FGSV-Nr. FGSV 002/120
Ort Karlsruhe
Datum 19.09.2017
Titel Praktische Erfahrungen bei der automatischen Erfassung von Betriebsdienstdaten
Autoren Dipl.-Ing. Gesine Braun
Kategorien Straßenbetrieb, Winterdienst
Einleitung

Die Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt begann vor 11 Jahren mit der Umsetzung eines Projekts zur Einführung der automatisierten Datenerfassung im Straßenbetriebsdienst. In einer umfangreichen Test- und anschließenden Einführungsphase wurden Grundlagen für die spätere flächendeckende Einführung des Systems gelegt. Im Vortrag werden praktische Erfahrungen während der Einführung des Systems erläutert. Es werden Hinweise gegeben, wie die Akzeptanz dieser meist als tiefgreifende Veränderung der täglichen Arbeit empfundenen Umstellung der Leistungserfassung innerhalb der Meistereien erhöht werden kann. Zudem erfolgt eine Betrachtung, inwieweit die mit der Umsetzung des Projektes verfolgten Ziele erreicht wurden.

PDF
Volltext

Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.

1 Einleitung

Im Jahr 2006 erstellte die Landesstraßenbaubehörde (LSBB) Sachsen-Anhalt den Projektauftrag “Automatisierte Leistungserfassung sowie Auftrags- und Abarbeitungsnachweissystem im Straßenbetriebsdienst”. Die mit dem Projekt verfolgten Ziele waren eine

– Reduzierung des Protokollierungsaufwandes für das Straßenwärterpersonal,

– Reduzierung des Erfassungsaufwandes für das Verwaltungspersonal in den Meistereien,

– Verbesserung der Datengrundlage für die verursachungsgerechte Kostenzuordnung,

– Gewährleistung der (rechtlichen) Nachweispflicht bei Winterdienst und Streckenkontrolle,

– Verbesserung der Abrechnungsgrundlage für Nachunternehmer im Winterdienst und die

– Erhöhung der Verkehrssicherheit durch die Entlastung des Fahrzeugführers.

Die Leistungserfassung erfolgte bis dahin über eine manuelle Eingabe der erfassten Leistungsdaten (händisch geführte Tages- und Winterdienstberichte) in das Straßenbetriebsdienstinformationssystem PRO-UI. Die mit der manuellen Eingabe der Daten einhergehenden erheblichen Zeitaufwendungen und vorhandenen Fehlerquellen sollten auf ein Minimum reduziert werden

Die Einführung der automatisierten Leistungserfassung erfolgte in mehreren Phasen. 2006 bis 2008 erfolgten Markterkundungen und Variantenprüfungen, um notwendige Anforderungen an das System zu erarbeiten. 2008 wurde ein offenes Ausschreibungsverfahren zur Ermittlung fachlich geeigneter Firmen für eine Systemerprobung durchgeführt. Bis Ende 2009 wurde daraufhin in drei Testmeistereien jeweils ein System zur Datenerfassung getestet. Die Testphase wurde durch ein Ingenieurbüro begleitet, welches in Auswertung des Probebetriebes Empfehlungen für eine abschließende Ausschreibung erarbeitete.

Im Rahmen einer beschränkten Ausschreibung unter Beteiligung aller drei Testfirmen wurde die Leistung schließlich 2010 formal ausgeschrieben und im Ergebnis die Firma NOVASIB mit dem System der mobilen Betriebsdatenerfassung MBDE® beauftragt. Die Gerätetechnik für insgesamt 485 Geräte wird seitens der LSBB gemietet. Der Vertrag beinhaltet darüber hinaus die Datenhaltung und den Support. 

2 Aktive Beteiligung der Meistereien und des Personalrates

Bereits frühzeitig wurde innerhalb der Landesstraßenbaubehörde eine Arbeitsgruppe gegründet, die das Projekt in allen Umsetzungsphasen begleiten sollte. Neben Vertretern der Auftragnehmer und der Zentrale der LSBB waren von Beginn an Vertreter der einzelnen Regionalbereiche und Meistereien sowie des Personalrates in die Arbeitsgruppe eingebunden.

