FGSV-Nr. FGSV 002/141
Ort Kassel
Datum 13.02.2025
Titel Ausbau der Fernwärme in der Stadt Kassel
Autoren Uwe Bischoff
Kategorien Kommunal
Einleitung

Eine der großen Fragen der nächsten Jahre ist, was wird auf die kommunale Straßeninfrastruktur zukommen und wie gehen wir damit um. Grundsätzlich besteht der kommunale Bedarf, die vorhandene Straßeninfrastruktur zu erhalten und auszubauen. Die dafür notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen müssen nicht unerheblich gesteigert werden, da ansonsten sich der vorhandene Straßenzustand weiter verschlechtern wird. Die allgemeine Wahrnehmungslage dahingehend in Deutschland ist nicht sehr positiv, negative Beispiele wie die Sperrung und der Abriss der A 45 Talbrücke bei Lüdenscheid, der Einsturz der Carolabrücke in Dresden und auch der geplante Neubau der Bergshäuser Brücke (A 44) bei Kassel tragen mit dazu bei. Weiterhin sind erhebliche Ausbauplanungen der Versorgungsträger in der Vorbereitung bzw. befinden sich bereits in der Umsetzung und nehmen dabei das öffentliche Straßennetz in Anspruch. Dazu zählt der Glasfaserausbau, der Strom- und Wasserleitungsausbau und auch der Ausbau der Fernwärme. Das Wärmeplanungsgesetz schreibt vor, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral heizen soll. Bis Mitte 2026 sollen alle Kommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern eine Wärmeplanung haben, Gemeinden mit weniger Einwohnern bis Mitte 2028 und kleinere Gemeinden können ein vereinfachtes Verfahren anwenden. Die Stadt Kassel hatte bereits im Jahr 2019 das Ziel beschlossen, zu versuchen bis 2030 klimaneutral zu werden. Dafür wurde ein Klimaschutzrat als Beratungsgremium eingerichtet. Im Jahr 2023 wurden gemeinsam mit den Städtischen Werken und der Universität Kassel eine Wärmeleitplanung vorgestellt. Die Wärmeleitplanung stellt wichtige Voruntersuchungen für die gesetzlich verbindliche Wärmeplanung an. Danach soll sich der Anteil der Gesamtwärmeversorgung in Kassel über Fern- und Nahwärmenetze von derzeit 20 % auf 60 % erhöhen. Dafür wäre ein Ausbau des Fernwärmenetzes von heute 200 auf etwa 450 Kilometer erforderlich, hinzu kämen Nahwärmenetze mit etwa 130 Kilometern. Zudem soll der Betrieb der städtischen Kraftwerke ohne fossile Brennstoffe erfolgen. Unabhängig davon, dass es unrealistisch ist, ca. 40 Kilometer Fernwärmeleitungen pro Jahr in der Stadt Kassel zu errichten, stellt sich die Frage, was wird in den nächsten Jahren an zusätzlichen Aufgrabungen in den Kommunen zu erwarten sein. Der Glasfaserausbau läuft bereits, der Ausbau der Stromnetze ebenfalls und bei dem Fernwärmeausbau erscheinen 8 bis 12 Kilometer pro Jahr realistisch. Alle diese Aufgaben sollen zusätzlich mit Klimaschutzaspekten, z. B. mehr Bäume im Straßenraum, Veränderung der Straßenraumaufteilung, mehr Flächen für den Fuß- und Radverkehr, im Abgleich stehen.

PDF
Volltext

Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.

1 Übersichtsplan der Städtische Werke Energie + Wärme GmbH zur geplanten Wärmeversorgung in Kassel

Bild 1: Übersichtsplan der Städtische Werke Energie + Wärme GmbH

Die Flächen der Verdichtung lassen sich relativ einfach umsetzen, dort besteht ein entsprechendes naheliegendes Grundnetz. Bei den weiteren Prioritäten sind umfangreiche Planungen und Leitungsverlegungen erforderlich.

Aktuell befindet sich die Transformationsplanung in der Erstellung, um die gesetzten Ziele bis 2045 zu erreichen und Fördergelder in Anspruch zu nehmen.

