FGSV-Nr. | FGSV 002/140 |
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Ort | Stuttgart |
Datum | 13.03.2024 |
Titel | Modellierung einer neuen EU-Hochgeschwindigkeitsinfrastruktur |
Autoren | Prof. Dr.-Ing. Johannes Schlaich, Dr. Petr Senk, Dr. Marco Kampp, Julia Sedelmeier, Jan Schüth, Dr. Martin Thust, Daniel Kaiser, Wolfgang Scherr |
Kategorien | HEUREKA |
Einleitung | KurzfassungDieser Beitrag stellt die Methodik und Ergebnisse einer Studie vor, die die Deutsche Bahn AG in Auftrag gegebenen hat. Die Studie analysiert die Nachfrage im Schienenpersonenfernverkehr in der Europäischen Union unter verschiedenen Szenarien für den Ausbau der Schieneninfrastruktur zu einem Hochgeschwindigkeitsnetz. Um die Nachfrage im europäischen Personenfernverkehr für alle Verkehrsmittel zu prognostizieren, wurde ein multimodales Nachfragemodell entwickelt und angewendet. Das Nachfragemodell umfasst den Betrachtungsraum der gesamten Europäischen Union und verknüpft verschiedenste Open sowie Big Data-Quellen. Das wichtigste Ergebnis der Studie: Die kürzlich überarbeiteten TEN-V-Pläne reichen nicht aus, um die EU-Ziele einer Verdoppelung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs bis 2030 und einer Verdreifachung bis 2050 zur erreichen. Das untersuchte „Metropolitan Network“ zeigt, dass es ein deutlicher Ausbau der Schieneninfrastruktur zu einem europäischen Hochgeschwindigkeitsnetz benötigt wird, die Ziele des EU-Green Deals zu erreichen.
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Volltext | Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.1 EinleitungIm Rahmen des „Green Deal“ hat die Europäische Union Ziele zur Reduktion der Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor festgelegt. Für den Schienenpersonenverkehr wurde aus der daraus abgeleiteten „Sustainable and Smart Mobility Strategy“ das Ziel gesetzt, die Personenkilometer (Pkm) im Hochgeschwindigkeitsverkehr (HGV) bis 2030 zu verdoppeln und bis 2050 zu verdreifachen (European Commission 2021a). Branchenweit besteht Einvernehmen darüber, dass neue Pläne für ein künftiges HGV-Netz entwickelt werden müssen, die über die aktuellen TEN-V-Pläne der EU hinaus gehen, um diese ehrgeizigen Ziele erreichen zu können. So sind beispielsweise mehrere Länder, insbesondere in den östlichen Regionen Europas, nur unzureichend oder gar nicht durch Hochgeschwindigkeitsstrecken verbunden, wodurch ein Großteil des Potenzials für ein Verkehrswachstum ungenutzt bleibt. Aus nachfrageorientierter Sicht scheint ein breiteres Netz erforderlich zu sein, um alle Metropolregionen in der Europäischen Union effektiv zu verbinden. Die Deutsche Bahn AG (DB) hat zusammen mit anderen europäischen Eisenbahnverkehrsunternehmen eine Studie zur Simulation der Erreichbarkeit der EU-Ziele für 2030 und 2050 beauftragt. Untersucht wurde, inwiefern die bis 2030 voraussichtlich vorhandene Hochgeschwindigkeitsinfrastruktur hierfür ausreicht, sowie in welcher Dimension bis 2050 Infrastrukturmaßnahmen erforderlich sind (Deutsche Bahn AG 2023). Ausgangsthese der Studie ist, dass alle Metropolregionen in der Europäischen Union bis 2050 an den HGV angebunden werden müssen, um das avisierte Verkehrswachstum zu erreichen. Die Studie wurde von der PTV Group sowie den weiteren Autor:innen durchgeführt. Im Rahmen der Bearbeitung fand eine Zusammenarbeit mit mehreren europäischen Eisenbahnverkehrsunternehmen statt, sodass neben frei verfügbaren Daten (z. B. von Eurostat, UIC und OECD) und kommerziellen Daten (z. B. zum Flugverkehr) auch weitere nationale Expertise der Schienenverkehrsanbieter zur Verfügung standen (teilweise veröffentlicht z. B. Gobierno de España 2020). Die Studie fokussiert sich auf den HGV- Infrastrukturausbau und geht für die anderen Verkehrsmittel und weitere Rahmenbindungen eine ceteris paribus Annahme aus. Um pandemiebedingte Sondereffekte auszuschließen, wurde für die gesamte Studie das Jahr 2019 als Datenbasis für das Nachfragemodell gewählt. In Kapitel 2 wird der Aufbau und die Methodik des Angebots- und Nachfragemodells beschrieben. Kapitel 3 fasst anschließend die wichtigsten Ergebnisse zusammen. Kapitel 4 ist ein abschließendes Fazit und gibt einen Ausblick. 2 Methodik2.1 Modellierung des SchienenangebotsDas europäische Schienennetzmodell wurde auf der Grundlage des multimodalen Verkehrsmodells PRIMA der DB entwickelt. Dieses enthält ein fahrplanbasiertes Modell des Schienenverkehrsangebots in Europa. Neben einigen nötigen lokalen Ergänzungen des Fahrplans wurden folgende Schritte durchgeführt:
Auf dem damit entstandenen integrierten Schienennetz können mit klassischen Umlegungsmethoden für den Individualverkehr die Streckenbelastungen getrennt für HGV und den konventionellen Schienenverkehr ermittelt werden. Die Wahl zwischen HGV und konventionellem Schienenverkehr erfolgt damit als Teil der Routenwahl in der Umlegung. Mit einer stochastischen Umlegung, die moderate Kapazitätsbegrenzungen auf Basis der Anzahl der Züge pro Tag approximiert sowie einen Zuschlag zur HGV-Nutzung vorsieht, konnte eine gute Übereinstimmung der HGV-Personenkilometer mit Eurostat-Daten und mit lokalen Zähldaten der beteiligten Eisenbahnen erreicht werden. Zusätzlich berücksichtigt die untersuchte Hochgeschwindigkeitsinfrastruktur für 2030 die bestehenden Strecken sowie all jene, die sich aktuell im Bau befinden und bis 2030 voraussichtlich in Betrieb gehen (vgl. lila Strecken in Bild 1). Die Fahrzeiten wurden dabei aus veröffentlichen Planungen übernommen. Falls nicht verfügbar, wurden sie mit einer Entwurfs- geschwindigkeit von 250 km/h bzw. einer Fahrplangeschwindigkeit von 170 km/h angenommen. Für 2050 wurde ein deutlich umfangreicheres Netz untersucht, das alle Metropolregionen gemäß den Gebietstypologien von Eurostat (Eurostat 2018) in der EU sowie einigen EU- Beitrittskandidaten und Nachbarländern an das HGV-Netz anschließt – das „Metropolitan Network“. Dieses Netz wurde basierend auf der existierenden und der bis 2030 geplanten Hochgeschwindigkeitsinfrastruktur von erfahrenen internationalen Eisenbahnplanern entwickelt. Daraus ergeben sich rund 21.000 km zusätzliche HGV-Infrastruktur in der EU (gelbe Strecken in Bild 1), was in etwa einer Verdreifachung der heutigen HGV-Infrastruktur entspricht (Eurostat 2022). Das „Metropolitan Network“ geht damit deutlich über die aktuellen TEN-V-Pläne hinaus (European Commission 2021b). Für die Infrastruktur im Jahr 2050 wird eine Entwurfsgeschwindigkeit von 300 km/h und eine Fahrplangeschwindigkeit von 210 km/h angenommen Bild 1: HGV-Netz 2030 und das „Metropolitan Network“ 2050. Das „Metropolitan Network“ schließt damit alle EU-Mitgliedstaaten (außer Malta und Zypern) sowie ausgewählte EU-Beitrittskandidaten und -Nachbarländer bis 2050 an den HGV an:
2.2 Struktur des NachfragemodellsZur Analyse des HGV wurde für diese Studie ein Modell für die Nachfrage im Personenfernverkehr entwickelt, das die folgenden Haupteigenschaften aufweist:
2.3 Nachfrageermittlung für den Ist-Zustand (2019)Für den Ist-Zustand (2019) werden Quelle-Ziel-Matrizen für alle Verkehrsmittel erzeugt. Dabei wurden so weit wie möglich empirische Daten verwendet und diese bei Bedarf durch synthetische oder modellierte Daten ergänzt.
