FGSV-Nr. FGSV B 29
Ort Würzburg
Datum 17.09.2009
Titel Alternative Tragschichten ohne Bindemittel unter Betondecken
Autoren Dr.-Ing. Dieter Birmann
Kategorien Betonstraßen
Einleitung

Zur bewährten Bauweisen „Betondecke auf Schottertragschicht (STSuB)“ mit besonderen Anforderungen nach TL/ZTV SoB-StB 04 wurden alternative Tragschichten ohne Bindemittel (ToB) 0/32, insbesondere Kiestragschichten mit optimiertem Anteil gebrochener Gesteinskörnung bezüglich der geforderten Umlagerungs- und Erosionsbeständigkeit unter Beton-decken im Großprüfstand untersucht: 2 STSuB, 1 Kiestragschicht (KTS), 2 modifizierte Kiestragschichten mit gebrochenem Anteil.

Dauerschwellversuche mit Lastplatte auf 30 cm ToB ließen eine erste vergleichende Bewertung zu. An einer millionenfach an den Fugenrändern phasenverschoben belasteten Betonplatte wurde eine Verkehrsbelastung mit Wasserzugabe simuliert. Damit konnten Verhältnisse und Verformungen wie in situ erreicht werden. Eine Feinkornumlagerung an die Unterseite der ToB oder tendenzielle Veränderung der Wasserdurchlässigkeit vor und nach dem Dauerschwingversuch war nicht festzustellen. Bei der Versuchsreihe war der CBR-Wert kein geeignetes Kriterium für die Beurteilung der Tragfähigkeit einer ToB unter Betondecken.

Von den untersuchten Kiestragschichten wies eine modifizierte Kiestragschicht die beste Eignung für die Anwendung unter einer Betondecke auf. Das korngestufte Baustoffgemisch bestand aus gebrochener Gesteinskörnung < 8 mm (Korngruppe 0/2 mm gewaschen) und ungebrochener Gesteinskörnung > 8 mm, Erweiterung des Sieblinienbereiches von STSuB bei 2 mm von 28 auf 31 %, Feinanteil < 0,063 mm im eingebauten Zustand < 5 M.-%, Wasserdurchlässigkeit in der Laborprüfung mit Durchlässigkeitsbeiwert k ≥ 5,4 • 10-5 m/sec.

Eine theoretische Untersuchung zeigte, dass eine Reduzierung des EV2-Wertes einer ToB von 180 auf 150 N/mm² unter Verkehrslast nur eine geringe Spannungserhöhung in der Betondecke herbeiführt.

Bei einer modifizierten KTS mit einem entsprechend optimierten Anteil an gebrochener Gesteinskörnung kann auch bei Auflagerung auf einer Frostschutzschicht die Anforderung an den Verformungsmodul auf der Oberfläche der ToB mit EV2 ≥ 150 N/mm² beibehalten werden.

Eine Erprobung der modifizierten KTS unter Baustellenbedingungen durch den Bau einer Versuchsstrecke wird empfohlen. Eine weitere Anwendung wird als ungebundene Tragschicht unter einer Festen Fahrbahn gesehen.

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Der Fachvortrag zur Veranstaltung ist im Volltext verfügbar. Das PDF enthält alle Bilder und Formeln. 

1     Einleitung

Betondecken auf Schottertragschichten sind bewährte Bauweisen, die in den RStO 01 [1] geregelt sind. An Schottertragschichten unter Betondecken (STSuB) werden besondere Anforderungen nach den TL/ZTV SoB-StB 04 [2, 3] gestellt. Damit soll eine ausreichende Wasserdurchlässigkeit und Umlagerungs- und Erosionsbeständigkeit sichergestellt werden.

