FGSV-Nr. FGSV 002/94
Ort Karlsruhe
Datum 15.09.2009
Titel Aufbau eines effizienten Fuhrparkmanagements für den Straßenbetriebsdienst
Autoren Prof. Dr.-Ing. Axel Norkauer
Kategorien Straßenbetrieb, Winterdienst
Einleitung

Die Straßenbauverwaltungen der Länder besitzen und betreiben mehrere Tausend Kraftfahrzeuge – vom einfachen Pkw bis zum überschweren Lkw für den Winterdiensteinsatz – und eine fast unüberschaubare Anzahl von Werkzeugen und Geräten – von der Bohrmaschine bis zum Asphaltfertiger. Der weitaus überwiegende Teil dieser Fahrzeuge und Geräte kommt im Bereich der Straßen- und Autobahnmeistereien für Leistungen des Betriebsdienstes zum Einsatz. Sowohl Beschaffung als auch Betrieb binden große Summen an Kapital innerhalb der Budgets der Straßenbauverwaltungen. Vor diesem Hintergrund liegt es auf der Hand, diesen Bereich in Hinblick auf ein effizientes Kostenmanagement neu zu beurteilen und mögliche Kostensenkungspotenziale zu identifizieren. Auf der Grundlage des „Maßnahmenkatalogs zur Umsetzung der Steuerung des Straßenbetriebsdienstes in den Ländern“ (MK 1) wurde durch den Bund-Länder-Arbeitskreis „Betriebskostenrechnung im Straßenbetriebsdienst“ (BEKORS) der „Maßnahmenkatalog Teil Fuhrparkmanagement im Straßenbetriebsdienst“ (M 7) erarbeitet. Dieser soll die Maßnahmenkataloge „Ermittlung des Fahrzeug- und Gerätebedarfs für Autobahn- und Straßenmeistereien“ MK 8, Ausgabe 2003 und den Maßnahmenkatalog „Überprüfung der Fahrzeug- und Geräteunterhaltung“ MK 9, Ausgabe 1997 ersetzen.

 

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1   Einleitung

Bei der Betrachtung der „Bestandsliste der Fahrzeuge und Geräte in Autobahnmeistereien für den Straßenbetriebsdienst“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) wird die Bedeutung, die einem effizienten Fuhrparkmanagement in einer modernen Straßenbauverwaltung zukommt, deutlich. Im Bild 1 sind einige Fahrzeuggruppen mit der Anzahl der Fahrzeuge und ihrem Neuwert aus dieser Liste exemplarisch dargestellt. Die Darstellung wurde zur besseren Übersichtlichkeit vereinfacht bzw. gekürzt, sinnverwandte Fahrzeuggruppen zusammengefasst sowie in Anzahl und Kosten gerundet.

Bild 1: Ausgewählte Fahrzeuggruppen der Bestandsliste der Fahrzeuge und Geräte in Autobahnmeistereien für den Straßenbetriebsdienst des BMVBS (Auszüge, alle Werte gerundet, Stand 2006)

Zu diesen Fahrzeugen und Geräten des Bundes für den Straßenbetriebsdienst kommen die Fahrzeuge und Geräte der Länder sowie von Kreisen und Kommunen für dieses Tätigkeitsfeld hinzu. Auch aufgrund der Auftragsverwaltung für die Bundesfernstraßen stellen die Länder in diesem Zusammenhang die größten Fahrzeughalter mit einem (konservativ) geschätzten Neuwert der betriebenen Fahrzeuge und Geräte von ca. 1,0 bis 1,5 Mrd. € dar.

Vor diesem Hintergrund liegt es auf der Hand, diesen Bereich in Hinblick auf ein effizientes Kostenmanagement neu zu beurteilen und mögliche Kostensenkungspotenziale zu identifizieren.

Die Vielfalt der im Straßenbetriebsdienst eingesetzten Fahrzeuge und Geräte lässt das Bild 2 erahnen.