Zusammenfassend sind die Nachfragematrizen für alle vier Verkehrsmittel auf NUTS3-Ebene verfügbar. Bild 2 zeigt exemplarisch den grenzüberschreitenden Verkehr (NUTS0). Bild 2: Nachfrage auf NUTS0-Ebene, 2019, 3 Verkehrsmittel (ohne Pkw) 2.4 Nachfrageprognose für 2030 und 2050Die Nachfrageprognosen für 2030 und 2050 werden in drei Schritten ermittelt, die in den folgenden Kapiteln beschrieben werden:
2.4.1 Natürliches WachstumDas natürliche Wachstum berücksichtigt Veränderungen der Bevölkerung Bev (NUTS3-Daten von Eurostat) sowie des Bruttoinlandsproduktes BIPEW pro Einwohner (NUTS0-Daten der OECD). Die Elastizitäten ϵ sind konstant für alle Verkehrsmittel m und können der Tabelle 1 entnommen werden. Für eine Quelle-Ziel-Relation von i nach j ergibt sich damit die Anzahl der Wege vereinfacht dargestellt wie folgt: Formel in der PDF Die Bevölkerungsprognosen sagen ein Wachstum in den urban geprägten NUTS3-Regionen mit heute bereits überdurchschnittlicher Schienen- und Flugverkehrsnachfrage vorher, sodass das natürliche Wachstum zugunsten dieser beiden Verkehrsmittel auswirkt. 2.4.2 ModuswahlEs gibt keine konsistenten Haushaltserhebungen zum Fernreiseverkehr, die ganz Europa abdecken (z. B. Fiorello et al. 2016/2017). Daher wurde das Moduswahl-Modell auf Basis der vorwiegend empirischen Nachfragematrizen für 2019 (vgl. Kapitel 2.3) geschätzt. Diese Matrizen können vergleichbar mit Wegen aus einer Haushaltsbefragung für eine Modellschätzung verwendet werden. Vorteilhaft ist hier, dass eine vollständige besetzte Nachfragematrix vorliegt, was bei Haushaltserhebungen nicht leistbar ist. Dafür liegen aber keine detaillierten Informationen über die Nutzenden oder Aktivitäten der Wege vor. Die Parameterschätzung eines Logit-Modells erfolgte mit BIOGEME (Bierlaire 2023). Da sich die Studie vor allem darauf fokussiert, die Wirkung von veränderten Reisezeiten aufgrund des „Metropolitan Networks“ zu ermitteln, wurde das Logit-Modell an Reisezeiten ausgerichtet. Diese Reisezeit lagen für Pkw, den Schienenverkehr und den Fernbus aus den Angebotsmodellen vor. Im Flugverkehr wurde sie direkt aus den Cirium-Daten ermittelt und durch intermodale Zubringer ergänzt. Das Moduswahlmodell wird dabei wie folgt aufgestellt:
2.4.3 Induzierter VerkehrInduzierter Verkehr umfasst Reisen, die ohne das zusätzliche Verkehrsangebot nicht stattgefunden hätten. Dies können zusätzliche Wege oder längere Wege sein. Die Anzahl der induzierten Wege ergibt sich aus einer Verbesserung der Erreichbarkeit einer Quelle i. Diese Erreichbarkeit hängt von der Reisezeit RZij mit dem Schienenverkehr zu allen Zielen j ab. Die Reisezeit besteht aus der reinen Reisezeit, ergänzt um einen empirisch beobachteten Zuschlag für National- und Sprachgrenzen. Die Zielattraktivität ergibt sich dabei aus einer mit dem BIPEW,j gewichteten Bevölkerungsanzahl Bevj. Formel in der PDF Die Einstellung der Parameter erfolgt anhand der Matrizen für 2019 sowie Obergrenzen für Fernverkehre aus der Literatur (Frei et al. 2010). Auch die Verteilung des induzierten Verkehrs orientiert sich an den Erkenntnissen der empirischen Matrizen. 2.4.4 Elastizitäten der PrognosenTabelle 1 fasst die Elastizitäten zusammen, die in den Prognosen explizit verwendet wurden (natürliches Wachstum) oder sich aus den Modellen ergeben (Moduswahl und induzierter Verkehr). Diese Elastizitäten stimmen mit empirischen Beobachtungen zu HGV aus anderen Studien überein. Cascetta und Coppola (2011, 2013) konnten Reisezeit-Elastizitäten nach der Einführung neuer HGV-Linien in Italien in der gleichen Größenordnung messen. Scherr und Bützberger (2016) ermittelten empirische Elastizitäten für Bahnreisen bis 250 km, wonach die hier für das natürliche Wachstum