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1 AKR-geschädigte Betondecken in Brandenburg
Nachweislich AKR-geschädigte Betondecken in Brandenburg sind aus den 1970er/1980er Jahren bekannt, wenn eine bestimmte Grauwacke als Gesteinskörnung eingesetzt wurde, und aus den 1990er Jahren bei Verwendung von Quarzporphyren oder Kiesen bestimmter Herkunft. Recherchen ergaben eine Mindestlänge sichtbar oder nachweislich AKR-geschädigter Betondecken aus den 1970er/1980er Jahren von ca. 240 km Richtungsfahrbahn und von ca. 160 km Richtungsfahrbahn aus den 1990er Jahren mit Stand Ende 2016. Der AKR-Verdacht von zum damaligen Zeitpunkt 138 km Richtungsfahrbahn bestätigte sich leider bis heute auf Streckenabschnitten von 72 km Länge, von denen ein Teil bereits saniert wurde.
Bild 1: Stand Ende 2016: AKR-geschädigte Streckenabschnitte aus den 1990er Jahren
2 Aufbruch AKR-geschädigter Betondecken
2.1 Aufgebrochene Streckenabschnitte
Seit 1990 wurden im Land Brandenburg ca. 42 km Betondecke aus den 1970er/1980er Jahren und 64 km aus den 1990er Jahren aufgebrochen.
Bild 2: Aufbruch AKR-geschädigter Betondecken aus den 1970er/1980er Jahren
Bild 3: Aufbruch AKR-geschädigter Betondecken aus den 1990er Jahren
Bemerkenswert ist, dass die Streckenabschnitte aus den 1990er Jahren die alten Betondecken aus den 1930er/1940er Jahren und die schlechten Betondecken aus den 1970er/1980er Jahren für sehr lange ersetzen sollten, aber z. T. nach 10-15 Jahren als Verkehrsfläche nicht mehr zur Verfügung standen. AKR vernichtet Werte.
2.2 Einflüsse auf den Aufbruch
Eine ganze Reihe von Einflüssen bestimmen den Aufbruch:
– Dicke der aufzubrechenden Betondecke Die Dicke der Betondecke ergibt die zu bewältigende Aufbruchmenge.
– Festigkeit des Betons Die Festigkeit des Betons beeinflusst den Verschleiß der Arbeitsgeräte und die Arbeitsleistung pro Zeiteinheit.
– Art der und Verbundsituation zur Unterlage Eine erhebliche Rolle, wenn nicht sogar die entscheidende Rolle für den Erfolg einer Aufbruchmaßnahme spielt die Verbundsituation zur Unterlage. Ob unter der aufzubrechenden Betondecke eine hydraulisch gebundene Tragschicht mit direktem Verbund zur Betondecke oder mit Vlieszwischenschicht liegt, eine Schottertragschicht aus RC-Material komplett nachhydratisiert ist oder eine 5 cm dicke Asphaltzwischenschicht anhaftet, bestimmt in wesentlichem Maße die Aufbruchtechnologie.
Bild 4: Sowohl an Beton als auch an HGT anhaftendes Vlies
Bild 5: Anhaftende nachhydratisierte Schottertragschicht aus RC-Material
– Nähe zu Bebauung oder Bauwerken Um Schäden an nahen Gebäuden oder Bauwerken zu vermeiden, muss eine erschütterungsarme Aufbruchtechnologie gewählt werden.
– Verfügbarkeit an Zeit Enge Bauzeitvorgaben verbieten eine aufwändigere Aubruchtechnologie. Wenn es schnell gehen muss, geht das zu Lasten einer anderen Komponente wie z. B. der Qualität des Aufbruchgutes und damit zur Einschränkung von Wiederverwendingsmöglichkeiten.
– Wiederverwendung Generell ist das Kreislaufwirtschaftsgesetz zu beachten, das eine hochwertige Verwertung fordert, die den Schutz von Mensch und Umwelt am besten gewährleistet. Dieses Gesetz ist verpflichtend.