 

Im Rahmen einer Forschungsarbeit im Auftrag des BMVBS mit Betreuung durch die BASt [4], wurden fünf Varianten bewährter und alternativer Tragschichten ohne Bindemittel (ToB), insbesondere Kiestragschichten mit optimiertem Anteil gebrochener Gesteinskörnung bezüglich der geforderten Umlagerungs- und Erosionsbeständigkeit unter Betondecken im  Großprüfstand vergleichend untersucht: Zwei STSuB, eine Kiestragschicht (KTS) und zwei modifizierte Kiestragschichten mit einem Anteil gebrochener Gesteinskörnung.

Der Versuchsaufbau besteht aus einem durch eine Fuge unterteilten Betonplattenstreifen auf Tragschichten ohne Bindemittel, die unter simulierter, mehrstufiger Verkehrslasteinwirkung und Wasserzugabe untersucht werden sollten mit dem Ziel, alternative ToB unter Beton-decken mit Umlagerungs- und Erosionsbeständigkeit zu finden.

 

2     Beanspruchung im Fugenbereich von Betondecken

Betonfahrbahnen unterliegen im Bereich der Fugen einer besonderen Beanspruchung, die bezüglich der Beton-Biegezugbeanspruchung und der Beanspruchung der ToB unter der Betondecke maßgebend ist. Der Lastfall Fugenrand ist der ungünstigste Lastfall.

Bild 1: Einflusslinien der Einsenkung eines Fugenrandes mit einem Wirksamkeitsindex von 0 und 80 % [6]

Bild 2: Einflusslinien der relativen vertikalen Fugenrandbewegung bei einem Wirksamkeitsindex von 0 und 80 %, aus dem Bild 1 abgeleitet

Durch die Einflusslinien der Einsenkung wird der Einsenkungsverlauf bei Überfahrt über eine Fuge dargestellt. Das Bild 1 zeigt die Einflusslinien für einen Wirksamkeitsindex von 80 % (intakte Verdübelung, [5]) und für einen Wirksamkeitsindex von 0 % (unverdübelte Fuge oder Riss). Die Darstellung des quantitativen Verlaufs beruht auf den Tabellen und der Grafik in [6] nach Berechnungen an einer halbunendlichen Platte auf Federn. Der Abstand ist auf die elastische Länge l bezogen, die Einsenkung wird aus der Einsenkungsgröße λz und weiteren Faktoren berechnet [6]. Dieser Verlauf konnte in situ an zahlreichen Betondecken-Mess­strecken verifiziert werden. Die impulsartige Einsenkungsänderung bei Überfahrt wird besonders deutlich bei Darstellung der relativen vertikalen Fugenrandbewegung (Bild 2) [7]. Unter Betondecken kann dieses Pumpen insbesondere unter Rissen oder nicht verdübelten Fugen bei Vorhandensein von Wasser zu Kornumlagerungen und Erosionserscheinungen führen [8].

Der Verlauf der Einflusslinien wurde zur realitätsnahen Simulierung der Biegelinien im Labor-versuch herangezogen.

 

3     Technisches Regelwerk

Wird eine Schottertragschicht unmittelbar unter der Betondecke angeordnet, muss sie nach den RStO [1] erhöhten Anforderungen genügen: Nach den ZTV SoB-StB muss bei Auflagerung der mindestens 30 cm dicken STSuB (Bauklasse SV) auf FSS von mindestens Ev2 = 120 N/mm2 ein Verformungsmodul auf O.K. Schottertragschicht von ≥ EV2 180 N/mm2 erreicht werden, (Bild 3). Bei Auflagerung nach den RStO 01, Tafel 2, Zeile 3 „Schottertragschicht auf frostunempfindlichem Material“ wird EV2 ≥ 150 N/mm2 gefordert.

