „Konflikt- und Deeskalationskompetenzen lernen und anwenden“. Sie sollen lernen und üben, in Spannungs- und Konfliktsituationen deeskalierend und konstruktiv zu handeln. Es wird der Umgang mit verbalen und nonverbalen Angriffen etwa von Straßenverkehrsteilnehmern geübt. Des Weiteren wird trainiert, Konfliktpotenzial frühzeitig zu erkennen und abzubauen. Wiederkehrende Konfliktsituationen werden analysiert und Lösungsansätze formuliert.

Baustein „AGS – Arbeits- und Gesundheitsschutz“

Abschließend werden die Handlungsfelder „Entscheidungs- und Handlungsspielraum kennen, nutzen und erweitern“ und „Rechte und Pflichten des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG) kennen und einhalten“ in einem Baustein zusammengefasst. Es werden neben Vermittlung von Grundlagenwissen die 3 vorangegangenen Bausteine unter dem Oberbegriff „Arbeits- und Gesundheitsschutz“ zusammengeführt. Damit wird das Ziel verfolgt, dass die Straßenwärter den aktiven und selbstbewussten Umgang mit Themen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes lernen und in der Lage sind, diese aktiv und selbstverantwortlich im Alltag umzusetzen. Es werden Mitwirkungsrechte und -pflichten thematisiert und die positiven Auswirkungen einer aktiven Mitarbeit bei Unterweisungen und Gefährdungsanalysen auf das eigene Sicherheitsempfinden aufgezeigt. Sicher handeln soll geübt werden. Als Abschluss des Schulungsprogramms soll am Ende des Bausteins eine Wissensüberprüfung der wichtigsten Inhalte der 4 absolvierten Bausteine vorgenommen werden. 

4 Erste Ergebnisse und Ableitungen für das Gesamtkonzept

Bei der Ersterhebung der psychischen Belastung zeigte sich eine kritische Ausprägung in der Belastungssituation, die psychische Beanspruchung variierte in Abhängigkeit offenbar verschiedener Faktoren. Die prozessbegleitende Evaluation mittels Beurteilungsbögen im Verlauf der Schulungen ergab, dass die Schulungen als wichtig und hilfreich durch die Teilnehmer empfunden wurden und weiterzuempfehlen seien. Rückmeldungen während der Schulungsmaßnahmen betrafen einerseits konkrete inhaltliche Aspekte, andererseits wurden auch Bedenken hinsichtlich des gesamten Pilotprojektes geäußert und Befürchtungen thematisiert, dass durch die Maßnahmen des Projektes keine hinreichende Änderung erreicht werden könne. Zum Zeitpunkt dieser Ausarbeitung stand die Bewertung des Entwurfes des Schlussberichtes noch aus, deswegen muss auf die Darstellung konkreter Ergebnisse an dieser Stelle verzichtet werden. Prinzipiell zeichnet sich die Notwendigkeit ab, dass das Schulungsprogramm so flexibel zu gestalten ist, dass organisationsspezifische Unterschiede in der Ablauf- und Aufbauorganisation der Straßenbetriebsdienste der Bundesländer bedarfsbezogene Berücksichtigung finden. Zielführend könnte ein modulares „Baukastensystem“ der einzelnen Module der Schulungsmaßnahmen sein, welches in systematische Organisationsentwicklungsprozesse eingebettet ist und im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses Maßnahmen der Verhaltens- und Verhältnisprävention in ein systematisches Arbeits- und Gesundheitsschutz-Managementsystem integriert.

Besonderer Dank gilt der Projektleiterin des Pilotprojektes, Frau Dipl.-Psych. Ulrike Pöpping für die Unterstützung bei der Erarbeitung des Vortrages und dieses Textbeitrages.

Literaturverzeichnis

Creswell, J.; Plano-Clark, V. (2007): Designing and Conducting Mixed Methods Research, Thousands Oaks, CA: Sage

Fastenmeier, W.; Eggerdinger, Ch.; Goldstein, Ch. (2008): Den Arbeitsprozess begleitende Maßnahmen zur Bewältigung der besonderen psychischen Belastungen des Straßenbetriebsdienstpersonals, Bericht zum Forschungsprojekt 03.415/2006/LRB; Verkehrstechnik Heft 175, Bergisch Gladbach: Bundesanstalt für Straßenwesen

Fastenmeier, W.; Gstalter, H. (2001): Distraction effects created by new in-vehicle systems. International Conference on Traffic and Transportation Psychology, Bern, 4. bis 7. September 2000, CD-ROM, Bern: bfu

Hacker, W.; Richter, P. (1984): Psychische Fehlbeanspruchung, Psychische Ermüdung, Monotonie, Sättigung, Stress, Berlin, Heidelberg: Springer, 2. Auflage, 1984

Hoyos, C.; Graf; Kastne r, M. (1986): Belastung und Beanspruchung von Kraftfahrern, Unfall- und Sicherheitsforschung Straßenverkehr, Heft 59, Bergisch Gladbach: Bundesanstalt für Straßenwesen

Lazarus, R. S.; Launier, R. (1981): Stressbezogene Transaktion zwischen Person und Umwelt, In: NITSCH, J.R. (1981): Stress – Theorien, Untersuchungen, Maßnahmen, Bern: Huber

Metz, A.-M.; Rothe, H.-J. (2003): SPA – Screening psychischer Arbeitsbelastungen, www.uni-potsdam.de/db/psycho

Portuné, R. (2004): Psychische Belastungen bei Tätigkeiten im Straßenbetriebsdienst, Bundesvorstand Verband Deutscher Straßenwärter (Hrsg.), Köln: Donar-Verlag