FGSV-Nr. FGSV 001/27
Ort Erfurt
Datum 12.09.2018
Titel Hybridoberbau - Potenziale
Autoren Dr.-Ing. Marko Wieland
Kategorien Kongress
Einleitung

Der fortwährende Drang nach Mobilität hat in Deutschland zur Folge, dass der Verkehrsträger Straße zum Rückgrat der Wirtschaft und Gesellschaft herangewachsen ist. Folglich besteht durch entsprechende finanzielle Investitionen (Investitionshochlauf) sowie die geplante Bun- desfernstraßenreform das Bestreben, die erforderliche Leistungsfähigkeit und Modernität der Straßeninfrastruktur zu gewährleisten. Die Gedanken nachhaltiges und prozesssicheres Bauen im Kontext mit Sicherheit, Funktionalität, Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit von Straßen sind daher angemessen. Der aus dem globalen Bauboom resultierende Hunger an Massenrohstoffen wie Sand und Kies führt weltweit zu einer Verknappung der natürlichen Ressourcen und hat in vielen Regionen schwerwiegende Folgen. Auch in Deutschland können derzeit trotz hinreichender Rohstoffvorkommen regionale Versorgungsengpässe beobachtet werden, die im Ergebnis zu Schwierigkeiten in der Bauabwicklung aber auch zu einer Verteuerung der Baustoffe führen. Im Straßenbau wird angesichts dieser Umstände die hochwertige Wiederverwendung von Straßenaufbruchbaustoffen als Alternative zu mineralischem Primärmaterial sowie die lebenszyklusübergreifende Betrachtung des Oberbaus und deren schichtenbezogene Stoffkreisläufe immer mehr zum Thema. So setzen das derzeitige und prognostizierte Bauvolumen im BAB-Netz eine nachhaltige Materialwirtschaft voraus, um entbehrliche Eingriffe in den Natur- und Landschaftshaushalt zu vermeiden und Deponiekapazitäten zu entlasten. In diesem Kontext gilt es zu überprüfen, ob neben den im Regelwerk verankerten Standardoberbauvarianten in Asphalt und Beton neue konstruktive Lösungsansätze verfolgt oder entwickelt werden sollten. Derartige Oberbaukonstruktionen werden unter dem Begriff Hybridoberbau zusammengefasst. Das gegenwärtige BAB-Netz weist entsprechend dem Standardisierungsvorsatz Ausführungsvarianten gemäß den RStO für Asphalt- und Betonoberbaukonstruktionen auf. Ein signifikanter Netzanteil entspricht jedoch nicht dem Standard und ist im Rahmen von Untersuchungsstrecken und/oder der Baulichen Erhaltung entstanden. Ein Paradigmenwechsel – der eine Analyse bestehender Oberbauvarianten sowie eine freie Überlegung hinsichtlich der Kombination und dem Einsatz zur Verfügung stehender Baustoffe verfolgt – erscheint somit legitim. Ziel ist es, Oberbauvarianten zu detektieren oder zu entwickeln, die eine hohe Lebens- bzw. Nutzungsdauer, dauerhafte Gebrauchs- und Substanzeigenschaften besitzen und ein ausreichendes Maß an Nachhaltigkeit aufweisen. In der ad-hoc-Gruppe „Hybridbauweisen“ der FGSV wurde aus diesem Grund ein allgemeines Übersichtsschema zur Ansprache und Abgrenzung der Begriffe für die verschiedenen Hybridoberbauvarianten entwickelt. Zudem wurden ausgewählte Erprobungen im BAB-Netz vorgestellt und im Kontext mit der Nachhaltigkeit diskutiert. In Pilotanwendungen wurden die Daten der Straßendatenbank (z. B. TT SIB) für ausgewählte BAB-Netze/Teilnetze verschiedener Bundesländer gemäß einem speziellen Auswertealgorithmus analysiert. Im Ergebnis sollen aus der aufbauspezifischen Filterung/Analyse der Daten erste Aussagen zur Aufbauvariantenvielfalt und zu deren Netzanteil getroffen werden, um das weitere systematische Vorgehen festlegen zu können. In dem Vortrag werden wichtige Gesichtspunkte zur Thematik Hybridoberbau beleuchtet und der aktuelle Sachstand dargestellt. Ferner werden detektierte Potenziale, die weitere Vorgehensweise und die daraus abgeleiteten Zielstellungen aufgezeigt.

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