Bild 3: Anforderungen an die STSuB nach den RStO und nach den ZTV SoB-StB 04 bezüglich der Tragfähigkeit für einen Aufbau nach Bauklasse SV

In den ZTV SoB-StB wird für STSuB eine Korngrößenverteilung des Baustoffgemisches 0/32 angegeben, eine Begrenzung der Korngrößenverteilung auf 23 bis 28 % bei der Siebnennöffnungsweite von 2 mm (Bild 4) und Anforderungen an den maximalen Feinanteil < 0,063 mm mit ≤ 3 M.-%. sowie an den Feinanteil im eingebauten Zustand mit ≤ 5,0 M.-%.

Bezüglich des CBR-Wertes wird in den ZTV-SoB-StB [3] gefordert: „Bei Baustoffgemischen 0/32 für Schottertragschichten unter Betondecken der Bauklassen SV und I bis III gemäß den RStO ist ein CBR-Wert nach DIN EN 13286-47 (Zylinderdurchmesser 150 mm) nach Abtrennung des Anteils > 22 mm am Baustoffgemisch 0/22 mm nach 4 h Wasserlagerung zu bestimmen. Der CBR-Wert muss ≥ 80 % sein“.

 

4     Bewährte und alternative Tragschichten ohne Bindemittel

Die zu untersuchenden fünf ToB 0/32 mm in jeweils 30 cm Schichtdicke wurden entsprechend dem Versuchsprogramm nach Korngrößenverteilung (Bild 4) und dem Anteil gebrochener Korngruppen ausgewählt.

Bewährte Bauweise:

S1     Schottertragschicht STSuB aus gebrochenem Felsgestein (Kalkstein) nach den TL/ZTV SoB-StB 04. Auf dieser Schottertragschicht sollte ein Verformungsmodul von EV2 ≥ 180 N/mm² erreicht werden.

S2     Der auf der Oberfläche der Schottertragschicht (Zusammensetzung der STSuB wie S1) vorgesehene EV2-Wert ≥ 150 N/mm² konnte durch Anordnung eines zusätzlichen  Vlieses auf der Unterlage erreicht werden. Dies entspricht der Anforderung bei Auf-lagerung auf einer Schicht aus frostunempfindlichem Material nach den RStO (Bild 3).

Zum Vergleich:

KTS   Kiestragschicht ausschließlich aus ungebrochener Gesteinskörnung und an der oberen Grenze des Sieblinienbereiches nach den TL/ZTV SoB-StB.

neu – modifizierte Kiestragschichten mit Zusatz von gebrochener Gesteinskörnung:

Kg      Bei dieser Kiestragschicht ist die Korngruppe über 8 mm zu über 50 % gebrochen (gebrochener Kies).

Km     Modifizierte Kiestragschicht, Bezeichnung „Km“, aus 4 Korngruppen zusammen-gesetzt, wobei in Umkehrung zu „Kg“ unter 8 mm eine gebrochene Gesteinskörnung vorhanden und die Korngruppe 0/2 mm gewaschener Brechsand aus gebrochenem Kies ist. Die Korngrößenverteilung liegt etwas über dem Sieblinienbereich einer STSuB bei 2 mm Öffnungsweite.

Bild 4: Korngrößenverteilung der fünf untersuchten ToB 0/32, Ergebnisse der Kontrollprüfung am angelieferten Baustoffgemisch vor Einbau

 

5     Versuchsaufbau

Für die Versuche wurde ein Versuchsaufbau in einem Großprüfstand mit 30 cm ToB konzipiert (Bild 5) und eingerichtet. Ein Betontrog, dessen große Steifigkeit günstig für die Verdichtung beim Einbau ist, diente als Begrenzung für die verschiedenen einzubauenden ToB (Bild 6). Dabei wurde eine kontrollierte Entwässerung der ToB bei Wasserzugabe von oben während der Wasserdurchlässigkeits-Messungen und der Dauerschwingversuche vorgesehen (Bild 5).

