FGSV-Nr. FGSV 002/115
Ort Duisburg
Datum 15.02.2017
Titel Arbeit des Welt-Straßenverbandes auf dem Sektor des „Asset Management“
Autoren MR Dr.-Ing. Thomas Linder
Kategorien Infrastrukturmanagement
Einleitung

Infrastrukturmanagement ist eines der zentralen Themen der Straßenbau-Fachwelt weltweit. Auch in der Arbeit des Welt-Straßenverbandes (PIARC) nimmt das Erhaltungsmanagement einen wichtigen Platz ein. Dies spiegelt sich im aktuellen Strategischen Plan des Welt-Straßenverbandes mit der Laufzeit von 2016 bis 2019 wider. Ein Technisches Komitee, das sich aus Fachleuten aus allen fünf Kontinenten zusammensetzt, wurde vom Welt-Straßenverband mit verschiedenen Aufgaben aus diesem Themenbereich beauftragt. Neben der Identifizierung innovativer Vorgehensweise sowie der Verbesserung der Ausbildung im Bereich Erhaltungsmanagement, soll die Gruppe ein „Handbuch des Managements der Straßenerhaltung“ erstellen. Bereits während der vorangegangenen Strategischen Pläne, befassten sich Technische Komitees des Welt-Straßenverbandes mit dem Erhaltungsmanagement. Unter anderem wurden Berichte zur Ermittlung des Finanzbedarfs in der Straßenerhaltung sowie zur Aufteilung auf die unterschiedlichen Anlagenbestandteile erarbeitet. Anhand von Beispielen aus Australien, dem Vereinigten Königreich und Frankreich wird aufgezeigt, dass Infrastrukturmanagement im Straßenwesen die Fachwelt auch außerhalb des Welt-Straßenverbandes bewegt.

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1 Einleitung

Infrastrukturmanagement im Straßenwesen bewegt die Fachwelt. Hierbei ist der Begriff „Fachwelt“ wörtlich zu nehmen: nicht nur in Deutschland befassen sich Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung mit diesem Thema. Infrastrukturmanagement ist weltweit eines der Themen im Straßenwesen.

Auch in der Arbeit des Welt-Straßenverbandes (PIARC) spielt das Infrastrukturmanagement eine zentrale Rolle.

2 Welt-Straßenverband (PIARC)

Der Welt-Straßenverband (PIARC) ist eine unpolitische, gemeinnützige Vereinigung im Bereich des Straßen- und Verkehrswesens. Das Ziel dieses Verbandes besteht in der Förderung der internationalen Zusammenarbeit in Angelegenheiten des Straßen- und Verkehrswesens. Er hat zudem beratenden Status gegenüber den Vereinten Nationen.

Der Welt-Straßenverband wurde im Jahr 1909 als „Permanent International Association of the Road Congress – PIARC“ gegründet. Da neben Englisch auch Französisch offizielle Sprache im Welt-Straßenverband ist, lautete die andere offizielle Bezeichnung „Association International Permanente des Congrès de la Route – AIPCR“ (auf Deutsch: Ständige Internationale Vereinigung für den Straßenkongress). Der Name begründet sich darin, dass diese Vereinigung seit 1909 im Abstand von vier Jahren jeweils einen Weltstraßenkongress veranstaltet. Seit dem Jahre 1995 nennt sich PIARC „World Road Association (PIARC)“ bzw. „Association Mondiale de la Route (AIPCR)“, auf Deutsch: Welt-Straßenverband.

Der Welt-Straßenverband hat die Vision, Weltmarktführer im Wissensaustausch über das Straßen- und Verkehrswesen im Rahmen eines integrierten und nachhaltigen Verkehrs zu sein. Insofern ist es konsequent, dass auch die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) Mitglied im Welt-Straßenverband ist (seit 1955). Der Welt-Straßenverband hat Mitglieder aus rund 140 Ländern, die sich hauptsächlich aus regionalen Behörden und Verbänden, aber auch Einzelpersonen, beispielsweise Wissenschaftlern, zusammensetzen. Zudem sind 121 nationale Regierungen Mitglied. Derzeit arbeiten rund 1000 Experten aus dem Straßen- und Verkehrswesen in den unterschiedlichen fachlichen Gremien des Welt-Straßenverbandes.

