FGSV-Nr. FGSV 002/84
Ort Karlsruhe
Datum 27.09.2005
Titel Reinigungswirkung verschiedener Entwässerungsverfahren an Außerortsstraßen
Autoren Dr. rer. nat. Birgit Kocher
Kategorien Straßenbetrieb, Winterdienst
Einleitung

1 Einführung

Oft werden an Außerortsstraßen gesonderte, oft verhältnismäßig flächen- und ressourcenverbrauchende Reinigungsanlagen für das Straßenablaufwasser gebaut. Grund dafür ist oft die Lage der Straße in Wasserschutzgebieten, in Einschnitten oder auf Brücken, oder andere Situationen, die eine freie Entwässerung über Bankett und Mulde nicht erlauben. Zunehmend häufiger scheint aber auch die Einschätzung zu sein, dass das Sammeln und Reinigen des Straßenabflusses in eigens dafür gebauten Anlagen zu einer besseren Reinigung und zur Reduzierung der Wirkung von Straßenablaufwasser auf Grundwasser und Oberflächenwässer führen würde.

Straßenabflusswasser zeigt gegenüber Niederschlagswasser erhöhte Konzentrationen an Schwermetallen und verschiedenen organischen Schadstoffen. Die wichtigsten davon sind Pb, Zn, Cd, Cu, Ni, Cr, Taustoffe wie NaCl, CaCl2, und organische Stoffe wie PAK, MKW, MTBE (Legret/Pagotto 1999, Makepeace at al. 1995; Golwer 1999). Diese Stoffe werden durch Straßenabfluss, Spritzwasser und luftgetragenen Transport zum angrenzenden Bankett und auf die Böschung transportiert. Der stark betroffene Bereich umfasst ca. 1 m Entfernung von der Straße, da hier ein großer Anteil des Straßenabflusses versickert (Lechner/ Ludwig 1987, Kocher/Wessolek 2002). Wenn der Straßenabfluss stark befahrener Straßen dagegen gesammelt und in Oberflächengewässer abgeleitet wird, kann das die Ursache relevanter Gewässerbelastung sein.

Zu den Besonderheiten straßennaher Böden gehören kontinuierlicher Schadstoffeintrag durch luftgetragene Deposition und diskontinuierlicher Eintrag durch Straßenabfluss und Spritzwasser. Dabei liefern, in 1 m Entfernung vom befestigten Fahrbahnrand gemessen, die mit dem Straßenabfluss transportierten Stoffe meistens den höchsten Anteil am Stoffeintrag (Bild 1). Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Schadstoffkonzentrationen in straßennahen Böden von der Verkehrsstärke der Straße und von der Entfernung der Beprobungspunkte vom Straßenrand abhängen. Daraus kann wegen der Verschiedenheit der
lokalen Bedingungen und der Bankett- und Bodeneigenschaften aber kein allgemeiner Zusammenhang abgeleitet werden.
Trotzdem nehmen i.d.R. die Gesamtkonzentrationen der Schadstoffe mit zunehmender Entfernung bis zum Hintergrundwert ab (Harrison/Johnston 1985; Lagerwerff/Specht 1970; Wheeler/Rolfe 1979; Wigington et al. 1986). Nur von relativ wenigen Standorten sind Messungen von Konzentrationen im Grundwasser (Granato et al., 1995; Mikkelsen et al., 1996; Golwer, 1973, 1999) oder im Bodensickerwasser (Reinirkens 1996) veröffentlicht. Eine Zusammenstellung und Umweltbewertung der tatsächlich genutzten Möglichkeiten zur Versickerung von Straßenablaufwasser wurde von Lange (1996) anhand der Auswertung von Literaturdaten durchgeführt. Dort wird auch auf das hohe Infiltrationsvermögen der untersuchten Bankette und Böschungen hingewiesen, das dazu führt, dass Oberflächenabfluss nicht sehr häufig auftritt. ...

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Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.