– Spannungszustand der Betondecke Infolge der Erwärmung der Betondecke und der Abnahme der Nullspannungstemperatur mit zunehmender Verschmutzung der Fugen stellt sich bei jeder Betondecke ein bestimmter Spannungszustand ein. Die Spannungen sind umso größer, je höher die Luft- und Bauteiltemperatur der Betondecke sowie der Verschmutzungsgrad der Fugen ist. Des weiteren gab es Bestrebungen, mögliche Spannungen aus der Bildung des AKR-Gels und daraus resultierender Erhöhung des Wirksamkeitsindex herzuleiten. Woher auch immer Spannungen rühren, können sie durch geeignete Maßnahmen abgebaut werden.
Bild 6: Beton hat sich selbst entspannt; Hitzeaufbruch
– Flickstellen oder partiell größere Asphaltflächen infolge Sanierung Art und Umfang der Flickstellen und Asphaltflächen spielt insofern eine Rolle, als dass bei Wiederverwendung des AKR-geschädigten Betons in einer RC-Tragschicht möglicher- weise begrenzende Anforderungen an den Asphaltanteil bestehen.
Es gibt immer eine Überlagerung mehrerer Einflussfaktoren.
2.3 Aufbruchtechnologie
Die Wahl der Aufbruchtechnologie obliegt dem Auftragnehmer. Unter Beachtung aller Einflüsse und Randbedingungen und dem Ziel des Aufbruchs kann er eine Wahl treffen zwischen gängigen Aufbruchmethoden wie Würfelwalze, Fallschwert, Meißel, Fräse und deren Kombination, aber auch andere Verfahren sind u. U. anwendbar wie Rubblizing und bei erschütterungsarmem Aufbruch neben der Fräse der Aufbruchhammer Power Sledge.
Bild 7: Aufbruch mit Würfelwalze
Bild 8: Aufbruch mit Meißel
Bild 9: Aufbruch durch Fräse
Bild 10: Erschütterungsarmer Aufbruch durch Power Sledge
3 Aufbereitung
Wird das Aufbruchgut auf der Baustelle aufbereitet, kommt eine mobile Brechanlage zum Einsatz. Für eine zielgerichtete Aufbereitung ohne weitere Nachbereitung des Brechguts mit anforderungsgemäßen Eigenschaften eignet sich ein Prallbrecher am besten.
Bild 11: Prallbrecher im Einsatz
In der Regel wird die Betondecke halbseitig aufgebrochen und das Aufbruchgut längs auf der noch bestehenden Fahrbahn gelagert, bevor es unter mehrmaligem Umsetzen der Brechanlage aufbereitet wird.
Bild 12: Aufbruchgut halbseitig gelagert
Anhaftungen auf der Betondecke können und müssen ggf. vor dem Aufbruch entfernt werden. Untrennbare Anhaftungen unter der Betondecke gelangen ins Aufbruchgut und damit in das aufbereitete Material. Das Risiko eines für den vorgesehenen Verwendungszweck nicht anforderungsgemäßen resultierenden RC-Materials ist sehr gering und war in Brandenburg noch nicht praxisrelevant.
4 Wiederverwendung
In Brandenburg wird das aufbereitete RC-Material in der Regel als ungebundene Tragschicht wieder eingebaut. In der Vergangenheit kam es als Schottertragschicht auch direkt unter einer Betondecke zum Einsatz.
Eine anforderungsgemäße Korngrößenverteilung, Verdichtung und Tragfähigkeit vorausge- setzt, stellt sich der Baustellenverkehr als ein die Oberfläche der Tragschicht sehr stark beeinflussendes Kriterium heraus. Die Wasserdurchlässigkeit erfährt durch den oft spurfahrenden Verkehr eine erhebliche Verringerung mit dem Resultat, dass die Funktionsfähigkeit der ungebundenen Tragschicht hinterfragt werden sollte.
Bild 13: Schottertragschicht mit Spuren des Baustellenverkehrs
Der komplexe Zusammenhang Anforderungen-Eigenschaften-Funktionalität der eingebauten Schicht-Auswirkungen auf die Gesamtkonstruktion ist zu betrachten.
In diesem Kontext stellt sich auch der Sachverhalt der teilweise massiven Nachhydratation von Tragschichten aus RC-Material dar. Aus einer Schottertragschicht wird im Laufe der Zeit eine quasi hydraulisch gebundene Schicht. Es konnten schon Druckfestigkeiten an eigentlich ungebundenen Tragschichten ermittelt werden!