Die geplante Einführung der automatisierten Datenerfassung stieß lange Zeit insbesondere innerhalb der Meistereien auf große Ablehnung. Hauptgrund für die anfängliche Ablehnung war die Befürchtung, nicht nur die Leistung könnte dokumentiert werden, sondern es könne mit Hilfe der Geräte eine permanente Überwachung der Straßenwärter erfolgen. Darüber hinaus sah man keine Notwendigkeit, das System der bisherigen Leistungserfassung abzuändern.

Um die bestehenden Befürchtungen auszuräumen, erfolgte eine aktive Einbeziehung der Betroffenen und mit Schaffung der Dienstanweisung „Automatisierte Leistungserfassung im Straßenbetriebsdienst in der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt“ eine definierte Handlungsgrundlage zwischen Personalrat und fachlich Beteiligten.

Die zentrale Forderung, die für eine Umsetzung des Systems von Seiten des Personalrates gestellt wurde und innerhalb der Dienstanweisung umgesetzt wurde, war, dass eine personenbezogene Verhaltenskontrolle mittels Daten, die mit Hilfe dieser Systeme gewonnen und weiterverarbeitet werden, untersagt wird. Weitere Forderungen waren u. a., dass Leistungsdaten nur den für die Abrechnung zuständigen Personen zugänglich sein dürfen und dass eine Manipulation der erfassten Leistungsdaten an den Bedienpulten in jedem Fall auszuschließen ist. 

3 Erfahrungen in der Einführungsphase der „Mobile Betriebsdatenerfassung (MBDE®)“ der Firma NOVASIB

Nach Auftragserteilung wurde im Rahmen der Einführungsphase die Gerätetechnik zunächst in den Fahrzeugen von neun Testmeistereien verbaut. Ziel der Einführungsphase war das System innerhalb eines kleineren Kreises von Meistereien zur Systemreife zu bringen, erste Erfahrungen zu sammeln und auftretende Probleme in einem überschaubaren Rahmen zu lösen, um den Kreis der Betroffenen möglichst klein zu halten. An der Einführungsphase beteiligt waren Autobahnmeistereien (AM Weißenfels), Autobahn- und Straßenmeistereien (ASM Oberröblingen, ASM Plötzkau) sowie mehrere Straßenmeistereien (SM Gardelegen, SM Wernigerode, SM Halberstadt, SM Gernrode, SM Atzendorf, SM Jessen), in denen es auf Grund ihrer organisatorischen Zugehörigkeit zu einem Regionalbereich der LSBB und geografischen Lage unterschiedliche Voraussetzungen für eine Umsetzung der MBDE® gab.

Ausgerüstet wurden dabei Lkw, Mehrzweckgeräteträger, kleine Mehrzweckgeräteträger, Fahrzeuge der Mobilen Straßenaufsicht sowie Winterdienstfahrzeuge der Subunternehmer. Neben der Erfassungstechnik innerhalb der Fahrzeuge erfolgte die Installation jeweils eines Druckerterminals pro Meisterei zum Ausdruck der Berichte.

Zum Ende der Einführungsphase erfolgte eine Evaluierung in den beteiligten Meistereien. Zentrale Frage dabei war, ob Ziele und Inhalte des Projektes aus Sicht der Meistereien erfüllt wurden. Die Abfrage erfolgte anonym, getrennt für die Teilbereiche Einbau und Betrieb. Insgesamt konnten 51 Fragebögen ausgewertet werden. Die Ergebnisse sind nachfolgend dargestellt.

Zusammenfassend zeigt die Befragung, dass Einbau und Schulungen zum System durch den Auftragnehmer zufriedenstellend verliefen. Obwohl Teilziele wie Zeitersparnis bei der Erstellung der Tagesberichte oder die Datenübernahme in PRO-UI als positiv angesehen wurden, zeichnete sich doch insgesamt zum Ende der Einführungsphase eine unzureichende Zufriedenheit mit dem System ab.

Bild 1: Systemkomponenten im Fahrzeug (NOVASIB)

Bild 2: Hauptterminal, Standort Meisterei (NOVASIB)

Tabelle 1: Evaluierung MBDE 2014 – Auswertung Fragenkomplex „Einbau“

Tabelle 2: Evaluierung MBDE 2014 – Auswertung Fragenkomplex „Betrieb“

Hauptursachen hierfür wurden im Rahmen von Einzelgesprächen in den jeweiligen Meistereien erfragt. In vielen Meistereien traten ähnliche Probleme auf – das Hauptterminal, welches nicht, wie die übrige Rechnertechnik der Meisterei, über das Landesnetz angeschlossen war, sondern autark über Mobilfunk betrieben wurde, stürzte zum damaligen Zeitpunkt mehrfach am Tag ab. Zudem war die Datenerreichbarkeit oftmals unzureichend. Die Tagesberichte konnten oft nicht direkt nach Schichtende ausgedruckt werden.