Bild 5: Großprüfstand für Versuche mit STSuB/ToB unter Betondecke mit Wasserzugabe (Längsschnitt und Aufsicht)

Die dynamische Beanspruchung der ToB unter Betondecken im maßgebenden Querfugenbereich bei Überfahrt mit einem schweren Lkw sollte im Großprüfstand simuliert werden. Dazu wurde ein Betonplattenstreifen in einer Länge von 5,0 m aufgelegt, der durch eine unverdübelte Fuge getrennt ist (Bild 5). Die Betonplatten wurden im Fugenbereich gegen-überliegend mit zwei Prüfzylindern, die unabhängig und phasenverschoben gesteuert werden können, pulsierend belastet (Bild 8).

Bild 6: Aufbau des Großprüfstands für Versuche mit STSuB/ToB; Betontrog mit Auskleidung

Bild 7: Großprüfstand; unter dem Prüfzylinder P1 am späteren Fugenrand ist die Lastplatte für den Plattendruckversuch aufgelegt

Bild 8: Großprüfstand mit an den Enden elastisch abgespannter  Betonplatte und Messeinrichtungen; an den Fugenrändern gegenüberliegend je ein unabhängig gesteuerter Prüfzylinder Fahrtrichtung

Bild 9: Gezielte Wasserzu gabe an der Fuge; STSuB S1 nach; Angabe der simulierten 1,45 Mio. LW

In umfangreichen Vorversuchen wurde die Steuerung der beiden Prüfzylinder so abgestimmt, dass der zeitliche Verlauf der Belastungen und damit der Einsenkung (Bilder 10 und 11) mit den in der Ziffer 2 und dem Bild 1 beschriebenen Verhältnissen bei Überfahrt einer Fuge mit konstanter Überfahrgeschwindigkeit und verschiedenem Wirksamkeitsindex – entsprechend einer Verschlechterung des Zustands der Fuge – übereinstimmt. Weiter wurden die Prüflasten so eingestellt, dass ein größtmögliches Maß an Übereinstimmung der Einsenkung der Platten im Großprüfstand mit der in situ unter Verkehrslast besteht. Die Belastung wurde kraftgesteuert aufgebracht, um durch diese gleichgroße Belastung bei einer bleibenden Einsenkung der Platten wirklichkeitsnahe Verhältnisse wie unter Verkehrsbelastung zu schaffen.

 

6     Versuchsdurchführung

Nach der Ermittlung der bodenmechanischen Kennwerte wurde auf den ToB und auf der Betonplatte mit ToB folgendes Versuchsprogramm durchgeführt:

  • Statische Plattendruckversuche auf der ToB an 2 Lastpunkten (Bilder 5 und 7),
  • Dauerschwellversuche mit einer Lastplatte auf ToB an zwei Lastpunkten mit 10 000 Lastwechseln bei 35 kN und 50 kN Oberlast,
  • Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit an drei Messorten mit einem vom Prüfamt erstellten Doppelringinfiltrometer mit kontinuierlicher Messwertaufzeichnung,
  • Dauerschwingversuch an der auf ToB aufgesetzten Betonplatte mit unverdübelter Fuge in 4 Phasen mit stufenweise vergrößerter Schwingweite und mit Wasserzugabe über die Fuge (Bild 9), insgesamt > 3 Mio. LW,
  • Beurteilung der ToB-Oberfläche nach dem Dauerschwingversuch,
  • Statische Plattendruckversuche und Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit nach dem Dauerschwingversuch.   

Bild 10: Verlauf der Einsenkung an den beiden Fugenrändern; die unterschiedliche Belastungsgeschwindigkeit entspricht der Überfahrt über die Querfuge mit einem Wirksamkeitsindex = 0 %

Bild 11: Biegelinien (Schwingweite) der beiden Platten zu verschiedenen Zeitpunkten; Versuchsphase 3 mit einem Wirksamkeitsindex von 0 %

 

