FGSV-Nr. FGSV 002/84
Ort Karlsruhe
Datum 27.09.2005
Titel Darstellung des Straßenbetriebsdienstes im Internet
Autoren Gero Morlock
Kategorien Straßenbetrieb, Winterdienst
Einleitung

Beim Betriebskolloquium vor zwei Jahren habe ich über das Thema „Öffentlichkeitsarbeit im Straßenbetriebsdienst“ referiert und dabei diverse Möglichkeiten der Präsentation aufgezeigt. Eine der Möglichkeiten, die im Zeitalter der elektronischen Medien seit einigen Jahren massiv an Bedeutung gewinnt, ist ein Internet-Auftritt der Straßenbauverwaltung bzw. namentlich des Straßenbetriebsdienstes. Dazu gibt es, so habe ich damals gesagt, gute und schlechte Beispiele. Das Thema schien mir und offenbar auch den Planern dieser Tagung so interessant, dass ich es heute vertiefend erörtern möchte.

Einige kurze Vorbemerkungen zu meinem Vortrag: Dies ist eine persönliche Momentaufnahme ohne Anspruch auf Vollständigkeit, keine wissenschaftliche Untersuchung/auf hard- und software, auf die Erstellung von homepages und deren Kosten werde ich nicht eingehen/ich bin einfach einige Zeit lang als „interessierter Bürger“ im Internet gesurft und habe geschaut, wie sich der Straßenbetriebsdienst präsentiert/ich weiß: über Geschmack lässt sich streiten – nehmen Sie gegebenenfalls geübte Kritik nicht persönlich, ich versuche, das sachlich und neutral zu sehen und meine Gedanken hierzu preiszugeben/mir ist auch klar, dass die Zuständigkeit für die Internet-Darstellungen oftmals in anderen Abteilungen liegt, aber die Fachverwaltung muss Einfluss ausüben.

 

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Volltext

Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.

1 Gigantischer Informationsmarkt „Internet“

Das Internet ist ein gigantischer, fast schon beängstigend wachsender Markt der öffentlichen Informationen. Vor 15 Jahren nahezu unbekannt, erwarten die Experten im Jahr 2010 knapp 1,5 Milliarden Nutzer weltweit. Fast alles, was mit dem Internet zu tun hat, zeigt seit Jahren steil ansteigende Tendenz: Die Zahl der Nutzer allein in Deutschland hat sich innerhalb von nur rund zehn Jahren von ca. 5 Mio. auf ca. 60 Mio. gesteigert, die Intensität der Nutzung ist von ca. 3 auf ca. 5 Tage pro Woche gestiegen und aktuell wird geschätzt, dass sich die durchschnittliche tägliche Nutzung des Internets in den nächsten fünf Jahren von heute ca. 40 Minuten auf rund zwei Stunden erhöhen wird. Man mag darüber streiten, ob das gesellschaftspolitisch sinnvoll und erstrebenswert ist, aber das ist hier nicht das Thema.

Denn bei dieser gigantischen Nutzergruppe erübrigt sich für alle Anbieter von wichtigen Informationen, also gerade auch für die öffentliche Hand, die Frage, ob und warum sie sich im Internet präsentieren sollen und müssen. Ich sage daher nur kurz die Stichworte: Öffentlichkeitsarbeit im Allgemeinen/Rechenschaftspflicht des Staates und seiner Organisationen/öffentlicher (Informations-)auftrag bzw. Informationspflicht des Staates/schneller, aktueller und zielgerichteter Informationsfluss durch das Internet/Verbesserung der Akzeptanz staatlichen Handelns, aber auch die Stichworte: Selbstverständnis einer Organisation, WirGefühl, corporate identity sowohl nach innen als auch nach außen.

Nicht zuletzt sollten wir im Straßenbetriebsdienst das Berufsbild unserer Straßenwärter und Straßenmeister darstellen und wir sollten das Internet nutzen für die Nachwuchswerbung.

Sucht man mit einer Suchmaschine im Internet nach diversen Fachbegriffen des Straßenbetriebsdienstes, so ergibt sich folgendes Ergebnis (Bild 1).

Bild 1: Ergebnis einer Internet-Suche zu Fachbegriffen des Straßenbetriebsdienstes

Wie man sieht, gibt es zum Thema „Winterdienst“ mit weitem Anstand die meisten Nennungen, gefolgt von der „Straßenreinigung“. Alle anderen Begriffe liegen weit dahinter. Der für unsere Arbeit sorgsam gewählte Oberbegriff „Straßenbetriebsdienst“ bildet im Internet derzeit übrigens mit weniger als 1.000 Nennungen fast das Schlusslicht.

