FGSV-Nr. | FGSV 002/132 |
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Ort | Hamburg |
Datum | 11.05.2022 |
Titel | BIM-Initiativen des Bundes – BIM-Portal |
Autoren | Gabriele Boettcher, Dr.-Ing. Eike Tauscher, Michael Theiler, Richard Sichter |
Kategorien | OKSTRA |
Einleitung |
Das BIM-Portal des Bundes ist eine der BIM-Initiativen des Bundes, die „BIM Deutschland“, das nationale Zentrum für die Digitalisierung des Bauwesens, im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) und des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) aufbaut und betreibt. Das BIM-Portal stellt zukünftig Informationen und einheitliche BIM-Daten für alle BIM-Anwender zentral zur Weiternutzung zur Verfügung. Dazu zählen u. a. Datenbibliotheken und herstellerneutrale Bauteilinformationen. Vorrangig wird das BIM-Portal öffentliche Auftraggeber bei der Erstellung und Verwaltung von Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) sowie der Prüfung gelieferter Bauwerksmodelle unterstützen. Die Erstellung von AIA erfolgt, soweit verfügbar, auf Basis standardisierter AIA-Bausteine. Die Beschreibungen der Anforderungen an die Bauwerksmodellierung (engl. Level of Information Need, LOIN) basieren auf Merkmalen und Merkmalsgruppen gemäß DIN EN ISO 23386. Deren Harmonisierung wird übergreifend für die Fachbereiche Straße, Schiene, Wasserstraße und Hochbau durch eine koordinierte Gremienarbeit angestrebt und forciert. Durch die Versionierung der Informationselemente bei deren Fortschreibung wird sichergestellt, dass auf die zu einer im BIM-Portal erstellten AIA oder Objektvorlage gehörenden Informationselemente jederzeit zurückgegriffen werden kann. Durch die Bereitstellung der Informationselemente über offene Datenformate wird das Einpflegen der Inhalte in individuelle Planungs- und Bausoftware erleichtert. Das BIM-Portal wird Merkmale, Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) und Objektvorlagen liefern, die über offene Datenformate zur Verfügung gestellt werden. Zunächst wird das BIM-Portal mit dem Merkmalsmodul in Betrieb genommen und mit der Befüllung mit Merkmalen und Merkmalsgruppen begonnen werden. Ziel ist es zeitnah nach Inbetriebnahme des AIA-Moduls bereits projektspezifische AIA erstellen zu können, aber auch möglichst frühzeitig vorhandene Informationselemente zur Information und Weiternutzung zu veröffentlichen. Die Freischaltung des BIM-Portals mit dem Merkmalsmodul im Internet soll im Sommer 2022 erfolgen. Das AIA-Modul wird derzeit implementiert. |
Volltext | Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.1 EinleitungInfolge der Empfehlung der Reformkommission zum Bau von Großprojekten hat das BMDV (seit 2021 „BMDV“, vormals „BMVI“) im Jahr 2015 mit dem Stufenplan „Digitales Planen und Bauen“ (BMVI, 2015) die Initiative ergriffen, die Arbeitsmethode des „Building Information Modeling“ (BIM) durch die Vorhabenträger im Infrastrukturbau zu erproben und anhand der Erfahrungen der Vorhabenträger und der Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung der Projekte weiterzuentwickeln. Bereits damals wurde der Aufbau von Datenbanken u. a. für Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) und Merkmale als wichtiges Handlungsfeld der BIM-Anwendung identifiziert. Parallel zur Sammlung von Erfahrungen in der Anwendung der BIM-Methode in Pilotprojekten im Bereich der Deutschen Bahn und den Bundesfernstraßen, der Erhöhung der Pilotprojektanzahl