1 Einführung

Oft werden an Außerortsstraßen gesonderte, oft verhältnismäßig flächen- und ressourcenverbrauchende Reinigungsanlagen für das Straßenablaufwasser gebaut. Grund dafür ist oft die Lage der Straße in Wasserschutzgebieten, in Einschnitten oder auf Brücken, oder andere Situationen, die eine freie Entwässerung über Bankett und Mulde nicht erlauben. Zunehmend häufiger scheint aber auch die Einschätzung zu sein, dass das Sammeln und Reinigen des Straßenabflusses in eigens dafür gebauten Anlagen zu einer besseren Reinigung und zur Reduzierung der Wirkung von Straßenablaufwasser auf Grundwasser und Oberflächenwässer führen würde.

Straßenabflusswasser zeigt gegenüber Niederschlagswasser erhöhte Konzentrationen an Schwermetallen und verschiedenen organischen Schadstoffen. Die wichtigsten davon sind Pb, Zn, Cd, Cu, Ni, Cr, Taustoffe wie NaCl, CaCl2, und organische Stoffe wie PAK, MKW, MTBE (Legret/Pagotto 1999, Makepeace at al. 1995; Golwer 1999). Diese Stoffe werden durch Straßenabfluss, Spritzwasser und luftgetragenen Transport zum angrenzenden Bankett und auf die Böschung transportiert. Der stark betroffene Bereich umfasst ca. 1 m Entfernung von der Straße, da hier ein großer Anteil des Straßenabflusses versickert (Lechner/ Ludwig 1987, Kocher/Wessolek 2002). Wenn der Straßenabfluss stark befahrener Straßen dagegen gesammelt und in Oberflächengewässer abgeleitet wird, kann das die Ursache relevanter Gewässerbelastung sein.

Zu den Besonderheiten straßennaher Böden gehören kontinuierlicher Schadstoffeintrag durch luftgetragene Deposition und diskontinuierlicher Eintrag durch Straßenabfluss und Spritzwasser. Dabei liefern, in 1 m Entfernung vom befestigten Fahrbahnrand gemessen, die mit dem Straßenabfluss transportierten Stoffe meistens den höchsten Anteil am Stoffeintrag (Bild 1). Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Schadstoffkonzentrationen in straßennahen Böden von der Verkehrsstärke der Straße und von der Entfernung der Beprobungspunkte vom Straßenrand abhängen. Daraus kann wegen der Verschiedenheit der
lokalen Bedingungen und der Bankett- und Bodeneigenschaften aber kein allgemeiner Zusammenhang abgeleitet werden. Trotzdem nehmen i.d.R. die Gesamtkonzentrationen der Schadstoffe mit zunehmender Entfernung bis zum Hintergrundwert ab (Harrison/Johnston 1985; Lagerwerff/Specht 1970; Wheeler/Rolfe 1979; Wigington et al. 1986). Nur von relativ wenigen Standorten sind Messungen von Konzentrationen im Grundwasser (Granato et al., 1995; Mikkelsen et al., 1996; Golwer, 1973, 1999) oder im Bodensickerwasser (Reinirkens 1996) veröffentlicht. Eine Zusammenstellung und Umweltbewertung der tatsächlich genutzten Möglichkeiten zur Versickerung von Straßenablaufwasser wurde von Lange (1996) anhand der Auswertung von Literaturdaten durchgeführt. Dort wird auch auf das hohe Infiltrationsvermögen der untersuchten Bankette und Böschungen hingewiesen, das dazu führt, dass Oberflächenabfluss nicht sehr häufig auftritt.

Bild 1: Anteile der Pfade am Stoffeintrag im Bankett an der BAB 7 nördlich von Hannover, Entfernung vom Fahrbahnrand 1 m,Sommer 2000 (Kocher/Wessolek 2002)

Im ersten Meter vom versiegelten Fahrbahnrand (vgl. Bild 1) können dementsprechend ständig hohe Bodenfeuchtegehalte und hohe Infiltrations- und Perkolationsraten, die gelegentlich auch bis in größere Entfernung reichen, festgestellt werden (Speerschneider 1992; Kocher/Täumer/Wessolek 2002). Bisher sind jedoch keine Untersuchungen veröffentlicht worden, in denen die Wirksamkeit des Schadstoffrückhaltes durch verschiedene Reinigungsmöglichkeiten für Straßenablaufwasser anhand von Freilandmessungen verglichen wird.