7     Versuchsdurchführung

7.1    Dauerschwellversuch auf ToB

Bei allen untersuchten ToB ist im Dauerschwellversuch mit Lastplatte (Bild 7) eine degressive Zunahme der Verformungen zu verzeichnen, wie dies auch bei früheren Untersuchungen an ToB festgestellt wurde [9]. In der Versuchsphase mit 50 kN Oberlast zeigt sich erwartungsgemäß ein deutlicher Anstieg der Verformungen, mit zunehmenden Lastwechseln jedoch ebenfalls abklingend (Bild 12). Im halblogarithmischen Maßstab stellt sich das plastische Verformungsverhalten der ToB bei 35 kN Oberlast in einer linearen Zunahme dar (Bild 13). Eine Reihung der untersuchten ToB bezüglich Zunahme der Verformung und bleibender Verformung (Bild 14) ermöglicht eine erste vergleichende Bewertung und stellt sich wie folgt dar:
S1 (gering) – S2 – Km – Kg – KTS (am größten).  

Bild 12: Verformung bei 2 kN Unterlast beim Dauerschwellversuch mit 35 bzw. 50 kN Oberlast auf den ToB, Messort P1 und P2, lineare Teilung der Lastwechselzahl

Bild 13: Verformung bei 2 kN Unterlast beim Dauerschwellversuch mit 35 bzw. 50 kN Oberlast auf den ToB, Messort P1; logarithmische Teilung der Lastwechselzahl

Bild 14: Bleibende Verformung nach dem Dauerschwellversuch mit Lastplatte auf ToB und Steigungsrate der Verformung, Mittelwert aus zwei Versuchen

7.2   Dauerschwingversuch mit Betonplatte

Der zeitliche Verlauf der Einsenkung der beiden Fugenränder ist beim Dauerschwingversuch an der Fuge der Betonplatte im Bild 10 dargestellt. Deutlich zu sehen ist die langsamere Belastung und schnelle Entlastung der befahrenen Platte (orange) sowie die schnelle Belastung und langsamere Entlastung der danach befahrenen Platte (s. Bild 1).

Die Zunahme der bleibenden Einsenkung der Fugenränder [mm/log(n)] bei Versuchsphase 1 mit 0,2 mm Schwingweite ist etwa proportional zur Zunahme beim Dauerschwellversuch mit Lastplatte (Bilder 14 und 16). Wie in früheren Versuchen [9] zeigt die Kiestragschicht KTS das ungünstigste Verformungsverhalten. Eine ausführliche Beschreibung dieser Versuchsergebnisse ist in [4] enthalten.

Die gezielte Wasserzugabe über die Fuge führte zu einer starken Zunahme der bleibenden Verformung. Im Verlauf der Einsenkung beim Dauerschwingversuch fällt bei allen ToB der starke Anstieg bei Versuchsphase 2 b auf (Bild 15), in der mit der Wasserzugabe über die Fuge begonnen wurde (Faktor 1 bis 2,5).

Die Reihung der ToB anhand der bleibenden Verformung (Bild 16) stimmt mit den Ergebnissen der Dauerschwellversuche auf der ToB (Ziff. 7.1) gut überein.

Bild 15: Einsenkung am Fugenrand 1 mit Last P1 und am Fugenrand 2 mit Last P2, jeweils bei Unterlast im Dauerschwingversuch mit > 3 Mio. LW, 4 Versuchsphasen   

Bild 16: Bleibende Verformung nach dem Dauerschwingversuch mit ToB unter Betonplatten und Steigungsrate in Phase 1

Die größere Einsenkung und bleibende Einsenkung am „zuletzt befahrenen“ Fugenrand steht in Übereinstimmung mit den Beobachtungen der Stufenbildung in situ (in Fahrtrichtung abwärts), ebenso das dort stärkere Freilegen der groben Gesteinskörnung an der Oberseite infolge Pumpens (Bilder 17 und 18). Dies unterstreicht die Wirksamkeit der gewählten phasenverschobenen Belastung und Versuchsanordnung. Besonders bei der Kiestragschicht Kg war die Auswirkung des Pumpens besonders stark (Bild 17).

