Einleitung |
Digitalisierung, Globalisierung, Urbanisierung, Klimawandel, Energiewende bewirken nicht nur Veränderungen in der Gesellschaft, sondern auch in der Mobilität. Zudem ist unverkennbar, dass die Straßeninfrastruktur in der Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen wird. In diesem Kontext besitzen das nachhaltige Bauen von Straßen und Aspekte wie Sicherheit, Funktionalität und Verfügbarkeit eine Schlüsselrolle. Mit Anbeginn des Autobahnbaus besteht das Bestreben, Straßenkonstruktionen zu entwickeln, die eine hohe Funktionalität, Dauerhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit aufweisen. Für Bundesfernstraßen haben sich von den drei Basisbauweisen bis heute die Beton- und Asphaltbauweise bewährt. Über Jahrzehnte hinweg kamen dabei eine Vielzahl an Varianten der Schichten- und/oder Materialabfolge zur Ausführung. Für die Aufstellung und Ergänzung von fundierten Richtlinien ist jedoch die genaue Kenntnis über das Gebrauchs- und Substanzverhalten sowie die Ursachen auftretender Schäden im Nutzungszeitraum von Oberbaukonstruktionen unabdingbar. In der Vergangenheit wurden daher systematische Untersuchungen an Straßenbefestigungen durchgeführt, um die verschiedenen Bauweisen und ihre Dauerhaftigkeit im Kontext mit der Verkehrsbelastung mit straßenbautechnischen Merkmalen statistisch abgesichert beurteilen zu können. Im Ergebnis erfolgte in den 1970er-Jahren eine Standardisierung relevanter Oberbauvarianten in den RStO, die auf der Grundlage empirischer Erkenntnisse kontinuierlich weiterentwickelt wird. Steigende Anforderungen an die Straße, Weiter- und Neuentwicklungen in den Bereichen Baustoffe und Bautechnik sowie der Dimensionierung, aber auch veränderte Randbedingungen führten zu der Überlegung, den Wissensstand über Oberbaukonstruktionen – die nicht den klassischen standardisierten Bauweisen entsprechen – systematisch aufzubereiten. In der Praxis kommen diese z. B. im Rahmen der Baulichen Erhaltung, der Erprobung und/oder der Forschung zur Ausführung und lassen sich allgemein unter dem Begriff „Hybridbauweisen“ zusammenfassen. Prinzipiell stellen Hybride keine Neuheit dar, da sie im Bereich der Instandsetzung schon seit den 1950er-Jahren existieren. Es ist davon auszugehen, dass das BAB-Netz eine Vielzahl verschiedener Hybridbauweisen aufweist und deren Netzanteil ca. 30 % beträgt. Zu diesem Zweck beschäftigt sich aktuell eine ad hoc Gruppe der FGSV mit verschiedenen Fragestellungen zur Thematik Hybridbauweisen. Neben der Erarbeitung notwendiger Begriffsdefinitionen soll eine erste allgemeine Analyse Aufschluss über existierende Hybride, deren Anwendungsbreite sowie über gesammelte Erfahrungen und vorliegende Erkenntnisse geben. Ziel ist es, in einem weiteren Schritt zu eruieren und abzuleiten, welche der Oberbaukonstruktionen für den künftigen Straßenbau von Bedeutung sind. Dabei sind folgende Gesichtspunkte zu beachten:
- Veränderungen in der Straßenbauverwaltung und -finanzierung,
- Reifegrad der Bauweise,
- Robustheit und prozesssichere Herstellung,
- Adoptions- und Diffusionsstand bei den Beteiligten,
- Wissensstand zum Lebenszyklus und Nachhaltigkeit der Bauweise.
In dem Vortrag „Nachhaltig bauen mit der Hybridbauweise“ werden wichtige Gesichtspunkte zur Thematik beleuchtet und der aktuelle Sachstand dargestellt. |