Der Welt-Straßenverband sieht seine Aufgabe darin,

  • ein internationales Forum für alle Belange des Straßen- und Verkehrswesens zu bieten,
  • optimale Verfahren („best practices“) zu identifizieren, zu entwickeln und zu verbreiten sowie einen verbesserten Zugang zu internationalen Informationen im Bereich des Straßen- und Verkehrswesens zu bieten,
  • bei allen Aktivitäten die Belange von Entwicklungs- und Transformationsländern zu berücksichtigen,
  • effiziente Werkzeuge zur Entscheidungsfindung in allen Bereichen des Straßen- und Verkehrswesens zu entwickeln und bekannt zu machen.

Hierzu verfügt der Welt-Straßenverband über ein umfangreiches Portfolio. Im Zeitraum 2012 bis 2015 wurden beispielsweise 51 Berichte durch die Gremien des Welt-Straßenverbandes erstellt und 26 internationale Seminare und Konferenzen veranstaltet. Hinzu kommen die alle vier Jahre stattfindenden Straßenkongresse: der Weltstraßenkongress (im Jahr 2015 in Seoul, Südkorea; im Jahr 2019 in Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate) und der Winterstraßenkongress (im Jahr 2014 in Andorra; im Jahr 2018 in Danzig, Polen). Die dreimal im Jahr erscheinende Zeitschrift Routes/Roads berichtet über aktuelle Aktivitäten im Welt-Straßenverband und aus der „Straßenwelt“. Um die Kommunikation der Fachwelt über die sprachlichen Barrieren hinweg zu ermöglichen, hat der Welt-Straßenverband ein Wörterbuch des Straßenwesens erarbeitet (PIARC 2007), das auch im Internet öffentlich verfügbar ist und kontinuierlich weiterentwickelt wird (www.piarc.org/en/Terminology-Dictionaries-Road-Tranport-Roads).

Umfangreiche Informationen zum Welt-Straßenverband, dessen Organisation und Tätigkeiten, finden sich im Internet unter www.piarc.org.

Dort stehen auch die vielfältigen und umfangreichen Publikationen des Welt-Straßenverbandes zur Verfügung.

3 Strategischer Plan 2016 bis 2019

Um seinem Anspruch, Weltmarktführer in der Analyse und Diskussion von zentralen Fragen im Straßen- und Verkehrswesen zu sein, gerecht zu werden sowie optimale Verfahren („best practices“) in diesen Aufgabenfeldern zu identifizieren, (weiter) zu entwickeln und zu verbreiten, erstellt der Welt-Straßenverband alle vier Jahre einen Strategischen Plan. Dieser Strategische Plan erstreckt sich über den Vierjahreszeitraum zwischen zwei Welt-Straßenkongressen und dient dazu die Arbeit des Welt-Straßenverbandes in diesem Zeitraum zu strukturieren, zu entwickeln, nachzuverfolgen und zu bewerten. Der aktuelle Strategische Plan deckt den Zeitraum von 2016 bis 2019 ab (PIARC 2016a).

Der Strategische Plan 2016 bis 2019 (PIARC 2016a bzw. AIPCR 2016) definiert folgende fünf strategische Themen:

  1. Management und Finance (Management und Finanzen),
  2. Access and Mobility (Erreichbarkeit und Mobilität),
  3. Safety (Verkehrssicherheit),
  4. Infrastructure (Infrastruktur),
  5. Climate Change, Environment and Disasters (Klimawandel, Umwelt und Naturkatastrophen).

Innerhalb dieser strategischen Themen befassen sich 18 Technische Komitees (Technical Committees) und vier Task Forces mit verschiedenen Einzelthemen und -aufgaben zu diesen Themen. Diese Gremien setzen sich aus ehrenamtlichen Fachleuten der Mitgliedsländer zusammen. Die Aufgabe der Gremien besteht darin, die Fachberichte zu erstellen und Seminare sowie Konferenzen zu organisieren und durchzuführen, die dem internationalen Wissensaustausch – der Kernaufgabe des Welt-Straßenverbandes – dienen.

Das Bild 1 zeigt die Technischen Komitees (benannt mit Buchstabe des strategischen Themas und Nummer, beispielsweise „A.3 Risk Management“) und die Task Forces (beginnend mit der Kennung TF, anschließend Buchstabe des strategischen Themas und Nummer, beispielsweise „TF C.1 Infrastructure Security“) des Strategischen Plans 2016 bis 2019.