sowie deren Ausweitung auch auf den Bereich der Wasserstraßen wurde im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung u. a. ein Konzept für Datenbanken (BMVI, 2017) erstellt. Neben den Initiativen und Aktivitäten des BMDV zur Sicherstellung des zunehmenden Einsatzes der BIM-Methode durch die Vorhabenträger, z. B. im Masterplan BIM Bundesfernstraßen (BMVI 2021b) und der Fortsetzung der Unterstützung von Forschung und Innnovation im Bereich des digitalen Bauens hat das BMDV im Jahr 2020 gemeinsam mit dem BMWSB das Zentrum zur Digitalisierung des Bauwesens „BIM Deutschland“ etabliert. Aufgabe von BIM Deutschland ist es, verschiedene BIM-Initiativen des Bundes zu unterstützen, z. B. die Gestaltung der BIM-relevanten Normung und Standardisierung, die Erarbeitung einer BIM-Strategie 2025+ mit dem Zielbild „Digitaler Zwilling“ sowie die kontinuierliche Unterstützung der Vorhabenträger bei der BIM-Praxiseinführung. Der stufenweise Aufbau des BIM-Portals als interaktive webbasierte Anwendung mit mehreren Modulen sowie der Betrieb und die Befüllung des BIM-Portals mit harmonisierten Informationselementen ist eine der besonders herausfordernden BIM-Initiativen, um die sich BIM Deutschland kümmert. Herausfordernd ist die Umsetzung in mehrfacher Hinsicht. Das BIM-Portal soll von verschiedenen Benutzergruppen genutzt werden können, um den Einsatz von BIM in der Wertschöpfungskette Bau zu fördern. Einerseits soll das BIM-Portal öffentliche Auftraggeber bei der Erstellung und Verwaltung von AIA und der Prüfung gelieferter Bauwerksmodelle unterstützen. Andererseits sollen auch eine Vielzahl von Informationselementen, z. B. Merkmale und Merkmalsgruppen oder Objektvorlagen, für BIM-interessierte Benutzer, z. B. andere Vorhabenträger, Planer, Bauprodukthersteller, Planungs- und Bausoftwarehersteller, über offene Austauschformate zur Weiterverwendung zugänglich gemacht werden. Herausfordernd ist zudem, dass Lösungen zur Harmonisierung der Anforderungen der verschiedenen Fachbereiche Schiene, Straße, Wasserstraße und Hochbau an Software aufgrund verschiedener historisch gewachsener Begriffswelten und Arbeitsweisen der öffentlichen Vorhabenträger gefunden sowie Auslegungsspielräume der zu beachtenden Vorschriften, z. B. der DIN EN ISO 23386:2020, konkretisiert werden müssen. In diesem Beitrag wird das BIM-Portal des Bundes beschrieben. Hierzu werden zunächst die Infrastruktur und der modulare Charakter des BIM-Portals erläutert. Die Module des BIM-Portals werden vorgestellt und die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure im BIM-Portal wird beschrieben. Beispielhaft wird die Erstellung von Merkmalen und Merkmalsgruppen vorgestellt. Der Beitrag schließt mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick. 2 Das BIM-Portal des BundesDie digitale Zusammenarbeit mithilfe von BIM erfordert konsistente Daten und verlustfreie einfache Prozesse. Um eine erfolgreiche Kommunikation zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern sicherzustellen, ist eine eindeutige und für beide Seiten klar nachvollziehbare Anforderungsdefinition erforderlich. Das BIM-Portal liefert eine technische Unterstützung zur Informationsanforderung und Informationslieferung, indem es Funktionalitäten zum Erstellen und Verwalten einheitlicher Merkmale für Modellobjekte bereitstellt, Funktionalitäten zum Erstellen von prüfbaren AIA zur Verfügung stellt, konfigurierbare Objektvorlagen für die