Einfache und kostengünstige Behandlungsmöglichkeiten werden bevorzugt, aber sie müssen nicht nur in Bezug auf den hydraulischen Rückhalt, sondern auch in Bezug auf die Wasserqualität wirksam und effizient sein.

Der Vortrag zeigte deswegen einen Vergleich der Wirksamkeit verschiedener Behandlungen von Straßenabflusswasser an Außerortsstraßen mit hoher Verkehrsstärke. Eigene Messergebnisse (Kocher/Wessolek 2002) wurden Ergebnissen zweier neuerer Forschungsarbeiten (Lange et al. 2001, Dierkes/Geiger 1999) gegenübergestellt, deren Methoden vergleichbar sind, die aber andere Standorte bzw. andere Reinigungsmöglichkeiten für Straßenablaufwasser berücksichtigen. Die Reinigungsleistung durch zwei verschiedene Entwässerungsbecken wird mit der Perkolation durch zwei Gruppen von Böden verglichen. Ein Teil der untersuchten Böden ist lehmig und kalkhaltig, der andere sandig und und kalkfrei. Eines der Entwässerungsbecken ist ein Betonbecken, das andere ein gedichtetes Erdbecken mit vorgeschaltetem Absetzbecken. Der Eintrag und Austrag von Schwermetallen, MKW und PAK wurden in den Straßenrandböden, in Bankettlysimetern und in den Zu- und Abläufen der Entwässerungsbecken bestimmt, der Stoffrückhalt wurde für jede Reinigungsmöglichkeit berechnet und verglichen.

2 Material und Methoden

Dierkes und Geiger (1999) untersuchten den Schadstoffrückhalt in Bankettböden. Dazu wurden an fünf Autobahnstandorten Lysimeter mit freier Drainage in das Bankett eingebaut. Je Standort kamen drei Lysimeter mit 0,4 m Durchmesser und 0,3 m Höhe aus rostfreiem Edelstahl zur Anwendung. Sie wurden im Bankett in 1 m Entfernung von der befestigten Fahrbahnfläche installiert, indem je eine ungestörte Bodensäule von 0 bis 0,3 m Tiefe durch Eindrücken der angeschärften Lysimeterwand gewonnen wurde. Um Randumläufigkeiten abzuschätzen, wurden Sickerwasser aus dem Randbereich und dem Kernbereich der Lysimeter getrennt beprobt.

Die gewählten Autobahnen und Bundesstraßen hatten Verkehrsstärken (DTV) zwischen 35 000 und 90 000 Kfz pro Tag. Es wurden Standorte mit lehmigem und kalkhaltigem Bankettmaterial ausgewählt. Die Gehalte an organischem Kohlenstoff lagen bei 7-10 g*100g-1 TrS, die pH-Werte bei 7,1 – 7,7. Die oberste Bodenschicht zeigte oft starke Bioturbation, so dass viele Grobporen vorhanden waren. Der Kalkgehalt der oberen Bodenschichten war 0,3-5,6 g*100g-1, der der unteren Bodenschichten und Frostschutzschichten 10 bis 70 g*100g-1.

Das Sickerwasser wurde in Trichtern und Schläuchen aus Hart-PVC aufgefangen und in braunen Duranglasflaschen in einer nebenan vergrabenen Kiste gesammelt. Die Flaschen wurden alle zwei Wochen gewechselt. Im Labor wurden die Schwermetallkonzentrationen mit ICP-AES bestimmt. Die Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW) wurden mit 1, 1,2-Trichlor-trifluorethan extrahiert (DIN 38 409-18) und infrarotspektrometrisch bestimmt. Die polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) wurden mit n-Hexan extrahiert und mit HPLC bestimmt (DIN 38407-8). Die Schadstofffrachten im Sickerwasser wurden berechnet. Zusätzlich wurden drei ebensogroße Säulen mit Bankettmaterial für Labortests entnommen. Diese wurden in gleichartigen Lysimetern mit echtem Straßenablaufwasser beaufschlagt. Diese zusätzlichen Wassermengen und Schadstofffrachten entsprachen etwa der Infiltrationsrate von 20 Jahren. Aus den Ergebnissen der Laborlysimeter wurden die Schadstoffretentionsraten (Wirkungsgrade) berechnet.

