FGSV-Nr. FGSV 001/21
Ort Karlsruhe
Datum 11.10.2006
Titel Begrüßung durch den Ersten Bürgermeister der Stadt Karlsruhe
Autoren Siegfried König
Kategorien Kongress
Einleitung

Sehr geehrter Herr Ministerialdirektor Hahn, sehr geehrter Herr Dr. Sparmann, sehr geehrter Herr Paul, sehr geehrter Herr Prof. Hemel, meine sehr verehrten Damen und Herren!

Es ist mir eine große Freude, Sie in unserer badischen Metropole begrüßen zu dürfen. Sie haben Karlsruhe nach 1994 zum zweiten Mal als Tagungsort für den Deutschen Straßen- und Verkehrskongress gewählt. Ich kann Ihnen versichern, Sie haben damit erneut eine gute Wahl für diese hochkarätige Veranstaltung getroffen. Ich wünsche Ihnen einen informativen und erfolgreichen, aber auch einen angenehmen Aufenthalt hier in Karlsruhe.

Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, sich in einer Pause im nahen Stadtgarten ein paar Minuten Ruhe und Erholung zu gönnen oder aber über den Marktplatz in Richtung Schloss zu schlendern, um von dort die fächerförmige Stadtanlage zu erkunden, für die Karlsruhe unter anderem berühmt und bekannt ist. Nicht umsonst ziert ein Luftbild der Karlsruher Innenstadt mit dem bemerkenswerten Fächergrundriss die Prospekte und Einladungsflyer zu Ihrem diesjährigen Kongress.

So schön und auffällig dieser Stadtgrundriss architektonisch und historisch auch sein mag, verkehrlich ist er dagegen höchst problematisch. Schon Generationen von Verkehrsplanern haben sich daran die Zähne ausgebissen und diese Stadtgeometrie wird den Verkehrsingenieuren auch in Zukunft noch viel Kopfzerbrechen bereiten.

Verkehr ist ohnehin eine eigenartige Erscheinung: Jeder macht ihn, die meisten brauchen ihn und keiner will ihn – jedenfalls nicht vor der Haustür und nicht auf Hörweite. Von diesem meist unauflösbaren Gegensatz ist die Diskussion mit den Bürgerinnen und Bürgern in Bund und Land bestimmt und macht sich im kommunalen Alltag an einzelnen Personen und einzelnen Grundstücken fest, sehr konkret, sehr persönlich, oft sogar ganz und gar unversöhnlich!

Gerade in Karlsruhe wissen wir, von was wir reden. Die Stadt mit ihrer zweifellos günstigen Lage im europäischen Verkehrsnetz muss Verkehre auch abnehmen, wenn sie ihrer Rolle als Oberzentrum gerecht werden will. Dies gilt für den Straßen- und Schienenverkehr, aber gleichermaßen auch für den Luftverkehr und den Güterverkehr zu Wasser. Mit ihrem erfolgreichen Rheinhafen, mit dem sich im Steigflug befindlichen Regionalflughafen „Karlsruhe – Baden-Baden“ und mit ihrem weltweit bekannten Schienen-Nahverkehr weit hinein in die Region ist die Stadt verkehrlich im Grunde sehr gut aufgestellt. Es gibt allerdings auch deutliche Schwächen.

Was den überregionalen Schienenverkehr betrifft, kämpfen wir in einer starken Allianz von Städten zwischen Paris und Budapest um eine Stärkung der Ost-West-Verbindungen unter dem Stichwort „Magistrale für Europa“. Auch was das Straßennetz betrifft, ist es vor allem die Ost-West-Achse, die uns große Sorgen bereitet. Zwischen Iffezheim im Süden und Germersheim im Norden gibt es im Nahbereich Karlsruhes nur eine Nabelschnur, die uns mit den Wirtschafts- und den traditionellen Erholungsräumen in Rheinland-Pfalz und im nahen Frankreich verbindet, nämlich die Karlsruher Rheinbrücke und in Weiterführung die bereits überlastete Südtangente. Diese muss sowohl als Karlsruher Verkehrsverteiler Nummer eins wie auch als Verbindungslinie zu den Autobahnen A 5 und A 8 funktionieren. Ein zweites Standbein ist also dringend erforderlich. Mittelfristig unabwendbar ist eine zweite Rheinbrücke allein schon deshalb, weil die bestehende Brücke in absehbarer Zeit generalüberholt werden muss. Dies wird ohne Sperrung – mindestens von Teilen der Brücke – gar nicht möglich sein.