Die in den Augen der Straßenwärter unzureichende Lauffähigkeit des Systems und damit die fehlende Möglichkeit, zeitnah die als Nachweis für die erbrachte tägliche Arbeit benötigten Tagesberichte ausdrucken zu können, führten in Summe dazu, dass etwa die Hälfte der Befragten die Frage nach einer landesweiten Einführung des Systems zunächst verneinte.

Darüber hinaus kam es aus Sicht der Meistereien häufig dazu, dass Leistungen nicht oder nicht im erbrachten Umfang aufgezeichnet wurden. In der Überprüfung der Ursachen stellte sich dies jedoch nicht als grundlegendes Problem der Erfassung heraus. Vielmehr waren oftmals fehlende Regelungen bei der Erzeugung der Tagesberichte aus den erfassten Rohdaten sowie Bedienfehler Ursache für fehlende Leistungen.

Die Thematik sei hier an einigen auftretenden Problemen erläutert:

– Für die Erstellung der Tagesberichte wurde zunächst immer die letzte durch den Straßenwärter im Bedienterminal des Fahrzeugs eingegebene Arbeitszeit verwendet (Bild 1). Durch die nachträgliche Änderung der Arbeitszeit durch den Straßenwärter entstand zum Teil der Eindruck, dass ein Teil der Leistung nicht aufgezeichnet wurde. Hier waren vorhandene Regelungen zur Erzeugung der Tagesberichte dahingehend zu ändern, dass alle Leistungen dargestellt wurden.

Bild 3: Auftretende Konflikte Abrechnung der Leistung – Beispiel 1 (NOVASIB)

– Das System arbeitet fahrzeugbezogen. War ein Straßenwärter an einem Tag auf mehreren Fahrzeugen im Einsatz, so wurde pro Fahrzeugeinsatz jeweils ein Bericht erzeugt. Beim Abruf der Tagesberichte am Druckerterminal kam es oftmals zu Bedienfehlern, da die Straßenwärter lediglich einen Tagesbericht ausdruckten und so scheinbar nicht alle Leistungen aufgezeichnet wurden. Es erfolgte im Rahmen von Schulungen nochmals eine Sensibilisierung der Straßenwärter.

– Das Aufmaß im Tagesbericht stimmte nicht mit der tatsächlichen Anzahl an gewaschenen Leitpfosten überein. Grund hierfür war ein im System fehlerhaft eingestellter Fangradius (alle im Radius von 40 m gereinigten Leitpfosten wurden als ein Leitpfosten erfasst). Es erfolgte eine Korrektur des Fangradius auf 5 m, so dass das Aufmaß mit den analysierten Berichten übereinstimmt.

Auf Grund der Vielzahl unterschiedlich auftretender Probleme im Rahmen der Testphase wurde durch den Auftragnehmer ein Regelkatalog erarbeitet, welcher allgemeine Regeln für die Erstellung von Tagesberichten, Winterdienstberichten, des Berichts der mobilen Streckenaufsicht (MOSA) sowie der Schnittstelle zu PRO-UI enthält und der durch die Arbeitsgruppe regelmäßig fortgeschrieben wird.

Zudem wurden die Meistereien im Rahmen von Schulungen nochmals zu verschiedenen Aspekten sensibilisiert.

Bild 4: Auszug aus Regelkatalog der LSBB 

4 Flächendeckende Einführung

Anfang 2015 wurde im Rahmen der Arbeitsgruppe abschließend über eine flächendeckende Einführung des Systems abgestimmt. Dabei konnte jede vertretende Organisationseinheit (Zentrale, Fachkraft für Arbeitssicherheit, Personalrat, jede Meisterei) eine Stimme einbringen. Mit 67 % wurde letztlich für eine flächendeckende Einführung gestimmt.