Modellerstellung bietet und eine Qualitätssicherung durch digitale Prüfregeln ermöglicht. Durch Zuweisung verschiedener Rollen und Rechte wird die Nutzbarkeit unterschiedlichster Funktionen eines Moduls durch unterschiedliche Personengruppen je nach Aufgabenstellung gesteuert. In den Prozess von der Erstellung der Vergabeunterlagen bis hin zur Abnahme gelieferter digitaler Modelle sind grundsätzlich drei Personengruppen (Bild 1) involviert: Pflegestellen erstellen und verwalten Merkmale und Merkmalsgruppen für Modellobjekte. Auftraggeber erstellen AIA und nutzen hierfür die durch die Pflegestellen definierten Merkmale und AIA-Vorlagen. Weiterhin nutzen Auftraggeber Prüfwerkzeuge, um die Qualität der gelieferten digitalen Modelle basierend auf den erstellten AIA zu überprüfen. Auftragnehmer nutzen die durch das BIM-Portal bereitgestellten Objektvorlagen, die aus den AIA generiert werden, um digitale Modelle zu erstellen. Bild 1: Module des BIM-Portals (Quelle: BMVI, 2021c) Das BIM-Portal unterstützt den Prozess mit vier Modulen. Das Modul Merkmale dient der Verwaltung, Pflege und Bereitstellung von einheitlichen Merkmalen und Merkmalsgruppen für öffentliche Ausschreibungen. Im Modul AIA erfolgt die Definition und Generierung von Auftraggeber-Informationsanforderungen unter Verwendung von standardisierten Vorlagen. Im Modul Objektvorlagen werden AIA-konforme Objektvorlagen für die Integration in BIM-Autorenwerkzeuge bereitgestellt. Im Modul Prüfwerkzeuge werden Prüfwerkzeuge für öffentliche Auftraggeber zur Qualitätssicherung genutzt. Durch das Zusammenspiel der einzelnen Module des BIM-Portals entsteht ein harmonisierter Rahmen für die digitale Beauftragung und Abwicklung von Bauleistungen. Das BIM-Portal ist somit ein wichtiger Baustein zur Realisierung des Stufenplans zur Digitalisierung des Planen, Bauens und Betreibens. Die vier Module des BIM-Portals werden im Folgenden genauer beschrieben. 2.1 Modul MerkmaleUm die Kompatibilität von Informationen zu garantieren, müssen alle Beteiligten denselben Wortschatz nutzen. Im Modul Merkmale des BIM-Portals finden Benutzer eine strukturierte und abgestimmte Wissensbasis für wichtige Informationen im Bauwesen. Ein Merkmal beschreibt eine Eigenschaft eines konkreten Objektes. Zur besseren Organisation von Merkmalen können diese in Gruppen, sogenannte „Merkmalsgruppen“, strukturiert werden. Die Erstellung von Merkmalen und Merkmalsgruppen erfolgt durch Experten, die in Gremien der Fachlichen Pflegestelle BIM-Portal die Inhalte und die technische Interoperabilität der Merkmalsstrukturen diskutieren, die konkreten Merkmale und Merkmalsgruppen im jeweiligen Arbeitsbereich des BIM-Portals erstellen und die zentrale Bereitstellung sicherstellen. Die Merkmale und Merkmalsgruppen werden nach einem standardisierten Prozess regelmäßig aktualisiert. Jeder Benutzer des BIM-Portals kann Merkmale und Merkmalsgruppen vorschlagen. Auch bundes- oder ländereigene Organisationen können individuell benötigte Merkmale und Merkmalsgruppen in eigenen Arbeitsbereichen nach einem klar definierten Prozess erstellen, prüfen, genehmigen und für den Gebrauch im eigenen Arbeitsbereich oder auch für andere Benutzer bereitstellen. Merkmale und Merkmalsgruppen werden für die Spezifikation von einheitlichen AIA verwendet. Mit dem Modul Merkmale wird innerhalb des BIM-Portals eine Datenbank für die einheitliche Bereitstellung und Pflege von Merkmalen und Merkmalsgruppen