Die Studie von Kocher und Wessolek (2002) befasst sich mit der Verlagerung von straßenverkehrsbedingten Schadstoffen in straßennahen Böden. Dazu wurden die Konzentrationen von Blei, Cadmium, Kupfer und Zink in Bodenfeststoff und Bodenlösung ermittelt. Es wurden Standorte auf sandigen, kalkfreien Böden mit vergleichsweise niedrigen pH-Werten (3,5 bis 7,2 in 0,01M CaCl2, Mittelwert 5,6) an je vier Autobahnen und Bundesstraßen ausgewählt. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Standorte seit mindestens 10 Jahren nicht mehr baulich verändert worden waren. Die Schicht von 0 bis 0,1 m Tiefe wies Gehalte an organischem Kohlenstoff von 0,9 bis 6,45 g*100g-1, die tieferen Horizonte von 0,08 bis 6,98 g*100g-1 auf. Die benachbarten natürlichen Böden waren ab einer Entfernung von 3 bis 5 m vom befestigten Fahrbahnrand weitgehend ungestört. Es handelte sich um Podsole, podsolige und pseudovergleyte Braunerden und sandig-schluffige Gleye. Die Bankette waren aus anstehendem Bodenmaterial aufgeschüttet, meist feinsandiger Mittelsand und mittelsandiger Feinsand. Die Standorte hatten Verkehrsstärken (DTV) zwischen 50 000 und 90 000 Kfz/Tag auf den Autobahnen und 15 000 bis 20 000 auf den Bundesstraßen.

An jedem Standort wurden 16 Saugkerzen (Al2O3-Sinterkeramik, mittlerer Porendurchmesser 0,45 µm) in den Entfernungen 1 m, 2,5 m, 5 m und 10 m vom Fahrbahnrand und, je nach Vegetation, in 1,0 oder 1,5 m Tiefe eingebaut. In jeder Entfernung wurden 4 Saugkerzen parallel betrieben, um eine Mischprobe aus einem größeren Bodenvolumen und mehr Bodenlösung zu gewinnen. Von 1999 bis 2001 wurden alle drei bis vier Wochen Proben der Bodenlösung entnommen und in säuregespülten Duranglasflaschen aufgefangen, nach der pH-Messung angesäuert und bis zur Analyse aufbewahrt. Der Straßenabfluss wurde an einem der Autobahnstandorte mit einer direkt am Fahrbahnrand angeschlossenen PVC-Rinne beprobt. Die Bodenproben wurden an jedem Standort aus Profilgruben in 1, 2,5, 5 and 10 m Entfernung vom Fahrbahnrand entnommen. Von den Profilwänden wurde jeweils die ganze durch einen Horizont gebildete Fläche für eine Mischprobe von 2 bis 2,5 kg Bodenmaterial verwendet. Ein repräsentativer Anteil des luftgetrockneten Feinbodens (< 2 mm) wurde mit Königswasser aufgeschlossen. Die Konzentrationen von Pb, Cd und Cu in Bodenlösung, Straßenabfluss und aufgeschlossenen Bodenproben wurden mit Graphitrohr-AAS bestimmt, die Konzentration von Zn mit Flammen-AAS. Die Extraktion der MKW und PAK erfolgte direkt aus den eingewogenen 2-Liter-Braunglasflaschen. Es wurde zur MKW-Bestimmung ein GC-FID-Screening des Hexanextraktes nach DIN 38409 (Entwurf) durchgeführt. Zur Bestimmung der PAK wurde ebenfalls eine Extraktion durchgeführt, und die 16 PAK nach EPA aus dem Extrakt mit HPLC Fluoreszenz-UV-Detektor bestimmt (EPA 610).

Mit Klimadaten aus dem Raum Hannover und den im Bankett ermittelten Randbedingungen wurden Abflussmenge und Grundwasserneubildung berechnet. Die eingetragenen und ausgetragenen Schadstofffrachten wurden aus den gemessenen Konzentrationen und transportierten Wassermengen ermittelt.