Bild 1: Technische Komitees und Task Forces des Strategischen Plans 2016 bis 2019

4 Exkurs: Asset Management

Die grundlegenden Herausforderungen im Straßen-Erhaltungsmanagement sind die gleichen wie bei der Verwaltung andersartiger Anlagen. Asset Management oder Anlagenwirtschaft ist eine moderne Fachrichtung, die beim Umgang mit den üblichen Problemen in der Verwaltung von Anlagen behilflich ist, indem ein allgemeingültiger Rahmen bereitgestellt wird. Die allgemeinen Regeln des Asset Management können dann auf die Eigenarten und Besonderheiten der jeweiligen Anlagenarten angepasst werden.

Was bedeutet der Begriff „Asset Management“ speziell im Bereich des Straßenwesens? Hierzu gibt die OECD die folgende Definition: „A systematic process of maintaining, upgrading and operating assets, combining engineering principles with sound business practice and economic rationale, and providing tools to facilitate a more organised and flexible approach to making the decisions necessary to achieve the public’s expectations.“ (OECD 2001)

Einen knappen, zutreffenden und griffigen deutschen Begriff hierfür gibt es nicht.

Für das Asset Management wurde im Jahr 2014 von der Internationalen Organisation für Normung (ISO) mit der ISO 55000 eine normative Grundlage geschaffen. ISO 55000 bzw. DIN ISO 55000 stellt einen Überblick über Asset Management, dessen Prinzipien und Begriffsdefinitionen sowie die erwarteten Vorteile aus dem Asset Management zur Verfügung. ISO 55000 kann für alle Anlagenarten sowie von allen Arten und Größen von Organisationen angewendet werden. ISO 55000 stellt hierfür den allgemeinen Rahmen dar.

Auf der Grundlage der ISO 55000 wurde für das Asset Management im Bereich Infrastruktur vom Institute of Public Works Engineering Australasia (IPWEA) das Handbuch „International Infrastructure Management Manual (IIMM)“ (IPWEA 2015) erstellt. Vor dem Hintergrund, dass die ISO-Norm der Frage nachgeht, „was zu tun“ ist, zeigt dieses Handbuch für den Bereich Infrastrukturmanagement auf, „wie es zu tun“ ist.

Das Technische Komitee D.1 des Welt-Straßenverbandes hat das Ziel, ein Handbuch für das Asset Management im Bereich Straßenwesen (Anlagemanagement für Straßen) zu entwickeln. Hierbei sollen die allgemeinen Regeln des Asset Managements Anwendung finden und die Anforderungen aus der ISO 55000 Berücksichtigung finden.

Auch für andere Arten von Anlagen wurden bereits separate Leitfäden und Handbücher auf der Grundlage der ISO 55000 entwickelt, beispielweise für Flughäfen (TRB 2012).

5 Technisches Komitee D.1

Im Bereich des strategischen Themas D „Infrastructure“ (Infrastruktur) befasst sich das Technische Komitee D.1 „Asset Management“ mit dem Erhaltungsmanagement von Straßen. Hierbei hat das Technische Komitee die folgenden Einzelthemen und -aufgaben zu bearbeiten:

  1. Das Handbuch des Managements der Straßenerhaltung (Road Asset Management Manual)
  2. Die Verbesserung der Wissensverbreitung und Ausbildung im Bereich Erhaltungsmanagement (Dissemination and Education)
  3. Das Aufzeigen innovativer Ansätze beim Erhaltungsmanagement (Innovative Approaches to Asset Management)

Das Technische Komitee D.1 setzt sich aus Fachleuten aus allen fünf Kontinenten zusammen. Das Bild 2 zeigt die Verteilung der Heimatländer der Mitglieder. Aktiv beteiligen sich rund 50 Mitglieder an der Arbeit des Technischen Komitees.

Bild 2: Mitglieder des Technischen Komitees D.1 (eigene Darstellung auf Grundlage der Karte https://en.wikipedia.org/wiki/World_map (Stand: 22.02.2016))

Die Arbeit wird in drei Arbeitsgruppen geleistet:

Arbeitsgruppe 1: Road Asset Management Manual

  • 17 aktive Mitglieder
  • Leiter:
    Vittorio Nicolosi
    Universität Rom „Tor Vergata“, Italien
  • Stellvertretender Leiter:
    Alfred Weninger-Vycudil
    PMS-Consult, Wien, Österreich