gemäß der DIN EN ISO 23386:2020 zur Verfügung gestellt. Merkmale beschreiben dabei einzelne Eigenschaften von Datenelementen. Merkmalsgruppen ermöglichen es, Merkmale anhand verschiedener Kategorien zu organisieren. Dies können u. a. die Zuordnung von Merkmalen zu Klassen, Domänen (z. B. Straßenbau, Hochbau etc.) oder Referenzdokumenten (z. B. Objektkataloge oder Richtlinien) sein. Darüber hinaus dient das Modul als Datenbasis für die zentralisierte Pflege von Objektkatalogen aus dem Bereich des Bundes und seiner Vorhabenträger. Die Koordinierungsstelle Bund erstellt und pflegt Inhalte und koordiniert im Wesentlichen die Arbeit der fachlichen Gremien zur fachlichen Pflege der Inhalte (BMVI, 2021a). Die Merkmale und Merkmalsgruppen werden im Modul Merkmale eindeutig über sogenannte Attributlisten definiert. Attribute beschreiben die Eigenschaften der Merkmale und Merkmalsgruppen. Für die einfache Nutzung und Auffindbarkeit der Merkmale und Merkmalsgruppen stehen verschiedene Funktionen zum Lesen, Filtern, Merken, Kommentieren und Herunterladen zur Verfügung. Um den Benutzern die Suche nach passenden Merkmalen und Merkmalsgruppen zu erleichtern, sind verschiedene Filterkategorien vorhanden. Dazu gehören beispielsweise Filter für die Phase im Lebenszyklus des Bauwerks, für in Beziehung stehende Datenkataloge oder für Teilgebiete des Bauwesens (z. B. Straßenbau, Wasserbau, Schiene, Hochbau,). 2.2 Modul AIAAuftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) enthalten die vom Auftraggeber definierten Anforderungen an Informationslieferungen des Auftragnehmers, beispielsweise Termine oder die Qualität und Quantität von Informationslieferungen. Durch Auftragnehmer wird im BIM-Abwicklungsplan (BAP) darauf eingegangen, wie diese Anforderungen erfüllt werden sollen. AIA und BAP bilden zusammen die wichtigsten BIM-spezifischen Projektdokumente. Das BIM-Portal wurde insbesondere vor dem Hintergrund konzipiert, Auftraggeber in der Erstellung der AIA zu unterstützen, das heißt in der Formulierung was, wann und in welcher Form durch den Auftragnehmer geliefert werden soll. Dafür bietet das Modul AIA Funktionalitäten zur Erstellung von prüfbaren AIA für alle Lebenszyklusphasen eines Bauwerks. Über das Modul kann auf sogenannte Muster-AIA zurückgegriffen werden. Die Muster-AIA enthalten eine vordefinierte Struktur, die organisations- und projektspezifisch angepasst werden kann. Die AIA gliedern sich in Abschnitte für die Beschreibung, z. B. von BIM-Anwendungsfällen, Verantwortlichkeiten, Zusammenarbeit, Liefergegenständen, Modellierungsvorgaben, Qualitätssicherung, Gemeinsame Datenumgebung (CDE) und zum Detaillierungsgrad (LOIN). Um die Erstellung einer AIA für eine konkrete Ausschreibung zusätzlich zu erleichtern, werden für verschiedene Bereiche (Schiene, Straße, Wasser und Hochbau) und Bauwerkstypen Beispiel-Muster-AIA zur Verfügung gestellt. Diese Beispiele enthalten exemplarisch ausgefüllte AIA und dienen u. a. der leichteren Verständlichkeit der Struktur. Es können mit Hilfe des Moduls auch eigene AIA zusammengestellt werden. Dabei kann auf bereits bestehende, z. B. aus Vorprojekten existierende, AIA-Bausteine zurückgegriffen werden. Die weiteren Module des BIM-Portals schließen in ihrer Funktion an das AIA-Modul an. Für die Spezifikation der AIA, insbesondere des Detaillierungsgrads (LOIN) wird auf die in der Datenbank des Moduls Merkmale abgespeicherten Merkmale und Merkmalsgruppen zurückgegriffen. 