Hinsichtlich der Planung der weiteren Ausrüstung wurde auf Grund der bestehenden Erfahrungen festgelegt, dass neue Meistereien eine „Partnermeisterei“ erhalten, die sich bereits im Rahmen der Einführungsphase mit dem System beschäftigen konnte. Es wurde vorgeschlagen jeweils für den Bereich MOSA, Lkw-Fahrer im Winterdienst sowie Fremdunternehmer meistereiinterne Gruppen zu bilden, um praktische Erfahrungen weiterzugeben und Fragestellungen untereinander zu klären. Das System der Partnermeistereien wurde sehr gut angenommen. Bereits im Rahmen der Einführungsveranstaltungen, die durch den Auftragnehmer in jeder Meisterei durchgeführt wurden, war ein Vertreter der Partnermeisterei mit einem bereits ausgerüsteten Fahrzeug anwesend und konnte vor Ort erste Fragen klären und Berührungsängste nehmen.

Die Einführungsveranstaltungen erfolgten meistereiweise. Alle Mitarbeiter der Meisterei wurden über die bevorstehende Einführung informiert und erhielten nähere Informationen zum geplanten zeitlichen Ablauf und weiterführenden Schulungen. Um einen möglichst reibungslosen Einbau in die Fahrzeuge zu gewährleisten, wurden die vor Installation der Technik notwendigen Abstimmungen zu Stammdaten des Personals, Inventar und die Zuordnungen von Anbautechnik zu den einzelnen Fahrzeugen bereits in diesem Rahmen vom Auftragnehmer vor Ort aufgenommen. Mit Einbau standen somit bereits alle notwendigen Daten im Bedienteil zur Verfügung.

Bild 5: Ablaufplan flächendeckende Einführung MBDE (NOVASIB)

Erwartungsgemäß traten trotz erfolgter Einführungsphase im Rahmen der flächendeckenden Einführung eine Vielzahl von Fragestellungen, technischen Störungen und Änderungswünschen auf, so dass eine ausschließliche Betreuung der Thematik im Rahmen der monatlich stattfindenden Arbeitsgruppensitzung nicht zielführend war. Alle Meistereien wandten sind zu diesem Zeitpunkt teils mit identischen Fragestellungen jeweils einzeln an den Auftragnehmer. Um hier eine Bündelung zu erzielen wurde zwischen beiden Vertragsparteien eine Kommunikationsstruktur festgelegt. Innerhalb der Zentrale der Landesstraßenbaubehörde liefen damit alle Probleme der Meistereien zentral bei einem Bearbeiter auf, wurden gesammelt, priorisiert und an den Auftragnehmer übermittelt. Von Seiten des Auftragnehmers wurden Informationen zu geplanten Softwareupdates nun ebenfalls an den zentralen Bearbeiter übersandt, der wiederum die Informationen an alle Meistereien weiterreichte.

In den Arbeitsgruppensitzungen wurden technische Störungen nochmals ausgewertet und Änderungswünsche besprochen. Als vorteilhaft stellte sich dabei immer wieder die Teilnahme der Meistereien in die Arbeitsgruppe heraus. Neben rein technischen Lösungen konnten damit auch immer praktische Hinweise seitens der Anwender in die Überlegungen einfließen.

Die Flächendeckende Einführung des Systems war im Herbst 2015 abgeschlossen, so dass der Winterdienst 2015/2016 erstmals in allen Meistereien über die MBDE® erfasst wurde. 

5 Aktuelle Evaluierung

Nach nunmehr annähernd zweijähriger Laufzeit in allen Meistereien wurde in Vorbereitung dieser Veranstaltung eine erneute Evaluierung durchgeführt. Es wurden die in der Arbeitsgruppe vertretenen Meistereien befragt.

Tabelle 3: Evaluierung MBDE 2017 – Auswertung Fragenkomplex „Betrieb“

Seit 2014 konnte eine deutliche Verbesserung der Akzeptanz des Systems erzielt werden.

Weiterhin wurden die Meistereien zu Vor- und Nachteilen befragt.

Als Vorteile wurden angeführt:

– die Zeitersparnis bei der Leistungserfassung,

– die einfache Übernahme der Aufmaße und Arbeitsleistung in das PRO-UI (auch Nachunternehmer),

ein genaueres Aufmaß,

– die Rechtssicherheit in der Streckenkontrolle,

– Zeitersparnis im Winterdienst (keine händische Erfassung der Streckenführung),

– kompletter Bestand der Meisterei ist mit Inventarnummer im Bedienteil vorhanden,

– Tagesberichte müssen nicht mehr händisch geschrieben werden.