Arbeitsgruppe 2: Road Asset Knowledge Dissemination and Education

  • 11 aktive Mitglieder
  • Leiter:
    Slawomir Heller
    Heller Ingenieurgesellschaft, Darmstadt, Deutschland
  • Stellvertretende Leiterin:
    Lila Tachtsi
    Atkins, Birmingham, Vereinigtes Königreich

Arbeitsgruppe 3: Innovative Approaches to Asset Management

  • 21 aktive Mitglieder
  • Leiter:
    Rade Hajdin
    Infrastructure Management Consultants (ICM), Zürich, Schweiz
  • Stellvertretende Leiterin:
    Hye-Ok Lee
    Korea Expressway Corporation, Gyeongsangbuk-Do, Südkorea

Da das Technische Komitee erst im Jahr 2016 die Arbeiten für den aktuellen Strategischen Plan aufgenommen hat, liegen derzeit noch keine publizierbaren Ergebnisse vor.

Nachfolgend werden die Themen und Aufgaben des Technischen Komitees im Einzelnen vorgestellt.

5.1 Thema: Road Asset Management Manual

Das Thema „Road Asset Management Manual“ befasst sich mit der Erstellung und Implementierung eines Handbuchs des Erhaltungsmanagements im Straßenwesen. Das Bild 3 zeigt die Aufgabenbeschreibung aus dem Strategischen Plan 2016 bis 2019 für dieses Thema.

Bild 3: Aufgabenbeschreibung „Road Asset Management Manual“ (PIARC 2016a)

Die Aufgabe besteht darin, ein umfassendes Handbuch zu erstellen, das Straßenverwaltungen bei der Einführung von Erhaltungsmanagement-Programmen unterstützen soll. Dies erfolgt durch eine Weiterentwicklung der im Zeitraum des letzten Strategischen Plans entworfenen ersten Version des Handbuchs des Erhaltungsmanagements. Ziel ist es, während des laufenden Vierjahreszyklus das Handbuch auf der Internet-Seite des Welt-Straßenverbandes (www.piarc.org) online zur Verfügung zu stellen. In diesem Zusammenhang gilt es auch, die Pflege und die Fortschreibung der Inhalte als eine kontinuierliche Aufgabe zu definieren und zu organisieren.

Das Handbuch hat verschiedene Themen zum Gegenstand (siehe linke Spalte im Bild 4). Der Inhalt unter diesen Themen richtet sich an Anwender mit unterschiedlichem Wissensstand, vom Anfänger („Basic“) bis zum fortgeschrittenen Anwender („Advanced“). Das Handbuch soll dabei Definitionen, organisatorische Vorschläge, Fallbeispiele aus der Praxis und viele Literaturangaben zur Verfügung stellen.

Bild 4: Aufbau des Handbuchs

5.2 Thema: Dissemination and education

Das Thema „Dissemination and education“ widmet sich – wie auch das Thema „Road Asset Management Manual“ – dem Wissenstransfer, einem der zentralen Ziele des Welt-Straßenverbandes. Das Bild 5 zeigt die Aufgabenbeschreibung aus dem Strategischen Plan 2016 bis 2019 für dieses Thema.

Bild 5: Aufgabenbeschreibung „Dissemination and education“ (PIARC 2016a)

Die Aufgabe besteht darin, das im Bereich Erhaltungsmanagement vorhandene Fachwissen zu verbreiten sowie die Ausbildung zu fördern. Dabei geht es darum, Erhaltungsmanagement als elementaren Bestandteil der Ausbildungsprogramme im Tertiären Bildungsbereich (Hochschulen, Berufs-/Fachakademien, Fachschulen) und in der Postgraduierten-Ausbildung zu implementieren. Entsprechend dem Anspruch des Welt-Straßenverbandes sind regionale Besonderheiten sowie die Anforderungen der Länder mit geringem und mit mittlerem Einkommen (low- and middle income countries, LMIC) zu berücksichtigen.

Letztlich werden Lehrplan-Empfehlungen für Hochschulen, aber auch Schulungs- und Präsentationsmaterialien erarbeitet. Derzeit entwickelt die Arbeitsgruppe verschiedene Vorschläge für kurze Fortbildungslehrgänge (etwa ein bis fünf Tage) und für längere Fortbildungslehrgänge im Bereich des Erhaltungsmanagements.