2.3 Modul ObjektvorlagenÜber das Modul Objektvorlagen können im BIM-Portal die zu den Anforderungen der jeweiligen AIA passenden Vorlagen für Modellobjekte heruntergeladen werden. Für im BIM-Portal erstellte AIA erhalten Auftragnehmer des Bundes hierdurch ein unterstützendes Werkzeug. Das Werkzeug ermöglicht ihnen passende Vorlagen für Objekte herunterzuladen, die dann in BIM-Autorenwerkzeugen zur Anwendung kommen können. Die Objektvorlagen enthalten die zu spezifizierenden vom Auftragnehmer auszufüllenden Informationselemente in ihrem jeweiligen Detaillierungsgrad (LOIN). Das Modul Objektvorlagen greift für die Erstellung der Vorlagen auf die im Modul Merkmale zur Verfügung gestellten Informationen, z. B. Merkmale und Merkmalsgruppen oder Objektkataloge zurück (BMVI, 2021a). 2.4 Modul PrüfwerkzeugeDas Modul Prüfwerkzeuge gibt Auftraggebern und Auftragnehmern eine Möglichkeit zur Qualitätssicherung von gelieferten Modellobjekten. Gelieferte BIM-Modelle können automatisiert hinsichtlich ihrer Erfüllung der in den AIA definierten Anforderungen geprüft werden. Um zu überprüfen, ob alle geforderten Informationen enthalten sind, wählt der Auftraggeber die vertraglich vereinbarte AIA im BIM-Portal aus. Das BIM-Portal stellt Prüfregeln auf Basis der Industry Foundation Classes (IFC) oder dem Objektkatalog für das Straßen- und Verkehrswesen (OKSTRA) zur Verfügung. Für die Prüfung können verschiedene Werkzeuge genutzt werden, um BIM-Modelle gegen die vertraglich vereinbarten AIA zu prüfen. Für IFC-Modelle stellt das BIM-Portal eine entsprechende Applikation als Download zur Verfügung. Diese Applikation kann auf den Rechnern des Auftraggebers und der Auftragnehmer installiert und anschließend auf diesen genutzt werden. Für das Prüfen von OKSTRA-Modellen verweist das BIM-Portal per Link auf ein verwendbares Produkt. Abweichungen der Modelle gegenüber den vertraglich vereinbarten AIA des BIM-Portals können so im Detail erkannt und maschinenlesbar erfasst werden. Die Prüfberichte ermöglichen dem Auftraggeber die gelieferten Daten zu beurteilen. Auf Basis der Prüfergebnisse kann der Auftraggeber mit dem Auftragnehmer die weitere Zusammenarbeit abstimmen. 3 Technische und Fachliche PflegestelleMit Inbetriebnahme des BIM-Portals nehmen die Technische und die Fachliche Pflegestelle ihre Arbeit auf. Der technische Betrieb wird durch die „Technische Pflegestelle“ gewährleistet, in der BIM Deutschland den 1rst und 2nd-level Support und das ITZ-Bund den 3rd-level Support verantwortet. Die „Fachliche Pflegestelle“ ist eine Gesamtorganisation verschiedener Gremien und stellt fachlich und administrativ unterstützt durch BIM Deutschland die Erstellung, Überarbeitung und Qualitätssicherung von Informationselementen, z. B. Merkmale und Merkmalsgruppen und Vorlagen sowie die Weiterentwicklung des BIM-Portals sicher. Die „Fachliche Pflegestelle BIM Portal“ wird gebildet aus der Steuerungsgruppe BIM-Portal, der Koordinierungsstelle Bund und den Fachbereichen Wasserstraße, Straße, Schiene und Hochbau. Sie arbeitet mit externen Gruppierungen bereits bestehender Datenbanken oder Datenkataloge und den Anwendern des BIM-Portals zusammen (Bild 2). Die einzelnen Gremien übernehmen unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte, wobei die Maßgabe ist, dass die Arbeit immer durch das Gremium erledigt werden soll, bei dem die fachliche Kompetenz liegt. Die „Steuerungsgruppe