Nicht aus dem Weg gehen können wir des Weiteren auch dem Projekt der Karlsruher Nordtangente. Diese ist im Osten der Stadt mit dem neuen Autobahnanschluss Karlsruhe-Nord und der Weiterführung zur B 10 im Pfinztal bereits im Bau und hat damit konkrete Züge angenommen.

Dass man vom Erfolg auch überrannt werden kann, erleben Sie Tag für Tag in unserer zentralen Innenstadt. Straßenbahnen und S-Bahnzüge befahren in dichter Folge die Kaiserstraße. Dadurch hat man gelegentlich den Eindruck, dass man nur auf die eine oder andere Seite der Straße gelangt, wenn man dort schon geboren wurde. Wir müssen hier Abhilfe schaffen und haben das Projekt „Kombi-Lösung“ aus der Taufe gehoben. Es beinhaltet einen Straßenbahntunnel unter der Kaiserstraße und unter Teilen der Karl-Friedrich-Straße in Kombination mit einem Kfz-Tunnel und oberirdischer Straßenbahn in der mittleren Kriegsstraße. Die Pläne sind gemacht, die standardisierte Bewertung ist positiv abgeschlossen, das Planfeststellungsverfahren in vollem Gange und der GVFG-Antrag ist gestellt. Eigentlich warten wir nur noch auf die Finanzierungszusagen von Bund und Land, ohne die ein solches Projekt in der Größenordnung von 500 Millionen Euro selbstverständlich nicht zu stemmen ist.

Wenn ich vorhin die Diskussion mit unseren Bürgerinnen und Bürgern angesprochen habe, mit denen wir natürlich auch über die genannten Großprojekte sprechen, dann sind es dort genau die Themen, die auch von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen aufgegriffen und bearbeitet werden und die sich folgerichtig auch im Kongressprogramm wieder finden:

-    wie entwickelt sich der Verkehr – zum Beispiel vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und den höchst unterschiedlichen Wirtschaftsprognosen in den Regionen Deutschlands

-    lässt sich der Verkehr auf dem heutigen Straßennetz besser managen

-    wie können wir neue Straßen für Mensch und Umwelt verträglicher planen und bauen und

-    wie können wir die Unterhaltungsaufgaben an einem in die Jahre gekommenen Straßennetz technisch und wirtschaftlich-finanziell optimal erfüllen.

Indem sie sich genau mit diesen Fragen befasst, ist ihre Forschungsarbeit ganz nahe am Bürger und damit auch ganz nahe an der Politik. Dazu beglückwünsche ich Sie. Wenn Ihre Forschungsarbeit, wenn der Wissenstransfer und der Austausch von Know-how bei diesem und zukünftigen Kongressen weiter dazu beitragen, dass wir auf die drängenden Fragen immer bessere Antworten geben können, werden sich die Verkehrsdiskussionen auf allen Ebenen möglichst bald wieder vom Bauch in den Kopf verlagern. Ganz besonders in meiner Eigenschaft als Stadtoberhaupt und als Kommunalpolitiker wünsche ich mir dies von ganzem Herzen. Seien Sie in diesem Sinne beim Deutschen Straßen- und Verkehrskongress 2006 in Karlsruhe alle ganz besonders erfolgreich.

Diese Stadt blickt zurück auf eine große verkehrstechnische Tradition: Von Drais, dem Erfinder des Fahrrads bis zu Carl Benz, dem Erfinder des Automobils und von Tulla, dem Vater der Rheinschifffahrt, bis zu Gerwig, dem Erbauer der Schwarzwaldbahn. Freies Denken schon als Prinzip der Stadtgründung ist hier seit fast 300 Jahren zu Hause. Lassen Sie sich deshalb vom „genius loci“ bei Ihrer wahrlich nicht einfachen Aufgabe inspirieren und lassen Sie sich zu neuen Ufern führen! Ich wünsche Ihrer Veranstaltung in Karlsruhe einen harmonischen und guten Verlauf. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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Volltext

Die Kurzfassung zur Veranstaltung ist im PDF verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.