5.3 Thema: Innovative approaches to Asset Management

Das Erhaltungsmanagement entwickelt sich weiter. Das Thema „Innovative approaches to Asset Management“ hat die Weiterentwicklung sowie Perspektiven im Erhaltungsmanagement im Fokus und befasst sich mit innovativen Entwicklungen auf diesem Gebiet. Das Bild 6 zeigt die Aufgabenbeschreibung aus dem Strategischen Plan 2016 bis 2019 für dieses Thema.

Bild 6: Aufgabenbeschreibung „Innovative approaches to Asset Management“ (PIARC 2016a)

Das Ziel ist die Identifizierung innovativer Vorgehensweisen beim Erhaltungsmanagement und beim Lebenszyklusmanagement in Straßenbauverwaltungen. Der Anspruch des Technischen Komitees besteht aber nicht darin, derartige Innovationen zu entwickeln. Vielmehr geht es darum, entsprechende Verfahren zu finden, die bereits bei den Verwaltungen im Einsatz sind. Der Begriff „innovativ“ bedeutet dabei aber nicht „high-tech“. Von Interesse sind eher Innovationen die mit dem Begriff „low-tech“ bezeichnet werden können. Diese Innovationen können sowohl technischer als auch organisatorischer Natur sein. Allerdings liegt das Hauptaugenmerk auf technischen Innovationen. Das Bild 7 zeigt die bisher vom Technischen Komitee identifizierten zentralen Innovationsfelder.

Bild 7: Zentrale Innovationsfelder im Erhaltungsmanagement für die Laufzeit des Strategischen Plans 2016 bis 2019

Das Technische Komitee strebt dabei bis 2019 die folgenden Ergebnisse an:

  • Dokumentation und Verbreitung von Innovationen in allen genannten Feldern,
  • Empfehlung von Methoden und Techniken zur schnellen Datenerfassung,
  • Empfehlung von Methoden zur Berücksichtigung von Extremereignissen im Erhaltungsmanagement,
  • Förderung von Ansätzen, die eine seriöse, transparente und verständliche Kommunikation ermöglichen,
  • Hinweise, wie ein Vergleich öffentlicher Nutzen mit anderen öffentlichen Belangen (wie Bildung, Gesundheit usw.) ermöglicht werden kann.

5.4 Rückblick: Frühere Strategische Pläne

Bereits frühere Strategische Pläne des Welt-Straßenverbandes befassten sich mit dem Thema Erhaltungsmanagement.

5.4.1 Strategischer Plan 2008 bis 2011

Während der Laufzeit des Strategischen Plans 2008 bis 2011 wurden vom damaligen Technischen Komitee zwei Berichte erstellt:

  • High level management indicators (PIARC 2012a),
  • Allocation of resources across asset classes (PIARC 2012b).

High-level management indicators:

Dieser Bericht schlägt eine Methode zur Identifizierung von Kennzahlen vor, die für Straßenbauverwaltungen für ein effizientes Management ihrer Straßeninfrastruktur eingesetzt werden können.

Die Methode umfasst fünf Schritte:

  • Identifikation der Akteure (Stakeholders),
  • Analyse der Erwartungen der einzelnen Akteure,
  • Priorisierung der Erwartungen der einzelnen Akteure,
  • Identifikation von sogenannten „high level management indicators“ (HLMI). Diese Kennzahlen ermöglichen eine Quantifizierung, inwiefern die Straßeninfrastruktur den Zielsetzungen genügt. Falls eine derartige Kennzahl noch nicht vorhanden ist, wird eine Methode aufgezeigt, wie die grundlegenden Kenngrößen, auf denen die HLMI basieren, identifiziert werden können.

Der Bericht veranschaulicht die Methode anhand eines Beispiels: Die notwendigen HLMI um die Effizienz eines Straßennetzes aus der Sicht der verschiedenen Akteure zu bewerten.

Allocation of resources across asset classes

Dieser Bericht befasst sich mit der Verteilung der Ressourcen auf die unterschiedlichen Anlagebestandteile (Ressourcenallokation). Dabei werden die Herangehensweisen in verschiedenen Ländern vorgestellt und herausgearbeitet, wie die Ressourcen auf Grundlage des Erhaltungsmanagements und der Priorisierung von Instandhaltungsaufwendungen auf die unterschiedlichen Arten von Anlagenteilen (Oberbau, Brücken, Erdbauwerke, usw.) verteilt werden.

