FGSV-Nr. FGSV 002/100
Ort Karlsruhe
Datum 13.09.2011
Titel Streckenbezogene Straßenzustandsprognosen – Erfahrungen in Berlin
Autoren Dipl.-Ing. Robert Drieß
Kategorien Straßenbetrieb, Winterdienst
Einleitung

Im Winter überwiegen häufig die lokalen Effekte. Unterschiede können innerhalb einer kurzen Distanz sehr viel größer sein als im Sommer. Innerhalb eines kleinen Temperaturintervalls um den Gefrierpunkt wirken viele Prozesse zusammen und führen zu ganz unterschiedlichen Effekten.

Für eine großflächige Stadt wie Berlin bedeutet das im Winterdienst: An verschiedenen Orten unterschiedliche Maßnahmen einzuleiten. Daher wird in Berlin seit Beginn dieses Jahrhunderts der differenzierte Winterdienst praktiziert. Was zunächst als Versuch begann, ist seit 2003 gängige Praxis.

Differenzierter Winterdienst ist ein Winterdienst, der versucht, den bestmöglichen Kompromiss zwischen Verkehrssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz zu erreichen. Differenzierung heißt dabei, dass nicht auf allen Straßen und bei jeder Wetterlage die gleiche Strategie angewendet wird.

Mit dem differenzierten Winterdienst sind aber auch komplexe Entscheidungsprozesse verbunden. Diese beinhalten neben den Einschätzungen zur Wetterlage vor allem Abschätzungen zum aktuellen und zukünftigen Zustand der zu bearbeitenden Fahrbahnen. Hierfür setzen die BSR auf insgesamt drei wesentliche Instrumente: Profiwetter, Glättemeldeanlagen und Streckenprognosen.

Die hieraus abgeleiteten Maßnahmen haben erheblichen Einfluss auf die Planung der Winterdienstrouten und die einsatzgenaue Bemessung von Ressourcen.

PDF
Volltext

Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln.

Organisation der Reinigung

Bild siehe PDF

Fahrbahnwinterdienst in Berlin

–    Einsatzstufe 1 (E 1):

•    Straßen mit besonderer Verkehrsbedeutung, Gefahrenstellen oder ÖPNV

•    Ausschließlich Feuchtsalzeinsatz – Punktstreuung auf Fahrbahnen

•    Streckenstreuung bei extremen Straßenverhältnissen

•    Präventivstreuung bei extremen Witterungsverhältnissen zur Gefahrenabwehr.

–    Einsatzstufe 2 (E 2):

•    Straßen mit untergeordneter Verkehrsbedeutung

•    Priorität entsprechend des Abarbeitungsstands der E 1-Fahrbahnen

•    Grundsätzlich nur Schneeräumung

•    Feuchtsalzstreuung als besonderer Einzelfall auf Anordnung durch Polizei oder Feuerwehr (keine Streckenstreuung).

Straßenoberflächentemperatur und Glättebildung

Bild siehe PDF

Im Winter überwiegen häufig die lokalen Effekte. Unterschiede können innerhalb einer kurzen Distanz sehr viel größer sein als im Sommer. Innerhalb eines kleinen Temperaturintervalls um den Gefrierpunkt wirken viele Prozesse zusammen und führen zu ganz unterschiedlichen Effekten.

Für eine großflächige Stadt wie Berlin bedeutet das im Winterdienst: An verschiedenen Orten unterschiedliche Maßnahmen einzuleiten.

Instrumente und Hilfsmittel

–     Wetterbericht
–    
Road Mapping/ Thermal Mapping
–    
Glättemeldeanlagen
–    
Skyview Mapping
–    
Streckenprognosen.

Road Mapping/Termal Mapping

–    Liefert:

•    Temperaturverteilung des Belages
•   
einen thermischer Fingerabdruck der Straße
•    eine optische Aufnahme des Umfeldes.

–    Basis für:

•    die Identifizierung glättegefährdeter Stellen und Abschnitte
•    die Lokalisierung von Stellen für die Installation von GMA-Stationen
•    die Festlegung oder Optimierung von Streurouten.

Übersicht der Messungen vom 16. zum 17. Januar 2005

Bild siehe PDF

Empfehlungen zur Positionierung von GMA

–    Grundsätzliche Erwägungen

•    geographische Verteilung muss gewährleistet sein
•    empfindliche Punkte aus dem Thermal Mapping verwenden
•    Brücken und normale Straßenlagen gleich verteilt
•   
Punkte in Gewässernähe berücksichtigen
•   
Innenstadt und Außenbezirke berücksichtigen
•    Stufenweise Installation ermöglichen für bis zu 16 Stationen
•    bauliche Voraussetzung bleiben zunächst unberücksichtigt.

–    Auswahlmechanismus

•    Einteilung Berlin in vier Quadranten (NO, SO, SW, NW)
•    Auswahl von jeweils vier Punkten, die obigen Anforderungen genügen, das heißt eine Station je Quadrant, davon zwei Brücken und zwei normale Straßen, Gewässernähe, Innenstadt, etc.
•    Auswahl von jeweils vier weiteren Punkten mit Rotation der Eigenschaften zwischen den Quadranten.

Glättemeldeanlagen in Berlin

–    Derzeit an drei Standorten in Berlin eingesetzt

–    Regelmäßige Messung von Fahrbahnzustand, Luft-, Gefrier- und Fahrbahntemperatur, Taupunkt, relative Feuchte, Niederschlag

–    Übertragung der Daten an Meteogroup und Bereitstellung der aufbereiteten Daten im Kundenportal.

Bild siehe PDF

Grenzen des reinen GMA-Konzepts

–    Punktvorhersagen für Glättemeldeanlagen

–    keine Informationen über andere Teile der Strecke.

Bild siehe PDF

Ergänzung der GMA um Streckenprognosen

–    Straßenzustand und Straßentemperatur

–    Informationen für die gesamte Streustrecke.

Bild siehe PDF

Skyview Mapping

Bild siehe PDF

Streckenvorhersage

–    Basisinformationen

•    Thermal Mapping (Vermessung Straßenbelag)
•   
Glättemeldeanlagen
•   
Skyview Mapping (Vermessung Straßenumgebung).

–    Laufende Informationen

•    Detaillierte Wetterinformationen
•   
Niederschlagsradarbilder etc. 

Zielsetzung

Optimierte Einsatzplanung von Personal, Fahrzeugen und Streumitteln.

Bild siehe PDF

Spezielle Route/Teststrecke

Bild siehe PDF

Streckenvorhersagen – Beispiel Glätteentwicklung

Bilder siehe PDF

Streckenvorhersagen im Kundenmodul

Bild siehe PDF 

Perspektiven

–    Streckenvorhersagen ermöglichen:

•    Streurouten zu dynamisieren
•   
gefährdete Stellen zuerst abzustreuen
•   
abschnittsbezogen unterschiedlich intensiv zu streuen
•   
On board Messinstrumente einzubinden
•   
Oberflächentemperaturen online zurückzumelden
•   
darauf basierend Prognosen anzupassen
•   
mobile Anbindung an Telematiksysteme
•   
Darstellung im PC + Fahrzeug.

Fazit

–    Profiwetter unabdingbar für optimierte Einsatzplanung

–    Road-Mapping liefert Punktinfos zur Straßenoberfläche

–    Glättemeldeanlagen ermöglichen 24/7 Überwachung

–    Streckenprognosen ideal für Routenoptimierung

–    Infos am PC und im Fahrzeug bieten mehr Flexibilität

–    Kosten/Ressourcen-Einsparungen und Umweltschutz.