Bild 2: Typische Fahrzeuge und Geräte des Straßenbetriebsdienstes

Im Rahmen eines Fuhrparkmanagements im Straßenbetriebsdienst sollen daher im Wesentlichen folgende Zielsetzungen erreicht werden:

  • Einheitliche und transparente Budgetierung der investiven Mittel:
    Ziel ist es, für die investiven Mittel (> 5 000,- €) eine einheitliche Budgetbemessung zu finden und die verfügbaren Mittel so einzusetzen, dass eine bedarfsorientierte Ausrüstung der Meisterei/Organisationseinheit erreicht wird.
  • Prozessoptimierung der Bedarfsplanung und Beschaffung:
    Ziel ist es, den Gesamtprozess zu optimieren und so zu terminieren, dass im Wesentlichen die Grenzen des Haushaltsjahres eingehalten werden. Hierbei muss eine bedarfsgerechte Beschaffung beibehalten werden.
  • Fahrzeugbezogener Datenkatalog und Wirtschaftlichkeitsberechnung:
    Ziel ist es, die notwendigen fahrzeugbezogenen Daten erfassen und auswerten zu können. Auf dieser Grundlage soll eine Wirtschaftlichkeitsberechnung konzipiert und eingeführt werden.
  • Optimierung des internen Fuhrpark-Service (Werkstattbereich):
    Ziel ist es, die erforderlichen Servicearbeiten an Fahrzeugen und Geräten des Betriebsdienstes zu quantifizieren und hieraus Empfehlungen zur Gestaltung und Organisation des Werkstattbereiches der Meisterei/Organisationseinheit abzuleiten.

Der Maßnahmenkatalog „Fuhrparkmanagement im Straßenbetriebsdienst“ soll hierzu eine Hilfestellung leisten sowie wesentliche Randbedingungen und Vorgehensweisen aufzeigen und erläutern. Die wesentlichen Themen hierbei sind:

  • die Budgetierung,
  • die Prozessoptimierung in Bedarfsplanung und Beschaffung,
  • ein System von Wirtschaftlichkeitskennzahlen und ein dazugehöriges Berichtswesen,
  • die Einsatzsteuerung und Datenerfassung beim Fuhrpark sowie
  • mögliche Organisationsformen des Fuhrparkmanagements und
  • die Organisation des Fuhrparkservice.

An der Erstellung des Maßnahmenkataloges waren neben dem BMVBS (BDir. Dipl.-Ing. Bernhard Ress) die Länder Bayern (BOR Dipl.-Ing. Högenauer), Hessen (BDir. Dr.-Ing. Volker Mattheß), Niedersachsen (BOAR Dipl.-Ing. Frank Willuhn), Nordrhein-Westfalen (Leitung, Ltd. RBDir. Dipl.-Ing. Jürgen Porwollik), Rheinland-Pfalz (BAM Dipl.-Ing. Mike Fensterseifer) und Saarland (Dr.-Ing. Axel Norkauer) beteiligt.

Im Folgenden werden die wesentlichen Ansätze und Neuerungen des Maßnahmenkatalogs vorgestellt.

2   Budgetierung

2.1   Budgetberechnung

Alternativ zu dem bisher in den meisten Ländern praktizierten Prinzip der Zuweisung der investiven Mittel, wird im Maßnahmenkatalog M 7 eine einheitliche Berechnungsgrundlage für die Budgets der konsumtiven und der investiven Mittel vorgeschlagen.