Der Bericht enthält die Auswertung einer Umfrage bei 35 Straßenbetreibern aus 20 verschiedenen Ländern hinsichtlich der Art und Weise der Ressourcen-Verteilung. Der Anhang umfasst zudem Fallbeispiele aus sieben Ländern (Australien, Japan, Niederlande, Südafrika, USA, Vereinigtes Königreich).

5.4.2 Strategischer Plan 2012 bis 2015

Aus der Laufzeit des Strategischen Plans 2012 bis 2015 ist bisher ein Bericht des damaligen Technischen Komitees veröffentlicht:

Assessment of budgetary needs and optimisation of maintenance strategies for multiple assets of road network (PIARC 2016b)

Der Bericht befasst sich mit der Abschätzung des Finanzbedarfs und der Optimierung von Erhaltungsplanungen für verschiedene Anlagenteile des Straßennetzes. Er fasst das Ergebnis der Arbeit von zwei Arbeitsgruppen des Technischen Komitees zusammen (Assessment of budgetary needs for maintenance of road infrastructure; Optimisation of maintenance strategies for multiple assets of road networks).

Ausgehend von einer umfangreichen Erhebung (in Form von Interviews mit öffentlichen Straßenbauverwaltungen und privaten Konzessionären) wurde eine große Anzahl von Praxisinformationen zur erfolgreichen Abschätzung des Finanzbedarfs und zur Optimierung der Erhaltungsplanung aus aller Welt zusammengetragen.

Die Interviews wurden analysiert und erörtert. Als Ergebnis wurden Empfehlungen zu einem besseren Erhaltungsmanagement bestehender oder geplanter Bestandteile der Straßeninfrastruktur zusammengestellt.

Zudem wurde während der Laufzeit des Strategischen Plans 2012 bis 2015 vom Welt-Straßenverband ein Grundsatzpapier zur Notwendigkeit von Straßenerhaltung erstellt:

The importance of road maintenance (PIARC 2014)

Mittels aussagekräftiger Beispiele aus aller Welt, liefert das Papier Argumente für die Bedeutung von Straßenerhaltung. Es zeigt sich, dass Straßeninfrastruktur eine wichtige Grundlage für eine leistungsfähige Volkswirtschaft darstellt, indem sie eine Vielzahl wirtschaftlicher und sozialer Nutzen liefert. Eine angemessene Erhaltung der Straßeninfrastruktur ist demnach notwendig um diese Nutzen zu bewahren und zu fördern. Die Bedeutung der Straßenerhaltung muss von den Entscheidungsträgern erkannt werden. Eine angemessene Finanzierung und gute Steuerung gewährleistet, dass der maximale Nutzen erreicht wird. Unzureichende Investitionen oder schlechtes Management des Straßennetzes werden erhebliche Auswirkungen für die Wirtschaft und das soziale Wohlergehen haben.

6 Was machen die Anderen?

Asset Management bzw. Erhaltungsmanagement ist weltweit eines der aktuellen Themen der Straßenbauverwaltungen. Zum Abschluss einige Beispiele, wie dieses Thema in einer Auswahl von Ländern behandelt, geregelt und praktiziert wird.

Australien: Austroads

Der „Guide to Asset Management“ von Austroads (AUSTROADS 2009) aus Australien stellt einen Leitfaden für das Management der Straßeninfrastruktur dar. Der Leitfaden umfasst verschiedene Aspekte der Straßenerhaltung. Er befasst sich damit, wie Erhaltungsmaßnahmen festgelegt und geplant werden sollen, um den Erwartungen der Akteure bzw. der Gesellschaft gerecht zu werden, wie Erhaltungsstrategien entworfen und überprüft werden sollen, wie Arbeitsprogramme entwickelt, Zustandswerte beurteilt sowie Zustandsbewertungen und -prüfungen durchgeführt werden sollen.

Die einzelnen Abschnitte des Leitfadens und die dazugehörigen Kommentare erläutern die wichtigsten Grundsätze des Managements der Straßenerhaltung anhand von Empfehlungen und Beispielen.

Vereinigtes Königreich: UK Roads Liaison Group

Die englische „Highway Infrastructure Asset Management Guidance“ wurde von der UK Roads Liaison Group im Rahmen des „Highways Maintenance Efficiency Programme (HMEP)“ entwickelt (UK ROAD LIAISON GROUP 2013). Diese Richtlinien wurden erarbeitet, um Straßenbaubehörden bei der Einführung eines Managements der Straßenerhaltung zu unterstützen.