Nach wie vor gibt es aus Sicht der Meistereien jedoch immer noch Verbesserungsbedarf. Dieser betrifft in großen Teilen nicht mehr die Funktionsfähigkeit des Systems an sich, sondern hat sich zwischenzeitlich zu Verbesserungswünschen geändert, die das vorhandene System aus Sicht der Meisterei noch anwendungsfreundlicher gestalten:

fehlende Worterkennung (MOSA),

– Bedieneingabe mit Stift nicht möglich (Touchscreen),

– Eingabe Streckenkontrollbericht dauert zu lange,

– Standort (Straße, Abschnitt, Station) sollte ständig auf dem Display zu sehen sein (ähnlich Navi), um Sofortmeldungen besser weiterleiten zu können,

bei Sonnenlicht starke Blendwirkung,

– MOSA zeigt Meldungen beider Richtungsfahrbahnen auf BAB,

bisher fehlende Fotofunktion,

Bedienteil könnte größer sein,

Schadensmeldungen nicht digital erstellbar

Als technische Mängel, die möglichst schnell zu beheben sind, stellt sich aus Sicht der Meistereien hauptsächlich das Problem dar, dass es bei hoher Auslastung (meist in den ersten Wochen des Winterdienstes) immer noch zu Systemstörungen der Schnittstelle zu PRO-UI und am Druckerterminal kommt. Bisher konnte zwischen den Projektbeteiligten hierfür jedoch keine Ursache gefunden werden. 

6 Zielerreichung

Hauptgründe für die Einführung der automatisierten Leistungserfassung in Sachsen-Anhalt waren eine erhoffte Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des Straßenbetriebsdienstes durch die Verbesserung der Effektivität und Vereinfachung der Erfassung von erbrachten Leistungen im Rahmen des Leistungskatalogs für den Betriebsdienst. Die unter Punkt 1 benannten Ziele konnten durch die Einführung zu großen Teilen umgesetzt werden.

– Reduzierung des Protokollierungsaufwandes für das Straßenwärterpersonal:

Für die nachfolgend benannten Leistungen des Leistungsheftes erfolgt nunmehr eine automatisierte Erfassung der Leistung, so dass ein großer Teil des händischen Dokumentationsaufwandes entfallen ist. Die Befragung der Meistereien zeigt, dass auch aus Sicht der Anwender hier eine Verbesserung stattgefunden hat. Zukünftig gilt es, das funktionierende System noch anwenderfreundlicher zu gestalten (MOSA – richtungsbezogene Erfassung im Bereich BAB; Freischaltung Fotofunktion).

Bild 6: Übersicht über automatisiert erfassbare Leistungen in der LSBB

– Reduzierung des Erfassungsaufwandes für das Verwaltungspersonal in den Meistereien

Mit der geschaffenen Schnittstelle zum PRO-UI ist es möglich, die Tagesberichte automatisiert zu übertragen. Der Erfassungsaufwand konnte erheblich verbessert werden. Eine Kontrolle der übertragenen Daten durch das Verwaltungspersonal und gegebenenfalls das Nachtragen händisch auf den Tagesberichten eingegebener Ergänzungen (Zuschläge) ist weiterhin erforderlich. Die Lauffähigkeit in Zeiten hoher Auslastung muss zudem verbessert werden.

– Verbesserung der Datengrundlage für die verursachungsgerechte Kostenzuordnung

In der LSBB wird neben der Unterhaltung der Bundes- und Landesstraßen zudem auf Basis von Vereinbarungen für einige Landkreise die Unterhaltung der Kreisstraßen übernommen. Die Abrechnung erfolgt mittels einer Ist-Kosten-Abrechnung. Die Datengrundlage und verursachergerechte Kostenzuordnung für die Abrechnung von Leistungen gegenüber dem Landkreis konnte seit Einführung der automatisierten Datenerfassung deutlich verbessert werden.