BIM-Portal“ wirkt richtungsgebend und steuernd. Sie ist das Steuerungsgremium für strategische Fragestellungen wie z. B. zur Weiterentwicklung des BIM-Portals. Besetzt wird die Steuerungsgruppe BIM-Portal nach der Vorgabe der Ministerien, die das BIM-Portal zur Verfügung stellen. Die „Koordinierungsstelle Bund“ ist das Gremium mit vorwiegend koordinierenden und qualitätssichernden Aufgaben. Sie ist verantwortlich für die Harmonisierung von fachbereichsübergreifenden Informationselementen und Vorlagen, die den Bundesbau betreffen. Dazu gehören z. B. Merkmale und Merkmalsgruppen (Modul Merkmale), aber auch Muster-AIA (Module AIA). In der Koordinierungsstelle Bund arbeiten die Vertreter der Ministerien mit Vertretern der Fachbereiche und BIM Deutschland zusammen und legen die Aufgabenverteilung zwischen den operativ arbeitenden Gremien, die Zuordnung und Zusammenarbeit bei fachlich übergreifenden Themen und das Arbeitsprogramm fest. Die Koordinierungsstelle Bund konkretisiert zudem Bedarfe zur Anpassung oder Weiterentwicklung des BIM-Portals und berichtet an die Steuerungsgruppe BIM-Portal. Die einzelnen Fachbereiche übernehmen ähnliche Aufgaben wie die Koordinierungsstelle Bund, aber mit dem Schwerpunkt der Erstellung von Informationselementen und Vorlagen im Aufgabenbereich des jeweiligen Fachbereichs. Die Fachbereiche können Fachgruppen und ggf. Arbeitskreise einrichten, die sie bei der Ausführung inhaltlicher Aufgaben unterstützen, die zur Erreichung der Ziele des Fachbereichs notwendig sind. Bild 2: Kommunikationsdiagramm Fachliche Pflegestelle (Quelle: BMDV, 2022) 4 Erstellung von Merkmalen und MerkmalsgruppenDie Inbetriebnahme des BIM-Portals beginnt mit der Bereitstellung des Moduls Merkmale. Der Prozess der Erstellung von Merkmalen und Merkmalsgruppen wird innerhalb dieses Kapitels exemplarisch dargestellt. Um diesen Prozess zu erläutern, ist ein grundlegendes Verständnis über Benutzerrollen und der damit verbundenen Rechte im BIM-Portal notwendig. Die Bearbeitung von Merkmalen und Merkmalsgruppen ist nur durch Personen möglich, die als Benutzer in einem Arbeitsbereich, das heißt Organisation des BIM Portals z. B. „Pflegestelle Straße“ angemeldet sind und denen über die Rollenzuordnung die erforderlichen Nutzerrechte eingeräumt wurden. An dem Prozess zur Erstellung von Merkmalen und Merkmalsgruppen sind zur Qualitätssicherung verschiedene Rollen beteiligt, deren Zusammenspiel im Bild 3 dargestellt ist. Bild 3: Zusammenspiel der technischen Rollen für das Modul Merkmale In dem Bild 3 ist der sogenannte „Happy Path“ dargestellt, das heißt das einfachste Szenario des Vorgangs zur Erstellung und Freigabe von Merkmalen ohne Überarbeitungen oder Ablehnungen. Ersteller in einer Organisation erstellen Merkmale und Merkmalsgruppen und geben diese zur initialen Beurteilung an einen Genehmiger der Organisation. Nach erfolgter initialer Beurteilung erfolgt die Prüfung durch einen Prüfer und schließlich die Genehmigung durch einen Genehmiger. Mit der Genehmigung werden die Merkmale und Merkmalsgruppen veröffentlicht. Merkmale und Merkmalsgruppe, die einem möglichst großen Nutzerkreis harmonisiert zur Verfügung gestellt werden sollen, werden durch die operativen Gremien der Fachlichen Pflegestelle BIM-Portal erstellt und gepflegt. Beispielsweise wird das Gremium „Fachbereich Straße“ einheitliche Merkmale und Klassifikationen für Modellobjekte des Straßenbaus pflegen. Die Bearbeitung