Lange et al. (2001) untersuchten die Reinigungsleistung von zwei Entwässerungsbecken für Straßenablaufwasser. Es wurde ein Betonbecken (RiStWag-Abscheider) und ein gedichtetes Erdbecken mit vorgeschaltetem Absetzbecken ausgewählt. Beide Becken erhalten den größten Teil ihres Zuflusses von Autobahnen, die DTV-Werte von etwa 70 000 Kfz/Tag aufweisen. Der Straßenabfluss wird in Regenwasserkanälen und gepflasterten Gräben gesammelt; eine Vorreinigung des Wassers durch Sedimentation auf grasbedeckten Banketten oder Gräben findet nur bei sehr starken Regenereignissen statt, da nur dann grasbedeckte Flächen überströmt werden. Beide Becken liegen in der Nähe von Köln, etwa 5 km voneinander entfernt. So kann davon ausgegangen werden, dass die klimatischen Bedingungen vergleichbar sind.

Das Betonbecken hat ein Einzugsgebiet von 7,6 ha. Davon sind 88 % versiegelte Fläche (Autobahn und gepflasterte Gräben) und 12 % grasbedeckte Bankette und Böschungen. Die Höhe des Dauerstaus im Becken beträgt im Mittel 1,5 m, das Dauerstauvolumen 275 m³. Die maximal einstaubare zusätzliche Wassermenge beträgt 790 m³. Der Auslass führt unter einer Betontauchwand hindurch. Das Becken arbeitet als Leichtstoffabschscheider und Absetzbecken und hat nur einen geringen hydraulischen Retentionseffekt. Das spezifische Speichervolumen beträgt 118 m³/ha.

Das Erdbecken hat ein Einzugsgebiet von 5.13 ha. Davon sind 69 % versiegelt (Autobahn und gepflasterte Gräben), und 31 % grasbedeckte Bankette und Böschungen. Die Höhe des Dauerstaus im Becken beträgt im Mittel 0,8 m, das Dauerstauvolumen 720 m³ und die Wasseroberfläche bei dieser Einstauhöhe 910 m². Das Becken ist ziemlich dicht mit Schilf und Rohrkolben bewachsen (Phragmites australis, Typha latifolia), nur wenig freie Wasserfläche ist übrig. Die maximal einstaubare zusätzliche Wassermenge beträgt 1130 m³ und das spezifische Speichervolumen 318 m³/ha.

Die Konzentrationen von Pb, Cd, Cu, Zn, PAK und MKW wurden im Straßenablaufwasser und im Beckenablauf gemessen. Die Schwermetallkonzentrationen wurden direkt aus der Wasserphase der Proben und für Sediment und abfiltrierbare Substanz nach Aufschluss mit H202 / HNO3 bestimmt. Die PAK wurden nach DIN 38 407-F18 (E), die MKW nach DIN
38 409 H18 extrahiert und analysiert. Die zu- und ablaufenden Wassermengen wurden ermittelt, um die Frachten berechnen zu können. An jedem Becken wurden zwei Autosampler eingesetzt, jeweils am Zulauf und Ablauf. Die Steuerung erfolgte während der Niederschlags-Abflussereignisse durch Durchflussmesser im Zulaufkanal. Sowohl volumenproportionale als auch zeitproportionale Beprobung war möglich. Das hydraulische Messkonzept bestand aus der Zulaufmessung im Zulaufkanal mit einem Ultraschall-Doppler-Durchfluss-messgerät und der Wasserspiegelmessung. Diese wurde im Betonbecken mittels Echolot, im Erdbecken mit Drucksensor durchgeführt. Der Ablauf wurde aus der Wasserstands-Durch-flussbeziehung berechnet. Diese wurde zu Beginn der Messungen durch einen Versuch ermittelt.

3 Ergebnisse und Diskussion

In den Tabellen 1 und 2 sind die Konzentrationen der Messungen aller drei Studien vergleichend ausgewertet. Es ist für alle untersuchten Stoffe der Anteil der Konzentrationsmesswerte eingetragen, der unterhalb des Prüfwertes für den entsprechenden Stoff liegt. Dieser kann als Wirkungsgrad für das Einhalten niedriger Konzentrationen in den Abflüssen der Becken bzw. Sickerwässern der Bankettschichten betrachtet werden.