Die Richtlinien enthalten 14 Empfehlungen, die als Mindestanforderungen zu verstehen sind, um einen angemessenen Nutzen aus dem Erhaltungsmanagement zu ziehen.

Vereinigtes Königreich: Transport Scotland

Mit dem „Road Asset Management Plan for Scottish Trunk Roads (RAMP)“ (TRANSPORT SCOTLAND 2016) informiert die schottische Straßenbauverwaltung Transport Scotland die Nutzer über das Erhaltungsmanagement auf den schottischen Fernstraßen. Dieser Plan ist eines der zentralen Dokumente der Anlagenverwaltung der schottischen Straßenbauverwaltung. Der Plan legt das Zustandsniveau fest, dass die Straßenbauverwaltung auf dem schottischen Fernstraßennetz anstrebt und zeigt auf, welche Arbeiten und Investitionen notwendig werden, um dieses Niveau zu erreichen.

Frankreich: IDRRIM

Das französische „Institut Des Routes, des Rues et des Infrastructures pour la Mobilité (IDRRIM)“ (Institut für Landstraßen, Stadtstraßen und Verkehrsinfrastruktur) ist eine Vereinigung, in der sich Infrastruktureigentümer, Ingenieurbüros und Unternehmen zusammengeschlossen haben. Im Sommer 2016 veröffentlichte das IDRRIM das Handbuch „Gestion et Entretien du Patrimoine Urbain et Routier (GEPUR)“ (frei übersetzt: Erhaltungsund Unterhaltungsmanagement für Stadt- und Landstraßen) (IDRRIM 2016). Das Handbuch hat das Ziel, die verantwortlichen Betreiber eines Straßennetzes bei der Organisation des Erhaltungs- und Unterhaltungsmanagement zu unterstützen. Es richtet sich dabei speziell an die Anforderungen des nachgeordneten Straßennetzes (Departements-Straßen). Hierbei können in Abhängigkeit von der Bedeutung der einzelnen Straßen unterschiedliche Niveaus definiert werden.

Literaturverzeichnis

  1. AIPCR (2016): Plan Stratégique 2016–2019, URL: http://www.piarc.org/ressources/documents/Plans- Strategiques-Association-Mondiale-de-la-Route/23790,Plan-strategique-2016-2019-Novembre-Association-Mondiale-de-la-Route-AIPCR.pdf, (Stand: 13. 1. 2017)
  2. AUSTROADS (2009): Guide to Asset Management. Austroads Inc., Sydney
  3. DIN ISO 55000: Norm E DIN ISO 55000:2016-08 (D/E), Asset-Management – Übersicht, Grundsätze und Begriffe (ISO 55000:2014)
  4. IDRRIM (2016): Gestion et Entretien du Patrimoine Urbain et Routier (GEPUR), Institut Des Routes, des Rues et des Infrastructures pour la Mobilité (IDRRIM), Paris
  5. IPWEA (2015): International Infrastructure Management Manual (IIMM), 5th Edition, Institute of Public Works Engineering Australasia (IPWEA), North Sydney
  6. OECD (2001): Asset Management for the Roads Sector, Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), Paris
  7. PIARC (2007): Technical Dictionary of Road Terms – 8th Edition, World Road Association (PIARC), Paris
  8. PIARC (2012a): High level management indicators. World Road Association (PIARC), Paris
  9. PIARC (2012b): Allocation of resources across asset classes. World Road Association (PIARC), Paris PIARC (2014): The importance of road maintenance. World Road Association (PIARC), Paris
  10. PIARC (2016a): Strategic Plan 2016-2019, URL: http://www.piarc.org/ressources/documents/Strategic- Plans-World-Road-Association/23791,Strategic-Plan-2016-2019-November-World-Road-Association-PIARC.pdf, (Stand: 13. 1. 2017)
  11. PIARC (2016b): Assessment of budgetary needs and optimisation of maintenance strategies for multiple assets of road network. World Road Association (PIARC), Paris
  12. TRANSPORT SCOTLAND (2016): Road Asset Management Plan for Scottish Trunk Roads (RAMP), Transport Scotland, Glasgow
  13. TRB (2012): Asset and Infrastructure Management for Airports – Primer and Guidebook, Transportation Research Board, Washington
  14. UK ROAD LIAISON GROUP (2013): HMEP Highway Infrastructure Asset Management Guidance, Department for Transport, London