im BIM-Portal erfolgt in der Regel in dem Arbeitsbereich (Organisation) mit Namen „Pflegestelle Straße“. Die erstellten Merkmale werden veröffentlicht und können je nach gewählter Sichtbarkeit nach der Veröffentlichung von unterschiedlichen Benutzergruppen des BIM-Portals genutzt werden. Beispielsweise wird bei Festlegung der Sichtbarkeit „öffentlich“ dieses Merkmal für alle Benutzer des BIM-Portals sichtbar, das heißt auch für diejenigen Personen, die das BIM-Portal im Internet besuchen ohne als Benutzer registriert zu sein. Benutzer mit dem Ersteller-Recht im Modul Merkmale können neue Merkmale erstellen. Zur Erstellung sind mehrere Schritte nötig. Im ersten Schritt wird zunächst eine Merkmalsgruppe erstellt. Dann werden die einzelnen Merkmale erstellt, durch einen Genehmiger angenommen und der Merkmalsgruppe zugewiesen. Anschließend wird die Merkmalsgruppe und die darin enthaltenen Merkmale veröffentlicht. Zur Unterstützung der Merkmalssuche sollten zuvor die Zuordnung der Filter zu den Merkmalen und Merkmalsgruppen erfolgen. Das Bild 4 zeigt beispielhaft die Zuordnung des Merkmals „Hauptbaustoff“ zu zugeordneten Merkmalsgruppen im BIM-Portal. Bild 4: Übergeordnete Gruppen und Kurzinformationen des Merkmals „Hauptbaustoff“, z. B. einer Brücke (Quelle: BIM-Portal) Für die Bearbeitungsreihenfolge von Merkmalen und Merkmalsgruppen sollten die aus der Fachlichkeit benötigten Beziehungen zwischen den Informationselementen bedacht sowie benötigten Filter zur späteren Suche erstellt werden. Bei der Zuordnung der Merkmale zu Merkmalsgruppen ist zu beachten, dass alle Merkmale der übergeordneten Merkmalsgruppen vererbt werden. Vom Ersteller und Prüfer ist deshalb sicherzustellen, dass vererbte Merkmale nicht erneut hinzugefügt werden. Es ist sinnvoll, mehrstufige Merkmalsgruppen-Strukturen in Top-Down-Reihenfolge zu erstellen, das heißt mit der obersten Merkmalsgruppe zu beginnen, dann Merkmale zuordnen und anschließend mit den untergeordneten Merkmalsgruppen fortzufahren, usw. Duplikate, das heißt redundante Merkmale, sollten vermieden werden. Die Bearbeitung von Merkmalen und Merkmalsgruppen durch die verschiedenen operativen Gremien der fachlichen Pflegestelle BIM-Portal muss zur Vermeidung von Doppelarbeiten möglichst gut vorbereitet und koordiniert werden. Hierbei obliegt BIM Deutschland u. a. auch die Aufgabe zu berücksichtigen, welche Merkmale über extern gepflegte Kataloge durch die „Koordinierungsstelle Bund“ bereitgestellt werden. Zu jedem Merkmal werden gemäß der DIN EN ISO 23386:2020 eine Reihe von Attributen des Merkmals erfasst. Einige Attribute sind hierbei Pflichtangaben, das heißt sie müssen mit einem Wert hinterlegt werden. Das Bild 5 zeigt exemplarisch die Definition des Merkmals „Elastizitätsmodul“ anhand der vollständigen Attributliste im BIM-Portal. Neben alphanumerischen Eingaben können auch Beziehungen zu anderen Merkmalsgruppen und Datenkatalogen hinterlegt werden. Die Mehrsprachigkeit von Merkmalen ist vorgesehen. Bild 5: Vollständige Attribut5liste des Merkmals „Elastizitätsmodul“ (Quelle: BIM-Portal) 5 Zusammenfassung und AusblickIm vorliegenden Beitrag wurde das BIM-Portal des Bundes, eine der BIM-Initiativen des Bundes, die „BIM Deutschland“, das nationale Zentrum für die Digitalisierung des Bauwesens, im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) und des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) aufbaut und betreibt, vorgestellt. Der