Bild 14: Vollständig nachhydratisierte Schottertragschicht aus RC-Material
Überdacht werden muss auch die Messung der Ebenheit auf der ungebundenen Tragschicht. Vernünftige Anforderungen müssen mit einer praktikablen Messmethode vereinbar sein.
Die Messung mittels 4-m-Richtscheit entfällt wegen fehlender Eichfähigkeit des Messmittels und im Übrigen unpraktikabler Handhabung auf meist mehrere Kilometer langen Bauabschnitten und mittels Planograf wegen übergebührlicher Beanspruchung und befürchteten Defekts des Messgerätes.
Bild 15: Ebenheitsmessung mit Planograf auf Schottertragschicht
Bild 16: Zu raue Oberfläche für Messung mit Planograf
Gegenwärtig wird die Bauweise Betondecke direkt auf Schottertragschicht aus AKR-geschädigtem Material nicht praktiziert, da aufgrund von Unsicherheiten, die die Auswirkungen der AKR-Schädigung des Ausgangsbetons auf die Eigenschaften des RC-Materials und die dar- über liegende Betondecke betreffen, zunächst in einem Forschungsvorhaben geklärt werden soll, was passiert.
Alternativ und um eine Wiederverwendung des Betons als ungebundene Tragschicht dennoch sicherzustellen, kann die in den RStO 12 Tafel 2 Zeile 2 beschriebene Konstruktionsvariante gebaut werden:
26 cm Betondecke auf
10 cm Asphalttragschicht auf
Frostschutzschicht bzw. Schottertragschicht.
Die Vorteile einer solchen Konstruktion sind vielfältig:
– Sie ist regelwerkskonform.
– AKR-geschädigter Beton aus dem Aufbruch der Betondecke kann wiederverwendet wer den.
– Das Kreislaufwirtschaftsgesetz wird beachtet. Natürliche Ressourcen werden geschont.
– Unnötige Transporte werden vermieden, die die Umwelt belasten und Geld kosten.
– Gutes Material muss nicht entsorgt oder außerhalb der Baustelle aufbereitet werden.
– Anforderungen an den RC-Baustoff wie beim Einsatz direkt unter der Betondecke (Einengung des Anteils < 2 mm) werden nicht benötigt.
– Die Wasserdurchlässigkeit der Schottertragschicht und damit auch die Nachhydratation spielen eine untergeordnete Rolle, da durch die darüber liegende Asphalttragschicht ein Wasserzutritt sehr unwahrscheinlich ist.
– Der Zutritt von Alkalien wird ebenso unterbunden.
– Beim Einsatz des RC-Baustoffs als Frostschutzschicht gibt es hinsichtlich ihrer Funktion als kapillarbrechende Schicht eine einfache konstruktive Lösung (untere Lage in ca. 10 cm Dicke aus Naturmaterial).
– In die Asphalttragschicht kann je nach Mischanlage bis zu 80 M.-% Asphaltgranulat zugegeben werden.
– Die Asphalttragschicht puffert Schwankungen in den Trageigenschaften der Schottertragschicht oder Frostschutzschicht ab, die durch Entmischungen, Wassergehaltsschwankungen sowie Einflüsse aus dem Untergrund/Unterbau hervorgerufen werden können.
– Die Asphalttragschicht bildet eine hervorragend ebene, profilgerechte und flexible Unterlage für die Betondecke.
– Selbst der spätere Aufbruch der Betondecke soll unproblematisch sein, da die Asphalttragschicht nicht am Beton haften soll.
5 Ausblick
In näherer Zukunft werden weitere AKR-geschädigte Betondecken ausgebaut und das Aufbruchgut möglichst hochwertig wiederverwendet werden müssen. Dafür gibt es eine Konstruktionsvariante mit Betondecke, die es gestattet, hohen Verkehrsbelastungen eine bestens geeignete Unterlage zu bieten.
AKR wird ein Ende haben. Wie wenige Betondecken werden dann noch aufzubrechen sein? Aber wenn es notwendig sein wird, kann das know-how von heute dabei helfen. Ein kleiner Trost. |