2 Einstiegsseite „Herzlich willkommen!“

Die Einstiegsseite ist stets der erste Eindruck und die „Visitenkarte“ einer Organisation. Hier entscheidet es sich relativ schnell, wie der interessierte Internet-Surfer die Seiten einschätzt, ob er die erwarteten Informationen schnell und sachgerecht findet, ob er gut durch die Web-Seiten hindurchgeführt wird und ob er weiter surft oder entnervt auf andere Seiten wechselt. Erstaunlicher Weise wird für diese Einstiegsseiten relativ wenig Sorgfalt verwendet und es gibt leider mehr schlechte als rechte Beispiele: Oft sind die Einstiegsseiten einfach nicht übersichtlich genug, nicht ansprechend und nicht „schön“ gestaltet, sie werden mit zu viel Text, doppelten Informationen oder unwichtigen Dingen überladen (damit wird wertvoller Platz verschenkt), es werden unverständliche Abkürzungen, Fremdwörter oder Anglizismen verwendet oder uninteressante (politische) Grußworte und/oder Statements abgegeben.

Unschön sind auch über Jahre hinweg unveränderte, langweilige Einstiegsseiten, womöglich auch noch mit Schreibfehlern, und es nervt einfach, wenn man gleich auf der ersten Seite wegen weniger Zentimeter zur Seite und/oder nach unten scrollen muss. Außerdem wäre ein bisschen mehr personality, also z. B. eine einladend-lächelnde Mitarbeiterin oder ein freundlicher Straßenmeister oder ein blitzgescheiter Azubi manchmal durchaus angebracht. Bei meinen Recherchen in der zumeist funktionalen und technikdominierten Welt der Straßenbauer und namentlich des Straßenbetriebsdienstes habe ich nur eine einzige Seite gefunden, auf der mal zufällig das halbe Gesicht (!) einer freundlichen Mitarbeiterin erkennbar war. Sehr schön ist es übrigens, wenn sich die ganze Mannschaft auf der Titelseite präsentiert und damit zeigt, dass sie ihren Kunden als Team zur Verfügung steht (siehe Bild 3).

Bild 2: Gute Seite – schlechte Seiten: Entscheidend ist „die Visitenkarte“, der erste Eindruck einer Internet-Präsentation und die Frage, ob der interessierte Leser professionell durch die Präsentation hindurchgeführt wird und die von ihm erwarteten Informationen schnell findet

3 Inhalt der Internet-Seiten

Dem eigentlichen Inhalt der Internet-Seiten sind (fast) keine Grenzen gesetzt. Letztlich ist es eine Frage des Inputs (Personal, Kosten), wie professionell und umfangreich man einen Internetauftritt gestaltet und mit welchem Aufwand man die Aktualisierung und das immer wieder erforderliche re-design betreibt (dringende Anregung: einen Profi hinzuziehen!). Wichtig ist auch das von den Kunden quasi automatisch abgegebene feed-back. So sollte man sich über die Zugriffszahlen immer wieder ein Bild darüber verschaffen, wie oft die homepage aufgerufen und welche Seiten am meisten angesteuert werden. Der Verband Deutscher Straßenwärter beispielsweise verzeichnete nach eigenen Angaben im Jahr 2004 ca. 175.000 Zugriffe, das wären immerhin knapp 500 Zugriffe pro Tag.

Hier eine kleine Checkliste zum Erstellen sowie über zwingende und mögliche Inhalte einer Internet-Präsentation:

Layout:

  • ansprechendes und einladendes Layout/Übersichtlichkeit beachten, die Seiten nicht „überladen“/Titel- bzw. Einstiegsseite möglichst ohne scrollen zu müssen/keine Doubletten – keinen Platz verschenken/Datum der letzten Überarbeitung angeben
  • Aktualität bzw. Fortführungsaufwand beachten! Faustregel: 1x pro Jahr alle Informationen auf Richtigkeit und Vollständigkeit überprüfen, alle 3 Jahre den Internetauftritt komplett überarbeiten.

Navigation:

  • Struktur und Übersichtlichkeit beachten: Leiste(n) mit Themen, Kapiteln /möglichst einfache quicklinks zu den einzelnen Inhalten/ggf. Stichwortsuche

  • gegebenenfalls sitemap.

Service:

  • Organisationsstruktur erläutern/genaue Adressen/gegebenenfalls Anfahrt(skizzen)-/Führungskräfte/Erreichbarkeit, Büro-, Öffnungszeiten/Einsatzzeiten z. B. im Winterdienst/Zuständigkeiten örtlich und sachlich
  • Ansprechpartner, Rückfragemöglichkeiten – sehr kundenorientiert: E-Mail-Adressen zum direkten Kontakt

  • aktuelle Informationen, B. über Baustellen oder über Verkehrszählungen

  • gegebenenfalls Formulare zum Herunterladen.

Inhalt:

  • Sachinformation aller Art, gegebenenfalls in mehreren Sprachen/Begreifbarkeit auch für Laien sicherstellen: die Dinge stets kurz, prägnant und interessant darstellen, Mix aus interessanten Texten und aussagekräftigen Fotos/Zahlen, Daten, Fakten/sehr schön sind auch Webcamps (Baustellen, Probeversuch neue Verkehrsführung etc.)

  • Fremdwörter möglichst vermeiden oder aber erläutern

  • für den Straßenbetriebsdienst m. E. zwingend: Darstellung Berufsbild und Aufstiegsmöglichkeiten sowie Aus- und Fortbildung, hierzu Ausbildungsstellen und Ansprechpartner benennen

  • gegebenenfalls Rechtsprechung, Forschungsergebnisse z. B. im Winterdienst

  • gegebenenfalls interessante links/Gästebuch/Werbung.