modulare Aufbau des BIM-Portals ermöglicht hierbei eine stufenweise Einführung des BIM-Portals, als auch einen zukunftssicheren Betrieb und in diesem Sinne Erweiterbarkeit und Wartbarkeit des BIM-Portals. Zukünftig bietet das BIM-Portal Vorhabenträgern und Auftragnehmern technische Unterstützung bei der Anwendung der BIM-Methodik. Die Einrichtung des BIM-Portals unterstützt nachhaltig den Digitalisierungsprozess im Bauwesen durch die Veröffentlichung von Informationselementen und Unterstützung offener Standards. Es stellt Funktionalitäten zum Erstellen und Verwalten einheitlicher Merkmale für Modellobjekte und in naher Zukunft Funktionalitäten zum Erstellen von prüfbaren AIA bereit. Module für konfigurierbare Objektvorlagen zur Modellerstellung und die automatisierte Qualitätssicherung von digitalen BIM-Modellen folgen und bieten insgesamt eine umfängliche Unterstützung. Das BIM-Portal des Bundes geht ab Juni 2022 schrittweise in den Betrieb. Zunächst wird mit der Befüllung des Merkmalsmoduls durch die Fachliche Pflegestelle BIM-Portal begonnen. Die Koordinierungsstelle Bund und die Fachbereiche Straße, Wasserstraße, Schiene und Hochbau werden zu Beginn der Arbeit mit dem BIM-Portal zunächst die bereits vorhandenen, unterschiedlichen Datenkataloge (z. B. Objektkataloge, Klassifikationen, Merkmale und Merkmalsgruppen) sichten und die Dateninhalte soweit möglich nach vorheriger Harmonisierung in das BIM-Portal zu übernehmen. Sobald eine Erstbefüllung mit Merkmalen und Merkmalsgruppen erfolgt ist, wird das BIM-Portal durch Freischaltung im Internet der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Freischaltung ist für Sommer 2022 geplant. Das AIA-Modul wird derzeit implementiert und wird frühestens Ende 2022/Anfang 2023 in Betrieb genommen werden können. Die Module Objektvorlagen und Prüfwerkzeuge folgen im Anschluss. LiteraturverzeichnisBMVI (2015): Stufenplan Digitales Planen und Bauen. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Berlin. Online: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/DG/stufenplan-digitales-bauen.pdf?blob=publicationFile, Letzter Abruf: 25.04.2022 BMVI (2017): Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“ AP5: Konzept für Datenbanken. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Berlin. Online: https://bim4infra.de/wp-content/uploads/2018/08/BIM4INFRA2020_AP5_Datenbankkonzept_FINAL.pdf, Letzter Abruf: 25.04.2022 BMVI (2021a): Rahmendokument BIM-Portal zum Masterplan Bundesfernstraßen (Entwurf) Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Berlin BMVI (2021b): Masterplan BIM Bundesfernstraßen: Digitalisierung des Planens, Bauens, Erhaltens und Betreibens im Bundesfernstraßenbau mit der Methode Building Information Modeling (BIM). Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Berlin. Online: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/StB/bim-rd-masterplan-bundesfernstrassen.pdf?blob=publicationFile BMDV; BMWSB (2022): Bereichsübergreifende Muster-AIA (Muster-Auftraggeberinformationsanforderungen). Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur; Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Berlin. DIN EN ISO 23386:2020-11 (2020): Bauwerksinformationsmodellierung und andere digitale Prozesse im Bauwesen – Methodik zur Beschreibung, Erstellung und Pflege von Merkmalen in miteinander verbundenen Datenkatalogen. DIN Deutsches Institut für Normung e. V, Beuth Verlag GmbH, Berlin |