Hierbei sind folgende Randbedingungen zu beachten:

  • Das berechnete Jahresbudget (investiv und konsumtiv) sollte der Meisterei/Organisationseinheit als Gesamtbudget zur Verfügung gestellt werden, ungeachtet wie die einzelnen Bestellungen einschließlich Bedarfspositionen ausfallen.
  • Maßgeblich für den notwendigen Einsatz von Fahrzeugen und Geräten ist der bewertete Anlagebestand der Straßen pro Meisterei/Organisationseinheit. Anhand des Anlagebestandes der Straßen und der Leistungsbeschreibungen gemäß dem Leistungsheft für den Straßenbetriebsdienst“ können die zu erbringenden Leistungen der Meisterei/Organisationseinheit pro Jahr (Jahresarbeitsplanung) ermittelt werden (siehe auch Maßnahmenkatalog MK 1).
  • Der notwendige Fahrzeug- und Gerätebedarf der Meisterei/Organisationseinheit wird auf der Grundlage der Jahresarbeitsplanung und der Festlegung von Eigen- und Fremdleistungen durchgeführt (in der Regel iteratives Verfahren, um Auslastungsgrade zu optimieren).

Um das Risiko für Unfälle und andere unvorhergesehene Fälle abzusichern, muss auf zentraler Ebene vom investiven Anteil des Gesamtbudgets eine „Reserve“ zum Jahresanfang aus dem Gesamtbudget herausgenommen und für die Deckung eventuell auftretenden Schäden verwendet werden. Für die Meisterei/Organisationseinheit, die einen Teil dieser Reservemittel benötigt, werden die angefallenen Kosten für die folgenden Jahre bei der Budgetfestlegung verrechnet.

Mit diesem Verfahren werden zwei neue Grundprinzipien eingeführt:

  • die Meisterei/Organisationseinheit erhält ein Gesamtbudget für ihre Investitionen (> 5 000,- €) für den Bereich Fahrzeuge und Geräte und
  • das Gesamtbudget ist abhängig vom Anlagebestand der Straßen.

Diese Vorgehensweise ermöglicht eine Koppelung der Berechnungsgrundlage für die konsumtiven und die investiven Betriebsdienstmittel zu einem Meisterei/Organisationseinheit spezifischen Budget.

2.2   Investitionsmanagement

Zur Objektivierung von Investitionsentscheidungen werden im Maßnahmenkatalog Wirtschaftlichkeitsberechnungen empfohlen. Auch werden die Folgekosten sowie die weitere Entwicklung der Investitionen nach erfolgter Anschaffung oftmals nicht kontinuierlich analysiert. Mit einem Investitionsmanagement wird die Zielsetzung verfolgt, ein einheitliches Verfahren für die Beantragung von Investitionen, der damit verbundenen Standardisierung und Institutionalisierung des Investitionsantrags sowie eine kontinuierliche Erfassung der Folgekosten einzuführen.

2.2.1  Wertgrenzen

Es wird empfohlen, die allgemeine Wertgrenze für die Erstellung von Wirtschaftlichkeitsberechnungen auf einen Betrag ab 5 000 € festzulegen. Die Fahrzeuge und Geräte mit Anschaffungskosten von mehr als 5 000 € stellen anteilsmäßig lediglich 20 % des Fuhr- und Geräteparks dar, wobei ihr Anlagewert mehr als 80 % des gesamten Anlagevermögens umfasst.

2.2.2   Wirtschaftlichkeitsberechnungen

Investitionen werden in die zwei Kategorien „Ersatzbeschaffungen“ und „Neubeschaffungen“ unterteilt. Bei erforderlichen Ersatzbeschaffungen sind die Anlagegüter größtenteils abgeschrieben und werden teilweise auch über die Abschreibungsdauer hinaus genutzt. Sofern ein Anlagegut „reparaturanfällig“ geworden ist, kann es ebenfalls durch eine Ersatzbeschaffung ersetzt werden, damit weitere Reparaturkosten vermieden werden. Bei Neubeschaffungen handelt es sich folglich um Investitionen, die keine Ersatzbeschaffung darstellen.