– Gewährleistung der (rechtlichen) Nachweispflicht bei Winterdienst und Streckenkontrolle

Im Rahmen von Schadenersatzforderungen gegen die LSBB konnten auf Grund der detailliert vorhandenen Dokumentation bereits Forderungen begründet zurückgewiesen werden. Hierzu nachfolgendes Beispiel:

Im Zusammenhang mit einem Einsatz eines Winterdienstfahrzeuges auf einer Straßenbrücke der B 180 über die Autobahn A 9 wurden Schadenersatzansprüche geltend gemacht. Nach Aussage des Klägers soll es beim Einsatz des Schneepfluges dazu gekommen sein, dass größere Schneemengen von der Brücke auf die darunterliegende Autobahn gelangt sind und das Fahrzeug des Klägers beschädigten. Seitens des Klägers wurden in der Klage der genaue Unfallort, die Unfallzeit sowie das amtliche Kennzeichen angegeben. Auf Basis der Daten konnte durch Auswertung der MBDE-Daten ein genaues Bewegungsprofil des Winterdienstfahrzeuges abgebildet und nachgewiesen werden, dass sich das Fahrzeug zum benannten Zeitpunkt ca. 20 km von der Unfallstelle entfernt befand.

Bild 7: Auszug aus Tagesbericht im Winterdienst

– Verbesserung der Abrechnungsgrundlage für Nachunternehmer im Winterdienst

Für die Meistereien ist nunmehr eine eindeutige Zuordnung der durch die im Winterdienst eingesetzten Nachunternehmer möglich. Die Tagesberichte, die analog denen der Meisterei gestaltet sind, sind Abrechnungsgrundlage. Aus Ihnen gehen neben Einsatzzeiten und gefahrenen Routen auch Salz- und Soleverbrauch hervor. Aus Sicht der Meistereien ist hier zukünftig die Einführung einer sogenannten Cartracking-Funktion gewünscht, bei der die Meistereien live die befahrene Route der Nachunternehmer nachvollziehen können. Über die Einführung wurde bisher noch nicht entschieden.

– Erhöhung der Verkehrssicherheit durch die Entlastung des Fahrzeugführers

Für die Fahrer der Fahrzeuge mit angebauter Winterdienst- und Sommerdiensttechnik wurde eine Entlastung geschaffen. Die Bedienpults müssen lediglich auf dem Meistereihof gestartet werden und einige Eingaben (Anmeldung Personal, Eingabe Anbaugerät …) getätigt werden. Während des Einsatzes sind keine weiteren Eingaben nötig. Im Winterdienst werden Daten des Streuerpults automatisch abgegriffen.

Für den Bereich der MOSA werden derzeit Abstimmungen mit der Fachkraft für Arbeitssicherheit geführt. Auf Grund der Erfassungsgeräte, die zum Teil während der Fahrt bedient werden (Bestätigung von bereits erfassten Ereignissen), sollen neue Gefährdungsbeurteilungen erstellt werden. Aus Sicht der Arbeitssicherheit muss geprüft werden, ob zwingend jedes MOSA-Fahrzeug mit zwei Leuten zu besetzen ist. Die Abstimmungen befinden sich derzeit noch in der Anfangsphase. 

7 Fazit

Die Landesstraßenbaubehörde befasst sich seit über zehn Jahren mit dem System der automatisierten Datenerfassung. Trotz der im Vorfeld erfolgten intensiven Marktbeobachtungen und einer umfangreichen Testphase bestehen noch immer Erfordernisse zu technischen Verbesserungen und Anpassungen. Ursachsen sind hier vor allem in der Komplexität des Systems zu sehen. Die Einsatzmöglichkeiten können vollends erst während der Nutzungsphase erkannt und müssen dann entsprechend an die Bedürfnisse der Anwender angepasst werden.

Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Installation eines solchen Systems ist in jedem Fall die Akzeptanz der Notwendigkeit einer Veränderung innerhalb der Meistereien. Als Anwender sind in erster Linie die Straßenwärter und das Verwaltungspersonal der Meistereien von den mit einer Einführung einhergehenden Veränderungen betroffen. Diese gilt es in alle Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Selbst dann ist davon auszugehen, dass die seit Jahren bestehenden Strukturen zur Leistungserfassung in jeder Meisterei unterschiedlich ausgelegt und gehandhabt werden und die Umsetzung des Projektes einen kontinuierlichen Prozess darstellt.

Insgesamt konnten die mit der Einführung des Systems verbundenen Zielstellungen in der Landesstraßenbaubehörde erfüllt werden. Die automatisierte Datenerfassung erleichtert die im Betriebsdienst zu erbringenden Aufgaben hinsichtlich notwendiger Leistungserfassung und -dokumentation erheblich.