Außerdem sind in der Tabelle 1 der pH-Wert-Bereich der Wasserproben und in der Tabelle 2 das Alter der Standorte im Sinne einer Standzeit angegeben. Es kann davon ausgegangen werden, dass an den meisten Straßenstandorten seit dem Bau der Straße Veränderungen im Bankett- oder Böschungsbreich stattgefunden haben. Dabei wurde das Bodenmaterial aber möglicherweise nur umgelagert, so dass die Standzeit wahrscheinlich höher ist als die seit der letzten Baumaßnahme verstrichene Zeit. Für das Erdbecken kann davon ausgegangen werden, dass seit dem Bau kein wesentlicher Sedimentaustrag stattgefunden hat, so dass die Standzeit des Sedimentmaterials im Becken der Zeit seit dem Bau etwa gleichzusetzen ist. Am Erdbecken zeigte sich im Lauf der zweijährigen Untersuchungszeit, dass das Sediment aus dem Becken bei sehr starken Regenereignissen teilweise oder ganz ausgeräumt wurde, so dass die “Standzeit” mit unter zwei Jahren anzusetzen ist.

Tabelle 1: Alter der Standorte und Konzentrationsbereiche der MKW und PAK im Vergleich
zu Prüfwerten; n.b. = nicht bestimmt

Tabelle 2: Konzentrationsbereiche der Schwermetalle und pH-Werte

Die Bilder 2 und 3 zeigen vergleichend den Fracht-Wirkungsgrad der verschiedenen Verfahren für die untersuchten Schadstoffe.

Es zeigt sich, dass sogar an Standorten mit sandigen kalkfreien Böden mit niedrigen pH-Werten die breitflächige Versickerung über das Bankett effektiver für den Rückhalt der Schwermetalle Pb, Cd und Zn ist als bei beiden Beckentypen. Das gilt sowohl für die Konzentrationsbereiche der Zu- und Abläufe (Tabelle 2) als auch für die Frachten dieser Stoffe (Bild 3). Für Cu ist dagegen die Reinigungsleistung des Erdbeckens höher als die der
Bodenpassage, insbesondere verglichen mit der Passage durch die kalkfreien Sandböden
(Bild 3).

Bild 2: Vergleich der Fracht-Wirkungsgrade – Rückhalt von MKW und PAK in den zwei Entwässerungsbecken

Bild 3: Vergleich der Fracht-Wirkungsgrade – Rückhalt von Schwermetallen in Böden und Entwässerungsbecken

Für die organischen Schadstoffe ist das Ergebnis vergleichbar – MKW und PAK werden ebenfalls im Boden am besten zurückgehalten oder entfernt, im Erdbecken jedoch fast genausogut (Tabelle 1). Zum Vergleich der Frachtwirkungsgrade waren für die Bodenpassage nicht genug Daten verfügbar, so dass nur die deutlich höhere Rückhaltefähigkeit des Erdbeckens für MKW und PAK hervorgehoben werden kann (Bild 2). Das Betonbecken hatte gravierende Probleme, weil während des Versuchszeitraumes zwei Starkregenereignisse die vorher abgelagerten Sedimente mobilisiert und ausgetragen wurden. Das ist eine Hauptursache für den geringen Wirkungsgrad des Betonbeckens.

4 Fazit

Es zeigt sich, dass die Passage von nicht gesammeltem Strassenablaufwasser durch bewachsenen Bankettboden, selbst wenn dieser aus kalkfreiem Sand besteht, zu besserem Rückhalt und niedrigeren Schadstoffkonzentrationen im Sickerwasser führt, als es die hier untersuchten Entwässerungsbecken in ihrem Ablauf erreichen konnten. Für Cu kann die beste Reinigungsleistung mit dem Erdbecken und durch den bewachsenen kalkhaltigen Boden erreicht werden. Bei MKW zeigen sowohl die Passage durch bewachsenen Boden als auch das Erdbecken gute Reinigungsleistung, wesentlich besser als das Betonbecken. Auch für den PAK-Rückhalt sind Bodenpassage und Erdbecken sehr viel wirkungsvoller als das Betonbecken.

