FGSV-Nr. FGSV 002/118
Ort Veitshöchheim
Datum 18.05.2017
Titel Barrierewirkung von künstlichem Licht auf gefährdete Arten
Autoren PD Dr. Franz Hölker
Kategorien Landschaftstagung
Einleitung

Die überwiegende Zahl der Organismen – Pflanzen, Tiere und Mensch – hat sich im Laufe der Evolution an den täglichen Wechsel von Hell und Dunkel angepasst. Zeiten der Nahrungssuche, Wanderung oder Ruhe wurden ebenso darauf ausgerichtet wie Zeiten der Partnersuche und Fortpflanzung. So nutzen viele Tiere die Nacht für ihre Wanderung, um beisielsweise tagaktiven Räubern ausweichen zu können. Erst vor rund 100 Jahren begann der Mensch, seine Umwelt künstlich zu beleuchten. Durch die nächtliche Beleuchtung sind wandernde Tiere mit Lebensbedingungen konfrontiert, auf die sie sich evolutionsbiologisch noch gar nicht haben einstellen können. Durch Licht zur falschen Zeit, auf einem zu hohen Lichtniveau oder mit einer unnatürlichen spektralen Zusammensetzung kann künstliches Licht als Wander- und Ausbreitungsbarriere wirken. Insbesondere die linearen Beleuchtungsstrukturen entlang einer Straße oder Gewässern können zu unüberwindlichen Barrieren werden und somit zur Lebensraumzerschneidung beitragen. Wenn aber an sich geeignete Habitate in einzelne Fragmente zerschnitten werden, macht dies die Ausbreitung für wandernde Tiere ebenso aufwendig wie die Partnersuche. Der sogenannte Raumwiderstand einer Nachtlandschaft nimmt durch künstliches Licht zu, so dass die Tiere in der Folge an den Lichtbarrieren viel Zeit und Energie verlieren, die ihnen später bei der Futtersuche und für eine erfolgreiche Fortpflanzung nicht mehr zur Verfügung stehen. Wenn darüber hinaus ein Geschlecht besonders betroffen ist, kann zusätzlich zum Verlust der adulten Tiere auch die Reproduktion in erheblichem Maße beeinträchtigt werden. Die Barrierewirkung von Straßen auf verschiedene Tierarten ist bekannt. Doch die Untersuchungen betreffen ausschließlich den Einfluss des Verkehrs. Zur Barrierewirkung und den Auswirkungen einer lichtindizierten Lebensraumzerschneidung auf wandernde Tiere gibt es erst seit kurzem vermehrt Erkenntnisse. Dieser Vortrag wird sich dabei vor allem auf gefährdete Spezies und Tierklassen (Nachtfalter, Ampibien, Fledermäuse, etc.) konzentrieren. Die rasante weltweite Zunahme in den vergangenen Jahrzehnten hat viele Nachtlandschaften grundlegend verändert – und das mit zum Teil gravierenden Folgen für Ökosysteme und Biodiversität. Während Forschung und angewandter Landschaftsschutz hauptsächlich auf Taglandschaften ausgerichtet wurden, gelten Nachtlandschaften selten als eigenständiger Untersuchungsbereich und als spezifisches Schutzgut. Es finden sich zwar immer noch dunkle unberührte Nachtlandschaften, doch die Zunahme von künstlicher Beleuchtung in der Nacht ist weltweit ungebrochen. Soll Licht künftig intelligent und effizient eingesetzt werden, so braucht es innovative Konzepte, die das Licht dorthin bringen, wo und wann es benötigt wird. Moderne Leuchtmittel, gezielte Lichtlenkung, wissenschaftlich fundierte Richtlinien und Schwellenwerte für Beleuchtung sind für einen verantwortungsvollen, nachhaltigen Umgang mit Licht unverzichtbar.

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Die Kurzfassung dieses Vortrages ist als PDF verfügbar.