FGSV-Nr. FGSV B 30
Ort Köln
Datum 20.10.2011
Titel Betondecken im kommunalen Bereich
Autoren Dr.-Ing. Norbert Ehrlich
Kategorien Betonstraßen
Einleitung

Die Vorteile der Betonbauweise, wie u. a. hohe Tragfähigkeit, gute Verformungsstabilität, lange Dauerhaftigkeit und geringer Erhaltungsaufwand sind im kommunalen Bereich stärker zu nutzen.

Perspektivisch gibt es Unklarheiten über die Verfügbarkeit des Bitumens sowie über deren Qualität und Kostenentwicklung. Deshalb ist es einerseits aus volkswirtschaftlicher Sicht dringend erforderlich, alternative Bauweisen, wie die Betonbauweise, für die Zukunft zu schaffen. Andererseits haben die Kommunen die verpflichtende Aufgabe die Betrachtungen der „Life-Cycle-Kosten“ bei jedem Projekt heranzuziehen. Je nach Anwendungsfall ist entweder die Asphaltbauweise oder die Betonbauweise im Vorteil. Dabei sind die langfristigen Kosten für die Erhaltung einzubeziehen.

Günstige Anwendungsmöglichkeiten für die Betonbauweise sind infolge hoher Beanspruchungen Kreisverkehre, Busverkehrsflächen, Kreuzungsbereiche u. a. Die Anforderungen an den Beton sind den gültigen Regelwerken zu entnehmen und werden in einem gegenwärtig in Bearbeitung befindlichen Merkblatt durch den AK 8.3.3 der FGSV ergänzt. Um die Kenntnisse der Betonbauweise im Straßenbau zu vertiefen, ist für alle Beteiligten eine Ausbildung mit Abschluss des B-StB Scheines konzipiert worden.

Gerade bei Kreisverkehren ist die Wahl des richtigen Baustoffes der Fahrbahnbefestigung entscheidend für die Nutzungsdauer. Wie an vielen Stellen gilt es auch hier, die Details richtig zu planen und entsprechend auszuführen. Grundvoraussetzung dafür ist ein richtiger Fugenplan, der neben den notwendigen Einbauteilen wie Entwässerungsanlagen, Schächten etc. auch die Bauphasen mitberücksichtigt.

Als Unterlage der Fahrbahndecke aus Beton hat sich die Asphalttragschicht bewährt. Die gleiche Bedeutung wie der Flächenbefestigung geht auch der Randeinfassung zu. Eine Ausführung der Randeinfassungen in Ortbetonbauweise mittels Gleitschalungsfertiger ist dem elementweisen Setzen von Bordsteinen und Rinnenpflastersteinen unbedingt vorzuziehen. Nicht nur der hierdurch reduzierte Fugenanteil um über 90 %, sondern auch die Verlagerung des belastungskritischen Betonplattenrandes nach außen sprechen für eine Einfassung in Ortbetonbauweise.

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Volltext

Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.

1 Allgemeines

Den Anteil der Straßenarten am Gesamtnetz in Deutschland zeigt das Bild 1. Die Autobahnen haben einen Anteil von ca. 12.500 km, davon sind ca. 30 % in Beton. Der Anteil der Betonbauweise im anderen Straßennetz ist unter 2 %.

Die Vorteile der Betonbauweise, wie u. a. hohe Tragfähigkeit, gute Verformungsstabilität, lange Dauerhaftigkeit und geringer Erhaltungsaufwand sind im kommunalen Bereich stärker zu nutzen. Perspektivisch gibt es Unklarheiten über die Verfügbarkeit des Bitumens sowie über deren Qualität und Kostenentwicklung. Deshalb ist es einerseits aus volkswirtschaftlicher Sicht dringend erforderlich alternative Bauweisen, wie die Betonbauweise, für die Zukunft zu schaffen. Andererseits haben die Kommunen die verpflichtende Aufgabe die Betrachtungen der „Life-Cycle-Kosten“ bei jedem Projekt heranzuziehen.

Bild 1: Anteile der Straßenarten am Gesamtnetz

Je nach Anwendungsfall ist einmal die Asphaltbauweise im Vorteil und bei einem anderen Objekt die Betonbauweise. Dabei sind die langfristigen Kosten für die Erhaltung einzubeziehen. 

2 Anwendungsmöglichkeiten

In den weiteren Betrachtungen werden Anwendungsmöglichkeiten aufgezählt und die Vorteile der Betonbauweise erläutert:

Busverkehrsflächen, wie Bushaltestellen, Busfahrstreifen und Busbahnhöfe

Vorteile des Betons:

– gute Aufnahme von Brems- und Anfahrkräften

keine Verdrückungen durch Spurfahren

– Aufnahme von Schubkräften durch enges Kurvenfahren

belastbar mit hohen Achslasten

temperaturbeständig bei Belastung durch Niederflurfahrzeuge

mögliche farbliche Gestaltung

Bild 2: Bushaltestelle aus eingefärbtem Beton

Kreisverkehre

Vorteile des Betons:

– Aufnahme von Schubkräften durch die Kurvenfahrt

– Einordnung in Bauklasse I für hohen Lkw-Verkehr

Bild 3: Kreisverkehr in Beton

Plangleiche Knotenpunkte

Vorteile des Betons:

– Aufnahme der Brems- und Anfahrkräfte

Aufnahme von Schubkräften bei Kurvenfahrten

Bild 4: Gesamter innerstädtischer Kreuzungsbereich in Beton

Beton im Straßenbahngleisbereich

Vorteile des Betons:

– Nutzung der Flächen für spurgenaues Fahren von Bussen

– dauerhafte Überrollung der Gleisbereiche durch Fahrverkehr

keine Winterschäden im Gleisbereich

Bild 5: Beton im Straßenbahngleisbereich

Erschließungsstraßen in Beton

Vorteile des Betons:

keine Winterschäden

lange Nutzungsdauer

– kaum Erhaltungsmaßnahmen

Bild 6: Stadtstraßen in Beton

Beton zur Gestaltung von innerstädtischen Plätzen

Vorteile des Betons:

– Aufnahme des Verkehrs von Bundesstraßen und des Busverkehrs

farbliche Gestaltung

Bild 7: Rosenplatz in Osnabrück aus Beton 

3 Anforderungen an den Beton

Für die Betonflächen im kommunalen Bereich erfolgt die Lieferung des Betons aus örtlichen Transportbetonwerken. Dabei sind folgende Anforderungen zu erfüllen:

– C30/37, XF4, XM2, WS, mit/ohne LP, mit/ohne BV/FM,

– Verwendung eines Straßendeckenzementes (Na2O-Äquvivalent < 0,80),

Einsatz WS-geprüfter Gesteinskörnungen,

Konsistenz je nach Einbautechnologie,

– Straßenbetone sind Sonderbetone und erfordern unter Umständen eine erweiterte Erstprüfung, um die Abhängigkeiten im Gesamtsystem unter Baustellenbedingungen abzuklären,

– Anlegen von Probefeldern bei Ersteinsatz der Rezeptur.

Transportbeton für den Straßenbau unterscheidet sich gegenüber der üblichen Produktion:

– andere Regelwerke (TL-, ZTV- und TP Beton-StB) und Merkblatt für Planung, Konstruktion, Bau und Erhaltung von Kreisverkehren, Busverkehrsflächen und Rastanlagen, Teil A (in Bearbeitung),

– überwiegend gebrochene Gesteinskörnungen, andere Korngrößenabstufungen, verschärfte Anforderungen hinsichtlich AKR,

– oft erdfeuchte Konsistenz, LP-Betone,

– höchste Sorgfalt bei Herstellung und Transport,

– hohe Anforderungen an die Logistik (Lieferkontinuität),

– höchste Anforderungen an die Gleichmäßigkeit des Frischbetons.

Bis die einzelnen Transportbetonwerke ihre Erfahrungen mit den Straßenbetonen gesammelt haben, ist eine intensive technische Betreuung und Begleitung derartiger Projekte notwendig. Das kann durch die regionalen Beton-Marketing-Gesellschaften, aber auch durch die Anwendungstechniker der Zementindustrie erfolgen. 

4 Neue Regelwerke

Der AK 8.3.3 der FGSV erarbeitet in Ergänzung zu den bestehenden Regelwerken zwei Merkblätter für die o. g. Anwendungsfelder.

– Merkblatt für Planung, Konstruktion, Bau und Erhaltung von Kreisverkehren, Busverkehrsflächen und Rastanlagen, Teil A Grundlagen, Teil B Besonderheiten, Teil C Erhaltung,

Merkblatt „Whitetopping“.

Beide Merkblätter werden im Jahr 2012 in die Gremien der FGSV eingebracht.

Der AK 8.3.3 wird noch weitere Merkblätter bearbeiten. In Planung ist ein Merkblatt für Planung, Konstruktion und Bau von Stadt- und Landstraßen sowie ein Merkblatt für die besondere Verkehrsflächen, wie z. B. Containerabstellflächen, Hafenanlagen. 

5 B-StB Schein

Um die Kenntnisse über den Baustoff Beton im Straßenbau bei Planungs- und Ingenieurbüros, bei den Straßenbauverwaltungen, bei der ausführenden Industrie, bei der Transportbetonindustrie und bei Prüfinstituten zu vertiefen, wurde eine Ausbildung in Form eines zweiwöchigen Lehrgangs mit dem Abschluss B-StB Schein (Beton-Straßenbau Schein) vorbereitet. Träger dieses B-StB Scheines sind:

– Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.,

– Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V.,

– Bundesvereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure e.V.,

– Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein e.V.,

– Bundesverband der Deutschen Zementindustrie e.V.,

– Bundesverband der Deutschen Transportbetonindustrie e.V.,

– Gütegemeinschaft Verkehrsflächen aus Beton e.V.,

– Qualitätsgemeinschaft Städtischer Straßenbau e.V.

Von den Verbänden wurde ein Bildungsbeirat unter Leitung des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie e.V. gegründet. Der Bildungsbeirat hat eine Ausbildungs- und Prüfungsordnung erarbeitet, die auf der Homepage des Hauptverbandes einsehbar ist. Zusätzlich wurde ein einheitlicher Stoffplan ausgearbeitet, der eine Woche Kenntnisse zum Baustoff Beton und eine Woche Kenntnisse zum Beton im Straßenbau vermittelt. Nach einer erfolgreichen schriftlichen Prüfung wird den Teilnehmern der B-StB Schein ausgehändigt.