2 Beispielplanung der Städtische Werke Energie + Wärme GmbH bis 2030 für den Stadtteil Forstfeld

Bild 2: Ausbauplanung der Städtische Werke Energie + Wärme GmbH

3 Glasfaserausbau in Kassel in den nächsten Jahren

In der Stadt Kassel werden zurzeit zwei unabhängige Glasfasernetze ausgebaut.

Die OXG-Glasfaser GmbH (OXG) informierte im Jahr 2023, dass sie in den nächsten Jahren ein 200 Kilometer (Öffentliches Straßennetz der Stadt Kassel ca. 700 km) langes Leitungsnetz aufbauen und damit 47.000 Haushalte (Einwohner Kassel ca. 200.000) in Kassel ans Glasfasernetz anschließen will.

Die OXG ist ein Gemeinschaftsunternehmen (Joint Venture) von Vodafone und Altice.

Im Jahr 2024 wurde mit dem Ausbau begonnen und bis Ende des Jahres waren bereits ca. 40 km gebaut. In den Jahren 2025 und 2026 soll das komplette Glasfasernetz mit 200 km stehen.

In der beigefügten Übersicht sind die betreffenden Stadtteile bzw. Versorgungsgebiete farblich hervorgehoben.

Bild 3: Übersichtsplan der OXG-Glasfaser GmbH

Parallel dazu bauen die Städtische Werke Netz und Service GmbH (NSG) zusammen mit der Telekom ein Glasfasernetz auf, das alle Haushalte in Kassel ans Glasfasernetz anschließt. In den Stadtteilen Mitte und Südstadt war der Ausbau bereits im Jahr 2024 abgeschlossen, dabei wurde aber auch auf ein bestehendes Netz zurückgegriffen.

Der Ausbau der NSG ist längerfristiger ausgelegt, soll aber weitere notwendige Leitungsverlegungen wie z. B. Strom und Straßenbeleuchtung beinhalten.

Rund 30.000 Haushalte in Kassel und Vellmar können das Glasfasernetz der NSG und der Telekom bereits nutzen.

Seitens der Stadt Kassel wurde darauf hingewirkt, dass die öffentlichen Gehwege in den Überschneidungsbereichen nicht zweimal aufgebaggert werden. Sah es am Anfang so aus, dass dies nicht möglich wäre, so konnte in der Zwischenzeit eine gewisse Übereinkunft herbeigeführt werden.

Der Personaleinsatz bei der Stadt Kassel für diesen Glasfaserausbau sprengt alle bisherigen Abstimmungs- und Genehmigungsprozesse. So wurde der interne Ablauf für das eigentliche Zustimmungsverfahren nach dem Telekommunikationsgesetz (TKG) komplett neu aufgesetzt und mit zusätzlichem Personal gestärkt. Dies betrifft ebenfalls die Baustellenanordnungen durch die Straßenverkehrsbehörde und die Überwachung der Baustellen vor Ort durch den Straßenbaulastträger.

Bild 4: Ausbauplanung der Städtische Werke Netz + Service/Telekom Deutschland

In der Zwischenzeit sind wir sogar in der Lage, gemeinschaftliche Maßnahmen mit allen Beteiligten umzusetzen.

4 Was kommt noch?

Zum Beispiel setzt die Stadt Kassel mit dem Projekt „Kassel auf den Weg zur Stadt der 100.000 Bäume“ einen zentralen Baustein der naturbasierten Klimaanpassung um. Damit verfolgt Kassel das Ziel, den städtischen Baumbestand von aktuell etwa 90.000 um 10.000 neue Baumpflanzungen zu erweitern.

Ein großer Teil der neuen Bäume soll sich im öffentlichen Straßenraum wiederfinden. Aktuell wird jede Straßenplanung dahingehend bearbeitet neue Standorte zu ermöglichen. Ein Beispiel ist die Neugestaltung des Brüder-Grimm-Platzes. Dort werden 74 Kiefern, die größten sind 10 bis 12 m hoch, die kleinsten 6 bis 8 m hoch, in den nächsten Jahren neu gepflanzt.

Über dieses Projekt berichtet Herr Göttlich im nächsten Vortrag mit anschließender Exkursion.