Im Rahmen von Wirtschaftlichkeitsberechnungen – z. B. bei der Entscheidung ob und wann eine Ersatz- bzw. Neubeschaffung betriebswirtschaftlich am sinnvollsten durchgeführt werden soll – werden im Wesentlichen zwei Verfahren eingesetzt:

  • Kapitalwertberechnung i. V. m. einer Nutzwertanalyse
  • Kostenvergleichsrechnung i. V. m. einer Nutzwertanalyse.

Die einzelnen Vorgehensweisen werden, auch anhand von Beispielen, im Entwurf des Merkblatts ausführlich dargestellt und diskutiert.

3   Bedarfsplanung und Beschaffung

Die Erfahrungen der Länderverwaltungen zeigen, dass der Gesamtprozess von der Bedarfsplanung über die Beschaffung bis hin zur Lieferung und Zahlung der Fahrzeuge und Geräte für den Betriebsdienst bis zu 12 Monate und mehr in Anspruch nehmen kann. Diese Dauer resultiert im Wesentlichen aus:

  • dem bestehenden Vergaberecht und
  • den notwendigen Produktionszeiten der Hersteller, die sich aus der jeweils herrschenden wirtschaftlichen Gesamtsituation ergeben.

Dieses führt regelmäßig zu Konflikten mit der Jährlichkeit des Haushaltes.

Grundsätzlich ist es für eine effiziente und wirtschaftliche Betriebsführung der Meisterei/Organisationseinheit nicht tragbar, nach der Bedarfsanmeldung für Ersatzbeschaffungen teilweise mehr als ein Jahr warten zu müssen, bis die Ersatzfahrzeuge/-geräte einsetzbar sind.

3.1   Bedarfsplanung und Budgetabstimmung/Vorbereitung der Ausschreibungen

Die Bedarfsplanung wird meistereispezifisch auf der Grundlage:

  • der aktuellen Jahresarbeitsplanung,
  • einer Ressourcenabschätzung für die Eigenleistungserbringung,
  • der Fahrzeug- und Gerätebedarfsermittlung und
  • von Wirtschaftlichkeitsberechnungen

aufgestellt.

Dieser Teilschritt ist möglichst frühzeitig einzuleiten, da darauf aufbauend die Budgetermittlung und Budgetabstimmung folgt. Die Bedarfsplanung wird in der Regel von der Meisterei/ Organisationseinheit durchgeführt. Für die Bedarfsplanungen sollten einheitliche Formulare verwendet werden, die in ihrem Format den entsprechenden Teilen der benötigten Leistungsbeschreibungen folgen.

Die Budgetabstimmung erfolgt an zentraler Stelle in Bezug auf die voraussichtlich im Folgejahr zu erwartenden Haushaltsmittel. Unabhängig davon können alle Vorbereitungen für die durchzuführende Ausschreibung (in der Regel EU-weit) durchgeführt werden.

Bild 3: Schematisierter Ablauf Bedarfsplanung/ Budgetabstimmung

3.2    Beschaffung

Aufgrund von Lieferzeiten ist – im Rahmen des Beschaffungsprozesses – in bestimmten Fällen ein Zeitraum von 3 bis 6 Monaten und mehr gegeben, ohne dass dieser maßgeblich von der Straßenbauverwaltung beeinflusst werden kann.

Zu prüfen sind demgegenüber die intern bedingten Zeitfaktoren: Abschluss der Verträge und Abstimmung der Bedarfspositionen.

Als wesentliche Eckpunkte eines optimierten Gesamtprozesses Beschaffung werden angesehen:

  • Die Bedarfsplanung erfolgt auf dezentraler Ebene.
  • Die Bedarfsanmeldungen erfolgen in dem Format der Leistungsbeschreibungen.

3.2.1   Leistungsbeschreibung

Um VOL konforme Leistungsbeschreibungen zu gewährleisten, wird vorgeschlagen:

  • Sämtliche Leistungsbeschreibungen in einem einheitlichen Format zu erstellen.
  • Aus diesem Format ist ein Formular für die Bedarfsanmeldungen zu generieren, damit die Zusammenfassung der Bedarfsmeldungen ohne großen Aufwand erfolgen kann.
  • Die Qualitätssicherung der Leistungsbeschreibungen ist laufend vorzunehmen.

