FGSV-Nr. FGSV 002/103
Ort Erfurt
Datum 15.04.2013
Titel Mobilitätssicherung für ältere Menschen – Wie sichern wir unsere spätere Mobilität zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit dem Auto?
Autoren Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gerlach
Kategorien Kommunal
Einleitung

Ältere Menschen und Mobilitätseingeschränkte sind im Verkehrsraum aufgrund ihrer körperlichen und kognitiven Einschränkungen häufi g benachteiligt. Doppelt schwer wiegt die Tatsache, dass ältere Menschen bei Verkehrsunfällen zu Fuß oder mit dem Fahrrad besonders schwerwiegende Verletzungen bis hin zur Todesfolge erleiden. Zur Ermittlung der Bedürfnisse und Probleme älterer Menschen wurden in einem Forschungsvorhaben im Auftrag der Eugen-Otto-Butz-Stiftung Befragungen, Fokusrunden, Wegekettenprotokolle sowie Unfallanalysen der Gruppe 65plus eingesetzt. Ergebnisse waren konkrete Hinweise auf Mobilitätshemmnisse älterer Menschen. In „Problemräumen“ wurden typische Schwierigkeiten beispielsweise mit komplexen Verkehrssituationen an Knotenpunkten, fehlenden Kontrasten bei Platzgestaltungen oder unangepassten Geschwindigkeiten bei Überquerungsbedarf erfasst. Die Unfallauswertung ergab, dass ältere Kraftfahrer oft bei Ein- und Abbiegevorgängen an Knotenpunkten verunfallen. Als häufigste Konfliktsituation stellte sich das Linksabbiegen an Lichtsignalanlagen heraus, an denen Linksabbieger und entgegenkommender Geradeausverkehr gleichzeitig freigegeben sind. Bei Radfahrern kommen Fahrunfälle dazu, die häufig durch Defi zite in der Gestaltung oder dem Zustand der Radverkehrsanlage begünstigt worden sind. Ältere Fußgänger verunglücken in den meisten Fällen beim Queren der Straße auf der Strecke. Die Analyse der Planungspraxis ergab, dass die Berücksichtigung der spezifischen Anforderungen älterer Menschen in den Kommunen nicht einheitlich gehandhabt wird. Oft kommt es darauf an, ob in einer Kommune der Blinden- oder der Rollstuhlfahrerverband gut präpariert ist und sich durchsetzen kann. Gehbehinderte, Sehbehinderte oder ältere aktive Kraftfahrer haben hingegen kaum Fürsprecher. Die Ergebnisse lassen erheblichen Handlungsbedarf erkennen, der im Rahmen des Vortrages dargestellt wird. Vertieft werden Erkenntnisse zum Verhalten von älteren Menschen an Knotenpunkten, die im
Forschungsvorhaben „Gestaltung von Knotenpunkten für schwächere Verkehrsteilnehmer“ im Auftrag des GDV näher untersucht werden. Problem ist, dass Knotenpunkte vielfach Einzelanlagen mit individuellen Gestaltungen und Regelungen fernab einer Standardisierung sind, die eindeutige Verhaltensweisen implizieren würde. So gibt es beispielsweise für den Linksabbiegeschutz oder den freien Rechtsabbieger an signalgeregelten Knotenpunkten keine eindeutigen und einheitlichen Vorgaben in den jeweils gültigen Regelwerken (RASt, RiLSA, RAL). Die Handlungsempfehlungen beziehen sich auf eine konsequente Umsetzung aktueller Empfehlungen wie diejenigen des H BVA, aber auch auf festzulegende Mindestanforderungen
für den Bestand, um ein effektives Qualitätsmanagement zu ermöglichen.

PDF
Volltext

Die Kurzfassung dieses Vortrages ist als PDF verfügbar.