verwendeten Elastizitäten eher konservativ sind, die hier erzielte Reisezeitelastizität im nationalen Verkehr dagegen realistisch ist. Weiterhin stimmt letztere Quelle mit den hier verwendeten Reisezeit-Elastizitäten insofern überein, als die Nachfrage mit zunehmender Reiselänge stärker auf Reisezeitverbesserungen reagiert. Das britische PDFH (2018) präsentiert ebenfalls empirisch geprüfte Elastizitäten der Bahnnachfrage im nationalen Verkehr mit Werten, die ebenfalls die hier präsentierten Werte unterstützen. Tabelle 1: Elastizitäten der Nachfrage bezogen auf Pkm Diese Prognosen modellieren die Reaktion der Nachfrage auf Verbesserungen der HGV- Infrastruktur und damit kürzeren Reisezeiten (vgl. Kap. 3.4). Es wird davon ausgegangen, dass das Angebot und die Preise der konkurrierenden Verkehrsträger unverändert bleiben und keine anderen verkehrspolitischen oder externen Effekte auftreten (siehe dazu z. B. EY 2023). 3 Ergebnisse für das „Metropolitan Network“Wie in Kapitel 1 beschrieben, hat die EU ehrgeizige Ziele für das Wachstum des HGV formuliert. Die Gesamtzahl der Personenkilometer soll sich bis 2030 verdoppeln und bis 2050 verdreifachen, jeweils verglichen mit dem Basisjahr 2015. In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Modellierung für 2030 und 2050 vorgestellt. 3.1 EU-Zielerreichung im Jahr 2030 und 2050Mit dem aktuellen Ausbau der HGV-Infrastruktur bis 2030 kann das EU-Zwischenziel einer Verdoppelung der HGV-Nachfrage gegenüber dem Basisjahr 2015 nicht erreicht werden. Die HGV-Nachfrage steigt zwar deutlich von 110 Mrd. Pkm (2015) auf 175 Mrd. Pkm (2030), verfehlt aber mit einer Steigerung um ca. 60 Prozent klar die angestrebte Steigerung von 100 Prozent auf 220 Mrd. Pkm (vgl. Bild 3). Das „Metropolitan Network“ erreicht dagegen das Ziel einer Verdreifachung der HGV- Nachfrage. Mit modellierten 358 Mrd. Pkm im Jahr 2050 wird das Ziel von 330 Mrd. Pkm leicht übertroffen. Bild 3: HGV-Wachstum in Pkm (2015, 2030 und 2050) 3.2 Analyse des HGV-MarktanteilsBei einer Umsetzung des „Metropolitan Network“ kann der Anteil des HGV am Fernverkehr (≥ 100 km) in Europa fast verdreifacht werden. Wie Bild 4 zeigt, steigt der Anteil von 5 Prozent im Jahr 2015 auf 14 Prozent im Jahr 2050. Der Anteil des konventionellen Schienenverkehrs bleibt konstant: Auf der einen Seite werden Fahrten zum HGV verlagert, auf der anderen Seite profitiert der konventionelle Schienenverkehr von Zubringerfahrten zum stärkeren HGV. Der Marktanteil des Pkw-Verkehrs reduziert sich von 63 Prozent (2015) auf 53 Prozent (2050), während der Anteil des Luftverkehrs mit 25 Prozent im Jahr 2030 seinen Höhepunkt erreichen und bis 2050 leicht auf 24 Prozent sinken wird. Der Hauptgrund für den konstanten Marktanteil des Luftverkehrs ist dessen dominierende Rolle auf dem Markt für sehr große Entfernungen über 1.500 km (siehe Bild 5). Bild 4: Moduswahl, dargestellt für den Fernverkehr ≥100km (2015, 2019, 2030 und 2050) Das „Metropolitan Network“ kann den Anteil des HGV-Verkehrs insbesondere bei Reiseweiten zwischen 300 und 1.500 km erheblich steigern und insbesondere den Marktanteil des Pkw- Verkehrs reduzieren (vgl. Bild 5). Bild 5: Moduswahl nach Reiseweitenklassen (2019 und 2050) Insgesamt ermöglicht das „Metropolitan Network“ ein zusätzliches HGV-Wachstum von 174 Prozentpunkten. Dabei hat die veränderte Moduswahl mit rund 70 Prozentpunkten den größten Anteil. Nach der Moduswahl folgt mit rund 60 Prozentpunkten die veränderte Routenwahl in der Schienenverkehrsumlegung, also der Wechsel von konventionellem Schienenverkehr auf den HGV. Danach folgen der induzierte Verkehr und das natürliche Wachstum (vgl. Bild 6) Bild 6: Wachstum des HGV nach Ursache Das folgende Bild 7 zeigt die prognostizierte HGV-Marktgröße in Pkm und deren Wachstum nach Ländern von 2019 bis 2050. Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien sind bereits heute die größten HGV-Märkte und verzeichnen bis 2050 ein hohes absolutes Wachstum. Während Spanien (+142 Prozent) und Deutschland (+112 Prozent) die HGV-Nachfrage mehr als verdoppeln, wächst Italien (+78 Prozent) ebenfalls deutlich. Frankreich (+50 Prozent) hat aufgrund des bereits heute sehr gut ausgebauten HGV-Netzes ein geringeres relatives Wachstum, wird aber den Prognosen zufolge bis 2050 der größte HGV-Markt in der EU bleiben. Die höchsten Wachstumsraten sind in den kleineren HGV-Märkten zu verzeichnen. Auf Länder, die derzeit über keine HGV-Infrastruktur verfügen, entfallen 20 Prozent des Gesamtwachstums und 12 Prozent der gesamten HGV-Nachfrage im Jahr 2050. Bild 7: Marktgröße (Mrd. Pkm) nach Land 3.3 Wirtschaftlichkeit des BetriebsDas folgende Bild 8 zeigt das Fahrgastaufkommen auf dem HGV-Netz im Jahr 2019 und auf dem „Metropolitan Network“ im Jahr 2050. Fast alle im „Metropolitan Network“ vorgeschlagenen neuen HGV-Korridore würden eine ausreichende Nachfrage aufweisen, um eine solide wirtschaftliche Grundlage für den HGV-Betrieb mit hohen Frequenzen zu gewährleisten. Bild 8: Modellierte Nachfrage im HGV-Netz (2019 und 2050) 3.4 Visualisierung der empfundenen Reisezeiten des „Metropolitan Networks“Die Metropolregionen und damit rund 60 Prozent der Bevölkerung in der EU profitieren erheblich von dem „Metropolitan Network“ und ermöglichen so eine deutlich verbesserte Erreichbarkeit innerhalb von Europa auf der Schiene. Bild 9 visualisiert exemplarisch die Schienenverkehrs-Reisezeiten ausgehend von Prag: Die in grün und gelb dargestellten Flächen sind gut erreichbare Ziele und vergrößern sich deutlich von 2019 auf 2050. Für Regionen, die heute nahezu keine Schienenverkehrsinfrastruktur haben, sind die Wirkungen noch größer. Bild 9: Isochrone der empfundenen Reisezeiten mit dem Schienenverkehr von Prag (2019 und 2050) 4 Fazit und Ausblick4.1 Methodisches FazitDie methodischen Herausforderungen bei der Modellierung waren die große geografische Ausdehnung und die damit einhergehenden zu betrachtenden Verkehrsmittel des Fernverkehrs, über deren Nutzung wenig Informationen zur Verfügung stehen. Die erfolgreiche Projektbearbeitung innerhalb einer kurzen Projektlaufzeit wurde durch folgende Erfolgsfaktoren erreicht:
4.2 Schlussfolgerungen für die europäische Verkehrspolitik
Die Autor:innen sind überzeugt, dass diese Studie einen Beitrag zur aktuellen Diskussion leistet, wie die ambitionierten Ziele der Europäischen Union im HGV erreicht werden können. Die Studie zeigt, dass die derzeitigen TEN-V-Pläne für den Ausbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes nicht ausreichen, sondern ein deutlich darüber hinaus gehender Netzausbau EU-weit erforderlich ist. Weitere Untersuchungen sind nötig, um zu zeigen, wie die Wirkung eines HGV-Infrastrukturausbaus durch ergänzende politische Maßnahmen, wie die Besteuerung von Flugkraftstoff, verstärkt werden kann. 4.3 EmpfehlungenDie Autor:innen empfehlen zur Erreichung der EU-Ziele die Entwicklung einer HGV- Infrastruktur in der Größenordnung des „Metropolitan Network“, das weit über die derzeitigen TEN-V-Pläne hinausgeht. In fast allen Mitgliedstaaten sind erhebliche Aus- und Neubaumaßnahmen und damit einhergehende Investitionen erforderlich, die den Rahmen der derzeitigen Finanzierungsmechanismen überschreiten. Um die benötigten Maßnahmen realisieren zu können, müssen geeignete regulatorische Rahmenbedingungen und neue Finanzierungsinstrumente auf europäischer Ebene entwickelt werden. 5 Literatur
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