Empfehlungen:

Es wird empfohlen, die Inhalte der Leistungsbeschreibungen für die Beschaffung der Fahrzeuge und Geräte im Rahmen eines regelmäßig durchzuführenden Erfahrungsaustausches auch auf Länderebene weiterzuentwickeln.

3.2.2   Ausschreibung und Veröffentlichung

Folgende Sachverhalte stehen sich zum Teil gegenüber:

  • Ausschreibungen sind erst zulässig, wenn die erforderlichen Mittel verfügbar sind. Oftmals stehen diese Mittel erst im Laufe des Jahres, z. B. Mai, zur Verfügung, so dass bis zum Jahresende nur sechs bis sieben Monate für die Ausschreibungen bis hin zur Vergabe, Bestellung, Lieferung und Zahlung der Gebrauchsgüter verbleiben. Bei EU-weiten Ausschreibungen muss aufgrund der einzuhaltenden Fristen und der notwendigen Arbeitszeit im Durchschnitt mit fünf Monaten gerechnet werden, bis ein Vertrag rechtsgültig abgeschlossen werden kann.
  • Fahrzeuge mit verschiedenen An- und Aufbauten, bei denen häufig mehrere Hersteller einbezogen sind, können häufig nur mit Fristen von bis zu 6 Monaten und mehr geliefert werden.
  • Für die Meisterei/Organisationseinheit ist es ineffizient und unwirtschaftlich, wenn Kfz und Geräte, die im Winter benötigt werden, erst im Frühjahr, und die für die „Sommerarbeiten“ erst im Herbst geliefert werden. Die kurzfristige Wartung und Instandsetzung von Altgeräten etc., die zur Überbrückung dieser Engpässe vorgenommen werden müssen, bedingen zusätzliche Kosten.

Empfehlungen:

Die VOL bietet die Möglichkeit bei den Wertungskriterien andere Aspekte als den Preis zu berücksichtigen. Damit wird eine anforderungsgerechtere Beschaffung erleichtert.

4  Wirtschaftlichkeitskennzahlen und Berichtswesen

Der Grad der Wirtschaftlichkeit wird über Wirtschaftlichkeitskennzahlen ausgedrückt.

Die Einführung folgender Kennzahlenbereiche wird für das Fuhrparkmanagement empfohlen:

  • Bestandskennzahlen,
  • Kostenkennzahlen und
  • Auslastungskennzahlen.

4.1   Bestandskennzahlen

Aus dem Bereich der Bestandskennzahlen werden die folgenden Kennzahlen für das Berichtswesen vorgeschlagen:

  • Altersquotient: Aktuelles Alter eines Fahrzeugs im Verhältnis zur erwarteten technischen Nutzungsdauer,
  • Investitionsquotient: Investitionssumme im Verhältnis zur jährlichen Abschreibung,
  • Fahrzeugbestand: Anzahl Fahrzeuge nach Fahrzeuggruppen,
  • Bestandsbewertung: Anschaffungs- und Restbuchwert des Fuhrparks.

Der Altersquotient ist ein wesentlicher Indikator für den zukünftigen Investitionsbedarf in den Fuhrpark. Er zeigt an, welcher Anteil der Regelnutzungsdauer eines Fahrzeugs bereits abgelaufen ist. Je höher der Altersquotient, desto höher wird in den kommenden Jahren der Investitionsbedarf für Ersatzbeschaffungen sein. Unter technischer Nutzungsdauer ist der Zeitraum zu verstehen, in dem das Fahrzeug wirtschaftlich nutzbar ist, ungeachtet der Abschreibungsdauer. Der Investitionsquotient bildet das Verhältnis von Investitionen und Abschreibungen und stellt damit einen Indikator für die Wertentwicklung des Fuhrparks wieder. Über ihn kann dargestellt werden, ob die bereitgestellten Investitionsmittel für den Werterhalt des Fuhrparks ausreichend sind.