Administration:

  • Impressum, gegebenenfalls Zählwerk.

Bei alledem ist übrigens stets auf die Tücken des Aküfi („Abkürzungsfimmel“) zu achten - nicht jeder Internet-Kunde weiß, was eine SM oder AM ist (konkretes Beispiel: die „AM-WAN“) oder ein Stramot oder ein FDE-Los oder ein BÜ oder ein FGÜ ....

4 Beispiele Autobahn-/Straßenmeistereien

Einzelne Autobahn- und Straßenmeistereien sind noch relativ wenig im Internet präsent. Teilweise handelt es sich auch um „private“ Auftritte einzelner EDV-„freaks“, die (zufällig) in einer Meisterei arbeiten und ihre Kenntnisse nutzen, um mit viel Liebe und Engagement ihren Arbeitsplatz und ihre Tätigkeit darzustellen. Am Rande sei auf die Problematik hingewiesen, inwieweit es sich dabei um „autorisierte“ Darstellungen handelt, vor allem wenn mit Insignien der Verwaltung wie z. B. Landeswappen gearbeitet wird, denn teilweise werden auf diesen Seiten leider auch unzutreffende Informationen transportiert. Das Bild 3 zeigt einige Beispiele recht gelungener und informativer Internet-Seiten, mit denen der Straßenbetriebsdienst in der Öffentlichkeit dargestellt wird.

Bild 3: Schön dargestelltes „Wir-Gefühl“ der Straßenmeisterei Viechtach (oben links), dreisprachiger (!) und in Eigeninitiative gestalteter Internetauftritt der Straßenmeisterei Markdorf (oben rechts), Adresse und Führungskräfte einer Autobahnmeisterei in Baden-Württemberg (unten links), ausführlicher Jahresbericht der Straßenmeisterei („subdivision“) von Strasbourg (unten rechts). In Schweden werden übrigens sogar die Budgets/Haushaltspläne der Meistereien detailliert im Internet veröffentlich

5 Berufsbild/Aus- und Fortbildung

Ein Internet-Auftritt der Straßenbauverwaltung und namentlich des Straßenbetriebsdienstes muss m. E. zwingend dazu genutzt werden, um das Berufsbild des Straßenwärters und die beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten in Text und Bild darzustellen und für den Beruf des Straßenwärters/Straßenmeisters zu werben sowie den Ausbildungsweg darzustellen und Ausbildungsstellen zu nennen. Man sollte nicht verkennen, dass junge Leute heute das Medium

„Internet“ sehr stark nutzen, um sich über Details ihres möglichen Berufswunsches zu informieren. Einige gute Beispiele, teilweise mit sachkundigen und detaillierten Darstellungen aus dem täglichen Geschäft, habe ich gefunden:

Bild 4: Vier Beispiele, wie das Berufsbild des Straßenwärters sowie die Ausbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten im Internet dargestellt werden können. Besonders gelungen: Viele Details zur Ausbildung und eine informative Anschauung „Ein Tag im Sommerdienst“ und „Ein Tag im Winterdienst“ auf den Web-Seiten des Verbands Deutscher Straßenwärter (oben links, siehe Pfeil)

6 Außergewöhnliche Seiten

Zum Schluss noch der Hinweis, dass nicht alle Informationen auf der professionellen WebSeite nur unter dem technokratischen und funktionalen Aspekt gesehen werden sollten. Der Internet-Surfer und Besucher der Seiten möchte durchaus auch „weiche“ und „außergewöhnliche“ Informationen aufnehmen und die Web-Seite „genießen“. Nutzen Sie Ihre Präsentation daher auch für besondere, ausgefallene, interessante und spannende Informationen. Hier einige bemerkenswerte Beispiele:

Die Technik-AG einer Schule begleitet einen Tunnelbau und präsentiert dies sehr sachkundig im Internet:

www.rst.vs.bw.schule.de/Referate/Tunnel/index2.html

Straßenverkehrszählungen an der deutsch-französischen Grenze, zweisprachig dargestellt:
www.rp-freiburg.de/servlet/PB/menu/1060700/projekte.htm

Erläuterung der braunen, touristischen Hinweisschilder an der Autobahn:
www.rp-freiburg.de/servlet/PB/menu/1114739/index.html

Verkehr – Geschichte – Mundart/Parkplätze im Höllental (Schwarzwald) bekommen einen alemannischen Namen:
www.rp-freiburg.de/servlet/PB/menu/1146871/index.html

Gedenken an verunglückte Mitarbeiter:
www.sbadeg.bayern.de/sm_vit/5_besonderheiten.htm

„Willkommen“ des Deutsches Straßenmuseums, leider nicht mehrsprachig:
www.deutsches-strassenmuseum.de

Technikdenkmal „Reichsautobahn“, Strecke 46:
www.reichsautobahnen.de

........ und zum Schluss noch ein Loblied auf „The german autobahn“:
www.texhwyman.com/autobahn.htm.