Bei den früheren Dauerschwellversuchen auf ToB bewirkte ein gebrochener Anteil von
mindestens 15 % (Gesteinskörnung > 5 mm) eine Reduzierung der bleibenden Verformung gegenüber einer KTS aus ungebrochener Gesteinskörnung. Deshalb ist eine weitere
Verbesserung von Km durch einen gebrochenen Anteil auch > 8 mm zu erwarten. Die modifizierte Kiestragschicht Km mit gebrochenen Korngruppen unter 8 mm schneidet günstiger ab gegenüber einem gebrochenem Kornanteil über 8 mm (Kg). Dies bedeutet, dass eine gebrochene feine Gesteinskörnung das elastisch-plastische Verhalten einer ToB günstig beeinflusst.

Bild 17: Freigelegte Oberfläche der modifizierten Kiestragschicht Km nach dem Dauerschwingversuch mit Wasserzugabe; simulierte Fahrtrichtung; das weiße Maßband markiert den Verlauf der – zunächst als verdübelt, dann in der Schlussphase als unverdübelt simulierten – Fuge

Bild 18: Freigelegte Oberfläche der Kiestragschicht KT vor und nach dem Dauerschwingversuch mit Wasserzugabe, Angabe der simulierten Fahrtrichtung von rechts nach links
Eine Feinkornumlagerung an die Unterseite der ToB oder tendenzielle Veränderung der Wasserdurchlässigkeit auf der ToB (Bild 20) vor und nach dem Dauerschwingversuch war nicht festzustellen. Der mit dem Doppelring-Infiltrometer (Bild 19) gemessene Wasserdurchlässigkeitsbeiwert entspricht nach [10] dem Durchlässigkeitsbereich „stark durchlässig“
(Bild 20).

Bild 19: Messen der Wasserdurchlässigkeit der ToB/STSuB im Großprüfstand mit dem Doppelring-Infiltrometer

Bild 20: Durchlässigkeitsbeiwerte der ToB vor und nach dem Dauerschwingversuch mit > 3 Mio. LW als Mittelwert aus 3 Messorten, und Ergebnis aus Laborversuch

Bei der Bestimmung des CBR-Wertes wurde auf das abgesiebte Baustoffgemisch 0/22 der ToB eine konzentrierte Druckspannung von 6 bis 13 N/mm² bei 2,5 mm Weg eingeleitet und ist ca. um den Faktor 100 größer als die spätere Beanspruchung unter der Betondecke (Bild 21). Bei der Versuchsreihe war der CBR-Wert kein geeignetes Kriterium für die Beurteilung der Tragfähigkeit einer ToB unter Betondecken.

Von den untersuchten Kiestragschichten wies eine modifizierte Kiestragschicht die beste Eignung für die Anwendung unter einer Betondecke auf. Das korngestufte Baustoffgemisch bestand aus gebrochener Gesteinskörnung < 8 mm (Korngruppe 0/2 mm gewaschen) und ungebrochener Gesteinskörnung > 8 mm, Erweiterung des Sieblinienbereichs von STSuB bei 2 mm von 28 auf 31 %, Feinanteil < 0,063 mm im eingebauten Zustand < 5 M.-%, Wasserdurchlässigkeit in der Laborprüfung mit Durchlässigkeitsbeiwert k ≥ 5,4 • 10-5 m/sec.

Bild 21: Vertikale Druckspannung auf ToB beim CBR-Versuch, beim Plattendruckversuch und im Betondeckensystem Verkehrslast

Bild 22: Auswirkung des Ev2-Wertes der ToB auf die Beanspruchung eines Betondeckensystems entsprechend Bauklasse SV

8     Ausblick

Eine theoretische Untersuchung zeigte, dass eine Reduzierung des EV2-Wertes einer ToB von 180 auf 150 N/mm² unter Verkehrslast nur eine geringe Spannungserhöhung in der Betondecke herbeiführt (Bild 22).