Ausgehend von den zu erbringenden Leistungen aus dem Leistungsheft und dem individuellen für die Meisterei/Organisationseinheit geltenden Mengengerüst je Leistung kann beurteilt werden, ob der Fahrzeugbestand für die Leistungserbringung ausreichend ist.

4.2   Kostenkennzahlen

Aus dem Bereich der Kostenkennzahlen sollten die folgenden Kennzahlen für das Berichtswesen ausgewählt werden:

  • Kostenaufstellung je Fahrzeug: In einer Periode für ein Fahrzeug gebuchte primären und sekundären Kosten (intern verrechnete Kosten).
  • Kosten je Einsatzstunde: In einer Periode angefallene Kosten im Verhältnis zu den Brutto-Einsatz-Stunden eines Fahrzeugs in der Periode.
  • Kosten je gefahrenem Kilometer resp. Betriebsstunde der Geräte: In einer Periode angefallene Kosten im Verhältnis zu den gefahrenen Kilometern eines Fahrzeugs bzw. Betriebsstunden eines Gerätes in der Periode.
  • Fuhrparkkosten/Kosten der Eigenleistung (Meisterei/Organisationseinheit).

Die Kostenkennzahlen sollten je Fahrzeug und Fahrzeuggruppe ermittelt werden. Die regelmäßige Bereitstellung einer Kostenaufstellung soll die Kostentransparenz und das Kostenbewusstsein fördern. Die nach Kostenarten differenzierte Darstellung ermöglicht dabei die Identifikation von Kostentreibern. Ersatzbedarfe können durch die Kostennachweise wirtschaftlich begründet werden.

4.3   Auslastungskennzahlen

Für die Beurteilung der Auslastung eines Fahrzeugs sind die folgenden Kennzahlen von Bedeutung:

  • Netto-Auslastung je Fahrzeug: Netto-Einsatz-Stunden eines Fahrzeugs im Verhältnis zur Soll-Einsatzzeit der Fahrzeuggruppe.
  • Brutto-Auslastung je Fahrzeug: Brutto-Einsatz-Stunden im Verhältnis zur Soll-Einsatzzeit der Fahrzeuggruppe.

Die Soll-Einsatzzeit ist länderspezifisch zu definieren. Die Auslastungskennzahlen sollten je Fahrzeug und Fahrzeuggruppe ermittelt werden. Die Brutto-Auslastung eines Fahrzeugs gibt an, zu welchem Anteil ein Fahrzeug gebunden ist und zu welchem Anteil eine alternative Verwendung prinzipiell möglich wäre. Das Verhältnis von Netto- und Brutto-Auslastung stellt ein Effektivitätsmaß für den Fahrzeugeinsatz und eine wichtige Kenngröße für die Wirtschaftlichkeit des Fuhrparks dar.

4.4    Berichtswesen

Im Merkblatt wird vorgeschlagen, ein unterjähriges und ein jahresbezogenes Berichtswesen zu etablieren. Das unterjährige Berichtswesen soll operative Steuerungsinformationen bereitstellen und eine kurzfristige Reaktion auf die Entwicklung wirtschaftlicher Größen ermöglichen. Das jahresbezogene Berichtswesen dient hingegen der Fundierung der Investitionsentscheidungen und sollte deshalb parallel zur Anmeldung der Investitionsbedarfe terminiert werden.