Für die Problematik der Ausräumung des Betonbeckens durch Starkregenereignisse muss eine Lösung gesucht werden. Durch die breitflächige Entwässerung über das Bankett oder gegebenenfalls den Bau von Erdbecken könnte diese Problematik vermieden werden. Dies ist aber in manchen Fällen aus Platzgründen nicht möglich. Deshalb wurde ein Forschungsvorhaben zur Optimierung der Bauform vergleichbarer Becken vergeben, das inzwischen schon fast abgeschlossen ist. Dort werden Möglichkeiten zur wesentlichen Verbesserung des Sedimentrückhaltes aufgezeigt.

Die die hier zusammengefassten Studien belegen, dass schon die oberen 30 cm eines bewachsenen, kalkhaltigen Banketts eine sehr hohe Reinigungsleistung erbringen, ebenso ein Bankett aus einer 1 m mächtigen Schicht aus kalkfreiem Sand mit bewachsenem humosem Oberboden. Die breitflächige Verteilung des Strassenabflusses über das Bankett und die Versickerung in Bankett und Böschung durch den bewachsenen Oberboden stellte sich als das wirksamste Reinigungsverfahren heraus, auch nach jahrzehntelanger Standzeit der Bankette. Diese Standardmethode zur Behandlung von Strassenablaufwasser ist in den meisten Ländern auch bei stark befahrenen Autobahnen gebräuchlich. Bankette und Böschungen dienen dabei nicht nur der Standfestigkeit des Straßenbauwerkes. Auch ihre Wirkung als hydraulischer Zwischenspeicher für Straßenabfluss und Filter- und Puffermedium für die eingetragenen Schadstoffe sollte mehr ins Bewusstsein rücken. Als Ergebnis des Rückhalts von Schwermetallen und organischen Schadstoffen stellen sich jedoch aus der Literatur gut bekannte Anreicherungen dieser Stoffe in den oberen Schichten von Bankett und straßennahen Böden ein. Im Bereich der obersten straßennahen Schichten kann es zu Überschreitungen der Vorsorgewerte der Bodenschutzverordnung kommen. Wenn solches Material aus dem Zuständigkeitsbereich der Straßenbauverwaltung entfernt wird, muss es nach dem Bundesbodenschutzgesetz untersucht und müssen Vorgaben für die zukünftige Verwendung beachtet werden.

Die in den Entwässerungsbecken akkumulierten Sedimente müssen gelegentlich entfernt werden, um die Wirksamkeit der Becken zu gewährleisten.

Da die Verminderung der indirekten Emissionen aus dem Straßenverkehr nur langsam vorankommt, scheint der Rückhalt der Schadstoffe in Bankett und Böschung zur Zeit die beste Möglichkeit zu sein, da auch durch vollständige Fassung der Straßenabflüsse die Stoffeinträge in den Straßenseitenraum nur vermindert, aber nicht unterbunden werden könnten. Es ist dabei zu beachten, ob die Filter- und Sorptionskapazität von Banketten und Böschungen für die Lebensdauer der Straße ausreicht, oder gegebenenfalls verbessert werden muss. Zur Zeit findet auch bei der Passage durch kalkfreie sandige Böden mit langer Standzeit ein sehr guter Rückhalt für Schwermetalle und organische Schadstoffe statt. Prognosen aus den oben genannten Forschungsarbeiten für 10 bis 50 Jahre ergeben dieselbe Tendenz. Bei Prognosen über 100 und mehr Jahre oder bei ungünstigen Bedingungen (z. B. grobkörnige Fugenfüllungen) sagen Modellrechnungen (Dierkes/Geiger 2002, Kocher/Wes-solek 2002) jedoch Überschreitungen der Prüfwerte der Bodenschutzverordnung für Sickerwasser an der unteren Grenze der untersuchten Schichten voraus. Die Minderung der Stoffeinträge ist also auch aus Gründen des Gewässer- und Grundwasserschutzes von Bedeutung.

Literaturverzeichnis

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