Bei einer modifizierten KTS mit einem entsprechend optimierten Anteil an gebrochener Gesteinskörnung kann auch bei Auflagerung auf einer Frostschutzschicht die Anforderung an den Verformungsmodul auf der Oberfläche der ToB mit EV2 ≥ 150 N/mm² beibehalten werden.

Im Rahmen einer Betondecken-Versuchsstrecke sollte die modifizierte Kiestragschicht 0/32 „Km“ unter Baustellenbedingungen erprobt werden, insbesondere hinsichtlich Transport, Einbau und Standfestigkeit [11]. Eine Anwendung wird auch als ungebundene Tragschicht unter einer Festen Fahrbahn [12] gesehen, die beinahe ausschließlich mit durchgehender Bewehrung der Betontragplatte, aber neuerdings als unbewehrte Betonplatten mit verdübelten Scheinfugen ausgeführt wird (Bild 23).

Bild 23: Feste Fahrbahn System Rheda mit verdübelten Scheinfugen der unbewehrten Betonplatten auf Schottertragschicht; Quelle: Railone

Literaturverzeichnis

1     Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaues von Verkehrsflächen (RStO 01), Ausgabe 2001, Köln FGSV 499

2     Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Technische Lieferbedingungen für Baustoffgemische und Böden zur Herstellung von Schichten ohne Bindemittel im Straßenbau (TL SoB-StB 04), Ausgabe 2004, Köln, FGSV 697

3     Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für den Bau von Schichten ohne Bindemittel im Straßenbau (ZTV SoB-StB 04), Ausgabe 2004, Köln, FGSV 698

4     Leykauf, G.; Birmann, D.; Weller, O.: Dicke Betondecke auf Schichten ohne Bindemittel (SoB/STSuB); Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen – Straßenbau – Heft S 55, 2008 (ISSN 0943-9323, ISBN 978-3-86509-835-1) 28 S.

5     Eisenmann, J.; Leykauf, G.: Betonfahrbahnen – 2. Auflage. Handbuch für Beton-, Stahlbeton- und Spannbetonbau; Verlag Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin (2003) ISBN
3-433-01241-1

6     Birmann, D.: Einfluss hydraulisch gebundener Tragschichten auf die Beanspruchung von Betondecken – Experimentelle und theoretische Untersuchungen unter besonderer Berücksichtigung der Randbelastung; Mitteilungen des Prüfamtes für Bau von Landverkehrswegen der Technischen Universität München, Heft 35, 1981

7     Birmann, D.: Bewertung von Betondecken für eine Sanierung mit einer dünnen Asphaltdecke; Mitteilungen des Prüfamtes für Bau von Landverkehrswegen der TU München, Heft 70, S. 5–12, 1997

8     Eisenmann, J.; Birmann, D.: Experimentelle Untersuchung des Abriebes und der Erosion von gebundenen Tragschichten unter Betondecken; Erosion zementgebundener Tragschichten unter Betondecken; Forschung Straßenbau und Straßenverkehrstechnik, Heft 725, 1996

9     Leykauf, G.; Birmann, D.: Kies und Sand im Verkehrswegebau – neue Erkenntnisse und Entwicklungen – In: Kies + Sand Gesteins-Perspektiven (2004) 2, S. 28

10   Merkblatt für wasserdurchlässige Befestigungen von Verkehrsflächen, Ausgabe 1998, FGSV 947

11   Lechner, B.: Dimensionierung und konstruktive Durchbildung von Feste-Fahrbahn-Systemen mit Tragschichten ohne Bindemittel; ZEVrail Glasers Annalen 131 (2007)
S. 292–302

12   Fleischer, W.: Forschung und Entwicklung im Betonstraßenbau von 2007 bis 2009; Straße und Autobahn 60 (2009) Heft 12 S. 779–792