Empfehlungen:

  • Zur Schaffung einer hohen Kostentransparenz und einer Verbesserung des Kostenbewusstseins soll ein regelmäßiges und verbindliches Berichtswesen auf allen Ebenen der SBV etabliert werden. Hierbei wird empfohlen, mit den Berichten Kosten und Auslastungsübersichten und Fahrzeugbestandsdaten zu beginnen.
  • Das formulierte Kennzahlensystem und das damit verbundene Berichtswesen soll als Ausgangspunkt für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung des Fuhrparks verstanden werden. Sowohl die Nutzung von Kennzahlen wie auch die abgefragten Berichte sollten regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.
  • Haben sich die im Berichtswesen abgefragten Kennzahlen etabliert, so sollten mittelfristig Sollwerte für die Kennzahlenausprägung formuliert werden. Hierdurch lassen sich Zielwerte in das Kennzahlensystem einarbeiten.

5   Einsatzsteuerung und Datenerfassung

Der Straßenbetriebsdienst ist seit einigen Jahren einer starken Veränderung ausgesetzt. Im Rahmen der bundesweiten Einführung des Leistungsheftes Straßenbetrieb und der damit verbundenen Implementierung der ergebnisorientierten Steuerung des Betriebsdienstes wird auch die Einführung der systematischen Arbeitsplanung erforderlich.

Da die Meistereien/Organisationseinheiten immer im Auftrag mehrerer Kunden (Baulastträger) arbeiten und die Gelder wirtschaftlich einsetzen müssen, müssen die Kosten und Leistungen so exakt wie möglich erfasst und abgerechnet werden.

Die Einsatzdokumentation erfolgt heute vielfach noch manuell auf hierzu vorgegebenen Formblättern durch das Einsatzpersonal. Die dokumentierten Einsatzdaten müssen dann zur Weiterverarbeitung in die in Anwendung befindlichen KLR – Systeme eingepflegt werden. Die manuelle Datenerfassung und -eingabe über die Winter- und Betriebsdienstdurchführung erfordert dabei einen nicht unerheblichen Zeitaufwand, der von den Mitarbeitern des Betriebsdienstes und von den jeweiligen Verwaltungseinheiten aufzuwenden ist.

Die Einführung einer automatischen Einsatzdatenerfassung liegt daher insbesondere für folgende Arbeitsbereiche bzw. Anwendungszwecke nah:

  • Automatische Erstellung gerichtsfester Dokumentationen für die Bereiche in denen dies notwendig/gefordert ist (z.B. Winterdienst, Streckenkontrolle),
  • Vereinfachung der Steuerung/Kontrolle von Fremdunternehmern (z. Winterdienst),
  • Vereinfachung der Abrechnung von Fremdunternehmerleistungen (z. Winterdienst, Kehren),
  • Verbesserung der Grundlagen für die operative Planung des Betriebsdienstes auf den Meistereien,
  • Schaffung belastbarer Grundlagen für Stückkosten- Grenzkostenermittlung für die „Massenleistungen“ wie z. B. Grasmahd, Winterdienst, Kehren etc.,
  • Vereinfachung des Arbeitsablaufes bei Schadensaufnahme sowie Schadensabrechnung,
  • Vereinfachung der Bestandsüberwachung insbesondere auch im Bereich der Streckenausstattung (z. B. RFIT-Technologie).

Das Bild 4 zeigt am Beispiel des in der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung eingeführten Systems zur automatisierten Betriebsdatenerfassung (Fa. Afusoft Kommunikationstechnik GmbH) das fahrzeugseitige Datenerfassungs- und Ortungsgerät sowie die Benutzeroberfläche der Auswertesoftware.

Bild 4: Automatisierte Betriebsdatenerfassung: fahrzeugseitiges Datenerfassungs- und Ortungsgerät (linkes Bild) und Benutzeroberfläche Auswertesoftware (rechtes Bild)

6  Organisation

6.1    Organisationsformen eines Fuhrparkmanagements

Der Fuhrpark des Straßenbetriebsdienstes kann:

  • dezentral,
  • zentral oder
  • in einer Mischform

organisatorisch zugeordnet sein: Bei der Entscheidung sind z. B. folgende Aspekte zu berücksichtigen:

Das typische Merkmal einer rein dezentralen Organisation auf Ebene einer Meisterei ist die unmittelbare Koppelung von Leistungserbringung und dafür eingesetztem Fuhrpark sowie die umfassende Budgetverantwortung. Damit einhergeht eine höhere Identifikation der Bediener mit dem Fuhrpark. Auch lassen sich freie Personalkapazitäten des dezentralen Fuhrparkservices einfacher im Betriebsdienst nutzen. Der meistereiübergreifende Einsatz von Spezialfahrzeugen ist bei dezentraler Organisation erschwert.

Eine rein zentrale Organisation, in der Fuhrparkkapazitäten nur tage-, wochen- oder monatsweise bereitgestellt werden, lässt eine bessere Auslastung der Fahrzeuge und Geräte, besonders der Spezialfahrzeuge und -geräte erwarten. Vorhaltekosten für Spezialfahrzeuge und -geräte belasten die Meistereien nur anteilig. Die Zentralisierung des Fuhrparks fördert auch seine Standardisierung, was eine Kostendämpfung in der Fahrzeugbeschaffung erwarten lässt.

Sofern dem Zentralen Fuhrpark auch das Personal des Fuhrparkservices zugeordnet ist, ist ein Einsatz dieses Personals im Betriebsdienst einer Meisterei erheblich erschwert. Auch können sich Probleme bei der kurzfristigen Verfügbarkeit von Fahrzeugen oder Geräten ergeben.

6.2    Organisation des Fuhrparkservice

Für einen effizienten und leistungsstarken Betriebsdienst ist es einerseits unerlässlich, dass die beschafften Fahrzeuge und Geräte nach einem Ausfall möglichst zeitnah wieder zu Verfügung stehen, andererseits dass die nötigen Pflege-, Wartungs- und Reparaturarbeiten möglichst wirtschaftlich erbracht werden.

Für Werkstattleistungen kommen grundsätzlich sowohl private Werkstätten als auch Werkstätten der Straßenbauverwaltung in Betracht. Entscheidungen, wo welche Leistungen erbracht bzw. eingekauft werden, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben dem Kriterium der Wirtschaftlichkeit ist insbesondere für den Winterdienst die Verfügbarkeit, das heißt die Dauer einer Reparatur ein nicht zu vernachlässigendes Kriterium.

Im Hinblick auf ein angemessenes Werkstattwesen sind zudem folgende Fragen zu betrachten:

  • Wie lässt sich der Werkstattaufwand bereits bei der Beschaffung minimieren?
  • Wie lässt sich der Werkstattaufwand organisatorisch minimieren?

Der Maßnahmenkatalog „Fuhrparkmanagement im Straßenbetriebsdienst“ gibt zum Thema Fuhrparkservice/Werkstattwesen Anhaltspunkte und Argumentationshilfen auf dem Weg zu einer möglichst optimalen Organisationsform.

7  Literaturverzeichnis

  1. Maßnahmenkatalog Fuhrparkmanagement im Straßenbetriebsdienst M 7, (Entwurf, Stand Juni 2009), Bund-Länder-Arbeitskreis Betriebskostenrechnung im Straßenbetriebsdienst (BEKORS)
  2. Maßnahmenkatalog zur „Umsetzung der Steuerung des Straßenbetriebsdienstes in den Ländern – Steuerungskonzeption –“ MK 1 (2006); Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Abteilung Straßenbau, Straßenverkehr
  3. Leistungsheft für den Straßenbetriebsdienst auf Bundesfernstraßen, Version 1.1 (2004); Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Abteilung Straßenbau, Straßenverkehr
  4. Richtlinie zur Erhebung des Anlagenbestandes der Bundesfernstraßen (2006); Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Abteilung Straßenbau, Straßenverkehr